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Rudolf Scholl 1 September 1844 in Weimar 10 Juni 1893 in Munchen war ein deutscher klassischer Philologe der als Professor in Greifswald 1872 1874 Jena 1874 1876 Strassburg 1876 1885 und Munchen 1885 1893 lehrte Er ist besonders durch seine Arbeiten auf dem Gebiet des griechischen Rechts sowie der griechischen Redner und Geschichtsschreiber bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium in Gottingen und Bonn 1 2 Aufenthalt in Italien 1 3 Erste akademische Stationen in Deutschland Berlin Greifswald Jena 1 4 Professor in Strassburg und Munchen 2 Leistungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRudolf Scholl wurde 1844 als zweiter Sohn des Leiters der Kunstanstalten zu Weimar Adolf Scholl geboren Seine Mutter war Johanna geb Henle die Schwester des Gottingern Anatomen Jakob Henle Der Einfluss der hochgebildeten Familie fuhrte den jungen Rudolf Scholl schon fruh an die Literatur der Antike heran denn der Vater ein Freund des in Griechenland verstorbenen Altertumswissenschaftlers Karl Otfried Muller beschaftigte sich intensiv mit der klassischen deutschen englischen und griechischen Literatur Studium in Gottingen und Bonn Bearbeiten So begann Rudolf Scholl nach der Reifeprufung im Sommersemester 1862 Klassische Philologie Deutsch und Geschichte an der Universitat Gottingen zu studieren Hier pragten ihn besonders Ernst Curtius und Hermann Sauppe unter deren Einfluss sich Scholl den attischen Rednern und der Epigraphik zuwandte Zu seinen Kommilitonen zahlten Wilhelm Dittenberger Ulrich Kohler und Albert von Bamberg Im Sommersemester 1865 wechselte Scholl an die Universitat Bonn wo Otto Jahn und Friedrich Ritschl zwar keinen bestimmenden Einfluss auf ihn hatten ihn aber in methodischer Hinsicht forderten Er wandte sich hier unter der Leitung des Juristen Eduard Bocking dem griechischen Recht zu Seine Dissertation uber die Zwolftafelgesetze mit der er noch im November 1865 promoviert wurde stand noch unter dem Einfluss seines Vaters Gustav Adolf Scholl Die erste These Sophocles non docuit nisi tetralogias Sophokles hat ausschliesslich Tetralogien aufgefuhrt vertrat er im bewussten Widerspruch zu seinen Bonner Lehrern 1 Aufenthalt in Italien Bearbeiten Nach dem Studium absolvierte Scholl von 1866 bis 1867 das Probejahr am Wilhelmsgymnasium in Berlin Hier kam er mit dem Altertumsforscher und Wissenschaftsorganisator Theodor Mommsen zusammen der auf Scholl durch seine Dissertation aufmerksam geworden war 2 Er verschaffte ihm eine Stelle am Corpus Inscriptionum Latinarum und nahm ihn 1867 mit auf eine Studienreise nach Verona Von da an wandte sich Scholl ganz der akademischen Laufbahn zu Er blieb langer als geplant in Italien und nutzte die Zeit zu Forschungsarbeiten Die Wiener Akademie beauftragte ihn durch Mommsens Vermittlung mit der Kollation einer Handschrift des Hieronymus Er erhielt eine Stelle beim preussischen Gesandten bei der italienischen Regierung in Florenz Graf Guido von Usedom als dessen Privatsekretar und Lehrer seiner Tochter Auch nach dem Ausscheiden des Grafen aus dem Dienst 1869 arbeitete Scholl einige Monate weiterhin fur ihn Wahrend dieser Jahre war Florenz die Hauptstadt des neugegrundeten italienischen Reiches Im Hause des Gesandten trafen sich Diplomaten und Gelehrte aus aller Welt Der junge Scholl entwickelte in dieser Zeit ein starkes politisches Gespur Er verfasste 1868 eine anonyme Verteidigungsschrift fur den italienischen General Alfonso La Marmora Der italienische Kronprinz stellte Scholl auch die Mittel zu kurzen Studienreisen nach Sizilien und Griechenland zur Verfugung Erst 1870 nach dem Tod seines alteren Bruders des Militaringenieurs Wilhelm Scholl 1843 1870 und dem Ausbruch des Deutsch Franzosischen Krieges kehrte Scholl nach Deutschland zuruck Erste akademische Stationen in Deutschland Berlin Greifswald Jena Bearbeiten Das vielfaltige und breite Material das Scholl wahrend seiner Jahre in Italien zusammengetragen hatte nutzte er in den folgenden Jahren fur seine akademische Laufbahn Zu Ostern 1871 habilitierte er sich in Berlin und hielt seine Antrittsvorlesung De orationibus in causa Socratis habitis scriptisve Die uber den Prozess des Sokrates gehaltenen und geschriebenen Reden Seine ersten Lehrveranstaltungen spiegelten sein wissenschaftliches Profil wider Einleitung in das Studium der attischen Redner Uber die Gesetze und Gerichte der Athener Interpretation von Thukydides Ubungen uber Xenophons Schrift vom Staate der Athener In dieser Zeit verfasste er auch einige Aufsatze darunter die Abhandlung Zur Thukydidesbiographie 1878 in der er sich gegen Ulrich von Wilamowitz Moellendorffs Aufsatz Die Thukydideslegende 1877 wandte Schon im April 1872 folgte Scholl einem Ruf zum ausserordentlichen Professor an die Universitat Greifswald wo er bis Ostern 1873 mit dem Ordinarius Adolph Kiessling in kollegialen Verhaltnissen zusammenarbeitete Im Sommer 1872 reiste er zum zweiten Mal nach Italien wo er in Florenz Material fur seine geplanten Ausgaben des Corpus iuris civilis und des Asconius sammelte Am 7 Juli 1873 wurde er zum ordentlichen Professor befordert und an verschiedenen Universitaten als Kandidat zur Berufung gehandelt 3 Zu Ostern 1874 folgte er einem Ruf nach Jena als Nachfolger von Conrad Bursian Ostern 1876 nach Strassburg als Nachfolger seines Gottinger Studiengenossen Ulrich Kohler Vorher hatte er im Fruhjahr 1875 mit seinem Lehrer Sauppe und den Archaologen Otto Luders und Carl Robert eine zweite Reise nach Griechenland unternommen bei der er nicht nur Athen sondern auch Korinth und die Argolis besuchte Scholl wurde spater zum Ehrenmitglied der Griechischen philologischen Gesellschaft in Konstantinopel ernannt Professor in Strassburg und Munchen Bearbeiten In Strassburg blieb Scholl neun Jahre lang und arbeitete in Forschung und Lehre mit seinem Kollegen Wilhelm Studemund zusammen Im Fruhjahr 1876 heiratete er Else Locher Den Hohepunkt fand seine Karriere jedoch in Munchen wohin er 1885 nach Conrad Bursians Tode berufen wurde Hier entstanden seine bedeutendsten Schriften hier hatte er entscheidenden Lehrerfolg Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn als ordentliches Mitglied die Universitat Heidelberg verlieh ihm 1886 die Ehrendoktorwurde ihrer Juristischen Fakultat In Munchen hatte Scholl auch regen Umgang mit Kunstlern und Schriftstellern darunter Franz von Lenbach und Paul Heyse Aber sein Gluck wurde von privaten Tragodien uberschattet Schon in Strassburg war sein Sohn nach der Geburt gestorben Seine 1884 geborene Tochter starb 1887 wahrend sich Scholl in Italien aufhielt Ab 1891 trat ein Herzleiden bei ihm auf das ihm die Lehrtatigkeit bald unmoglich machte Seine letzte Vorlesung im Sommersemester 1893 musste er nach einigen Wochen abbrechen Am 10 Juni 1893 starb er friedlich im Schlaf Seine Strassburger und Greifswalder Kollegen Studemund und Kiessling waren nur wenige Jahre bzw Monate vorher verstorben Auf Scholl wurden Nachrufe von seinem Bruder Fritz Scholl Ernst Fabricius Eduard Wolfflin Wilhelm von Christ Ludwig Traube und Adolf Michaelis verfasst Leistungen BearbeitenRudolf Scholls Name ist mit wenigen grossen Publikationen verbunden Viele seiner monografischen Projekte wurden durch seinen fruhen Tod verhindert Seine fruheste hervorstechende Leistung war die Ausgabe des Asconius die er gemeinsam mit Adolph Kiessling geplant und ausgefuhrt hatte Berlin 1875 Seine Ausgabe der Novellen des Justinian zu seinen Lebzeiten erschienen in vier Heften Leipzig 1880 1899 blieb unvollendet und ohne die geplanten Prolegomena Seine Ausgabe der Kommentare des Proklos zu Platons Politeia Berlin 1886 folgte dem damals einzigen bekannten Textzeugen einer spaten Renaissance Handschrift So war sie nach dem Fund einer alteren Handschrift durch Richard Reitzenstein obsolet Von 1899 bis 1901 erschien die neue Ausgabe von Wilhelm Kroll Neben diesen Editionen verfasste Scholl kleinere Schriften meist aus ausseren Anlassen Als Reaktion auf die Publikationen anderer als Fortfuhrung der Arbeit eines anderen oder als Festschrift Er verfasste Festschriften oder Festaufsatze fur Georg Friedrich Schomann 1873 seinen Vater 1875 Theodor Mommsen 1877 Hermann Sauppe 1879 und Ernst Curtius 1884 In der Lehre vertrat Scholl die Altertumswissenschaften auf breiter Basis Er las uber griechische und lateinische Rechtsaltertumer griechische Epigraphik und griechische Geschichte Er hielt auch methodische Vorlesungen uber die Textkritik In seinen Vorlesungen und Seminaren behandelte er vornehmlich die Autoren Lysias Andokides und Thukydides daneben auch Homer Odyssee Hesiod Theognis Pindar Aischylos Euripides und Aristophanes Gelegentlich las er auch uber lateinische Grammatik und die Reden des Cicero uber Sallust Terenz und Horaz Scholls Lehrerfolg zeigt sich besonders an seinen Strassburger und Munchener Schulern die er im philologischen Seminar anleitete Auf seine Anregung entstanden in besonders Strassburg aber auch in Munchen zahlreiche Doktorarbeiten Zu seinen Schulern gehoren unter anderem Franz Boll Julius Kaerst Walther Judeich und Theodor Preger Schriften Auswahl BearbeitenQuaestiones fiscales iuris Attici Berlin 1873 mit Fritz Scholl De synegoris Atticis commentatio Jena 1875 mit Adolph Kiessling Q Asconii Pediani orationum Ciceronianarum quinque enarratio Berlin 1875 als Initiator Satura philologica H Sauppio obtulit amicorum conlegarum decas Berlin 1879 Iustiniani Novellae funf Hefte Leipzig 1880 1895 vollendet von Wilhelm Kroll Procli commentariorum in rempublicam Platonis partes ineditae Berlin 1886Literatur BearbeitenBruno Keil Scholl Rudolf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 54 Duncker amp Humblot Leipzig 1908 S 140 148 Uwe Dubielzig Scholl Rudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 363 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Rudolf Scholl Quellen und Volltexte Literatur von und uber Rudolf Scholl im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Keil 1908 140 Keil 1908 141 Keil 1908 143 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Greifswald Erster Lehrstuhl Christian Wilhelm Ahlwardt 1817 1830 Georg Ludwig Walch 1830 1838 Rudolf Heinrich Klausen 1838 1840 Otto Jahn 1842 1847 Ludwig von Urlichs 1847 1855 Martin Hertz 1855 1862 Hermann Usener 1863 1866 Franz Bucheler 1866 1870 Wilhelm Studemund 1870 1872 Adolph Kiessling 1872 1889 Friedrich Marx 1889 1893 Eduard Norden 1893 1899 Wilhelm Kroll 1899 1906 Carl Hosius 1906 1913 Ernst Lommatzsch 1913 1922 Gunther Jachmann 1922 Kurt Latte 1923 1926 Franz Dornseiff 1926 1948 Jurgen Kroymann 1954 1955 Dietrich Ebener 1957 1967 Martin Hose 1994 1997 Michael Weissenberger 1999 2013 Zweiter Lehrstuhl Georg Friedrich Schomann 1827 1879 Rudolf Scholl 1873 1874 Eduard Hiller 1874 1876 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff 1876 1883 Georg Kaibel 1883 1886 Ernst Maass 1886 1895 Alfred Gercke 1896 1909 Hermann Schone 1909 1916 Johannes Mewaldt 1916 1923 Konrat Ziegler 1923 1933 Franz Egermann 1934 1942 Gregor Vogt Spira 1994 2006 Dritter Lehrstuhl Extraordinariat 1863 1898 Ordinariat Franz Susemihl 1856 1898 Alfred Korte 1899 1903 Ludwig Radermacher 1903 1906 Ernst Bickel 1906 1909 Johannes Mewaldt 1909 1914 Georg Thiele 1914 1917 Kurt Witte 1917 1920 August Schmekel 1921 1927 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Universitat GreifswaldInhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Jena Erster Lehrstuhl Ferdinand Gotthelf Hand 1817 1851 Carl Nipperdey 1852 1875 Erwin Rohde 1876 1878 Rudolf Hirzel 1886 1913 Christian Jensen 1913 1917 Otto Weinreich 1918 Friedrich Zucker 1918 1961 Ernst Gunther Schmidt 1974 87 1994 Jurgen Dummer 1994 2000 Jurgen Hammerstaedt 2000 2004 Rainer Thiel seit 2005 Zweiter Lehrstuhl Karl Wilhelm Gottling 1831 1869 Conrad Bursian 1869 1874 Rudolf Scholl 1874 1876 Alfred von Gutschmid 1876 1877 Heinrich Gelzer 1878 1906 Georg Goetz 1906 1923 Johannes Stroux 1923 1924 Karl Barwick 1925 1954 Friedmar Kuhnert 1961 1981 Volker Riedel 1987 2008 Meinolf Vielberg seit 1994 Extraordinariat Friedrich Gotthilf Osann 1821 1825 Hermann Weissenborn 1843 1849 Georg Bippart 1850 1852 Moritz Vermehren 1864 1893 Ernst Diehl 1906 1911 Albrecht von Blumenthal 1928 1938 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Erster Lehrstuhl Ulrich Kohler 1872 1876 Rudolf Scholl 1876 1885 Georg Kaibel 1886 1897 Eduard Schwartz 1897 1902 Bruno Keil 1902 1914 Eduard Schwartz 1914 1918 Zweiter Lehrstuhl Wilhelm Studemund 1872 1885 August Reifferscheid 1885 1887 Friedrich Leo 1888 1889 Adolph Kiessling 1889 1893 Richard Reitzenstein 1893 1911 Otto Plasberg 1911 1918 Inhaber der Professuren fur Klassische Philologie an der Universitat Munchen Erster Lehrstuhl Lateinische Philologie Friedrich Ast 1826 1841 Franz Hocheder 1842 1844 Ernst von Lasaulx 1844 1847 Leonhard Spengel 1847 1880 Eduard Wolfflin 1880 1905 Friedrich Vollmer 1905 1923 Johannes Stroux 1924 1935 Rudolf Till 1938 1945 Franz Egermann 1951 62 1970 Werner Suerbaum 1970 2001 Claudia Wiener seit 2003 Zweiter Lehrstuhl Griechische Philologie II Friedrich Thiersch 1826 1859 Wilhelm von Christ 1860 1903 Otto Crusius 1903 1918 Eduard Schwartz 1919 1929 Rudolf Pfeiffer 1929 1937 Franz Dirlmeier 1938 1945 Rudolf Pfeiffer 1951 1957 Kurt von Fritz 1958 1968 Uvo Holscher 1970 1982 Hellmut Flashar 1982 1997 Martin Hose seit 1997 Dritter Lehrstuhl Griechische Philologie I Conrad Bursian 1874 1883 Rudolf Scholl 1885 1893 Iwan von Muller 1893 1906 Albert Rehm 1906 1936 Richard Harder 1941 1945 Friedrich Klingner 1947 1963 Carl Becker 1963 1973 Ernst Vogt 1975 1999 Oliver Primavesi seit 2000 Vierter Lehrstuhl Lateinische Philologie Carl von Prantl 1859 1888 Carl Weyman 1905 1931 Wilfried Stroh 1976 2005 Therese Fuhrer seit 2013 Professur fur Klassische Philologie Fachdidaktik Karl Felix Halm 1856 1882 Markus Janka seit 2007 Professur fur Lateinische Philologie der Antike Niklas Holzberg 1988 2011 Normdaten Person GND 116857498 lobid OGND AKS LCCN no2010129517 VIAF 71477182 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scholl RudolfALTERNATIVNAMEN Schoell RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 1 September 1844GEBURTSORT WeimarSTERBEDATUM 10 Juni 1893STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Scholl amp oldid 192747957