www.wikidata.de-de.nina.az
Wolfgang Kullmann 12 Oktober 1927 in Berlin Spandau 4 April 2022 in Freiburg im Breisgau 1 war ein deutscher Klassischer Philologe der als Professor an den Universitaten zu Marburg 1964 1975 und Freiburg 1975 1996 wirkte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenLeben BearbeitenNach seinem Abitur 1946 begann Wolfgang Kullmann ein Studium der Facher Griechisch Latein Philosophie und Agyptologie an der Berliner Humboldt Universitat das er 1951 mit dem ersten Staatsexamen abschloss Von 1951 bis 1958 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem von Georg Picht begrundeten Platon Archiv 1952 wurde er an der Universitat Tubingen bei Wolfgang Schadewaldt mit der Dissertation Das Wirken der Gotter in der Ilias promoviert 1957 folgte seine Habilitation an der Universitat Freiburg mit der Arbeit Die Quellen der Ilias Darin vertrat er die These dass nicht diffuses Sagengut hinter der Ilias steht sondern poetisch fassbare Quellen gleich ob schriftlich oder mundlich uberliefert Erschlossen werden diese Quellen mit Andeutungen auf Vorausgesetztes und durch die sekundare Verwendung von Motiven in der Ilias Ausserdem bezog er in die Quellenanalyse die spatantiken Inhaltsangaben uber den sogenannten Epischen Zyklus die epischen Geschichten die Ereignisse vor und nach der Ilias zum Inhalt haben mit ein Mit seiner Habilitationsschrift stellte er die Homer Forschung auf eine neue Grundlage Ein zweiter Forschungsschwerpunkt stellte fur Kullmann der Philosoph Aristoteles dar Vor allem dessen Wissenschaftstheorie und naturwissenschaftlichen Vorstellungen interessierten ihn Er untersuchte 1974 in seinem Werk Wissenschaft und Methode 2 und spater 1998 im Band Aristoteles und die moderne Wissenschaft die Kategorien des wissenschaftlichen Denkens den Geltungsbereich von Teleologie Wissenschaft und Ethik Theorie und Empirie und schliesslich die Aktualitat der aristotelischen Biologie Kullmann legte in seinem Buch Aristoteles und die moderne Wissenschaft dar dass das wissenschaftliche Niveau des Aristoteles trotz des immensen Abstandes im Detailwissen erst mit der modernen Molekularbiologie wieder erreicht wurde In seiner kurzlich erschienenen Schrift Uber die Teile des Lebewesens in der deutschen Aristoteles Ausgabe wurden erstmals die einzelnen Angaben des Aristoteles uber Haare Wimpern Brauen Zahne Mund Eingeweide Harnblase und anderer Organe anhand der Ergebnisse der modernen Biologie uberpruft Dabei stellte sich heraus dass die Beobachtungen des Aristoteles erstaunlich genau sind 1964 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor an die Universitat Marburg 1975 wechselte er nach Freiburg wo er von 1977 bis 1978 Dekan der Philosophischen Fakultat II war 1996 wurde er emeritiert Im Verlauf seiner Lehrtatigkeit betreute Kullmann 40 Dissertationen darunter die von Antonios Rengakos Georg Wohrle Hans Christian Gunther Knut Usener Jochen Althoff Elisabeth Stein Michael Reichel Sabine Follinger und Markus Asper Er wurde mit der Ehrendoktorwurde der Universitaten Trier 2000 und Thessaloniki ausgezeichnet Er war Herausgeber der Reihe Philosophie der Antike und langjahriger Vorsitzender des Kuratoriums der Karl und Gertrud Abel Stiftung 3 Wolfgang Kullmann war seit 1959 verheiratet und hatte zwei Kinder Er lebte zuletzt im Schwarzwald und verstarb am 4 April 2022 in Freiburg Forschung BearbeitenKullmanns Forschungsschwerpunkte waren das fruhgriechische Epos die griechische Tragodie Mundlichkeit und Schriftlichkeit antiker griechischer Literatur die Philosophie des Aristoteles und ihre Rezeption in der Neuzeit sowie die Geschichte der antiken Wissenschaft und ihrer Fortwirkung Schriften BearbeitenDas Wirken der Gotter in der Ilias Untersuchungen zur Frage der Entstehung des homerischen Gotterapparats Akademie Verlag Berlin 1956 Die Quellen der Ilias Steiner Wiesbaden 1960 Wissenschaft und Methode Interpretationen zur aristotelischen Theorie der Naturwissenschaft de Gruyter Berlin 1974 ISBN 3 11 004481 1 Homerische Motive Stuttgart 1992 herausgegeben von Roland J Muller Aufsatzsammlung zum 65 Geburtstag ISBN 3 515 06206 8 Aristoteles und die moderne Wissenschaft Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 06620 9 Realitat Imagination und Theorie Kleine Schriften zu Epos und Tragodie in der Antike Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 08184 4 Literatur BearbeitenInge Auerbach Catalogus professorum academiae Marburgensis Zweiter Band 1910 bis 1971 Marburg 1979 S 533 534 Klaus Doring Georg Wohrle Joachim Latacz Gunter Neumann Hrsg Festgabe fur Wolfgang Kullmann zum 60 Geburtstag Wurzburger Jahrbucher NF Bd 13 1987 Hans Christian Gunther Antonios Rengakos Hrsg Beitrage zur antiken Philosophie Festschrift fur Wolfgang Kullmann zum 70 Geburtstag Steiner Stuttgart 1997 mit Schriftenverzeichnis ISBN 3 515 06987 9 Michael Reichel Antonios Rengakos Hrsg Epea pteroenta Beitrage zur Homerforschung Festschrift fur Wolfgang Kullmann zum 75 Geburtstag Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07980 7 Georg Wohrle Wolfgang Kullmann In Gnomon Bd 94 2022 Heft 7 S 669 672 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wolfgang Kullmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wolfgang Kullmann an der Universitat Freiburg Sabine Follinger Nachruf auf der Website der Gesellschaft fur antike PhilosophieFussnoten Bearbeiten Traueranzeige in der Badischen Zeitung 9 April 2022 Der Titel ist abgewandelt nach dem Buch Wahrheit und Methode von Hans Georg Gadamer Todesanzeige der Karl und Gertrud Abel Stiftung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 16 April 2022 S 23 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Philipps Universitat Marburg Erster Lehrstuhl 1892 1904 Extraordinariat Friedrich Creuzer 1802 1804 Christoph Rommel 1804 1810 Karl Franz Christian Wagner 1810 1833 Karl Friedrich Hermann 1832 1842 Theodor Bergk 1842 1852 Karl Friedrich Weber 1852 1861 Leopold Schmidt 1863 1892 Wilhelm Schulze 1892 1895 Albrecht Dieterich 1895 1897 Georg Wentzel 1902 1903 Karl Kalbfleisch 1903 1913 Paul Friedlander 1920 1932 Karl Deichgraber 1935 1938 Friedrich Muller 1943 1968 Wolfgang Kullmann 1964 1975 Otto Lendle 1977 1991 Arbogast Schmitt 1991 2008 Sabine Follinger seit 2011 Zweiter Lehrstuhl Carl Julius Caesar 1863 1886 Theodor Birt 1886 1921 Ernst Lommatzsch 1922 1936 Hellfried Dahlmann 1936 1953 Carl Becker 1955 1963 Walter Wimmel 1963 1987 Joachim Adamietz 1988 1996 Jurgen Leonhardt 1997 2005 Gregor Vogt Spira 2006 2022 Dennis Pausch seit 2023 Dritter Lehrstuhl Georg Wissowa 1890 1895 Ernst Maass 1895 1924 Lehrstuhlinhaber fur Klassische Philologie an der Universitat Freiburg Erstes Ordinariat Karl Zell 1821 1836 Joseph Anselm Feuerbach 1836 1851 Theodor Bergk 1852 1857 Johannes Vahlen 1858 Franz Bucheler 1858 1866 Wilhelm Brambach 1866 1872 Otto Keller 1872 1875 Otto Hense 1876 1909 Eduard Schwartz 1909 1913 Otto Immisch 1914 1930 Eduard Fraenkel 1931 1933 Hans Oppermann 1935 1941 Karl Buchner 1943 1976 Eckard Lefevre 1977 2003 Therese Fuhrer 2004 2008 Wolfgang Kofler 2009 2012 Stefan Tilg seit 2014 Zweites Ordinariat Anton Baumstark 1836 1872 Bernhard Schmidt 1872 1911 Richard Reitzenstein 1911 1914 Alfred Korte 1914 1917 Ludwig Deubner 1917 1927 Rudolf Pfeiffer 1927 1929 Wolfgang Schadewaldt 1929 1934 Hans Bogner 1936 1941 Hermann Gundert 1944 1974 Wolfgang Kullmann 1975 1996 Bernhard Zimmermann seit 1997 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Normdaten Person GND 119539500 lobid OGND AKS LCCN n87142577 VIAF 34478294 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kullmann WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 12 Oktober 1927GEBURTSORT Berlin SpandauSTERBEDATUM 4 April 2022STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Kullmann amp oldid 235095988