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Die Semnonen lateinisch Semnones griechisch oἱ Semnwnes Semnones galten nach Tacitus Germania 39 als das Stammvolk der elbgermanischen Sueben vetustissimi Sueborum Siedlungsgebiete der germanischen Stamme in Mitteleuropa um 50 n Chr Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Semnonenlager am Muggelsee Gemalde von Carl Blechen 1828 Um 6 v Chr schlossen sich die Semnonen den Markomannen unter Marbod an Im Jahre 5 n Chr besiegte Tiberius im Zuge des Immensum bellum die Langobarden an der Unterelbe Vermutlich wurde er dabei durch eine romische Flotte unterstutzt Er zog daraufhin weiter elbaufwarts und gelangte an der mittleren Elbe zu den Semnonen und schliesslich zu den Hermunduren wo er ein Lager aufschlug und moglicherweise germanische Gesandte empfing 1 Der Feldzugteilnehmer Velleius Paterculus beschrieb die Situation zu diesem Zeitpunkt folgendermassen Nichts blieb mehr in Germanien das hatte besiegt werden konnen ausser dem Stamm der Markomannen 2 17 n Chr fielen die Semnonen und Langobarden von Marbod ab und traten dem Cheruskerbund bei 3 Um 100 n Chr lag ihr Siedlungsgebiet im Raum zwischen Elbe und Oder von der bohmischen Grenze bis an die Havel zeitweise auch jenseits von Oder und Warthe Die Semnonen hatten im Gegensatz zu den meisten westgermanischen Stammen zu dieser Zeit bereits Konige Nach Tacitus hatten sie 100 Gaue eine Angabe die Gaius Iulius Caesar bereits rund 150 Jahre fruher uber die Sueben als Gesamtstamm gemacht hatte 4 In ihrem heiligen Hain dem kultischen Zentrum der Sueben wurden demnach Menschenopfer dargebracht Tacitus schrieb zu den Semnonen und ihrem Kultplatz Vetustissimos se nobilissimosque Sueborum Semnones memorant fides antiquitatis religione firmatur Stato tempore in silvam auguriis patrum et prisca formidine sacram omnes eiusdem sanguinis populi legationibus coeunt caesoque publice homine celebrant barbari ritus horrenda primordia Est et alia luco reverentia nemo nisi vinculo ligatus ingreditur ut minor et potestatem numinis prae se ferens Si forte prolapsus est attolli et insurgere haud licitum per humum evolvuntur Eoque omnis superstitio respicit tamquam inde initia gentis ibi regnator omnium deus cetera subiecta atque parentia Adicit auctoritatem fortuna Semnonum centum pagi iis habitantur magnoque corpore efficitur ut se Sueborum caput credant Als die altesten und vornehmsten Sueben betrachten sich die Semnonen Den Glauben an ihr hohes Alter bestatigt ein religioser Brauch Zu bestimmter Zeit treffen sich samtliche Stamme desselben Gebluts durch Abgesandte vertreten in einem Haine der durch die von den Vatern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheu geheiligt ist Dort leiten sie mit offentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein Dem Hain wird auch sonst Verehrung gezeigt niemand betritt ihn es sei denn gefesselt um seine Unterwurfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden Fallt jemand hin so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen auf dem Erdboden walzt er sich hinaus Insgesamt grundet sich der Kultbrauch auf den Glauben dass von dort der Stamm sich herleite dort der allbeherrschende Gott wohne dem alles unterworfen gehorsam sei Der Reichtum der Semnonen steigert ihr Ansehen sie bewohnen hundert Gaue und die Grosse ihres Stammes veranlasst sie sich fur den Hauptstamm der Sueben zu halten Tacitus Germania 39 Ab dem dritten Jahrhundert verliessen die Semnonen bis auf Restgruppen ihre Heimat an Havel und Spree in Richtung Oberrhein und gingen in den Alamannen auf Die Semnonen werden zum letzten Mal 260 n Chr in einer Inschrift auf dem 1992 aufgefundenen Augsburger Siegesaltar als Synonym zu Juthungen einem alamannischen Teilstamm erwahnt Damals war ein grosser Teil der Semnonen bereits nach Sudwestdeutschland gewandert Literatur BearbeitenTheodor Fontane Auf der Kuppe der Muggelberge 5 Helmut Castritius Alexander Sitzmann Semnonen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 28 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018207 6 S 152 158 online Semnonen 1 Namenkundliches S 152 154 Dieter Geuenich Geschichte der Alemannen Verlag Kohlhammer Stuttgart 1997 ISBN 3170120956 Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Von den Anfangen bis zum 2 Jahrhundert unserer Zeitrechnung In Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Ein Handbuch in zwei Banden Band 1 Akademie Verlag Berlin 1983 Rudolf Much Die Germania des Tacitus 3 Auflage Wolfgang Lange Hrsg unter Mitarbeit durch Herbert Jankuhn Verlag C Winter Heidelberg 1967 Rudolf Much Deutsche Stammsitze Ein Beitrag zur altesten Geschichte Deutschlands 1892 Cornelius Tacitus Germania Kapitel 39 Reclam Stuttgart 2000 ISBN 3 15 009391 0 oder Anaconda Verlag Koln 2006 ISBN 3 938484 88 8 Einzelnachweise Bearbeiten Ein bei von Velleius Paterculus Historia Romana 2 107 1 2 geschilderter Besuch eines germanischen Fursten kann in diesem Sinne interpretiert werden siehe Klaus Tausend Im Inneren Germaniens Beziehungen zwischen den germanischen Stammen vom 1 Jh v Chr bis zum 2 Jh n Chr Stuttgart 2009 S 23 Velleius Paterculus Historia Romana II cap 106 108 Tacitus Annales II Caesar De Bello Gallico IV Kap 1 Gedicht von Theodor FontaneNormdaten Sachbegriff GND 4224781 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Semnonen amp oldid 228805842