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Julius Kaerst 16 April 1857 in Grafentonna 3 Januar 1930 in Wurzburg war ein deutscher Historiker Er beschaftigte sich besonders mit dem Hellenismus der Universalgeschichte und der Deutschen Frage Julius Kaerst Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKaerst wurde als Sohn eines Pfarrers in Grafentonna bei Gotha geboren und besuchte ab 1869 das Gymnasium Ernestinum in Gotha Wie in seinem Reifezeugnis von Ostern 1874 hervorgehoben wird entwickelte er bereits wahrend der Schulzeit ein reges Interesse am Fach Geschichte So bezog Kaerst die Universitat Jena um dort Geschichte Klassische Philologie und Philosophie zu studieren Zu seinen akademischen Lehrern wahrend seiner sechs Jenaer Semester zahlten Rudolf Scholl Carl Nipperdey Wilhelm Adolf Schmidt Erwin Rohde und Rudolf Eucken Besonders pragend aber war Alfred von Gutschmid der 1876 nach Jena kam und Kaerst anregte die Geschichte des Altertums zum Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit zu machen Gemeinsam mit Gutschmid wechselte Kaerst im Fruhjahr 1877 nach Tubingen wo er mit seiner von Gutschmid angeregten Dissertation Beitrage zur Quellenkritik des Quintus Curtius Rufus promoviert wurde Nach der Promotion setzte Kaerst sein Studium an der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat fort wo er drei Semester lang Vorlesungen bei Adolf Kirchhoff Johannes Vahlen Wilhelm Wattenbach Karl Wilhelm Nitzsch Johann Gustav Droysen und Theodor Mommsen horte Am 20 Januar 1880 bestand er das Oberlehrerexamen in Geschichte Geographie Latein Griechisch und Religion Sein padagogisches Probejahr absolvierte er am Gymnasium zum Grauen Kloster und kehrte nach dessen Ablauf im Herbst 1881 in die Heimat zuruck Bis zum Fruhjahr 1897 arbeitete Kaerst am Gymnasium Ernestinum in Gotha und beschaftigte sich nebenbei intensiv mit historischen und quellenkritischen Studien Nach dem Urteil Joseph Vogts 1 spekulierte er damals auf eine akademische Karriere gab diesen Gedanken aber nach dem Tode Gutschmids 1887 auf Von seiner angestrengten padagogischen und wissenschaftlichen Arbeit wurde seine Gesundheit schliesslich angegriffen so dass Kaerst sich ab 1897 ausschliesslich der wissenschaftlichen Arbeit verschrieb Am 6 Mai 1898 habilitierte er sich an der Universitat Leipzig mit der Schrift Studien zur Entwickelung und theoretischen Begrundung der Monarchie im Altertum Nach einigen Jahren angeregter Arbeit wurde Kaerst am 14 August 1902 zum ausserordentlichen Professor in Leipzig ernannt doch schon ein Jahr spater folgte er einem Ruf der Universitat Wurzburg und bezog den dortigen Lehrstuhl fur Geschichte zum Wintersemester 1903 1904 Hier lehrte er bis zu seiner Emeritierung am 14 Januar 1929 und widmete sich bis zu seinem Tode seiner Forschungsarbeit Am 25 Februar 1927 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen gewahlt In der Nacht vom 2 zum 3 Januar 1930 starb Kaerst in Wurzburg Leistungen BearbeitenKaersts historische Forschungsarbeit hatte drei Schwerpunkte Die Geschichte des Hellenismus die Frage der Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung und der Wert und Sinn der deutschen nationalen Idee Seine Hinwendung zum Hellenismus geschah schon wahrend der Studienjahre Nach anfanglichen Einzeluntersuchungen die unter dem Einfluss von Gutschmids standen nahm Kaerst das Problem des Verhaltnisses von Alexander dem Grossen zum Hellenismus und dessen Stellung innerhalb der Geschichte des Altertums auf Seine zentralen Arbeiten hierzu sind die Monografie Forschungen zur Geschichte Alexanders des Grossen Stuttgart 1887 und der Aufsatz Alexander der Grosse und der Hellenismus Historische Zeitschrift 74 1895 S 193ff Kaersts Bemuhungen bewirkten dass das leidenschaftliche Bild Alexanders des Grossen wie es Droysen in seiner Griechischen Geschichte gezeichnet hatte revidiert und differenzierter betrachtet wurde In seiner Habilitationsschrift behandelte Kaerst das Problem der Monarchie im philosophischen Denken und politischen Handeln der Griechen und zeigte die Abwandlung der griechischen Auffassung dieser Staatsform in Hinsicht auf die spatere Zugehorigkeit zum romischen Reich Schliesslich verfasste er auch eine Geschichte des Hellenismus in der Erstauflage 1901 1909 noch Geschichte des hellenistischen Zeitalters Kaerst erlebte zwar noch eine zweite und dritte Auflage des Werkes konnte aber den geplanten dritten Band nicht mehr verfassen Kaersts Geschichtsauffassung war vom deutschen Idealismus und der romantischen Bewegung gepragt Im Gegensatz zur Aufklarung anerkannte er die Wirkmacht des Unbewussten im geschichtlichen Leben und formulierte als Aufgabe der Geschichtswissenschaft dass sie ein tiefes Verstehen der Eigenart von Menschen und Kulturen der Vergangenheit ermoglicht Damit folgte er Leopold von Ranke und Barthold Georg Niebuhr Als Programmschrift fur seine Geschichtsauffassung gilt die Abhandlung uber Die universalhistorische Auffassung in ihrer besonderen Anwendung auf die Geschichte des Altertums Historische Zeitschrift 83 1899 S 123ff in der er das Bestreben bekampfte die Geschichte des Altertums losgelost von den ubrigen geographischen und zeitlichen Raumen zu betrachten Er setzte sich mit Nachdruck fur eine universalgeschichtliche Auffassung der Geschichte des Altertums ein und formulierte dieses Anliegen auch in der Abhandlung Die Geschichte des Altertums im Zusammenhange der allgemeinen Entwickelung der modernen historischen Forschung Neue Jahrbucher fur das klassische Altertum 5 1902 S 32ff Sein Vorhaben seine verstreuten historischen Schriften in einer Monografie unter dem Titel Universalgeschichte zusammenzufassen kam nicht mehr zur Ausfuhrung Von seiner Beschaftigung mit Nation und Weltreich im Altertum und seiner universalhistorischen Auffassung ruhrte auch sein Bemuhen um eine geschichtliche Begrundung der deutschen nationalen Idee Seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs beschaftigte sich Kaerst mit der Entstehung der Nationalstaaten in Europa und besonders mit der Deutschen Frage Die Reichsgrundung 1871 hob er als gluckliche Verwirklichung des deutschen Nationalstaates hervor und charakterisierte sie als Verschmelzung des preussischen staatlichen Machtgedankens mit dem Reichtum und der inneren Freiheit deutscher Bildung 2 Die Grundlage des deutschen nationalen Wesens suchte er in der Reformation und im deutschen Idealismus Die problematische Stellung Deutschlands in der Welt der Zwischenkriegsjahre behandelte Kaerst in dem Aufsatz Weltgeschichte Antike und deutsches Volkstum Gnomon 1 1925 214ff Werke BearbeitenGeschichte des hellenistischen Zeitalters 2 1 Das Wesen des Hellenismus Teubner Leipzig 1909 Digitalisat Literatur BearbeitenJoseph Vogt Julius Kaerst In Gnomon Band 6 1930 S 238 240 Derselbe Herausgeber Universalgeschichte Abhandlungen von Julius Kaerst Stuttgart 1930 S VII XX mit Nachruf Portrat und Schriftenverzeichnis Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Julius Kaerst Quellen und Volltexte Werke von und uber Julius Kaerst in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur von und uber Julius Kaerst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Julius Kaerst an der Universitat Leipzig Wintersemester 1898 bis Wintersemester 1903 Einzelnachweise Bearbeiten Vogt 1930 IX zitiert nach Joseph Vogt 1930 XIXInhaber der Professuren fur Alte Geschichte an der Universitat Wurzburg Lehrstuhl Georg Friedrich Unger 1877 1900 Ulrich Wilcken 1900 1903 Julius Kaerst 1903 1929 Joseph Vogt 1929 1936 Alexander Schenk Graf von Stauffenberg 1936 1942 Wilhelm Ensslin 1943 1952 Hermann Bengtson 1952 1963 Dieter Timpe 1964 1997 Karlheinz Dietz 1998 2012 Rene Pfeilschifter seit 2012 Professur Hans Joachim Gehrke 1982 1984 Karlheinz Dietz 1985 1998 Normdaten Person GND 118984292 lobid OGND AKS LCCN n87803754 VIAF 40178531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaerst JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 16 April 1857GEBURTSORT GrafentonnaSTERBEDATUM 3 Januar 1930STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Kaerst amp oldid 233334196