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Tudrus auch Tuder war in der fruhen romischen Kaiserzeit ein Herrscher der Quaden die als ein suebischer Teilstamm im Maingebiet siedelten und Zeitgenosse des Markomannenkonigs Marbod Um das Jahr 8 n Chr fuhrte wahrscheinlich Tudrus die Quaden aus dem Maingebiet an die mittlere Donau und grundete dort als ihr Konig rex ein eigenes Quadenreich 1 Antike Quellen BearbeitenTudrus wird nur von Tacitus im 42 Kapitel der Germania erwahnt 2 Tacitus schreibt von den Herrschergeschlechtern der Markomannen und Quaden dass sie auf Marbod und Tudrus zuruckgehen Erst jetzt zum Zeitraum der Niederschrift seiner Germania gebe es bei ihnen auch von Rom eingesetzte Klientelkonige Neben dem Markomannenherrscher Marbod war Tudrus demnach der Konig der Quaden Das muss weit vor 19 n Chr gewesen sein 3 das heisst vor Marbods Exilzeit in Ravenna 1 Auszug der Quaden vom Main ins Mitteldonaugebiet BearbeitenDer Teilstamm der Quaden aus der Gemeinschaften der Mainsueben war so die historische und archaologische Quellenlage in der romischen Kaiserzeit ein Zwillingsstamm der Markomannen Die Quaden Suebi siedelten zur Zeit Caesars 4 nordlich des unteren und mittleren Mains als ein grosser Teilstamm der Sueben Die Feldzuge der Romer unter Drusus fuhrten im Jahr 9 v Chr eine Auflosung der Suebenherrschaft in Hessen und im Maingebiet herbei Die suebischen Markomannen und Quaden wanderten um 8 n Chr grosstenteils aus ihren Siedlungen am Main an die mittlere Donau ab Beide Stamme zogen nach Osten an die mittlere Donau die Markomannen unter Marbod die Quaden wahrscheinlich unter Tudrus 5 und grundeten im neuen Gebiet jeweils ein eigenes Reich Der Umzug der Quaden unter Trudus wird trotz der kaum deutbaren Quellenlage in der Forschung allgemein akzeptiert 6 Die Markomannen kamen nach Bohmen wahrend die Quaden eine Region ostlich der Markomannen besiedelten das heisst nordlich der mittleren Donau zunachst Sudmahren und den ostlichen Teil Niederosterreichs bald danach auch die Sudwestslowakei 7 In der Mitte des ersten Jahrhunderts n Chr reicht das Quadenreich weiter nach Osten bis zum Donauknie 8 in der spaten romischen Kaiserzeit 9 bis in das Gebiet des heutigen Vac 6 Vom regnum Vannianum des von Rom eingesetzten Klientelkonigs Vannius wird in der Forschung allgemein angenommen dass es wahrend der Zeit der Markomannenkriege in das romunabhangige Gesamtreich der Quaden aufgegangen ist Denn nach der subscriptio zum ersten Buch von Marc Aurels Selbstbetrachtungen hat der Kaiser dieses an der Gran ἐn toῖs Koyadois bei den Quaden geschrieben Dass es zu einem Zusammenfall beider Reiche gekommen ist steht fest lediglich der Zeitpunkt wird in der Forschung kontrovers diskutiert 6 Von einer Vereinigung der Quadenreiche bereits unter Vannius geht anders Ludwig Schmidt aus Schon Tacitus nennt in seiner Germania kein Vanniusreich und Schmidt zieht aus dessen Nachricht retro Marsigni Cotini Osi Buri terga Marcomannorum Quadorumque claudunt 10 in der Germania den Schluss dass der Name der Quaden spatestens damals auch die Vannianischen Quaden einbezog 11 Von Vannius nimmt Schmidt an dass er eng mit Tudrus verwandt war und diesem in der Herrschaft uber die Quaden folgte jedoch ist diese Annahme von keiner Quelle gestutzt Mit Recht so Andreas Hofeneder halt es Rudolf Much fur unentscheidbar in welchem Verhaltnis Vannius und seine Neffen Vangio und Sido zum genus Tudri standen Dennoch wird von der Forschung Tacitus 12 meistens im Sinne einer direkten Abstammung des Vannius aus diesem Konigsgeschlecht gedeutet 13 Eine eindeutige Entscheidung in dieser Frage scheint vorlaufig nicht moglich 6 Trotz aller Annahmen ist der nur von Tacitus im 42 Kapitel der Germania erwahnte Tudrus aufgrund der unsicheren Quellenlage fur die Forschung kaum mehr als ein Name 6 Namenkundliches BearbeitenTacitus nennt den Namen im Genitiv Tudri so dass nicht gesagt werden kann ob als Nomen Tuder oder Tudrus anzusetzen ware Eher wird Tudrus als Tuder akzeptiert die Namensform ist jedoch nicht sicher da der Genitiv Tudri beide Moglichkeiten zulasst wie allgemein in der Namenforschung angenommen wird 6 Karl Mullenhoffs Annahme das Monumentum Ancyranum unterstutze Tudrus wurde nicht aufrechterhalten Denn der griechische Text enthalt zwar in der Nennung der Konige die sich Augustus unterwarfen nach Markomanwn eine Lucke von etwa 13 Buchstaben Lange und dann die Endung ros doch sind anders im lateinischen Text die Worte Mar c omanorum Sueboru mit einer darauf folgenden langen Lucke enthalten In alterer Literatur wurde diskutiert ob in die Lucke des griechischen Textes Souebōn und dann Segime oder Toud passen wurde In Frage gestellt wurde die Bezugnahme auf Tudrus auch deshalb weil die Formulierung bei Tacitus nahelegt Tudrus als Quaden anzusehen das Monumentum Ancyranum hingegen einen Markomannen erwahnt Neuere Literatur 14 nimmt lediglich Erganzungen vor statt mit weiteren Argumenten zur Diskussion beizutragen 1 Mullenhoff 15 und Much 13 uberlegen einen Bezug zu angelsachsisch tudor Nachkommenschaft Much verband 16 ihn auch mit angelsachsisch tydre 17 sanft Eine Grabstele Tudro Ariomani liberto aus Lichtenworth bei der Wiener Neustadt 18 konnte sich auf einen spateren Markomannen oder Quaden dieses Namens beziehen einen Beleg dafur gibt es nicht 1 Anmerkungen Bearbeiten a b c d Vgl Hermann Reichert Tudrus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 31 Walter de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018386 2 S 314 f abgerufen uber GAO bei De Gruyter Online Tacitus Germania 42 2 Uber die politischen Zusammenhange der Nachricht des Tacitus zur Fortfuhrung der Konigslinien siehe Peter Kehne Jaroslav Tejral Markomannen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 295 abgerufen uber GAO bei De Gruyter Online Caesar Gallischer Krieg 4 1 3 Arthur Stein Tudrus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII A 1 Stuttgart 1939 Sp 774 a b c d e f Vgl Andreas Hofeneder Titus Kolnik Gunter Neumann Quaden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 23 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017535 5 S 624 640 abgerufen uber GAO bei De Gruyter Online Vgl Karl Peschel Anfange germanischer Besiedlung im Mittelgebirgsraum Sueben Hermunduren Markomannen Berlin 1978 vgl Ludwig Rubekeil Suebica Volkernamen und Ethnos Institut fur Sprachwissenschaft der Universitat Innsbruck Innsbruck 1992 ISBN 3 85124 623 3 Innsbrucker Beitrage zur Sprachwissenschaft 68 Vgl Josef Dobias Wo lagen die Wohnsitze der Markomannen In Historica 1 1960 S 37 75 Arthur Stein Sido In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 2215 vgl Gerhard Waldherr Quadi In Der Neue Pauly DNP Band 10 Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01480 0 Sp 677 678 Auszug Tacitus Germania 43 1 Siehe Ludwig Schmidt Das Regnum Vannianum In Hermes 48 1913 S 295 Ludwig Schmidt Westgermanen S 158 Tacitus Germania 42 a b Rudolf Much Die Germania des Tacitus erlautert von Rudolf Much Winter Heidelberg 1937 3 Auflage unter Bearbeitung durch Wolfgang Lange und Herbert Jankuhn 1967 S 471 Ekkehard Weber Hrsg Res Gestae Divi Augusti Nach dem Monumentum ancyranum Apolloniense und Antiochenum Meine Taten Studienausgabe Artemis amp Winkler Dusseldorf u a 2004 ISBN 3 7608 1378 X lateinisch griechisch deutsche Ausgabe mit Kommentar S 41 rus von den Markomannen die zur suebischen Volkerfamilie gehoren Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Band 4 Berlin 1870 1908 S 480 Rudolf Much Die Sudmark der Germanen In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur PBB 17 1893 S 1 136 hier S 126 Zustimmend Ernst Wilhelm Forstemann Personennamen In Ernst W Forstemann Altdeutsches Namenbuch Band 1 Munchen Hildesheim 1968 Nordhausen 1856 Sp 1399 Vgl Rudolf Egger Ein neuer Germanenstein In Laureae Aquincenses memoriae Balint Kuzsinszky datae 1938 S 147 150 Literatur BearbeitenHermann Reichert Tudrus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 31 Walter de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018386 2 S 314 f Artikel abgerufen uber GAO bei De Gruyter Online Andreas Hofeneder Titus Kolnik Gunter Neumann Quaden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 23 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017535 5 S 624 640 Artikel abgerufen uber GAO bei De Gruyter Online Arthur Stein Tudrus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII A 1 Stuttgart 1939 Sp 774 Moritz Schonfeld Worterbuch der altgermanischen Personen und Volkernamen nach der Uberlieferung des klassischen Altertums Heidelberg 1911 Nachdrucke Heidelberg 1965 Darmstadt 1965 weitere altere Literatur zum Namen Tudrus PersonendatenNAME TudrusALTERNATIVNAMEN TuderKURZBESCHREIBUNG Herrscher der QuadenGEBURTSDATUM 1 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 1 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tudrus amp oldid 222663920