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Dieter Timpe 3 November 1931 in Halle an der Saale 19 April 2021 in Wurzburg war ein deutscher Althistoriker Er lehrte von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1997 als Professor fur Alte Geschichte an der Universitat Wurzburg In der Fachwelt trat Timpe mit Studien zur antiken Geschichtsschreibung zum romischen Prinzipat zu den Aussenbeziehungen Roms und zu den Germanen hervor Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenDieter Timpe verlor seinen Vater im Zweiten Weltkrieg Im April 1950 wurde er an der zur Franckeschen Stiftungen gehorenden Latina mit politisch ideologischer Begrundung vom Abitur ausgeschlossen die Familie ging daraufhin von Halle nach Berlin Dort legte Timpe die Reifeprufung ab Er studierte ab 1950 die Facher Klassische Philologie und Geschichte an den Universitaten Berlin Basel und Freiburg i Br Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Im Jahr 1956 wurde er mit der Dissertation Untersuchungen zur Kontinuitat des fruhen Prinzipats in Freiburg bei Herbert Nesselhauf promoviert Es war dort die erste Promotion in Alter Geschichte seit 1933 1 Nach der Promotion war er Assistent von Nesselhauf Im Jahr 1963 habilitierte er sich mit einer unpubliziert gebliebenen Habilitationsschrift uber die Geschichte der politischen Beziehungen zwischen Romer und Partherreich Zum Sommersemester 1964 wurde er ordentlicher Professor an der Christian Albrechts Universitat zu Kiel wechselte aber nach nur einem Semester an die Julius Maximilians Universitat Wurzburg Dort lehrte Timpe vom Wintersemester 1964 bis zu seiner Emeritierung 1997 als Professor fur Alte Geschichte Berufungen nach Bonn und Tubingen lehnte er ab Akademische Schuler Timpes waren unter anderem Walter Ameling Matthaus Heil Peter Hogemann und Peter Weiss Zu den Schwerpunkten seiner wissenschaftlichen Tatigkeit zahlten die antike Historiographie die romisch germanischen Beziehungen und das antike Christentum Timpe verfasste zahlreiche Standardwerke zur fruhen Prinzipatszeit die sich vor allem mit der Varusschlacht Publius Quinctilius Varus Arminius und der Abberufung des Germanicus im Jahr 16 beschaftigten Den Beginn der Offensiven des Drusus 12 v Chr sah er nicht als Auftakt zu imperialistischer Aggressivitat sondern in Massnahmen zur Sicherung der Grenzen Galliens begrundet 2 Er untersuchte die Zeit vom Weggang des Tiberius aus Germanien bis zur Statthalterschaft des Varus und kam zum Ergebnis dass zwischen 4 und 9 die zivilisatorische Erschliessung und damit die politische Durchdringung des Landes vorangetrieben wurde 3 Er konnte sich dabei auf Cassius Dio stutzen In jungerer Zeit untermauern Ausgrabungen in Lahnau Waldgirmes seine These Seine Forschungen zur Germanienpolitik weitete er thematisch noch weiter aus Er befasste sich auch mit der ethnologischen Begriffsbildung in der Antike der Bedeutung und Problematik des Germanenbegriffs uber die Kimberntradition bis zum Bataveraufstand in der Sicht des Tacitus Die Beschaftigung mit Tacitus fuhrte auch zur intensiven Auseinandersetzung mit der romischen und antiken Historiographie die in die Aufsatzsammlung Romano Germanica Gesammelte Studien zur Germania des Tacitus von 1995 und in die weit in die Spatantike ausgreifende Monographie Romische Geschichte und Heilsgeschichte von 2001 mundete Timpe stellte 1970 in seinen Arminiusstudien erstmals die These auf der Cheruskerfurst Arminius sei in Wirklichkeit der Anfuhrer regularer romischer Auxiliareinheiten gewesen Dies sei unter dem romischen Kaiser Augustus verschwiegen worden um davon abzulenken dass die Rebellion aus der Mitte des eigenen Heeres kam Denn damit ware eine der Grundstutzen der augusteischen Strategie in Frage gestellt worden namlich die Stutzung und Inanspruchnahme grosserer germanischer Auxiliartruppen Die Ansicht dass meuternde germanische Hilfstruppen an den Kampfen gegen die Romer zumindest beteiligt waren wird heute von den meisten Historikern geteilt Timpe wurde 1969 zum ordentlichen Mitglied der Philosophisch historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewahlt 4 Er war ausserdem korrespondierendes Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften ab 1990 5 sowie ordentliches Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts Der Universitat Halle blieb er ein Leben lang verbunden Er ubernahm hier nach 1990 die Leitung der Ausserordentlichen Berufungskommission und mehrere Semester gab er gleichzeitig althistorische Veranstaltungen in Halle und Wurzburg Erfolgreich setzte er sich fur die Wiedereinrichtung der Professur fur Alte Geschichte ein die in der Dritten Hochschulreform der DDR 1968 gestrichen worden war Die Universitat Halle verlieh ihm aufgrund seiner Verdienste im Sommersemester 2000 die Ehrendoktorwurde Dieter Timpe starb im April 2021 im Alter von 89 Jahren 6 Schriften Auswahl BearbeitenAufsatzsammlungen Romisch germanische Begegnung in der spaten Republik und fruhen Kaiserzeit Voraussetzungen Konfrontationen Wirkungen Gesammelte Studien Beitrage zur Altertumskunde Band 233 Saur Munchen 2006 ISBN 978 3 598 77845 2 Rezension in sehepunkte Antike Geschichtsschreibung Studien zur Historiographie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 ISBN 978 3 534 19353 0 Monographien Untersuchungen zur Kontinuitat des fruhen Prinzipats Franz Steiner Stuttgart 1962 Geschichte der politischen Beziehungen zwischen Romer und Partherreich Habilitationsschrift Freiburg i Br 1963 Der Triumph des Germanicus Untersuchungen zu den Feldzugen der Jahre 14 16 n Chr in Germanien Habelt Bonn 1968 Arminius Studien Winter Heidelberg 1970 Romano Germanica Gesammelte Studien zur Germania des Tacitus Teubner Stuttgart 1995 ISBN 3 519 07428 1 Romische Geschichte und Heilsgeschichte Hans Lietzmann Vorlesungen Band 5 De Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 016942 8 Literatur BearbeitenHans Erich Stier Buchbesprechung zu Dieter Timpes Arminius Studien In Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde Band 41 1972 S 371 f Andreas Mehl Dieter Timpe In Gnomon Band 94 2022 S 284 288 Rene Pfeilschifter Dieter Timpe 1931 2021 In Historische Zeitschrift Band 315 2022 S 385 394 Martin Zimmermann Dieter Timpe 03 11 1931 19 04 2021 In Bayerische Akademie der Wissenschaften Jahrbuch 2021 Munchen 2022 S 94 online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Dieter Timpe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Mitgliedsseite Timpes bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit FotoAnmerkungen Bearbeiten Eckhard Wirbelauer Alte Geschichte und Klassische Archaologie In Eckhard Wirbelauer Hrsg Die Freiburger Philosophische Fakultat 1920 1960 Mitglieder Strukturen Vernetzungen Freiburger Beitrage zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte NF Band 1 Freiburg Breisgau 2006 S 111 237 hier S 124 Dieter Timpe Zur Geschichte der Rheingrenze zwischen Caesar und Drusus In Eckard Lefevre Hrsg Monumentum Chiloniense Studien zur augusteischen Zeit Amsterdam 1975 S 124 174 Dieter Timpe Zur Geschichte und Uberlieferung der Okkupation Germaniens unter Augustus In Saeculum Band 18 1967 S 278 293 hier S 289 Mitgliedseintrag von Prof Dr Dieter Timpe mit Bild bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 25 Februar 2016 Mitgliedseintrag bei der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Vgl Anzeige auf der Seite des Instituts fur Alte Geschichte der Universitat Wurzburg Todesanzeige In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15 Mai 2021 Inhaber der Professuren fur Alte Geschichte an der Universitat Wurzburg Lehrstuhl Georg Friedrich Unger 1877 1900 Ulrich Wilcken 1900 1903 Julius Kaerst 1903 1929 Joseph Vogt 1929 1936 Alexander Schenk Graf von Stauffenberg 1936 1942 Wilhelm Ensslin 1943 1952 Hermann Bengtson 1952 1963 Dieter Timpe 1964 1997 Karlheinz Dietz 1998 2012 Rene Pfeilschifter seit 2012 Professur Hans Joachim Gehrke 1982 1984 Karlheinz Dietz 1985 1998 Normdaten Person GND 132703858 lobid OGND AKS LCCN n89655919 VIAF 39420969 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Timpe DieterKURZBESCHREIBUNG deutscher AlthistorikerGEBURTSDATUM 3 November 1931GEBURTSORT Halle an der SaaleSTERBEDATUM 19 April 2021STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dieter Timpe amp oldid 236156980