www.wikidata.de-de.nina.az
Die Langobarden lateinisch Longobardi griechisch oἱ Laggobardoi 1 auch Winniler waren ein Teilstamm der Stammesgruppe der Sueben eng mit den Semnonen verwandt und damit ein elbgermanischer Stamm der ursprunglich an der unteren Elbe siedelte Im spaten 5 Jahrhundert tauchten Langobarden an der Donau in Pannonien auf ab 568 eroberten sie unter Konig Alboin grosse Teile Italiens Ihrem Reich setzte das frankische Heer unter Fuhrung Konig Karls des Grossen mit der Eroberung der Hauptstadt Pavia im Jahr 774 ein Ende Auf die Siedlungsgebiete der Langobarden geht die heutige Bezeichnung der Lombardei zuruck Das Langobardenreich in Italien Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Herrschaftsstruktur 4 Sprache und Kultur 5 Genetik 6 Herzoge der Langobarden 7 Konige der Langobarden 8 UNESCO Weltkulturerbe 9 Literatur 9 1 Uberblickswerke 9 2 Ausstellungskataloge 9 3 Herkunft 9 4 Archaologie 9 5 Eroberung Italiens 9 6 Aussenbeziehungen 9 7 Quellen 10 Weblinks 11 AnmerkungenName BearbeitenWoher der Name der Langobarden stammt ist unklar Die Langobardi die Strabon um die Zeitenwende in seiner Geographie VII 1 3 erwahnt werden als Ersterwahnung betrachtet 2 Der langobardische Chronist Paulus Diaconus berichtet im 8 Jahrhundert von einer alten Sage siehe Origo gentis Demnach hiessen die Langobarden einstmals Winniler Diese wurden von den Vandalen bedroht und beide Volker rusteten zum Kampfe Die Vandalen beteten zu Wodan und er sagte ihnen dass jene den Sieg erhielten die er fruhmorgens als erste erspahe Gambara die Mutter der winnilischen Herzoge Ibor und Agio riet aber zur Gottin Frea der Frau Wodans zu beten Frea gab die Anweisung dass die Frauen der Winniler fruhmorgens sich im Osten aufstellen und ihre langen Haare wie Barte vor das Gesicht binden sollten Fruhmorgens stand Frea zeitig auf und wendete das Bett Wodans nach Osten und als er erwachte sah er die Winnilerinnen und fragte erstaunt Wer sind diese Langbarte Da entgegnete Frea Du hast ihnen den Namen gegeben nun gib ihnen den Sieg So siegten die Winniler uber die Vandalen und seither nennen sie sich Langobarden Auch in der Forschung ist die Herleitung des Namens umstritten Klar ist dass die Schilderung des Paulus Diaconus topische Elemente enthalt zumal lange Barttracht kein besonderes Kennzeichen nur der Langobarden war Dennoch wird auch in der neueren Forschung die Herleitung Langobarden von Langbarte aus philologischen Grunden fur durchaus wahrscheinlich gehalten wobei von einer ursprunglichen Fremdbezeichnung ausgegangen wird Eine in der Forschung erwogene alternative Bezeichnung nach einer stammestypischen Streitaxt wird hingegen als problematischer angesehen 3 4 Geschichte Bearbeiten nbsp Wanderung der Langobarden blau zwischen dem 4 und dem 8 Jahrhundert n Chr Die Fruhgeschichte der Langobarden ist aufgrund zeitbedingter Vorstellungen von geschlossenen wandernden Volkern vielfach missdeutet worden Nach heutigen Vorstellungen handelt es sich eher um politisch militarische Verbande die sich zusammenfanden und die uber die Dauer der Zeit eine Zusammengehorigkeit entwickelten bald eine ubergreifende Sprache die von einem zahlenmassig dominierenden Kernverband ausging Daher war sowohl das Hereinnehmen anderer Verbande als auch die Wiederabspaltung wenn man anderen Zielen zu folgen gedachte vergleichsweise unproblematisch Dies gilt vor allem fur die eigentliche Wanderungszeit und die Generation danach Dass Gruppen des Namens Langobarden an der unteren Elbe im spaten 1 Jahrhundert v Chr 5 mit den ab dem 5 Jahrhundert weiter sudlich genannten ab 568 nach Italien wandernden Gruppen in Zusammenhang stehen gar genetischem ist daher umstritten konnte durch genetische Untersuchungen jungerer Zeit jedoch fur die Gruppen zwischen Ungarn und Italien immerhin nachgewiesen werden 6 Als Langobarden bezeichnete Gruppen wurden von Strabon und Tacitus fur das Jahr 3 v Chr als Teil des Marbod Bundes erwahnt 7 Wahrend eines Feldzuges des Tiberius zur Elbe im Jahre 5 n Chr der im Zuge des immensum bellum stattfand werden Langobarden erneut erwahnt Der Geschichtsschreiber Velleius Paterculus schrieb Die Macht der Langobarden wurde gebrochen eines Stammes der noch wilder als die germanische Wildheit ist 8 Strabon erwahnt dass die eigentlich auf dem linken sudlichen Elbufer siedelnden Langobarden auf das rechte nordliche Elbufer ubersiedelten 9 Dies scheint auch durch den Abbruch der Belegung von lokalen Friedhofen unterstutzt vgl Wahlitzer Gruppe Durch den anschliessenden Ruckzug der Romer an den Rhein verschwanden die Langobarden fur die nachsten ca 150 Jahre aus der Historie Die Archaologie zeigt eine als elbgermanisch bezeichnete Fundgruppe beiderseits der unteren und mittleren Elbe und in Bohmen Langobarden drangen 166 n Chr zu Beginn der Markomannenkriege als Teil eines Plunderungszuges ins Romische Reich ein Nach den Markomannenkriegen verlagerte sich nach archaologischen Erkenntnissen der Siedlungsschwerpunkt von Mecklenburg in die westelbische Altmark Archaologisch als Elbgermanen zu identifizierende Bevolkerungsgruppen besetzten ab 250 260 10 das Gebiet an der mittleren Donau in dem vorher die Rugier siedelten heute Niederosterreich unter dem Konig Godeoc waren dies 489 auch die Langobarden die sich am linken Donauufer zwischen Linz und Wien ansiedelten 11 nbsp Grabbeigaben aus dem westungarischen Binnenkastell Keszthely FenekpusztaUm 490 zog eine Gruppe die die Quellen als Langobarden bezeichnen nach Mahren und zu Beginn des 6 Jahrhunderts nach Pannonien genauer auf das Tullnerfeld Im Jahr 510 vernichteten sie unter ihrem Fuhrer Tato dort endgultig das von Rudolf regierte Herulerreich Unter dem nachfolgenden Konig Wacho zogen die Langobarden nach Pannonien Pannonia inferior weiter unter Audoin erfolgte 546 47 die Ansiedlung auch in der Pannonia Secunda und somit in ganz Westungarn und im Gebiet des heutigen Burgenlandes Diese Ansiedlung wurde von dem ostromischen Kaiser Justinian I unterstutzt da er von den Langobarden annahm dass sie die ostlich der Donau lebenden Gepiden in Schach halten wurden und zudem einen Sicherheitsgurtel gegen die Ostgoten in Italien bzw die Franken im ehemaligen Gallien bilden wurden Die Langobarden unternahmen aber auch Plunderungszuge nach Dalmatien und Illyrien und kamen dabei bis in das byzantinische Epidamnus 12 Es ist aber unsicher ob ein Bevolkerungsverband der Langobarden in der Zeit zwischen der in antiken Quellen uberlieferten Phase der Langobarden an der unteren Elbe und diesem Auftauchen an der mittleren Donau wirklich existiert hat Moglicherweise wurde erst an der Donau eine sich stetig neu mischende Bevolkerungsgruppe in Auseinandersetzungen mit den Herulern neu formiert So erscheint in den Quellen eine grosse Gruppe von Sachsen die sich den Langobarden angeschlossen hat Nach dieser Deutung nahm sie einen alten bekannten und ruhmtrachtigen Namen an Kaiser Justinian I uberliess den Langobarden laut Prokop die pannonischen Festungen und die norische Polis 13 552 begleiteten viele langobardische Krieger den ostromischen Heerfuhrer Narses nach Italien um gegen die Ostgoten zu kampfen Sie wurden aber aufgrund ihrer Disziplinlosigkeit bald entlassen Sie stellten auch Hilfstruppen beim Zug gegen die Perser Hauptartikel Langobardenreich nbsp Langobardisches Schwert Spatha Reproduktion im Museum von BergamoIm Jahr 567 vernichteten die Langobarden nach langen Kampfen zusammen mit den Awaren das Gepidenreich Bereits im folgenden Jahr zogen die meisten Langobarden nach Italien begleitet von Gepiden Thuringern Sarmaten Sueben Pannoniern und Norikern 14 sowie Sachsen wie Paulus Diaconus berichtet Historia Langobardorum liber III 5 Ob sie wie man fruher zumeist annahm awarischem Druck weichen mussten ob sie von vornherein die reiche Halbinsel im Blick hatten oder gar von Narses eingeladen wurden ist umstritten Sie eroberten jedenfalls ab 2 April 568 unter Konig Alboin grosse Teile Italiens das sie 552 als immer noch relativ reiches Land kennengelernt hatten Gemeinsam mit anderen germanischen Stammen drangen sie weiter nach Suden vor konnten aber nicht die ganze Halbinsel erobern Etwa die Halfte des Landes blieb unter der Kontrolle des Ostromischen Reiches Die langobardische Landnahme in Italien gilt als der letzte Zug der spatantiken Volkerwanderung und mithin als ein mogliches Datum fur das Ende der Antike und den Beginn des Fruhmittelalters in diesem Raum Anhand der Graberfelder lassen sich die wichtigsten langobardischen Siedlungsgebiete in Italien festmachen Diese konzentrierten sich vor allem auf die Gebiete nordlich des Po von Piemont bis Friaul in dem Gebiet zwischen Lago Maggiore und Gardasee hier hatte sich bereits vor 550 die ostgotische Besiedlung konzentriert Nach Suden hin stosst man auf bedeutend weniger Graberfelder Der Grossteil der in Italien ansassigen Langobarden nahm das arianische Christentum an Das Langobardenreich mit der Hauptstadt Pavia umfasste Norditalien und Teile Mittel und Suditaliens Es gliederte sich in mehrere Dukate Teilherzogtumer Wie gross die Zahl der nach Italien eingewanderten Langobarden war lasst sich angesichts der ungunstigen Quellenlage nicht genau bestimmen Schatzungen gehen von etwa 100 000 bis ca 150 000 Menschen aus 15 eingeschlossen andere ethnische Gruppen die sich dem langobardischen Stammeskern angeschlossen hatten u a Sachsen und Reste der Gepiden Die vom langobardischen Geschichtsschreiber Paulus Diaconus genannte Zahl von 500 000 Menschen ist wohl unrealistisch wie das bei Zahlenangaben antiker und mittelalterlicher Autoren nicht selten der Fall ist Schon die Versorgung einer derart gewaltigen wandernden Menschenmenge ware auf unuberwindliche Hindernisse gestossen Paulus Diaconus zahlt allein 20 000 sachsische Manner die die Langobarden nach Italien begleiteten was darauf schliessen lasse so Wilfried Menghin dass sich wohl mindestens 40 000 Menschen mit ihnen auf den Weg machten Er nimmt zudem an die Gesamtzahl der Langobarden sei mindestens drei Mal so gross zu veranschlagen wie die der Sachsen Walter Pohl kam 2009 auf etwa 100 000 Zuwanderer 16 Der Langobardenzug nahm seinen Ausgang vom Westufer des Plattensees und bewegte sich uber Emona und dann nach Kalce und weiter nach Aidussina und Savogna bis nach Cividale del Friuli ohne dass sie auf viel Widerstand gestossen waren In der Nahe von Spresiano kam ihnen der Bischof von Tarvisium entgegen und ubergab Alboin die Schlussel der Stadt Treviso die zu einem langobardischen Herzogtum erhoben wurde Vermutlich auf der alten Romerstrasse fuhrte der Weg nach Vicenza und nach Verona das er Ende Oktober 568 erreichte Auf diesem Weg grundete er vier Herzogtumer Cividale hier setzte er seinen marpais Marschall und Neffen Gisulf ein Ceneda Treviso und Vicenza 569 grundete er weitere Herzogtumer in Brescia und Bergamo Mailand wurde am 3 September 569 erobert Von hier aus wurden die Herzogtumer Turin und Asti wohl zur Abwehr moglicher Ubergriffe der Franken gegrundet Ewin wurde das Herzogtum Trient uberlassen Weiter ging es uber Ligurien und Tuscien nach Pavia Diese Stadt leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 572 erobert werden In Mittel und Suditalien wurden die Herzogtumer Benevent und Spoleto gegrundet In seiner Hauptstadt Verona wurde Alboin am 28 Juni 572 oder 573 ermordet 17 nbsp Die Eiserne Krone der LangobardenkonigeNach der Ermordung Alboins folgte Cleph nach der aber ebenfalls nach kurzer Zeit ermordet wurde 574 Nach seiner Ermordung wurde fur zehn Jahre kein Konig gewahlt Interregnum wahrend der die verschiedenen Herzoge ein meist gewalttatiges Regime fuhrten Danach wurde der Sohn Clephs Authari 584 589 zum Konig gewahlt Dieser heiratete Theudelinde Tochter des verbundeten Herzogs Garibald I von Bayern Nach dem Tode Autharis heiratete die katholische Theudelinde nun Agilulf der zwar selbst Arianer war aber unter dem Einfluss seiner Frau die Annaherung an den katholischen Papst in Rom suchte So gestattete er einigen vor den Langobarden geflohenen Bischofen die Ruckkehr und gab auch in Besitz genommene Kirchenguter zuruck Erst 662 verdrangte der Katholizismus den Arianismus endgultig unter den die katholische einheimische Bevolkerungsmehrheit beherrschenden Langobarden Vermutlich gaben die Langobarden zu dieser Zeit auch ihre gemeinsame Sprache auf und integrierten sich rasch und vollstandig in die romische Bevolkerung In der Forschung markiert der Langobardeneinfall mit dem die Halbinsel fur 1300 Jahre ihre politische Einheit verlor ubrigens in der Regel den Punkt ab dem man von italienisch statt von italisch wie in der Antike zu sprechen habe Im ausgehenden 7 Jahrhundert herrschte Burgerkrieg in dem Cunincpert sich gegen Alahis durchsetzen konnte Unter Grimoald 662 671 und Liutprand 712 744 erreichte das Langobardenreich seine grosste raumliche Ausdehnung Karl der Grosse eroberte 774 Pavia unter dem letzten Langobardenkonig Desiderius und liess sich selbst zum Konig der Langobarden kronen Langobardenfeldzug Im Suden blieb das Herzogtum Benevent unter Arichis II der den Titel princeps annahm und seit 774 mit konigsgleicher Macht regierte selbststandig 18 Vereinzelt gab es noch Widerstand gegen Karls Herrschaft Hrodgaud der dux Herzog von Friaul beanspruchte 776 die langobardische Krone fur sich und mehrere Stadte schlossen sich ihm an Er wurde von Karl dem Grossen der in Eilmarschen nach Italien kam rasch besiegt und getotet 19 Auch Desiderius Sohn Adelchis versuchte die langobardische Konigskrone zuruckzugewinnen scheiterte aber 788 endgultig als seine in Kalabrien gelandeten byzantinischen Truppen von Grimoald III dem dux von Benevent geschlagen wurden Die langobardische Sprache war um 1000 ausgestorben Mit der Eroberung durch die Normannen im 11 Jahrhundert verlor auch der Dukat Benevent seine Selbststandigkeit Der Name Langobarden ist im Namen der norditalienischen Region Lombardei italienisch Lombardia erhalten geblieben Die Konigskrone der Langobarden war die Eiserne Krone Zahlreiche romisch deutsche Herrscher des Mittelalters etwa Konrad II Heinrich VII oder Karl IV liessen sich mit ihr kronen um ihren Anspruch auf Reichsitalien zu unterstreichen Jahrhunderte spater liess Napoleon I sich mit der eisernen Krone zum Konig von Italien kronen um seine Herrschaft zu legitimieren Herrschaftsstruktur BearbeitenBis zum 8 Jahrhundert hatte sich eine Verwaltungsstruktur herausgebildet an deren Spitze der rex Konig stand Ihm unterstanden die iudices Richter Oberbeamte 20 die sich aus den duces Herzoge und gastalden bzw comes Pfalzgrafen Grafen zusammensetzten Das Amt des dux war auf Lebenszeit verliehen oftmals auch erblich wahrend die Gastalden oft nach einiger Zeit ausgewechselt wurden Den iudices unterstanden die actores Geschaftsfuhrer Unterbeamte die sich in sculdahis Schultheiss auch rector loci 21 centenarius Zentgraf Gograf und locopositus ortlicher Vorgesetzter gliedern ohne dass deren Unterscheidungsmerkmal klar zu Tage tritt Noch eine Stufe tiefer in der Hierarchie standen die decani Vorsteher saltarii Weide Aufseher und scariones oviscariones 21 und scaffardi 21 Vorgesetzte einer Schar die als untergeordnete Amtstrager eher polizeiliche Aufgaben erfullten 22 Als gasindi konigliche Hofbeamte gab es den marpahis oder strator Marschall Stallmeister den stolesaz oder maior domus Kammerer vesterarius Schatzmeister und spatharius Schwerttrager wahrend der sonst an germanischen Hofen wichtige Mundschenk bei den Langobarden offenbar nur eine untergeordnete Rolle spielte Der referendarius als Leiter der koniglichen Kanzlei bekleidete ebenfalls ein wichtiges Hofamt 23 Sprache und Kultur Bearbeiten nbsp Ein Umbo Schildbuckel der Langobarden Norditalien 7 JahrhundertLangobardisch wurde vom 6 Jahrhundert bis Anfang des 11 Jahrhunderts von den in Norditalien eingewanderten Langobarden gesprochen Uberliefert sind im Wesentlichen nur Personennamen Ortsnamen sowie Einzelworter die in der Fruhzeit als Runeninschriften spater dann in lateinischen Urkunden auftauchen Ausserdem gibt es etliche langobardische Lehnworter in norditalienischen Dialekten Man geht allgemein davon aus dass die langobardische Grammatik weitgehend den Strukturen des Althochdeutschen entsprach Kulturell bedeutete die Herrschaft der noch recht wenig zivilisierten germanischen Langobarden in dem bis dahin unter dem Einfluss der spatantiken und vor allem der byzantinischen Kunst und Kultur stehenden Norditalien zunachst einen erheblichen Ruckschlag Das von germanischer ornamentaler Geometrik herruhrende Hauptelement der langobardisch arianischen Kunst war das Flechtbandornament das diese zu wahrer Formvollendung brachte nbsp Langobardische Goldblattkreuze Museum von BergamoDie langobardischen Herrscher ubernahmen jedoch ebenso wie die katholische Religion zunehmend die lateinische Sprache und adaptierten die romischen und byzantinischen kulturellen Einflusse Auch das alte romische Schulwesen soll unter den Langobardenkonigen noch zu grosser Blute gekommen sein Mit der byzantinischen Kunst waren sie schon in Pannonien in Beruhrung gekommen Den byzantinischen Bauformen der Basilika und des Zentralbaus fugten sie neue Stilelemente bei insbesondere die Verzierung der Aussenwande durch Blendarkaden Pilaster oder Lisenen und Bogenfriese So wurde der byzantinische Baustil weiterentwickelt und gelangte als lombardischer Stil zu einer neuen Blute und Verbreitung in Westeuropa Als Spuren der kulturellen Leistungen der Langobarden haben sich etliche Kirchen und Kloster sowie Grabbeigaben erhalten Recht und Gesetz zeugen vom regen Ordnungswillen der Langobarden Konig Rothari zeichnete im Edictum Rothari 643 der ersten Kodifikation eines allerdings schon stark vom romischen beeinflussten germanischen Rechts das langobardische Recht ein bislang mundlich uberliefertes Gewohnheitsrecht lateinisch auf und vereinheitlichte es Der Geschichtsschreiber Paulus Diaconus verfasste bereits unter der Herrschaft Karls des Grossen unter anderem die Geschichte der Langobarden Einige Forscher gehen seit Bruno Schweizer mit der Langobardentheorie des Zimbrischen davon aus dass die letzten Reste der Langobarden in den heutigen Zimbern und ihrer altertumlichen Sprache fortleben Diese These ist allerdings sehr umstritten und findet heute nur wenige Fursprecher 24 In der Germanistik wird zudem mitunter die These vertreten langobardischer Einfluss habe um 600 die Zweite Lautverschiebung bewirkt durch die sich die sudlichen hochdeutschen Dialekte von den nordlichen niederdeutschen trennten Gestutzt wird diese These nach Ansicht ihrer Vertreter dadurch dass sich eines der fruhesten Zeugnisse fur die Lautverschiebung im 643 verschriftlichten Edictum Rothari findet 25 Auch fur diese Hypothese fehlen bislang aber nach Ansicht anderer Forscher ausreichende Beweise schon allein wegen unserer letztlich unzureichenden Kenntnisse des Langobardischen Genetik BearbeitenEine palaogenetische Studie in Nature Communications September 2018 stellte starke Ahnlichkeiten im erhaltenen Erbgut der Langobarden Italiens und der mutmasslichen Langobarden Mitteleuropas fest Wahrend letztere mit den Vorgangerpopulationen in ihrem Gebiet keine besonderen Gemeinsamkeiten aufwiesen zeigen sie starke genetische Ahnlichkeiten zu bronzezeitlichen Skandinaviern auf Langobardische Manner trugen uberwiegend Y Chromosomen der Haplogruppen R1b und I2a2a1 die beide bei altgermanischen Volkern haufig waren Weiterhin zeigen Manner eine grossere genetische Gleichformigkeit als Frauen was sich als Hinweis auf verbreitete Exogamie die Einheirat fremder Frauen in den Stammesverband lesen lasst Die Studie legt nahe dass die Langobarden aus Nordeuropa stammten patriarchal organisiert waren und durch Wanderungsbewegungen zumindest in wesentlichen Teilen als Abstammungsgemeinschaft uber Mitteleuropa nach Italien gelangten 26 Eine andere genetische Studie erschienen in Science Advances ebenfalls im September 2018 untersuchte die Uberreste eines Langobarden auf einem alemannischen Friedhof Bei ihm wurde die vaterliche Y chromosomale Haplogruppe R1b1a2a1a1c2b2b und die mutterliche mitochondriale Haplogruppe H65a ermittelt Auf demselben Friedhof fanden sich Uberreste eines frankisch und eines byzantinisch gedeuteten Mannes beide ebenfalls Trager der vaterlichen Haplogruppe R1b1a2a1a1 Alle drei waren eng verwandt und wiesen Erbgutbeziehungen nach Nordeuropa auf insbesondere nach Litauen und Island 27 Im Januar 2019 untersuchte eine Studie im European Journal of Human Genetics die Mitochondrien DNS zahlreicher mutmasslich langobardischer Graber in Mitteleuropa und Italien Die Bestatteten waren einander relativ nah verwandt und weisen genetische Ahnlichkeiten mit Nordeuropaern jener Zeit auf sodass die Forscher eine Einwanderung von Mannern und Frauen aus dem Norden als Ursache der langobardischen Siedlung in Italien ansehen 28 Herzoge der Langobarden Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der Konige der Langobarden Hinweis Die ersten Herzoge bis Wacho lassen sich historisch nicht belegen sie sind nur in der Stammes Sage enthalten Die Regierungszeiten bis Alboin sind nicht gesichert Ibor und Agio auch Aio Agelmund Sohn des Agio aus dem Geschlecht des Gugingus Lamissio auch Laiamicho aus dem Geschlecht des Gugingus Lethuc auch Lethu Hildeoc auch Hildehoc Aldihoc Sohn des Lethuc Godeoc auch Godehoc 478 490 Claffo Sohn des Godeoc 490 510 Tato Sohn des Claffo 510 540 Wacho Sohn des Unichis Neffe des Tato 540 545 Walthari 545 560 Audoin 560 572 AlboinKonige der Langobarden Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der Konige der Langobarden nbsp Langobardischer Umbo Schildbuckel Archaologisches Museum Bergamo Lombardei Italien 568 572 Alboin 572 574 Cleph 574 584 Interregnum 584 590 Authari 590 615 Agilulf 615 626 Adaloald 626 636 Arioald 636 652 Rothari 652 653 Rodoald 653 661 Aripert I 661 662 Godepert und Perctarit 662 671 Grimoald 671 Garibald 671 688 Perctarit 2 Mal 688 700 Cunincpert 700 701 Liutpert 701 Raginpert 701 Rotharit dux von Bergamo 701 712 Aripert II 712 Ansprand 712 744 Liutprand 744 Hildeprand 744 749 Ratchis 749 756 Aistulf 756 757 Ratchis 2 Mal 757 774 Desiderius letzter langobardischer Konig der Langobarden 774 781 Karl der Grosse in Personalunion 781 810 Pippin 810 812 Karl der Grosse 2 Mal in Personalunion 812 818 Bernhard 818 822 Ludwig der Fromme 822 855 Lothar I in Personalunion 844 875 Ludwig II Hier endet die Liste da mit Ludwig II das Amt des Herzogs der Langobarden in dem des Konigs von Italien aufging ein Titel den Ludwig schon im Jahr 839 840 von seinem Vater erhalten hatte UNESCO Weltkulturerbe BearbeitenSeit Juni 2011 ist eine Gruppe von wichtigen Gebauden unter dem Titel Die Langobarden in Italien Orte der Macht 568 bis 774 n Chr in der Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen worden Die Gebaude umfassen die wichtigsten monumentalen Zeugnisse der Langobarden die auf italienischem Boden an sieben verschiedenen Orten zu finden sind Diese sind Cividale del Friuli Brescia Castelseprio Torba Spoleto Campello sul Clitunno Benevento Monte Sant Angelo Sie erstrecken sich vom Norden der Halbinsel bis in den Suden wo die Herrschaftsgebiete der wichtigsten langobardischen Herzogtumer waren Literatur BearbeitenUberblickswerke Bearbeiten Volker Bierbrauer Christoph Eger Robert Nedoma Walter Pohl Piergiuseppe Scardigli Jurgen Udolph Langobarden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 50 93 Fachartikel Urs Muller Langobardische Sagen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 93 102 einfuhrender Fachartikel Jan Bemmann Michael Schmauder Hrsg Kulturwandel in Mitteleuropa Langobarden Awaren Slawen Akten der Internationalen Tagung in Bonn vom 25 bis 28 Februar 2008 RGK Kolloquien zur Vor und Fruhgeschichte Band 11 Bonn 2008 Karin Priester Geschichte der Langobarden Gesellschaft Kultur Alltagsleben Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1848 X lebendig erzahlter gut illustrierter Einstieg Jorg Jarnut Geschichte der Langobarden In Urban Taschenbucher Band 339 Kohlhammer Stuttgart 1982 ISBN 3 17 007515 2 wissenschaftliche nicht unproblematische Einfuhrung Neil Christie The Lombards The Ancient Longobards Blackwell Oxford 1995 ISBN 0 631 18238 1 Walter Pohl Peter Erhart Hrsg Die Langobarden Herrschaft und Identitat In Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 Forschungsstand der Langobardistik Stefan Esders Die Langobarden Geschichte und Kultur C H Beck Munchen 2023 ISBN 978 3 406 80033 7 Ausstellungskataloge Bearbeiten Berthold Schmidt Die spate Volkerwanderungszeit in Mitteldeutschland Katalog Nord und Ostteil In Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle 29 Berlin 1975 Landschaftsverband Rheinland Rheinisches Landesmuseum Bonn Hrsgg Morten Hegewisch Redaktion Die Langobarden Das Ende der Volkerwanderung Katalog zur Ausstellung im Rheinischen LandesMuseum Bonn 22 8 2008 11 1 2009 Primus Darmstadt 2008 ISBN 978 3 89678 385 1 Herkunft Bearbeiten Hermann Frohlich Zur Herkunft der Langobarden In Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 55 56 1976 1 21 online Ralf Busch Hrsg Die Langobarden Von der Unterelbe nach Italien In Veroffentlichung des Hamburger Museums fur Archaologie und die Geschichte Harburgs Helms Museum Band 54 Wachholtz Neumunster 1988 ISBN 3 529 01833 3 Archaologie Bearbeiten Wilfried Menghin Die Langobarden Archaologie und Geschichte Theiss Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0364 4 Geschichte der Langobarden aus archaologisch historischer Sicht Volker Bierbrauer Die Landnahme der Langobarden in Italien aus archaologischer Sicht In Michael Muller Wille Reinhard Schneider Hrsg Ausgewahlte Probleme europaischer Landnahmen des Fruh und Hochmittelalters Sigmaringen 1993 S 103 172 Uta von Freeden Tivadar Vida Ausgrabungen des langobardenzeitlichen Graberfeldes von Szolad Komitat Somogy Ungarn In Germania Band 85 2007 S 359 384 Annamaria Pazienza Narrating the Lombards through Archaeological Fakes Visions of the Early Middle Ages in Italian Cultural Memory in Monica Baggio Elisa Bernard Monica Salvadori Luca Zamparo Hrsg Anthropology of Forgery A Multidisciplinary Approach to the Study of Archaeological Fakes Padua 2019 S 235 257 Eroberung Italiens Bearbeiten Panagiotis Antonopoulos Early Peril Lost Faith Italy between Byzantines and Lombards in the Early Years of the Lombard Settlement A D 568 608 Lambert Academic Publishing Saarbrucken 2016 Rezension Aussenbeziehungen Bearbeiten Konstantinos P Christou Byzanz und die Langobarden Von der Ansiedlung in Pannonien bis zur endgultigen Anerkennung 500 680 Historical Publications St D Basilopoulos Athen 1991 ISBN 960 7100 38 7 deutsch und griechisch Paolo Delogu u a Longobardi e Bizantini In Paolo Delogu Andre Guillou Gherardo Ortalli Giuseppe Galasso Hrsg Storia d Italia Band 1 UTET Torino 1995 ISBN 88 02 03510 5 Quellen Bearbeiten Gert Audring Mitarbeiter Joachim Herrmann Hrsg Griechische und lateinische Quellen zur Fruhgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1 Jahrtausends unserer Zeitrechnung 1 Teil In Schriften und Quellen der Alten Welt Band 37 2 Akademie Verlag Berlin 1990 ISBN 3 05 000348 0 Quellensammlung Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Langobarde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Langobarden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Reto Marti Langobarden In Historisches Lexikon der Schweiz Les Lombards derniers barbares du monde romain par Jean Pierre Martin Directeur de recherche au CNRS Quellen zur Langobardengeschichte Lateinische Texte zur Geschichte der Langobarden und Italiens im Fruhmittelalter Nationales Archaologisches Museum Cividale de Friuli Bilder von Fundstucken langobardischer Kunst Paulus Diaconus History of the Langobards Vortrag Caterina Giostri Goti e Longobardi in Italia Le potenziali dell archeologia in riferimento all identita Padua 2010 Anmerkungen Bearbeiten Strabo erwahnt Lankosargen griechisch oi Lagkosargoi wohl ein anderer Ausdruck fur die Langobarden Langobarden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 18 S 50 Langobarden In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 18 S 50f Robert Nedoma Altgermanische Anthroponyme In Dieter Geuenich Wolfgang Haubrichs und Jorg Jarnut Hrsg Person und Name Methodische Probleme bei der Erstellung eines Personennamenbuchs des Fruhmittelalters Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 32 Berlin New York 2002 S 117f Wilfried Menghin Die Langobarden Archaologie und Geschichte Theiss Stuttgart 1985 S 15 17 Vgl den Abschnitt Genetik Siehe dazu Stefania Vai A genetic perspective on Longobard Era migrations in European Journal of Human Genetics 27 2019 647 656 Niall O Sullivan Ancient genome wide analyses infer kinship structure in an Early Medieval Alemannic graveyard in Science Advances 4 2018 Carlos Eduardo G Amorim Understanding 6th century barbarian social organization and migration through paleogenomics Nature Communications 9 2018 3547 Strabo 7 1 3 Velleius 2 108 2 2 109 2f Tacitus Annalen 2 45 1 Velleius 2 106 2 109 1f Strabon Geographika 7 1 3 Die Langobarden Das Ende der Volkerwanderung S 57f Karin Priester Geschichte der Langobarden Gesellschaft Kultur Alltagsleben Theiss Stuttgart 2004 S 23 Karin Priester 2004 S 28 Walter Pohl Die Langobarden zwischen Elbe und Italien In Die Langobarden Das Ende der Volkerwanderung Katalog zur Ausstellung im Rheinischen LandesMuseum Bonn 22 8 2008 11 1 2009 Primus Darmstadt 2008 S 23 33 hier S 26 Max Spindler Handbuch der bayerischen Geschichte Band 1 Das Alte Bayern das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12 Jahrhunderts Beck Munchen 1981 S 121 bezieht sich auf Paulus Diac II 26 S 87 Anm 26 Wilfried Menghin Die Langobarden Archaologie und Geschichte Theiss Stuttgart 1985 S 95 meint man konne sogar bis zu 200 000 annehmen Walter Pohl Die Langobarden zwischen Elbe und Italien In Die Langobarden Das Ende der Volkerwanderung Katalog zur Ausstellung im Rheinischen LandesMuseum Bonn 22 8 2008 11 1 2009 Primus Darmstadt 2008 S 23 33 hier S 29 Karin Priester Geschichte der Langobarden Gesellschaft Kultur Alltagsleben Theiss Stuttgart 2004 S 37 ff Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Band II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 285ff Frankische Reichsannalen Die eingeklammerten Begriffe geben nur die ungefahre Bedeutung wieder und konnen nicht mit den fruhmittelalterlichen Amtern gleichgesetzt werden a b c Thomas Hodgkin Italy and Her Invaders Band VI Clarendon Press Oxford 1897 S 578 f Ludo Moritz Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Band II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 37 40 Ludo Moritz Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Band II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 47 48 Bruno Schweizer Die Herkunft der Zimbern Memento vom 21 Februar 2012 im Internet Archive Florus van der Rhee Die hochdeutsche Lautverschiebung in den Langobardischen Gesetzen Carlos Eduardo G Amorim 2018 Understanding 6th century barbarian social organization and migration through paleogenomics Nature Communications 9 3547 B iological relationships played an important role in these early medieval societies Finally our data are consistent with the proposed long distance migration from Pannonia to Northern Italy Niall O Sullivan 2018 Ancient genome wide analyses infer kinship structure in an Early Medieval Alemannic graveyard Science Advances 4 9 Niederstotzingen North individuals are closely related to northern and eastern European populations particularly from Lithuania and Iceland Stefania Vai 2019 A genetic perspective on Longobard Era migrations European Journal of Human Genetics 27 4 S 647 656 T he presence in this cluster of haplogroups that reach high frequency in Northern European populations suggests a possible link between this core group of individuals and the proposed homeland of different ancient barbarian Germanic groups This supports the view that the spread of Longobards into Italy actually involved movements of people who gave a substantial contribution to the gene pool of the resulting populations This is even more remarkable thinking that in many studied cases military invasions are movements of males and hence do not have consequences at the mtDNA level Here instead we have evidence of maternally linked genetic similarities between LC in Hungary and Italy supporting the view that immigration from Central Europe involved females as well as males Normdaten Sachbegriff GND 4034538 5 lobid OGND AKS LCCN sh85078180 NDL 00577180 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langobarden amp oldid 236500422