www.wikidata.de-de.nina.az
Als Augsburger Siegesaltar wird ein romischer Weihealtar fur die Siegesgottin Victoria bezeichnet der anlasslich des Sieges eines romischen Aufgebotes uber den Stamm der Juthungen in der Nahe der ratischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum Augsburg aufgestellt wurde Die Erwahnung des Gegenkaisers Postumus und seines Mitkonsuls Honoratianus datiert die Weihung des Steines auf den 11 September 260 1 Der Stein wird im Romischen Museum Augsburg aufbewahrt Augsburger SiegesaltarAugsburger SiegesaltarInhaltsverzeichnis 1 Altar und Inschrift 2 Historischer Kontext 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenAltar und Inschrift BearbeitenDer Altar aus Jurakalkstein Hohe 1 56 m Breite 0 79 Tiefe 0 75 wurde 1992 bei Bauarbeiten in der Augsburger Jakobervorstadt Gansbuhl in einem ehemaligen Lecharm knapp 400 m ausserhalb des ehemaligen romischen Stadtareals gefunden Es wird vermutet dass er ursprunglich in unmittelbarer Nahe des Fundortes an einem Flussubergang aufgestellt war Der Stein trug wahrscheinlich auch das Standbild der Siegesgottin Victoria das heute jedoch verloren ist erhalten blieb dagegen am selben Fundort die Basisplatte Wie oft in dieser Zeit hat man sich eines alteren Denkmals bedient Von der ersten Verwendung zur Zeit des Severus Alexander 222 235 n Chr stammt die Weiheformel fur das Kaiserhaus oberhalb des eigentlichen Textfeldes die erhalten bleiben konnte weil sie unter einem Stulpdeckel verborgen war ebenso wie Bearbeitungsspuren an den seitlichen Kehlen des Gesimses Die Inschriften des Steines lauten ubersetzt Die altere Inschrift Zu Ehren des gottlichen Kaiser Hauses fur das Heil des Herrschers Severus Alexander Augustus 2 Die jungere Inschrift Der geheiligten Gottin Victoria weil die Barbaren des Stammes der Semnonen oder Juthungen am 8 und 7 Tag vor den Kalenden des Mai niedergemacht und in die Flucht geschlagen wurden von den Soldaten der Provinz Raetien aber auch von in Germanien stationierten Soldaten sowie Landsleuten wobei ihnen viele tausende gefangene Bewohner Italiens entrissen wurden hat nach Erreichung seiner Wunsche Marcus Simplicinius Genialis Ritter handelnd in Stellvertretung des Statthalters mit demselben Heer freudig und nach Gebuhr diesen Altar aufgestellt Geweiht am 3 Tag vor den Iden des September als der Kaiser unser Herr Postumus Augustus und Honoratianus Konsuln waren 3 Die Zeilen 10 und 11 mit den Namen des ratischen Statthalters und der beiden Konsuln des gallischen Sonderreiches wurden spater getilgt Der Name des Usurpators Postumus scheint mit einem spitzen Hammer unkenntlich gemacht und die restlichen Buchstaben ausgekratzt worden zu sein Dennoch blieb genugend erhalten um den ursprunglichen Text wieder vollstandig rekonstruieren zu konnen Historischer Kontext BearbeitenSiehe auch Reichskrise des 3 Jahrhunderts Im Herbst Winter 259 uberschritten zu den Sueben zahlenden Juthungen den Limes und fielen plundernd in Italien ein Limesfall Wahrend Kaiser Gallienus im Jahr 260 germanische Invasoren bei Mailand schlagen konnte hatten sich im Fruhjahr desselben Jahres bereits Juthungen mit Tausenden von gefangenen Italikern und gewiss reicher Beute wieder nach Norden abgesetzt Der Inschrift des Siegesaltars ist nun zu entnehmen dass diese in der Nahe der ratischen Provinzhauptstadt von regularen romischen Truppen und einem Provinzaufgebot gestellt und in einer zweitagigen Schlacht 24 25 April bezwungen und in die Flucht geschlagen wurden Dieser Umstand war bis zur Auffindung des Altars nicht bekannt da er in den sonstigen Quellen nicht erwahnt wird Uber die Kenntnis dieses Ereignisses hinaus tragt die Inschrift noch zur Klarung uber Ausdehnung und Chronologie des sogenannten Gallischen Sonderreichs bei Bisher war durch keine Quelle bekannt dass es auch die Provinz Ratien miteinbezog offenbar hatte es sich auch schon fruher etabliert als bisher angenommen Der Kampf bei Augsburg hatte im Fruhjahr 260 stattgefunden als Kaiser Gallienus noch der Alleinherrscher im Reich war Doch wird nicht er auf dem Altar genannt sondern bei der Datierung im Herbst schon der Gegenkaiser Postumus Dessen Usurpation hatte man ursprunglich erst fur den Herbst des Jahres 260 angenommen Postumus muss aber schon einige Zeit vor dem September dieses Jahres die Macht an sich gerissen haben wahrscheinlich im Juni oder Juli Naturgemass war dann die Nennung des fruheren Herrschers undenkbar auch wenn wir bis heute nicht wissen aus welchen Grunden Genialis die Seiten gewechselt hat nbsp Eradierte Stelle in der letzten Zeile mit erkennbaren Namensresten des Konsuln Honoratianus Abguss der Inschrift im Alamannenmuseum EllwangenJedoch anderten sich die politischen Verhaltnisse rasch wieder Vielleicht schon 262 3 spatestens aber ab 265 zahlte Ratien wieder zum Machtbereich des Gallienus Nun verfielen Angehorige und Anhanger des Postumus der damnatio memoriae Auf dem Augsburger Siegesaltar wurden folglich die Namen von Genialis und der beiden Konsuln sowie die Erwahnung des Heeres aus der Inschrift entfernt eradiert wahrscheinlich wurden sie aber nur mit Stuckgips uberdeckt und blieben daher deutlich lesbar Auch die Zusammensetzung der an diesem Kampf beteiligten romischen Streitkrafte ist typisch fur die damalige Zeit In dieser Streitmacht angefuhrt von Genialis einem Offizier aus dem Ritterstand wird keine regulare Einheit der ratischen Provinzarmee wie insbesondere die legio III Italica genannt die seit ca 170 in Regensburg Castra Regina stationiert war sondern ein wohl in aller Eile versammeltes Aufgebot aus Germaniciani Angehorige diverser Einheiten des obergermanischen Heeres milites provinciae Raetiae mutmasslich Auxiliartruppen und sogar populares womit eigentlich nur bewaffnete Zivilisten eventuell Veteranen gemeint sein konnen Vermutlich waren Letztere eine Art Burgerwehr die sich aus Bewohnern der Provinzhauptstadt und ihrer Umgebung zusammensetzte und dementsprechend hoch motiviert war die plundernden Germanen zu verjagen Literatur BearbeitenLothar Bakker Das Siegesdenkmal zur Juthungenschlacht des Jahres 260 n Chr aus Augusta Vindelicum In Das Archaologische Jahr in Bayern Jahrgang 1992 1993 S 116 119 Lothar Bakker Raetien unter Postumus Das Siegesdenkmal einer Juthungenschlacht im Jahre 260 n Chr aus Augsburg In Germania 71 1993 S 369 386 doi 10 11588 ger 1993 88931 Lothar Bakker Der Augsburger Siegesaltar In Badisches Landesmuseum Karlsruhe Hrsg Imperium Romanum Romer Christen Alamannen Die Spatantike am Oberrhein Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1954 0 S 96 101 Lothar Bakker Objektbeschreibung In Alexander Demandt Hrsg Konstantin der Grosse Ausstellungskatalog Rheinisches Landesmuseum Trier von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3688 8 Katalog Nr I 3 2 auf der CD ROM Martin Jehne Uberlegungen zur Chronologie der Jahre 259 bis 261 n Chr im Lichte der neuen Postumus Inschrift aus Augsburg In Bayerische Vorgeschichtsblatter 61 1996 S 185 206 Klaus Peter Johne Semnonen am Lech Der Augsburger Victoria Altar und die Historia Augusta In Michael Meyer Hrsg trans Albim fluvium Forschungen zur vorromischen kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Archaologie Festschrift fur Achim Leube zum 65 Geburtstag Internationale Archaologie Studia honoraria Band 10 Leidorf Rahden 2001 ISBN 3 89646 390 X S 299 306 Ingemar Konig Die Postumus Inschrift aus Augsburg In Historia 46 1997 S 341 354 Egon Schallmayer Hrsg Der Augsburger Siegesaltar Zeugnis einer unruhigen Zeit Saalburgmuseum Bad Homburg v d H 1995 ISBN 3 931267 01 6 Saalburg Schriften 2 Timo Stickler Iuthungi sive Semnones Zur Rolle der Juthungen bei den romisch germanischen Auseinandersetzungen am Raetischen Limes in der Zeit zwischen Gallienus und Aurelian In Bayerische Vorgeschichtsblatter 60 1995 S 231 249 Karl Strobel Raetia amissa Raetien unter Gallienus Provinz und Heer im Licht der neuen Augsburger Siegesinschrift In Clive Bridger Karl Josef Gilles Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen BAR International Series Band 704 Archaeopress Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 S 83 93 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Augsburger Siegesaltar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Datenblatt zur Inschrift bei ubi erat lupa orgAnmerkungen Bearbeiten Erstveroffentlichung Lothar Bakker Das Siegesdenkmal zur Juthungenschlacht des Jahres 260 n Chr aus Augusta Vindelicum In Das Archaologische Jahr in Bayern Jahrgang 1992 1993 S 116 119 Lateinischer Originaltext AE 1993 1231 Z 1 3 In h onorem d omus d ivinae pro sal ute imp eratoris Sev er i Alexandri Aug usti Lateinischer Originaltext AE 1993 1231 Deae sanctae Victoriae ob barbaros gentis Semnonum sive Iouthungorum die VIII et VII Kal endarum Maiar um caesos fugatosque a militibus prov inciae Raetiae sed et Germanicianis itemque popularibus excussis multis milibus Italorum captivor um compos votorum suorum M arcus Simplicinius Genialis v ir p erfectissimus a gens v ices p raesidis cum eodem exercitu libens merito posuit dedicata III Idus Septemb res Imp eratore d omino n ostro Postumo Au g usto et Honoratiano co n s ulibus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augsburger Siegesaltar amp oldid 235905142