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Rudolf Carl Franz Otto Pfeiffer 28 September 1889 in Augsburg 5 Mai 1979 in Dachau war ein deutscher klassischer Philologe Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter seines Faches des 20 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften Auswahl 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenRudolf Pfeiffer war nach dem Studium der Klassischen Philologie in Munchen wo er vor allem von Otto Crusius gepragt wurde zunachst im Bibliotheksdienst tatig 1912 1921 UB Munchen Aber bereits 1916 nach einer schweren Verwundung bei Verdun war er entschlossen sich ganz der Wissenschaft zu widmen In seinem Beruf beurlaubt konnte er sich 1920 ein Jahr lang in Berlin mit den neu gefundenen Kallimachos Papyri beschaftigen Dabei lernte er Wilamowitz kennen der offenbar sofort das grosse Talent erkannte dafur zeugt jedenfalls auch die steile wissenschaftliche Laufbahn Pfeiffer selbst hat sein Leben lang eine tiefe Verehrung fur den grossen Gelehrten gehegt so dass er auch an der Herausgabe seiner Kleinen Schriften beteiligt war Nach der Habilitation 1921 bei Eduard Schwartz mit den Kallimachosstudien wurde Pfeiffer 1923 auf das Extraordinariat an der Friedrich Wilhelm Universitat berufen eine Position die fur viele Philologen zum Startpunkt einer grossen Karriere wurde In der Tat ubernahm er schon im gleichen Jahr den Lehrstuhl an der jungen Universitat Hamburg Ab 1927 lehrte er in Freiburg dann als Nachfolger von Schwartz 1929 bis 1937 sowie wieder ab 1951 bis zur Emeritierung 1957 in Munchen Als Ehemann einer Judin musste er im Juni 1937 den Staatsdienst verlassen und wirkte 1938 bis 1951 am Corpus Christi College in Oxford Vor allem wegen der Sprachprobleme erhielt er erst 1946 einen Lehrauftrag im Bereich der Geschichte der Wissenschaft bevor er ordentliche Positionen erreichen konnte 1948 als Senior Lecturer und 1950 als Reader in seinem Fach Einen Halt in der schweren Anfangszeit fand er auch an der Oxford University Press die spater seine grossen Bucher verlegte Spater nahm er die britische Staatsburgerschaft an und ist der zweiten Heimat Oxford und England bis zu seinem Tod in Dankbarkeit verbunden geblieben Seiner Tatigkeit als Forscher dagegen kam der Aufenthalt im Exil unbedingt entgegen Nicht nur konnte er mit vorzuglichen Gelehrten darunter auch deutschen wie Eduard Fraenkel und Paul Maas zusammenarbeiten die unerschopflichen Bucherschatze der Stadt auf der einen die reichen Bestande an Papyri auf der anderen Seite schienen geradezu fur seine Interessengebiete bestimmt Schon in der Munchener Zeit hatte Rudolf Pfeiffer seine Forschungen auf die gesamte Breite der griechischen Literatur Homer Lyrik und Tragodie ausgeweitet Daneben aber lief die Beschaftigung mit dem Gebiet weiter dem schon seine Dissertation gegolten hatte und das ihn immer wieder beschaftigt hat dem Humanismus und Erasmus Die Oxforder Zeit kam dann vor allem Bemuhungen um den hellenistischen Dichter Kallimachos zugute dem schon die Habilitationsschrift nebst der Ausgabe der Neufunde gegolten hatte und wofur ihm Oxford die denkbar besten Arbeitsmoglichkeiten bot 1 Die Ausgabe 1949 1953 erschienen gilt als eine der grossen editorischen Leistungen des 20 Jahrhunderts Spatestens seit 1953 beschaftigte Pfeiffer sich intensiv mit dem Plan die Geschichte seines Faches von den Anfangen an darzustellen ein Projekt fur das niemand besser geeignet war als er der gerade die beiden Epochen vollstandig ubersah die entscheidend fur die Klassische Philologie wurden ihre Begrundung im hellenistischen Alexandria sowohl wie ihr Wiedererstehen in der Renaissance Wahrend der erste Band eher eine Reihe von tiefschurfenden Spezialuntersuchungen darstellt gibt der zweite den souveranen Uberblick eines Meisters uber die Leistungen seiner Vorganger der auch fur Nichtspezialisten lesbar ist Charakteristisch fur die Sicht Pfeiffers von seinem Fach ist dass er wieder das Adjektiv Klassisch in den Titel aufnahm obwohl er es anders als der Kreis um Werner Jaeger verstand nachdem vor allem Wilamowitz dezidiert nur von Philologie gesprochen hatte Es gelang Rudolf Pfeiffer noch diesen Band abzuschliessen Sein Nachlass wird in der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen verwahrt Schriften Auswahl Bearbeiten1919 Die Meistersingerschule in Augsburg und der Homerubersetzer Johannes Spreng Duncker amp Humblot Munchen Schwabische Geschichtsquellen und Forschungen 2 1922 Kallimachosstudien Untersuchungen zur Arsinoe und zu den Aitia des Kallimachos Hueber Munchen 1923 Callimachi fragmenta nuper reperta Ed maior Marcus et Weber Bonn 1931 Humanitas Erasmiana Teubner Leipzig Studien der Bibliothek Warburg 22 1949 Callimachus Clarendon Press Oxford Vol 1 Fragmenta Nachdruck 1985 ISBN 0 19 814115 7 1953 Callimachus Clarendon Press Oxford Vol 2 Hymni et epigrammata Nachdruck 1985 ISBN 0 19 814116 5 1960 Winfried Buhler Hrsg Ausgewahlte Schriften Aufsatze und Vortrage zur griechischen Dichtung und zum Humanismus Beck Munchen S 292 297 Verzeichnis der Schriften erganzt in Buhler 1980 S 409 Anm 1 1961 Philologia perennis Festrede Bayerische Akad der Wissenschaften Munchen Fest und Gedachtnisreden 12 9 1968 History of classical scholarship From the beginnings to the end of the Hellenistic age Clarendon Press Oxford 1968 Repr 1978 ISBN 0 19 814342 7 Deutsche Ubersetzung Geschichte der klassischen Philologie Von den Anfangen bis zum Ende des Hellenismus Beck Munchen 1970 2 durchges Aufl 1978 ISBN 3 406 03751 8 1976 History of classical scholarship From 1300 to 1850 Clarendon Press Oxford 1976 Repr 1978 ISBN 0 19 814364 8 Deutsche Ubersetzung Die klassische Philologie von Petrarca bis Mommsen Beck Munchen 1982 ISBN 3 406 08411 7Auszeichnungen Bearbeiten1934 Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1937 korrespondierendes Mitglied und 1952 erneut ordentliches Mitglied 1949 Fellow British Academy 1953 Ordentliches Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts 1955 Korrespondierendes Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 1972 ihr Ehrenmitglied 1959 Bayerischer Verdienstorden 1960 Honorary Fellow Corpus Christi College Oxford 1961 Honorary Member Society for the Promotion of Hellenic Studies 1965 Ehrendoktorat Universitat Wien 1971 Korrespondierendes Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1971 Ehrendoktorat Universitat ThessalonikiLiteratur BearbeitenAlbert Henrichs Philologie und Wissenschaftsgeschichte In Hellmut Flashar Hrsg Altertumswissenschaft in den 20er Jahren Steiner Stuttgart 1995 ISBN 3 515 06569 5 S 423 457 spez S 440 446 Philologiegeschichte und Philologia Perennis Marion Lausberg Hrsg Philologia Perennis Colloquium zu Ehren von Rudolf Pfeiffer Wissner Augsburg 1996 Enthalten ist auch der Nachruf Winfried Buhlers und die Bibliographie aus den Ausgewahlten Schriften Hugh Lloyd Jones Rudolf Pfeiffer In ders Blood for the ghosts Classical influences in the 19 and 20 centuries Duckworth London 1982 ISBN 0 7156 1500 9 S 261 270 Ernst Vogt Pfeiffer Rudolf Carl Franz Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 323 f Digitalisat NachrufeWinfried Buhler Rudolf Pfeiffer 1889 1979 In Gnomon 52 1980 S 402 410 Kurt von Fritz Rudolf Pfeiffer In Jahrbuch der Bayer Akademie der Wissenschaften 1979 S 257 266 Walther Kraus Rudolf Pfeiffer In Almanach der Oster Akademie der Wissenschaften 1979 S 351 358 Hugh Lloyd Jones Rudolf Carl Franz Otto Pfeiffer In Proceedings of the British Academy 65 1979 S 771 781 Hermann Trankle Rudolf Pfeiffer In Historisches Jahrbuch 101 1981 S 506 512 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Pfeiffer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilt Aden Schroder Biogramm zu Rudolf Pfeiffer in der Gelehrtengeschichtlichen Prosopographie des Teuchos Zentrums Der Nachlass befindet sich in der Bayerischen StaatsbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Meliorem locum unde Callimachus edi possit non invenias schreibt er in der Praefatio zum 1 Band des Callimachus p X Dem College ist dieser Band gewidmetInhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Hamburg Erster Lehrstuhl Karl Reinhardt 1919 1923 Rudolf Pfeiffer 1923 1927 Ernst Kapp 1927 1937 Ulrich Knoche 1939 1968 Otto Zwierlein 1971 1979 Zweiter Lehrstuhl Otto Plasberg 1919 1924 Friedrich Klingner 1925 1930 Bruno Snell 1931 1959 Hartmut Erbse 1960 1965 Winfried Buhler 1967 1989 Dieter Harlfinger 1990 2005 Christian Brockmann seit 2007 Dritter Lehrstuhl Hans Joachim Mette 1964 1974 Walther Ludwig 1976 1994 Dorothee Gall 1999 2005 Claudia Schindler seit 2009 Vierter Lehrstuhl Joseph Hans Kuhn 1962 1975 Lehrstuhlinhaber fur Klassische Philologie an der Universitat Freiburg Erstes Ordinariat Karl Zell 1821 1836 Joseph Anselm Feuerbach 1836 1851 Theodor Bergk 1852 1857 Johannes Vahlen 1858 Franz Bucheler 1858 1866 Wilhelm Brambach 1866 1872 Otto Keller 1872 1875 Otto Hense 1876 1909 Eduard Schwartz 1909 1913 Otto Immisch 1914 1930 Eduard Fraenkel 1931 1933 Hans Oppermann 1935 1941 Karl Buchner 1943 1976 Eckard Lefevre 1977 2003 Therese Fuhrer 2004 2008 Wolfgang Kofler 2009 2012 Stefan Tilg seit 2014 Zweites Ordinariat Anton Baumstark 1836 1872 Bernhard Schmidt 1872 1911 Richard Reitzenstein 1911 1914 Alfred Korte 1914 1917 Ludwig Deubner 1917 1927 Rudolf Pfeiffer 1927 1929 Wolfgang Schadewaldt 1929 1934 Hans Bogner 1936 1941 Hermann Gundert 1944 1974 Wolfgang Kullmann 1975 1996 Bernhard Zimmermann seit 1997 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Albert Ludwigs Universitat FreiburgInhaber der Professuren fur Klassische Philologie an der Universitat Munchen Erster Lehrstuhl Lateinische Philologie Friedrich Ast 1826 1841 Franz Hocheder 1842 1844 Ernst von Lasaulx 1844 1847 Leonhard Spengel 1847 1880 Eduard Wolfflin 1880 1905 Friedrich Vollmer 1905 1923 Johannes Stroux 1924 1935 Rudolf Till 1938 1945 Franz Egermann 1951 62 1970 Werner Suerbaum 1970 2001 Claudia Wiener seit 2003 Zweiter Lehrstuhl Griechische Philologie II Friedrich Thiersch 1826 1859 Wilhelm von Christ 1860 1903 Otto Crusius 1903 1918 Eduard Schwartz 1919 1929 Rudolf Pfeiffer 1929 1937 Franz Dirlmeier 1938 1945 Rudolf Pfeiffer 1951 1957 Kurt von Fritz 1958 1968 Uvo Holscher 1970 1982 Hellmut Flashar 1982 1997 Martin Hose seit 1997 Dritter Lehrstuhl Griechische Philologie I Conrad Bursian 1874 1883 Rudolf Scholl 1885 1893 Iwan von Muller 1893 1906 Albert Rehm 1906 1936 Richard Harder 1941 1945 Friedrich Klingner 1947 1963 Carl Becker 1963 1973 Ernst Vogt 1975 1999 Oliver Primavesi seit 2000 Vierter Lehrstuhl Lateinische Philologie Carl von Prantl 1859 1888 Carl Weyman 1905 1931 Wilfried Stroh 1976 2005 Therese Fuhrer seit 2013 Professur fur Klassische Philologie Fachdidaktik Karl Felix Halm 1856 1882 Markus Janka seit 2007 Professur fur Lateinische Philologie der Antike Niklas Holzberg 1988 2011 Normdaten Person GND 118740814 lobid OGND AKS LCCN n87130460 VIAF 108833815 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pfeiffer RudolfALTERNATIVNAMEN Pfeiffer Rudolf Carl Franz Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 28 September 1889GEBURTSORT AugsburgSTERBEDATUM 5 Mai 1979STERBEORT Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Pfeiffer Philologe amp oldid 214575403