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Wolf Hartmut Friedrich 25 Marz 1907 in Frankfurt Oder 5 Juli 2000 in Gottingen war ein deutscher klassischer Philologe der als Professor an der Universitat Gottingen wirkte 1948 1972 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWolf Hartmut Friedrich wurde als Sohn eines Lehrers der alten Sprachen geboren Nach dem fruhen Tod des Vaters 1915 wurde er von der Mutter aufgezogen und war von der landlichen Nachbarschaft im Oderbruch genauso gepragt wie von den haufigen Theater und Konzertbesuchen in Berlin Als Schuler am Gymnasium wurde er fur die neu gegrundete Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen deren erster Stipendiat er 1926 wurde Schon 1925 hatte er die Ludwig Maximilians Universitat Munchen bezogen und sich zunachst fur Jura eingeschrieben nach dem ersten Semester entschied er sich jedoch aufgrund seiner Neigungen fur einen Wechsel zur Klassischen Philologie In Munchen horte er unter anderem Eduard Schwartz in Leipzig Richard Heinze in Kiel Felix Jacoby und Eduard Fraenkel mit dem er nach Gottingen und Freiburg wechselte Durch die vielfaltigen Einflusse so vieler starker Personlichkeiten gelang es Friedrich sich als Forscher und spater als Dozent durch seine Autarkie zu einer eigenen philologischen Grosse 1 zu entwickeln In seiner von Eduard Fraenkel betreuten Dissertation uber die Tragodien Senecas zeigte Friedrich die Anfange einer neuen post aristotelischen Poetik auf 1931 wurde er Mitarbeiter des Thesaurus Linguae Latinae wo er wertvolle Erfahrung mit dem lateinischen Wortschatz und der antiken Literatur sammelte Die Anfange des Nationalsozialismus hatte er bereits als Student erlebt als nationalsozialistische Studenten zunehmend unangenehm aufgefallen waren In Munchen war der Wandel zu Beginn der 30er Jahre nicht zu ubersehen aber fur die Kollegen am Thesaurus die von Hitler als dem Retter der Nation schwarmten hatte Friedrich nichts als Geringschatzung ubrig 2 Seine Ablehnung gegenuber dem Nationalsozialismus festigte sich Nach der Entlassung aus dem Thesaurus 1935 arbeitete Friedrich als Lektor fur Latein in Koln Die dortigen Professoren fur Klassische Philologie Gunther Jachmann und Josef Kroll ermoglichten dem Regimegegner durch Lehrauftrage einen Zuverdienst Aufgrund fachlicher Differenzen Friedrichs auf Textkoharenz bezogene Textkritik widersprach der Kolner Praxis eroffnete sich in Koln keine Moglichkeit einer Habilitation Dazu kam es dann 1938 in Hamburg bei Bruno Snell dessen Kreis sowohl politisch als auch geistig freier eingestellt war Friedrichs Habilitationsprojekt um den Dichter Lukan war in seiner Zweideutigkeit gerade in jener Zeit heikel 3 Friedrich beantragte am 23 Dezember 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 269 109 4 ausserdem trat er dem NSLB 25 Marz 1935 und der NSV 1938 bei 5 1941 erhielt Friedrich einen Ruf an die Universitat Rostock wurde aber noch im selben Jahr als Soldat zum Zweiten Weltkrieg eingezogen und war in Russland Italien und Frankreich stationiert Er geriet 1944 in Toulouse in Kriegsgefangenschaft aus der er 1946 nach Hamburg zuruckkehrte 1948 folgte er einem Ruf auf den fruheren Lehrstuhl seines Lehrers Fraenkel nach Gottingen wo er bis zu seiner Emeritierung 1972 blieb Rufe nach Marburg Berlin und Munchen lehnte er ab Sein Nachfolger auf dem Gottinger Lehrstuhl war Carl Joachim Classen In Gottingen erwarb sich Friedrich ebenso als akademischer Lehrer wie als Wissenschaftler einen bleibenden Ruf Seine Vorlesungen von denen er einige erklartermassen fur Horer aller Fakultaten hielt waren sehr anregend und einfuhlsam fur eine traumatisierte Generation Nach seiner Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1953 entfaltete er eine lebhafte Publikationstatigkeit deren Ergebnisse er vor allem im Organ der Akademie veroffentlichte Er nahm lebhaft Anteil an Neufunden der Philologie 1959 prasentierte er der Akademie den neugefundenen Dyskolos des Menander In seiner langen Ruhestandszeit nach 1972 blieb er bis ins hohe Alter aktiv und nutzte besonders seine aus Lehrveranstaltungen gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse um Schriften wie Uber den Hexameter 1977 oder Zum Gefuge der homerischen Epen 1977 zu verfassen In diesen Jahren hielt er auch zahlreiche Gastvortrage Seine ebenfalls im Ruhestand verfassten Lebenserinnerungen geben Einblick in seine Jugend seinen Werdegang und seine Ansichten zum Nationalsozialismus Schriften Auswahl BearbeitenUntersuchungen zu Senecas dramatischer Technik Freiburg 1933 Caesar Cato und Fortuna bei Lucan Hamburg 1938 Das Fruhlingsgestirn Franzosische Lyrik von Ronsard bis Malherbe ausgewahlt und ubertragen von W H Friedrich Hamburg 1947 Euripides und Diphilos Zur Dramaturgie der Spatformen Munchen 1953 Verwundung und Tod in der Ilias Homerische Darstellungsweisen Gottingen 1956 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen phil historische Klasse 3 Folge Nr 38 Englische Ubersetzung Gabriel Wright Peter Jones Ubers Wounding and death in the Iliad London 2003 Griechische Tragiker Aischylos Sophokles Euripides Gottingen 1958 Europa und der Stier Angewandte Mythologie bei Horaz und Properz Gottingen 1959 Medeas Rache Gottingen 1960 Menanders Komodie Der Misanthrop Ein neuerer Papyrusfund Gottingen 1963 Vorbild und Neugestaltung Sechs Kapitel zur Geschichte der Tragodie Gottingen 1967 Carl Joachim Classen Ulrich Schindel Hgg Dauer im Wechsel Aufsatze von Wolf Hartmut Friedrich Gottingen 1977 Libyco cursu uber Anfang und Schluss des 5 Buchs der Aeneis Gottingen 1982 Vom Wohlstand der Gleichnisse Gottingen 1996 Ernst Heitsch Ulrich Schindel Hgg Gegenwartige Vergangenheit Studien zur antiken Literatur und ihrem Nachleben Gottingen 1998Literatur BearbeitenRolf Ulrich Kunze Die Studienstiftung des deutschen Volkes von 1925 bis heute Zur Geschichte der Hochbegabtenforderung in Deutschland Akademie Verlag Berlin 2001 ISBN 3 05 003638 9 S 62 65 und 258 259 Edition Bildung und Wissenschaft 8 Zugleich Mainz Univ Habil Schr 1999 Ulrich Schindel Wolf Hartmut Friedrich In Gnomon 73 2001 S 742 745 mit Abbildung Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wolf Hartmut Friedrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Wolf Hartmut Friedrich im Catalogus Professorum RostochiensiumVorlage CPR Wartung unnotige Verwendung von Parameter 2 Wilt Aden Schroder Biogramm zu Wolf Hartmut Friedrich in der Gelehrtengeschichtlichen Prosopographie des Teuchos ZentrumsEinzelnachweise Bearbeiten Siehe den Nachruf im Gnomon 73 2001 S 742 Siehe den Nachruf im Gnomon 73 2001 S 743 Caesar Cato und Fortuna bei Lucan Hermes 73 1938 S 391 423 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9750389 Eckart Krause Ludwig Huber Holger Fischer Hrsg Hochschulalltag im Dritten Reich 1 Einleitung allgemeine Aspekte Band 2 Berlin Hamburg 1991 S 821 Anm 107 Rolf Ulrich Kunze Die Studienstiftung des deutschen Volkes seit 1925 Zur Geschichte der Hochbegabtenforderung in Deutschland Berlin 2001 S 258f Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Gottingen Erster Lehrstuhl Johann Matthias Gesner 1734 1761 Christian Gottlob Heyne 1763 1812 Christoph Wilhelm Mitscherlich 1814 1835 Karl Friedrich Hermann 1842 1856 Ernst Curtius 1856 1868 Curt Wachsmuth 1869 1877 Karl Dilthey 1877 1887 Wilhelm Meyer 1887 1889 Friedrich Leo 1889 1914 Richard Reitzenstein 1914 1928 Eduard Fraenkel 1928 1931 Kurt Latte 1931 1935 Hans Drexler 1940 1945 Kurt Latte 1946 1957 Karl Deichgraber 1957 1969 Klaus Nickau 1970 2000 Heinz Gunther Nesselrath seit 2001 Zweiter Lehrstuhl Georg Ludolf Dissen 1813 1837 Ernst von Leutsch 1837 1883 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff 1883 1897 Georg Kaibel 1897 1901 Eduard Schwartz 1902 1909 Paul Wendland 1909 1915 Max Pohlenz 1916 1937 Karl Deichgraber 1938 1946 Walter F Otto 1946 1948 Wolf Hartmut Friedrich 1948 1972 Carl Joachim Classen 1973 1993 Siegmar Dopp 1995 2007 Ulrike Egelhaaf Gaiser seit 2008 Dritter Lehrstuhl Ernst Karl Friedrich Wunderlich 1808 1816 Friedrich Gottlieb Welcker 1816 1819 Karl Otfried Muller 1819 1840 Friedrich Wilhelm Schneidewin 1842 1856 Hermann Sauppe 1856 1893 Wilhelm Meyer 1895 1917 Gunther Jachmann 1917 1922 Wilhelm Baehrens 1922 1929 Ludolf Malten 1945 1958 Will Richter 1959 1975 Ulrich Schindel 1976 2003 Peter Kuhlmann seit 2004 Siehe auch Liste der Klassischen Philologen an der Georg August Universitat Gottingen Normdaten Person GND 122943759 lobid OGND AKS LCCN n84194859 VIAF 266827295 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Friedrich Wolf HartmutKURZBESCHREIBUNG deutscher klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 25 Marz 1907GEBURTSORT Frankfurt Oder STERBEDATUM 5 Juli 2000STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolf Hartmut Friedrich amp oldid 238924625