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Ulrich Knoche 5 September 1902 in Berlin 24 Juli 1968 in Hamburg war ein deutscher Klassischer Philologe der als Professor in Gottingen 1936 1939 Hamburg 1939 1941 1950 1968 und Koln 1947 1950 wirkte Seine Forschungsschwerpunkte waren die Textkritik der romischen Satiriker der romische Ruhmesbegriff und die Philosophie von Seneca Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenNach der Reifeprufung am Kaiserin Augusta Gymnasium in Berlin Charlottenburg Ostern 1920 studierte Knoche an den Universitaten Jena Gottingen und Berlin Klassische Altertumswissenschaften Auf Anregung seines Berliner Dozenten Eduard Fraenkel bewarb sich Knoche um Aufnahme in das sogenannte Begabtenheim des Bergmann Hauses in Kiel und wechselte gemeinsam mit Fraenkel an die Universitat Kiel Hier beeindruckte ihn neben Fraenkel der Professor Felix Jacoby der Knoches textkritische Begabung erkannte und forderte Er inspirierte Knoche mit seinen Forschungen zu den lateinischen Satirikern besonders zu Juvenal 1925 wurde Knoche mit der Dissertation Prolegomena zu den Satiren Juvenals promoviert Nach der Promotion arbeitete Knoche kurze Zeit am Thesaurus Linguae Latinae und ging dann an die Universitat zu Koln wo er mit Gunther Jachmann und Josef Kroll in Kontakt kam Auf ihre Anregung hin entstand seine Habilitationsschrift Probe einer kritischen Edition Koln 1932 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er 1933 Alfred Rosenbergs antisemitischem Kampfbund fur deutsche Kultur bei 1 Knoche gehorte zu den Grundern des Kolner NS Dozentenbunds und wurde 1934 auch Mitglied der Reichsfachschaft Hochschullehrer im NS Lehrerbund 1 1937 trat er der NSDAP bei und wurde als ausserordentlicher Professor nach Gottingen berufen 1 1939 folgte sein Ruf als ordentlicher Professor an die Universitat Hamburg als Nachfolger des von den Nationalsozialisten vertriebenen Ernst Kapp Seine Veroffentlichungen zwischen 1939 und 1941 zeigen eine deutliche Annaherung an die nationalsozialistische Ideologie wahrend er sich noch 1933 privat eher kritisch zum Nationalsozialismus geaussert hatte 2 Wahrend des Zweiten Weltkriegs musste Knoche seine akademische Laufbahn unterbrechen Er wurde 1941 zur Wehrmacht eingezogen 1943 wurde er mit dem Kriegsverdienstkreuz 2 Klasse mit Schwertern ausgezeichnet 1 Als nationalsozialistisch belastet wurde Knoche Ende Mai 1945 als Hochschullehrer entlassen 3 Zu diesem Zeitpunkt war er noch in einem englischen Lager in Karnten aus dem er im Marz 1946 nach Hildesheim entlassen wurde da seine Hamburger Wohnung mit seiner privaten Bibliothek 1943 zerstort worden war Seine Frau fand er todkrank vor In dieser Notlage bat ihn sein ehemaliger Kollege Josef Kroll ihn in Koln beim Wiederaufbau der Universitat zu unterstutzen Knoche folgte dem Ruf und vertrat seit 1947 als Gastprofessor 1 den Kolner Lehrstuhl fur Grazistik Mit der Unterstutzung seiner Freunde gelang ihm der Aufbau einer neuen Privatbibliothek Seine Frau starb wahrend dieser Zeit Knoche legte gegen seine Entlassung in Hamburg Einspruch ein und konnte im Sommersemester 1950 auf seinen Lehrstuhl zuruckkehren nachdem er im Juni 1949 im Entnazifizierungsverfahren als entlastet eingestuft worden war 3 4 In Hamburg heiratete er zum zweiten Mal und verbrachte im Privaten viel Zeit mit seinen Kollegen und Schulern Einen Ruf an die Philipps Universitat Marburg den er 1952 erhalten hatte lehnte er ab Am 24 Juli 1968 starb Knoche an den Folgen eines Herzinfarktes im Alter von 65 Jahren Werk BearbeitenKnoches Arbeit konzentrierte sich seit seiner Berliner Studienzeit stark auf die Textkritik vornehmlich der lateinischen Satiriker Die Forschungen aus denen seine Doktorarbeit und seine Habilitationsschrift hervorgingen entwickelte er stetig weiter zunachst zu einer Monografie Die handschriftlichen Grundlagen des Juvenaltextes Leipzig 1940 dann mit Unterbrechung durch den Kriegseinsatz und den Verlust seiner Bibliothek zu einer kommentierten Ubersetzung Saturae mit kritischem Apparat Munchen 1950 Seine bei Juvenal verfeinerte textkritische Methode dehnte er auch auf andere Autoren der Satire und Lyrik aus Die Feststellung dass jungere Handschriften nicht notwendig eine schlechtere Textgestalt uberliefern als altere druckte er pragnant in der zum Grundsatz moderner Textkritik gewordenen Formel aus Recentiores non sunt deteriores deutsch Junger heisst nicht schlechter Knoche der haufig auf die Problematik der Kontamination mittelalterlicher Handschriften hinwies wurde von Giorgio Pasquali Lachmann der Kontamination 5 genannt Neben der Textkritik verfolgte Knoche seit seiner Habilitation zwei weitere Gebiete Untersuchungen zum romischen Ruhmesprinzip und zum Philosophen Seneca Auf das erste eher semasiologische Feld war Knoche durch ein Kolloquium geraten Seine wichtigste Veroffentlichung in diesem Bereich ist seine 1935 in Leipzig erschienene Monografie uber die magnitudo animi Zu Seneca veroffentlichte er mehrere Aufsatze besonders uber die Freundschaft in der Philosophie des Seneca Dieser Aufsatz regte Knoches Schuler Gregor Maurach zu seiner Habilitationsschrift Der Bau von Senecas Epistolae morales Heidelberg 1970 an Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 320 Gerhard Lohse Klassische Philologie und Zeitgeschehen Zur Geschichte eines Seminars an der Hamburger Universitat in der Zeit des Nationalsozialismus In Eckart Krause Hrsg Hochschulalltag im Dritten Reich Die Hamburger Universitat 1933 1945 Teil 2 Reimer Berlin 1991 ISBN 3 496 00882 2 S 775 824 Hans Joachim Mette Ulrich Knoche in Gnomon Band 41 1969 S 99 100 Nachlass in der Bayerischen StaatsbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 320 Gerhard Lohse Klassische Philologie und Zeitgeschehen Zur Geschichte eines Seminars an der Hamburger Universitat in der Zeit des Nationalsozialismus In Eckart Krause Hrsg Hochschulalltag im Dritten Reich Die Hamburger Universitat 1933 1945 Teil 2 Reimer Berlin 1991 ISBN 3 496 00882 2 S 786 792 a b Rainer Nicolaysen Die Frage der Ruckkehr Zur Remigration Hamburger Hochschullehrer nach 1945 In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Band 94 2008 S 145 Gerhard Lohse Klassische Philologie und Zeitgeschehen Zur Geschichte eines Seminars an der Hamburger Universitat in der Zeit des Nationalsozialismus In Eckart Krause Hrsg Hochschulalltag im Dritten Reich Die Hamburger Universitat 1933 1945 Teil 2 Reimer Berlin 1991 ISBN 3 496 00882 2 S 801 802 Zitiert nach Gnomon 41 1969 S 100 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ulrich Knoche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilt Aden Schroder Biogramm zu Ulrich Knoche in der Gelehrtengeschichtlichen Prosopographie des Teuchos ZentrumsInhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Hamburg Erster Lehrstuhl Karl Reinhardt 1919 1923 Rudolf Pfeiffer 1923 1927 Ernst Kapp 1927 1937 Ulrich Knoche 1939 1968 Otto Zwierlein 1971 1979 Zweiter Lehrstuhl Otto Plasberg 1919 1924 Friedrich Klingner 1925 1930 Bruno Snell 1931 1959 Hartmut Erbse 1960 1965 Winfried Buhler 1967 1989 Dieter Harlfinger 1990 2005 Christian Brockmann seit 2007 Dritter Lehrstuhl Hans Joachim Mette 1964 1974 Walther Ludwig 1976 1994 Dorothee Gall 1999 2005 Claudia Schindler seit 2009 Vierter Lehrstuhl Joseph Hans Kuhn 1962 1975 Normdaten Person GND 11877753X lobid OGND AKS LCCN n82238886 VIAF 808367 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Knoche UlrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 5 September 1902GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 24 Juli 1968STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulrich Knoche amp oldid 235601514