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Cimbern ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur heutigen bairischen Sprachminderheit in Norditalien siehe Zimbern Die Kimbern oder Zimbern fruher auch Cimbern geschrieben lateinisch Cimbri altgriechisch Kimbroi Kimbroi waren ein germanischer Volksstamm der mutmasslich aus dem nordlichen Jutland stammte siehe auch Himmerland Gemeinsam mit den Teutonen und Ambronen zogen sie um das Jahr 120 v Chr aus ihrem Siedlungsgebiet im Norden Mitteleuropas nach Suden Kimbernkriege Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Nahere Darstellung 2 1 Auszug aus dem ursprunglichen Siedlungsgebiet 2 2 Erstes Treffen mit den Romern Schlacht bei Noreia 2 3 Weiterzug nach Gallien 2 4 Weiterzug auf die Iberische Halbinsel und nach Italien 2 5 Der Untergang der Kimbern und Teutonen 3 Historische Bedeutung der Kimbern 4 Die Bedeutung der Kimbern und Teutonen fur die Sprachwissenschaft 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenQuellen BearbeitenWesentliche Informationen uber die Kimbern Teutonen und Ambronen stammen aus dem Leben des Marius einer Biographie des Marius vom griechischen Geschichtsschreiber Plutarch 1 Die Romer benutzen um 100 v Chr das Wort Germanen nicht fur die Kimbern und Teutonen auch wenn sie heute zu selbigen gezahlt werden Sie sprachen von den Cimbri Teutonique Der Begriff Germanen wurde wahrscheinlich zuerst von dem Griechen Poseidonios im 30 Buch seiner Historien ca 80 v Chr spater dann von Gaius Julius Caesar fur die Stamme jenseits des Rheins verwendet Plutarch hatte sein Kimbernbild wahrscheinlich aus den Memoiren des Sulla des Catulus des Publius Rutilius Rufus sowie den Historien des Poseidonios 2 Nach Plutarch waren 300 000 kampffahige Manner im Tross Allerdings wird diese Zahl von vielen heutigen Historikern angezweifelt Bei 300 000 kampffahigen Mannern musste das gesamte ziehende Volk der Kimbern uber eine Million Menschen betragen haben Es wird aber fur das gesamte Gebiet zwischen Rhein und Elbe nur eine Bevolkerung von drei bis vier Millionen angenommen Viele Forscher gehen deshalb davon aus dass die romischen Geschichtsschreiber stark ubertrieben haben und die Kimbern insgesamt nur eine Kopfstarke von 150 000 hatten Viele historische Quellen zu den Kimbern gelten als unglaubwurdig dienten sie doch dazu den Feldherrn Marius als Retter Italiens darzustellen Caesar bezeichnete spater den Stamm der Aduatuker als Nachkommen der Kimbern und Teutonen Danach seien die Aduatuker Nachfahren der 6000 Mann Schutzwache die bei den Plunderungszugen der Kimbern und Teutonen 113 105 v Chr zur Bewachung ihres Hab und Gutes zuruckgelassen worden waren Nach zahlreichen viele Jahre andauernden Auseinandersetzungen mit den Nachbarstammen hatten sie nach einem Friedensschluss das Gebiet um die befestigte Stadt am Mont Falhize zum Wohnsitz gewahlt 3 Tacitus erwahnte die Kimbern im 37 Kapitel seiner Germania 4 Nahere Darstellung BearbeitenAuszug aus dem ursprunglichen Siedlungsgebiet Bearbeiten nbsp Wanderzuge der Kimbern und TeutonenDie antiken Quellen geben eine Sturmflut als Ursache fur die Auswanderung der Kimbern Teutonen und Ambronen an Doch vermutlich kamen Klimaveranderungen hinzu Nach einer Warmephase zwischen 2000 und 800 v Chr kuhlte sich das Klima in Nordeuropa ab Als Folge davon kam es zu Ernteausfallen und Hungersnoten die die Bevolkerung dazu zwangen nach fruchtbarem Land zu suchen Ihr Zug nach Suden fuhrte sie nach Bohmen wo sie auf die Boier gestossen sein mussen Schlesien und Mahren dann ins Gebiet der Skordisker im Donau Savegebiet und schliesslich in die Ostalpen wo Noriker und Taurisker ansassig waren 5 Erstes Treffen mit den Romern Schlacht bei Noreia Bearbeiten Im Jahre 113 v Chr trafen Kimbern Teutonen und Ambronen in der heutigen Steiermark zum ersten Mal auf Romer Der romische Konsul Gnaeus Papirius Carbo liess die Alpenpasse sperren um die Germanen am Marsch in Richtung Rom zu hindern Obwohl die Germanen versprachen friedlich weiterzuziehen und nach Siedlungsland zu suchen lockten die Romer sie in eine Falle Carbo gab ihnen Fuhrer mit die ihnen angeblich behilflich sein sollten geeignetes Siedlungsland zu finden Von Carbo hatten die Fuhrer jedoch die Anweisung einen langeren Umweg zu machen damit er sie aus dem Hinterhalt angreifen konnte Wahrend die Kimbern in der Nahe von Noreia rasteten griffen zwei romische Legionen mit einer Starke von 12 000 Mann an Sie wurden in der Schlacht von den Germanen vernichtend geschlagen Nur ein einsetzendes Gewitter konnte das romische Heer vor der totalen Vernichtung retten Aus Angst der Gott Donar konnte den Himmel einsturzen lassen flohen die Germanen Historische Quellen hierfur sind insbesondere Appian und Strabo Weiterzug nach Gallien Bearbeiten Darauf zogen die Kimbern Teutonen und Ambronen uber Helvetien nach Gallien wo sie im Jahre 109 v Chr nahe der italienischen Grenze wiederum siegreich waren diesmal gegen Marcus Iunius Silanus Die Tiguriner ein helvetischer Stamm der sich ihnen angeschlossen hatte schlugen 107 v Chr die Romer unter Lucius Cassius Longinus Schlacht bei Agen 105 v Chr folgte ein weiterer Sieg gegen Quintus Servilius Caepio in der Nahe von Arausio Orange Weiterzug auf die Iberische Halbinsel und nach Italien Bearbeiten Eine mehrere Jahre dauernde Wanderung nach Westen brachte die Stamme bis auf die Iberische Halbinsel bevor sie sich wieder Richtung Italien wandten Hier trennten sich die Teutonen und Ambronen von den Kimbern Erstere zogen von Westen letztere von Norden nach Italien ein Diese Trennung sollte das Schicksal der Stamme besiegeln Der Untergang der Kimbern und Teutonen Bearbeiten 102 v Chr wurden die Teutonen unter Teutobodus oder Teutobuches und Ambronen von Gaius Marius bei Aquae Sextiae heute Aix en Provence besiegt 101 v Chr unterlagen die Kimbern unter Boiorix in der Poebene bei Vercellae den Truppen des Marius und denen des Quintus Lutatius Catulus mit uber 50 000 Soldaten Historische Bedeutung der Kimbern BearbeitenDie Kimbern stellen mit ihrem Zug durch Europa die erste einer langen Reihe von Konfrontationen zwischen den Germanen und dem Romischen Reich dar Zu dieser Zeit brachte Rom sie aber eher mit den Galliern als mit den Germanen in Verbindung Erst Caesar der alle Volker ostlich des Rheins als Germanen ansah verwendete diesen Begriff ca 50 Jahre spater in seinem Werk De Bello Gallico Dies kann jedoch durchaus als nachtragliche politische Namensgebung aufgefasst werden 6 Die Beschreibung der Kimbern pragte das antike aber auch das moderne klischeehafte Germanenbild vom blonden grossen und wilden Volk Zeitzeugenberichte existieren nicht Plutarch beschreibt sie jedoch als uberaus zahlreich schrecklich anzuschauen und mit lauter Stimme beinahe tiergleich Der Zug der Kimbern wird in der Antike durchweg als barbarischer Raubzug beschrieben Dies muss aus heutiger Sicht allerdings kritisch betrachtet werden So sieht die moderne Forschung den Zug der Kimbern eher als Migrationsbewegung einzelner Stamme auf der Suche nach Siedlungsland denn als Raubzug 7 Die Bedeutung der Kimbern und Teutonen fur die Sprachwissenschaft BearbeitenDer Name der Kimbern und Teutonen wird bei romischen Schriftstellern ausnahmslos als cimbri teutonique wiedergegeben was aus linguistischer Sicht uberraschend ist Zu erwarten ware vielmehr die Schreibung chimbri theudonique jedenfalls wenn im Heimatgebiet dieser Volker um 120 v Chr die Erste Lautverschiebung bereits vollzogen gewesen ware 8 Diese bewirkte namlich u a die Veranderung von anlautend k zu ch und t zu th Auch der Diphthong eu im Stammesnamen teutoni ist archaisch in spater uberlieferten germanischen Texten und Inschriften einschliesslich der bei antiken Schriftstellern als Fremdworter uberlieferten germanischen Lexeme und Namen erscheint indogermanisch eu durchgehend als iu 9 Diese Beobachtung hat zusammen mit einigen weiteren Hinweisen zu der Hypothese gefuhrt dass das von den Kimbern und Teutonen gesprochene Idiom die Erste Lautverschiebung noch nicht vollzogen habe sondern es sich dabei um spates Pragermanisch und nicht um eine Form der in der Literatur als urgermanisch bezeichneten Sprache gehandelt habe 10 Allerdings sind andere Erklarungen denkbar etwa eine Vermittlung dieser Namen durch das Keltische Siehe auch BearbeitenKimbrische Halbinsel Mercurius Cimbrianus Liste der germanischen StammeLiteratur BearbeitenBruno Bleckmann Die Germanen C H Beck 2009 ISBN 978 3 406 58476 3 Wolfram Euler Konrad Badenheuer Sprache und Herkunft der Germanen Abriss des Protogermanischen vor der Ersten Lautverschiebung London Hamburg 2009 ISBN 978 3 9812110 1 6 Gunter Neumann Thomas Grunewald Jes Martens Kimbern In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 16 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016782 4 S 493 504 Walter Pohl Die Germanen Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2004 S 11 f ISBN 3 486 56755 1 Anders D Borglum Cristiano Vernesi Peter K A Jensen Bo Madsen Annette Haagerup Guido Barbujani No signature of Y chromosomal resemblance between possible descendants of the Cimbri in Denmark and Northern Italy in American Journal of Physical Anthropology 132 II 2007 S 278 284 Christian Liebhardt Der Zug der Kimbern und Teutonen Hintergrunde Ablauf und Ruckschlusse Saarbrucken 2013 Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Altgermanische Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma Herausgegeben von Hermann Reichert Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 Philologica Germanica 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kimber Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Plutarch Marius Vgl Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 23 S 215 De bello Gallico II 29 consensu eorum omnium pace facta hunc sibi domicilio locum delegerant Tacitus Germania Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Vgl POHL 2004 S 11 f Vgl Sebastian Brather Ethnische Interpretation in der fruhgeschichtlichen Archaologie In Reallexikon der germanischen Altertumskunde Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 018040 5 S 180 Google Books Vgl Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 23 S 215 Euler 2009 S 12 f Vgl Euler 2009 S 77 und 79 Euler 2009 S 66 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kimbern amp oldid 236874010