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Hermann Sauppe 9 Dezember 1809 in Weesenstein bei Dresden 15 September 1893 in Gottingen war ein deutscher Klassischer Philologe und Epigraphiker Als Professor an der Universitat Gottingen erwarb er sich ab 1866 besondere Verdienste um die dortige akademische Lehre Bedeutend sind seine kritischen Editionen der attischen Redner Oratores Attici mit Johann Georg Baiter und der platonischen Dialoge Protagoras und Gorgias Hermann Sauppe als Direktor in WeimarHermann Sauppe als Professor in Gottingen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Gymnasiallehrer und Privatdozent in Zurich 1 2 Gymnasialdirektor in Weimar 1 3 Professor in Gottingen 2 Leistungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Sauppe wurde als Sohn des Pfarrers Friedrich Gottlob Sauppe 1781 1820 und seiner Gattin Clementine geb Croll 1786 1855 im Dorf Weesenstein bei Dresden geboren er hatte zwei jungere Schwestern Bertha 1812 1851 und Laura 1818 Seine Kindheit war von den Befreiungskriegen beeinflusst besonders von den Zugen der russischen Armee Nach der Verlegung des Vaters nach Burkhardswalde erlebte Sauppe ruhigere Jahre in denen er auch den ersten Unterricht vom Vater erhielt Nach dessen Tod am 9 Juni 1820 1 zog die Witwe mit der jungsten Tochter zu ihrer Mutter wahrend Hermann Sauppe bei seinem Onkel vaterlicherseits Christian August Sauppe 1792 1839 aufgenommen wurde der seit 1814 Kantor und erster Lehrer an der St Othmarskirche in Naumburg war Von 1820 bis 1827 besuchte Sauppe das Domgymnasium Naumburg seit 1825 als Oberprimaner Besonders durch die Anregung des Rektors Gregor Gottlieb Wernsdorf 1776 1834 fand er zu den Alten Sprachen Sein anschliessendes Studium an der Universitat Leipzig finanzierte Sauppe zunachst durch Nachhilfeunterricht und Korrekturlesen fur mehrere Verlagsbuchhandlungen Er trat bald ins Philologische Seminar von Gottfried Hermann ein dem damals auch Eduard Putsche 1805 1882 und Moriz Haupt angehorten und wurde ein Spitzenschuler des beruhmten Textkritikers Daneben war er Mitglied der Leipziger Burschenschaft Germania und verkehrte im Haus des Verlegers Salomon Hirzel Spater wechselte Sauppe nach Halle an der Saale wo er das Staatsexamen ablegte und bei Gottfried Hermann 1832 promoviert wurde Seine Dissertation wurde nach dem damaligen Brauch nicht gedruckt Gymnasiallehrer und Privatdozent in Zurich Bearbeiten Zu Ostern 1833 trat Sauppe seine erste Stelle als Lateinlehrer am neugegrundeten Gymnasium zu Zurich und gleichzeitig als Privatdozent an der dortigen Universitat an Seinem Arbeitseifer ist die Einrichtung der Zurcher Kantonsbibliothek mit 25 000 Banden 1835 zu verdanken eine Vorgangereinrichtung der heutigen Zentralbibliothek Zurich 1837 wurde er Oberbibliothekar 1838 wurde Sauppe zum Konrektor des Gymnasiums gewahlt und zum ausserordentlichen Professor ernannt Auf dringenden Wunsch des Zurcher Erziehungsrates lehnte er einen gleichzeitig ergangenen Ruf als Direktor des Gymnasiums zu Schaffhausen ab 1838 heiratete er auch die 18 jahrige Emilie Nuscheler Tochter des Zurcher Stadtschreibers in dessen Wohnung das junge Paar einzog Zu dieser Zeit erwarb Sauppe das Schweizer Burgerrecht und wahlte Schottikon zu seiner Heimatgemeinde Er stand in Zurich mit Personlichkeiten wie Adolf Ludwig Follen Jakob Henle Georg Herwegh und Gottfried Keller in regem personlichen und politischen Austausch Trotzdem fuhlte sich Sauppe in Zurich als Fremder und betrieb seit einer ausgedehnten Reise durch Deutschland im Jahr 1844 seine Ruckkehr Eine Berufung als ordentlicher Professor an die Universitat Bern lehnte er deshalb ab Gymnasialdirektor in Weimar Bearbeiten Im Oktober 1845 erhielt Sauppe eine Stelle als Direktor am Wilhelm Ernst Gymnasium in Weimar Sein Ruf als Padagoge wurde hier uber die Grenzen seines Wirkungskreises hinaus bekannt 2 eine wichtige Neuerung dieser Jahre war der Unterricht in der klassischen deutschen Literatur dessen Sprache nicht mehr Latein sondern Deutsch war Sauppe kampfte fur eine weitergehende Anerkennung des Lehrerstandes die sich in der Erlaubnis bei Hofe zu erscheinen manifestierte In der Stadt gehorte er zu einem Kulturkreis um Ludwig Preller Gustav Adolf Scholl und Wilhelm Theophor Dittenberger verkehrte mit den Nachbarn Hans Christian Andersen und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und war auch auf der Altenburg haufig zu Gast bei Franz Liszt und seiner Lebensgefahrtin und Gastgeberin Carolyne zu Sayn Wittgenstein In Weimar genoss er die Gunst der Grossfurstin Maria Pawlowna die ihm 1853 zur Genesung eine Badereise nach Ostende spendierte Er war Vorsitzender der Kommission zur Aufstellung des Goethe und Schiller Denkmals und fuhrte die Korrespondenz mit dem ausfuhrenden Kunstler Ernst Rietschel Einen Ruf als Direktor ans Katharineum zu Lubeck lehnte er 1854 ab Professor in Gottingen Bearbeiten nbsp Hermann Sauppe rechts und sein Kollege Ulrich von Wilamowitz MoellendorffErst die Berufung auf den ersehnten Gottinger Lehrstuhl als Nachfolger des augenleidenden Friedrich Wilhelm Schneidewin im Jahre 1855 brachte Sauppe dazu Weimar zu verlassen Nach eigenem schon fruherem Bekunden hatte Sauppe mit diesem Posten endlich die Moglichkeit sich unbeschrankt der wissenschaftlichen Arbeit hinzugeben Seine Beschaftigung mit Textkritik und besonders mit griechischer Epigraphik fanden hier ihren Hohepunkt Er trug seine grundlegenden Forschungsleistungen auch in die Vorlesungen 1860 war er einer der ersten Professoren die uber Griechische und romische Epigraphik lasen Im Gegensatz zu seinem Lehrer Gottfried Hermann wandte er sich der Sachphilologie zu und achtete auf die sprachliche und kritische Schulung der Studenten In seinen Vorlesungen Seminaren und Ubungen hatte er uber 100 Horer Sauppes wichtigstes Verdienst in Gottingen war die Einrichtung des Padagogischen Seminars Durch seine jahrzehntelange Lehrerfahrung an hoheren Schulen war er berufen die Philologiestudenten auf ihren kunftigen Lehrerberuf hin gezielt auszubilden zumal das Schulamt zu dieser Zeit das Ziel der meisten Studenten dieses Faches war Das Seminar nahm nur sechs Mitglieder gleichzeitig auf und bildete zu Sauppes Zeiten uber 250 Studenten aus Neben seiner Tatigkeit als Leiter des Seminars war Sauppe 1859 60 1860 61 und 1873 Prorektor und dreimal Deputierter der Universitat Gottingen namlich bei der Neugrundung der Universitat Strassburg 1871 bei der Goldenen Hochzeit Kaiser Wilhelm I 1879 und beim Zurcher Universitatsjubilaum 1883 Auslandsreisen unternahm er 1868 nach Florenz und Rom und 1875 in Begleitung von Otto Luders und seinen Schulern Carl Robert und Rudolf Scholl nach Griechenland Sauppe war Herausgeber der Gottinger Gelehrten Anzeigen und seit 1861 korrespondierendes Mitglied der Gottinger Gesellschaft der Wissenschaften Nach dem Tode Friedrich Wohlers ubernahm er 1883 als Sekretar die Leitung der Gesellschaft Einen Ruf an die Bonner Universitat um den sich sein Freund Otto Jahn bemuhte lehnte er 1865 ab Auf diesem Wege erfuhr Jahns Kollege Friedrich Ritschl vom Berufungsgesuch das hinter seinem Rucken geschehen war was zum Bonner Philologenstreit fuhrte in dessen Verlauf Ritschl an die Universitat Leipzig wechselte Bis ins hohe Alter blieb Sauppe in Forschung und Lehre aktiv Er zahlte zu den altesten Kollegen Ulrich von Wilamowitz Moellendorffs der seit 1883 Professor in Gottingen war Sauppe starb wenige Wochen nach dem Tode seiner Gattin am 15 September 1893 Wilamowitz hielt eine Gedachtnisrede vor der Gottinger Gesellschaft der Wissenschaften die Grabrede des Theologen Hermann Schultz erschien noch im selben Jahr beim Gottinger Verlag Kastner Sauppes umfangreicher Nachlass befindet sich in der Niedersachsischen Staats und Universitatsbibliothek Gottingen 3 Seine Bibliothek die rund 9000 Bande und 7000 Sonderdrucke umfasste erwarb das Bryn Mawr College in den Vereinigten Staaten wo Sauppes Schuler Herbert Weir Smyth wirkte Das Ehepaar Sauppe hinterliess vier Kinder Heinrich 1841 Hedwig 1842 1926 Bertha 1844 verheiratet mit dem Geologen und Palaontologen Karl von Seebach und Gertrud 1860 1946 verheiratet mit dem Mathematiker Hans von Mangoldt Bei seinen Gottinger Studenten hiess der Hofrat Sauppe insgeheim Saufrat Hoppe 4 Leistungen BearbeitenSauppe erwarb sich auf drei Feldern bleibende Verdienste In der Padagogik in der Textkritik und in der Epigraphik Grundsatzlich gilt dass er durch die Emanzipation der deutschen Sprache als Verkehrssprache in der akademischen Lehre sowie durch seine Hinwendung zur Sachphilologie der Klassischen Philologie entscheidend zu ihrer Blute in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts verhalf Frucht seiner lebenslangen schon in Zurich begonnenen Beschaftigung mit den attischen Rednern waren die von Sauppe und seinem Mitarbeiter Johann Georg Baiter herausgegebenen Oratores Attici eine heute noch bedeutende Edition Sie erschien in zwei Reihen 1839 43 und 1845 50 5 Den Prozess der Durchsetzung der deutschen Sprache im Unterricht forderte Sauppe besonders durch seine Ausgabe lateinischer und griechischer Autoren mit deutschen Anmerkungen die in den ersten Weimarer Jahren auf Anregung Dietrich Reimers entstanden Das Unternehmen wurde von Moriz Haupt betreut der aber als Universitatsprofessor dem Schulwesen ferner stand als Sauppe Dieser war es auch der die Herausgabe nach padagogischen Massstaben beeinflusste Den Umfang dieses Unternehmens zeigt schon die Wahl der Hilfsbucher Ernst Curtius Griechische Geschichte Theodor Mommsens Romische Geschichte Theodor Bergks Griechische Literaturgeschichte geplant waren ausserdem ein Handbuch zur Archaologie von Sauppes Leipziger Kommilitonen Otto Jahn und eine Romische Literaturgeschichte von Ernst von Leutsch Von Sauppes Hand erschienen in der Reihe Ausgaben des Protagoras 1857 und des Gorgias nach dem unvollendeten Manuskript herausgegeben von Alfred Gercke 1897 deren Konjekturen noch heute wichtig fur die Textgestalt sind Literatur BearbeitenHermann Schultz Rede gehalten am Sarge des Geh Regierungsrates Professors Dr Hermann Sauppe am 18 September 1893 Kastner Gottingen 1893 Conrad Trieber Hrsg Hermann Sauppe Ausgewaehlte Schriften Mit dem Bilde Hermann Sauppes Berlin 1896 mit Schriftenverzeichnis S 929 944 Ditigalisat Erich Ziebarth Sauppe Hermann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 55 Duncker amp Humblot Leipzig 1910 S 146 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Sauppe Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Hermann Sauppe Quellen und Volltexte Literatur von und uber Hermann Sauppe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hermann Sauppe im Internet Archive Literatur von und uber Hermann Sauppe im Katalog der SUB Gottingen Hermann Sauppes Stammbaum Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Hermann Sauppe an der Universitat Zurich Sommersemester 1833 bis Sommersemester 1845 Digitalisierte Bucher aus Hermann Sauppes BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Journal fur Prediger Band 62 1 1821 S 55 Gustav Lothholz Padagogik der Neuzeit in Lebensbildern Gutersloh 1897 S 437f Signatur Cod Ms H Sauppe Gunther Meinhardt Bullerjahn Alt Gottinger Studenten Anekdoten Gottingen Zurich 1974 S 168 Zuletzt nachgedruckt 1967 bei Olms Zurich Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Gottingen Erster Lehrstuhl Johann Matthias Gesner 1734 1761 Christian Gottlob Heyne 1763 1812 Christoph Wilhelm Mitscherlich 1814 1835 Karl Friedrich Hermann 1842 1856 Ernst Curtius 1856 1868 Curt Wachsmuth 1869 1877 Karl Dilthey 1877 1887 Wilhelm Meyer 1887 1889 Friedrich Leo 1889 1914 Richard Reitzenstein 1914 1928 Eduard Fraenkel 1928 1931 Kurt Latte 1931 1935 Hans Drexler 1940 1945 Kurt Latte 1946 1957 Karl Deichgraber 1957 1969 Klaus Nickau 1970 2000 Heinz Gunther Nesselrath seit 2001 Zweiter Lehrstuhl Georg Ludolf Dissen 1813 1837 Ernst von Leutsch 1837 1883 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff 1883 1897 Georg Kaibel 1897 1901 Eduard Schwartz 1902 1909 Paul Wendland 1909 1915 Max Pohlenz 1916 1937 Karl Deichgraber 1938 1946 Walter F Otto 1946 1948 Wolf Hartmut Friedrich 1948 1972 Carl Joachim Classen 1973 1993 Siegmar Dopp 1995 2007 Ulrike Egelhaaf Gaiser seit 2008 Dritter Lehrstuhl Ernst Karl Friedrich Wunderlich 1808 1816 Friedrich Gottlieb Welcker 1816 1819 Karl Otfried Muller 1819 1840 Friedrich Wilhelm Schneidewin 1842 1856 Hermann Sauppe 1856 1893 Wilhelm Meyer 1895 1917 Gunther Jachmann 1917 1922 Wilhelm Baehrens 1922 1929 Ludolf Malten 1945 1958 Will Richter 1959 1975 Ulrich Schindel 1976 2003 Peter Kuhlmann seit 2004 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Georg August Universitat Gottingen Normdaten Person GND 117019135 lobid OGND AKS LCCN n89668533 VIAF 71610901 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sauppe HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe und EpigraphikerGEBURTSDATUM 9 Dezember 1809GEBURTSORT Weesenstein bei DresdenSTERBEDATUM 15 September 1893STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Sauppe amp oldid 238850761