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Fritz Scholl 8 Februar 1850 in Weimar 14 September 1919 in Rottweil war ein deutscher Klassischer Philologe Er war von 1877 bis 1918 Professor in Heidelberg und verfasste kritische Ausgaben der Werke des Plautus Varro und Cicero Fritz Scholl Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium und fruhe akademische Laufbahn 1 2 Professor in Heidelberg 2 Leistungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenFritz Scholl wurde 1850 als jungster Sohn des Leiters der Kunstanstalten zu Weimar Adolf Scholl geboren Seine Mutter war Johanna geb Henle die Schwester des Gottinger Anatomen Jakob Henle Der Einfluss der hochgebildeten Familie fuhrte den jungen Fritz Scholl schon fruh an die Literatur der Antike heran denn der Vater ein Freund des Altertumswissenschaftlers Karl Otfried Muller beschaftigte sich intensive mit der klassischen deutschen englischen und griechischen Literatur Obwohl er wahrend der Schulzeit heimlich beabsichtigte Schauspieler zu werden entschloss er sich in der Prima angeregt von seinen Lehrern zum Studium der Klassischen Philologie Studium und fruhe akademische Laufbahn Bearbeiten Nach der Reifeprufung begann er 1869 das Studium in Gottingen wo sein alterer Bruder Rudolf Scholl bereits von 1862 bis 1864 studiert hatte Hier zog ihn besonders Hermann Sauppe an der ein alter Freund der Familie aus Weimarer Tagen war daneben beeinflusste ihn Kurt Wachsmuth Im zweiten Semester wurde Scholl als ausserordentliches im dritten Semester als ordentliches Mitglied in das Gottinger Philologische Seminar aufgenommen Die Teilnahme am Deutsch Franzosischen Krieg unterbrach sein Studium von Oktober 1870 bis August 1871 Trotz seiner Verwundung nahm er an der Schlacht bei Beaugency und den folgenden Feldzugen teil und erlebte das Kriegsende im Lazarett bei Romainville Im Wintersemester 1871 1872 nahm er in Leipzig sein Studium wieder auf wohin ihn besonders der Ruf Friedrich Ritschls zog Zu Ritschl und dem Sprachwissenschaftler Georg Curtius pflegte er ein vertrautes Verhaltnis Er wurde Mitglied des Philologisch Historischen Vereins Leipzig im Naumburger Kartellverband 1 1873 gewann er die von Ritschl gestellte Preisaufgabe De accentu linguae Latinae veterum grammaticorum testimonia colligantur et breviter iudicentur Sammlung und kurzer Kommentar der Zeugnisse der antiken Grammatiker uber den Akzent in der lateinischen Sprache Einen Auszug dieser Schrift legte er 1875 als Dissertation vor nachdem er bereits 1874 das Rigorosum bestanden hatte 1876 erschien die gesamte Abhandlung in uberarbeiteter Fassung in den Akten der Philologischen Societat Leipzig Band 6 S 1 231 Nach dem Examen 1874 ging Scholl fur ein Jahr nach Jena wohin sein Bruder Rudolf 1873 zum ordentlichen Professor berufen worden war Fritz Scholl arbeitete als Volontar an der Universitatsbibliothek bei Anton Klette kehrte aber schon zu Ostern 1875 nach Leipzig zuruck wo er neben Wilhelm Hoerschelmann Adjunkt am russischen Seminar wurde Hier ruckten durch den Einfluss Ritschls besonders die Komodien des Plautus in den Mittelpunkt seiner Arbeit Sein Habilitationsprojekt wurde von Ritschl bis zum Abschluss betreut Im Herbst 1876 hielt Scholl seine Antrittsvorlesung uber Ion von Chios an der Ritschl aus gesundheitlichen Grunden schon nicht mehr teilnehmen konnte wenige Tage spater starb er Scholl veroffentlichte seine Habilitationsschrift 1877 gemeinsam mit seinen Kommilitonen Georg Goetz und Gustav Lowe in einem Sammelband unter dem Titel Analecta Plautina der dem Andenken ihres gemeinsamen Lehrers gewidmet war Professor in Heidelberg Bearbeiten Schon in seinem zweiten Semester als Privatdozent in Leipzig Sommersemester 1877 wurde Scholl als ordentlicher Professor an die Universitat Heidelberg berufen Hier wurde er im Herbst der Nachfolger von Otto Ribbeck der als Ritschls Nachfolger nach Leipzig ging In Heidelberg blieb Scholl bis zu seinem Rucktritt nach 42 Jahren als ordentlicher Professor Sein ehemaliger Lehrer Kurt Wachsmuth war im selben Jahr wie er von Gottingen nach Heidelberg berufen worden mit ihm arbeitete Scholl eng zusammen 1879 heiratete er Clara Krieger die Stieftochter des Landschaftsmalers Friedrich Preller der Altere mit der er viel im Haus seines Freundes Wachsmuth verkehrte Nach dessen Wechsel nach Leipzig wurde zum Herbst 1886 Erwin Rohde nach Heidelberg berufen Auch mit ihm pflegte Scholl eine vertraute Beziehung nach dem fruhen Tod Rohdes schrieb er einen umfangreichen biografischen Artikel uber ihn fur die Allgemeine Deutsche Biographie Auch mit Rohdes Nachfolgern Otto Crusius 1898 1903 Albrecht Dieterich 1903 1908 und Franz Boll ab 1908 arbeitete er eng zusammen Neben ihnen verkehrten auch der Bibliothekar und Philologe Karl Zangemeister der Althistoriker Alfred von Domaszewski der Archaologe Friedrich von Duhn der Theologe Gustav Heinrich Bassermann und der Jurist Ernst Immanuel Bekker regelmassig in seinem Haus nbsp Grabanlage von Fritz Scholl und seiner Gemahlin in der Abt y auf dem Heidelberger BergfriedhofScholl fungierte dreimal als Dekan der Philosophischen Fakultat und war im Jahr 1890 1891 Prorektor der Universitat 1909 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewahlt 2 Im Juli 1918 trat er im Alter von 68 Jahren von seiner Professur zuruck Sein Nachfolger wurde im Oktober Otto Weinreich Wenige Wochen spater starb Scholl in Rottweil Er hinterliess seine einzige Tochter die in den Jahren seit dem Tode seiner Frau 1913 fur ihn gesorgt hatte Leistungen BearbeitenFritz Scholl ist vor allem als fleissiger Herausgeber lateinischer Schriften bekannt Als Schuler Ritschls beschaftigte er sich lange Jahre mit der Erklarung und kritische Edition der Komodien des Plautus Bei der Herstellung des komplizierten Textes ging er oft mit grosser Entschiedenheit vor 1881 gab er den Truculentus heraus mit dem er sich schon in seiner Habilitationsschrift beschaftigt hatte 1884 den Trinummus in dem er sich jedoch eng an die Textgestalt Ritschls anschloss 1887 folgte der Rudens und die Captivi 1889 die Menaechmi 1890 die Casina 1892 die Neubearbeitung des Persa 1893 die der Mostellaria und 1894 die Cistellaria Die ubrigen Komodien wurden von seinen Freunden Georg Gotz und Gustav Loewe herausgegeben Schon kurz nach Scholls Tode stellte Gotz fest dass die Ausgabe kein Werk fur die Ewigkeit war da das Verstandnis der Plautus Uberlieferung in der Zwischenzeit wichtige Veranderungen erfahren hatte 3 Ihr Verdienst fur die Forschung bleibt jedoch unumstritten Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Scholls war die Neubearbeitung der Schrift De lingua Latina von Varro die er gemeinsam mit Georg Gotz vornahm Sie erschien nach langen Vorarbeiten 1910 beim Verlag B G Teubner und ersetzte die veraltete Ausgabe von Leonhard Spengel Berlin 1826 Die geplante editio minor wollte Gotz nach dem Handexemplar des Verstorbenen herausgeben dazu kam es jedoch aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhaltnisse nach dem Ersten Weltkrieg nicht Gegen Ende seines Lebens beteiligte sich Scholl an der grossen Neuausgabe der Schriften Ciceros im Verlag Teubner Von ihm stammen die Ausgaben der Philippischen Reden der Rede Pro Scauro und die Orationum Fragmenta Redenfragmente die noch zu seinen Lebzeiten erschienen Nach seinem Tod folgten die Reden Pro Tullio Pro Fonteio und Pro Caecina die er druckfertig hinterlassen hatte Seine Arbeit an den Fragmenten Ciceros ohne die der Reden und der philosophischen Schriften wurde durch seinen Tod unterbrochen Neben diesen drei Hauptarbeitsfeldern beschaftigte sich Scholl in seinen Aufsatzen mit dem Neoteriker Catull dem Rhetoriklehrer Quintilian dem Komodiendichter Terenz und der griechischen Tragodie namentlich des Euripides Ausserdem verwaltete Scholl den Nachlass seines verstorbenen Kollegen Erwin Rohde Er besorgte die Neuauflage seiner Schriften Psyche 4 Auflage 1907 und Der griechische Roman und seine Vorlaufer 3 vermehrte Auflage 1914 und gab seinen Briefwechsel mit Friedrich Nietzsche zusammen mit Elisabeth Forster Nietzsche heraus Zu Rohde wie auch zu seinem fruh verstorbenen Bruder Rudolf Scholl und seinem Vater Gustav Adolf Scholl verfasste er gehaltvolle Nekrologe Im Laufe seiner langen Karriere hatte Scholl viele Schuler die er durch intensive Betreuung und schonungslose Kritik zu hohen Leistungen brachte Zu ihnen gehoren Otto Kimmig Joseph Anton Sickinger Heinrich Bertsch Emilie Boer Friedrich Emlein 4 Karl Preisendanz und sein Nachfolger auf dem Heidelberger Lehrstuhl Otto Weinreich Literatur BearbeitenGeorg Goetz Fritz Schoell in Biographisches Jahrbuch fur Alterthumskunde 40 Jahrgang 1920 S 84 102 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Fritz Schoell Quellen und Volltexte nbsp Commons Fritz Scholl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Fritz Scholl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Fritz Scholl an der Universitat Leipzig Wintersemester 1876 bis Sommersemester 1877 Anmerkungen Bearbeiten M Gobel A Kiock Richard Eckert Hrsg Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell Verbandes Klassisch Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen A Favorke Breslau 1913 S 3 Mitglieder der HAdW seit ihrer Grundung im Jahr 1909 Fritz Scholl Heidelberger Akademie der Wissenschaften abgerufen am 12 Juni 2016 Gotz 1920 94 1886 in Lorrach Sohn des Altphilologen und Gymnasiallehrers Friedrich Emlein 1851 1933 Dissertation De locis quos ex Ciceronis orationibus in Institutionis oratoriae duodecim libris laudavit Quintilianus Digitalisat Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Heidelberg Erster Lehrstuhl Friedrich Creuzer 1800 1845 Leonhard Spengel 1841 1847 Hermann Kochly 1864 1876 Curt Wachsmuth 1877 1886 Erwin Rohde 1886 1898 Otto Crusius 1898 1903 Albrecht Dieterich 1903 1908 Franz Boll 1908 1924 Otto Regenbogen 1925 1935 Hildebrecht Hommel 1937 1945 Otto Regenbogen 1945 1959 Franz Dirlmeier 1959 1970 Herwig Gorgemanns 1972 1997 Zweiter Lehrstuhl August Boeckh 1807 1811 Heinrich Voss 1809 1822 Johann Christian Felix Bahr 1823 1872 Uvo Holscher 1962 1970 Albrecht Dihle 1974 1989 Glenn W Most 1991 2001 Jonas Grethlein seit 2008 Dritter Lehrstuhl Karl Ludwig Kayser 1863 1872 Otto Ribbeck 1872 1877 Fritz Scholl 1877 1918 Otto Weinreich 1918 1921 Karl Meister 1921 1949 Viktor Poschl 1950 1976 Hubert Petersmann 1981 2001 Gerrit Kloss seit 2003 Vierter Lehrstuhl Michael von Albrecht 1964 1999 Jurgen Paul Schwindt seit 2000 Lehrstuhl fur Papyrologie Dieter Hagedorn 1981 2001 Andrea Jordens seit 2004 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Normdaten Person GND 101767595 lobid OGND AKS LCCN no95014285 VIAF 20053312 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scholl FritzALTERNATIVNAMEN Schoell Fritz Scholl FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 8 Februar 1850GEBURTSORT WeimarSTERBEDATUM 14 September 1919STERBEORT Rottweil Abgerufen von https de wikipedia org w 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