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Agilulf auch Ago 3 und Turingus der Thuringer 4 615 war in den Jahren 590 615 Konig der Langobarden Die Agilulf Platte auch Helmplatte von Valdinievole Bargello Nationalmuseum Florenz fotografiert 1981 1 Christa Seewald nahm an dass als Vorlage der klischeehaften Konigsdarstellung Munzreliefs dienten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Herrschaft 2 1 Aussenpolitik 2 1 1 Baiern 2 1 2 Frankenreich 2 1 3 Awaren 2 1 4 Byzantinisches Reich 2 2 Innenpolitik 2 3 Religionspolitik 2 4 Tod und Nachfolge 3 Quellen 4 Literatur 4 1 Biografisches 4 2 Teil ubergreifender Darstellungen 4 3 Altere Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenAgilulf wird von Paulus Diaconus und Papst Gregor dem Grossen auch Ago genannt offenbar eine Kurzform seines Namens Agilulf war dux Taurinensium civitatis Herzog der Stadt Turin Seine Bezeichnung als Turingus weist nicht auf seine Herzogsstadt hin sondern auf seine Herkunft vom westgermanischen Stamm der Thuringer Paulus Diaconus nennt ihn deshalb dux Turingorum de Taurinis was auf eine grossere Gruppe von Thuringern verweist die sich wahrscheinlich den Langobarden nach der Zerschlagung des Reiches der Thuringer 531 durch die Franken angeschlossen hatten 5 Als Herzog von Turin nahm Agilulf am 15 Mai 589 an der Hochzeit des Konigs Authari mit Theodelinde der Tochter des baierischen dux Garibald I teil 6 Nachdem Authari am 5 September 590 gestorben war wurde sein Verwandter Agilulf Anfang November durch Heirat mit Theodelinde der verwitweten Konigin der Langobarden in Laumellum Lumello Nachfolger des Authari Im Mai 591 bestatigten und kronten ihn die langobardischen duces in Mailand als Konig 7 Schon Felix Dahn wies darauf hin dass die Uberlieferung seiner Heirat legendenhafte Zuge tragt lehnte aber die Meinung ab dass Agilulf den Thron usurpiert und Theodelinde zur Heirat gezwungen habe 8 9 Herrschaft Bearbeiten nbsp Das Reich der Langobarden blau um 615 n Chr Die Machtverhaltnisse in Italien waren zersplittert In Ravenna vertrat ein Exarch und in Rom der dux romanus den byzantinischen Kaiser Die Papste fuhrten eine eigenstandige frankenfreundliche Politik Die langobardischen Dukate Friaul und Trient an den Grenzen des Reiches sowie Benevent und Spoleto im abgelegenen Suden neigten zu Unbotmassigkeit 9 Aussenpolitik Bearbeiten Baiern Bearbeiten Agilulf begann sogleich seine Herrschaft zu konsolidieren Die Verbindungen zum nordlichen Nachbarn Baiern waren durch seine Heirat gut und konnten z B durch die Erhebung seines Schwagers Gundoald zum dux von Asti ausgebaut werden Dessen Nachfahren stellten die meisten langobardischen Konige bis 712 Der baierische rex Konig Tassilo I 593 610 war ebenfalls ein Verwandter moglicherweise ein Bruder von Agilulfs Frau Theodelinde 10 Frankenreich Bearbeiten Aussenpolitisch entspannte er die Beziehungen zum Frankenreich und sandte seinen Schwager dux Ewin von Tridentum Trient nach Austrasien um einen Friedensvertrag abzuschliessen Bischof Agnellus von Trient gelang es durch Vermittlung der Konigin Brunichild von Austrasien einige Gefangene des letzten Krieges freizukaufen 3 9 Spater schloss Agilulf mit Theuderich II eine pax perpetua einen ewigen Frieden und arrangierte 604 die Verlobung seines Sohnes Adaloald mit einer Tochter des Frankenkonigs Theudebert II 11 Um 611 erneuerte Agilulf den Frieden mit den Franken 12 Awaren Bearbeiten Um 593 schloss Agilulf auch mit den Awaren Frieden 13 14 Um 601 schickte er dem Awaren Khagan Schiffszimmerleute zum Bau einer Flotte 15 und schloss einen pacem perpetuam ewigen Frieden der auch einen Beistandspakt enthielt 16 Um 610 drangen die Awaren plundernd in Friaul ein Gisulf II von Friaul fiel bei der Verteidigung Die Hauptstadt Forum Julii wurde erobert Frauen und Kinder nach Pannonien verschleppt und die Manner getotet Gisulfs Sohnen gelang die Flucht 17 Byzantinisches Reich Bearbeiten Der Konflikt mit dem Byzantinischen Reich dauerte an Die duces Ariulf von Spoleto und Arichis I von Benevent hatten 592 einige Stadte besetzt und Neapel bedrangt Papst Gregor schloss mit den Langobarden einen Separatfrieden Der byzantinische Exarch Romanus der in diesen Frieden nicht eingeschlossen war unternahm einen Feldzug 592 593 9 bei dem er die Orte Sutrium Sutri Polimartium Bomarzo Hortas Orte Tuder Todi Ameria Amelia Perusia Perugia Luceolis Cantiano u a zuruckeroberte Nun griff auch Agilulf ein Er eroberte Perugia dessen langobardischer dux Maurisio ubergelaufen war Dann marschierte er auf Rom zog sich dann aber aus unbekannten Grunden zuruck Papst Gregor versuchte erneut einen Friedensvertrag zwischen Agilulf auf der einen Kaiser Maurikios und dem Exarchen Romanus auf der anderen Seite zu vermitteln Erst nach dem Tod des Romanus 598 konnte ein Waffenstillstand abgeschlossen werden 14 18 Der Vertrag war auf ein Jahr befristet wurde aber um ein weiteres verlangert 19 Ab 601 fuhrte Agilulf mehrere Feldzuge gegen Ostrom nachdem seine Tochter und sein Schwiegersohn Gudescalc Gottschalk durch den byzantinischen Exarchen Kallinikos aus Parma nach Ravenna entfuhrt worden waren 15 Patavium Padua wurde belagert und eingenommen die Garnison liess Agilulf nach Ravenna abziehen 20 Mit den verbundeten Awaren und Slawen brandschatzte und plunderte Agilulf das byzantinische Istrien 16 602 griffen die Langobarden das castrum Monselice an 21 Im Juli 603 verliess Agilulf Mediolanum Mailand und belagerte mit awarischen Hilfstruppen Cremona das er am 21 August einnahm Am 13 September fiel Mantua dessen Garnison er abermals nach Ravenna entliess Das castrum Vulturina Valdoria ergab sich und die Garnison von Brexillus Brescello setzte ihre Stadt in Brand und floh Der neue Exarch von Ravenna patricius Smaragdus schloss im September mit den Langobarden einen neunmonatigen Waffenstillstand Agilulfs Tochter wurde mit ihrem Mann und ihren Kindern freigelassen und ging nach Parma wo sie bald darauf bei der Geburt eines weiteren Kindes starb 22 In der Toskana eroberten die Langobarden nach Ablauf des Waffenstillstandes im April 605 die Stadte Balneus Regis Bagnarea und Urbs Vetus Orvieto bevor Smaragdus im November den Frieden fur 12 000 Solidi erkaufte 23 Agilulf sandte seinen notarius Stablicianus nach Konstantinopel zu Kaiser Phokas um zu einem endgultigen Frieden zu gelangen Darauf kamen byzantinische Gesandte mit Geschenken nach Italien und ein einjahriger Friede wurde vereinbart 24 Das waren die ersten direkten Verhandlungen zwischen einem langobardischen Konig und dem byzantinischen Kaiser die bisherigen Vertrage waren von Exarchen geschlossen worden Damit war das langobardische Konigtum in Italien de facto von Byzanz anerkannt Dieser Frieden wurde vom nachfolgenden Kaiser Herakleios 611 und 612 um je ein weiteres Jahr verlangert 12 Innenpolitik Bearbeiten Nicht alle duces der Langobarden waren mit dem neuen Konig einverstanden Die eigenmachtige Erhebung des landfluchtigen Gundoald zum dux von Asti und die verstarkende Legitimation seines Konigtums durch die Heirat mit der Enkelin Konig Wachos haben die Ablehnung der oppositionellen langobardischen Grossen noch bestarkt 25 Innenpolitisch wusste er sich gegen diese duces durchzusetzen 9 Zangrolf 26 von Verona und Mimulf von der Isola San Giulio liess er 593 9 hinrichten 4 27 und durch eigene Vertraute ersetzen Dux Gaidulf von Bergamo rebellierte gegen Agilulf und verschanzte sich in seiner Stadt bevor er sich unterwarf Gaidulf erhob sich erneut und verschanzte sich auf der Isola Comacina Als Agilulf die Insel eroberte floh Gaidulf nach Bergamo wo er vom Konig ergriffen und begnadigt wurde 4 27 Nach einer erneuten Rebellion 593 9 wurde Gaidulf hingerichtet 26 Auch dux Ulfari von Tarvisium Treviso rebellierte gegen Agilulf wurde von ihm belagert und gefangen genommen 27 Agilulfs Macht reichte nicht aus um die heimfallenden Herzogtumer aufzuteilen und in unmittelbare Verwaltung durch konigliche Gastalden Amtmanner zu nehmen Der Adel wartete auf die neuerliche Vergabe erledigter Herzogtumer und auf die Herzogsgeschlechter war der Konig offenbar angewiesen 9 Um 600 erhoben sich Gaidoald von Trient und Gisulf von Friaul gegen Agilulf der die Rebellion 602 niederschlug die duces aber begnadigte 9 Unter Agilulfs Herrschaft erholte sich Italien allmahlich von den Zerstorungen der vorangegangenen Invasionen Monza wurde zu einer prachtvollen Sommerresidenz ausgebaut in der ein Palast und der Dom San Giovanni Batista entstanden Religionspolitik Bearbeiten Agilulf selbst war Arianer aber unter dem Einfluss seiner katholischen Frau Theodelinde suchte er die Annaherung an den katholischen Papst in Rom So gestattete er einigen vor den Langobarden geflohenen Bischofen die Ruckkehr und gab auch enteignete Kirchenguter zuruck Immerhin aber hielt man sich an die schismatischen Bischofe die infolge des Dreikapitelstreits vom Papst abgefallen waren So scheint es dass Agilulf bei einer Sedisvakanz versuchte einen von ihm begunstigten schismatischen Anhanger der drei Kapitel als Bischof von Mailand wahlen zu lassen wobei der Mailander Klerus mit Rucksicht auf die von den Langobarden kontrollierten Kirchenguter schwankte wie er sich verhalten sollte Papst Gregor erklarte ein Schismatiker konne nicht den Stuhl des h Ambrosius einnehmen und verhinderte dadurch dass der Nordwesten Italiens wie der Nordosten unter dem Patriarchen von Aquileia dem papstlichen Einfluss entzogen wurde 28 Der einzige Sohn Agilulfs der Thronerbe Adaloald wurde 603 vom Bischof Secundus von Trient katholisch getauft 29 obwohl Agilulf selbst zeitlebens Arianer blieb wie aus Briefen des heiligen Columban und Papst Gregor des Grossen hervorgeht 30 Dem irischen Missionar Columban stellte er 612 bereitwillig Land zur Grundung der Abtei Bobbio zur Verfugung 31 Bobbio wurde bald zu einem Zentrum der Missionierung unter den uberwiegend arianischen Langobarden Tod und Nachfolge Bearbeiten Agilulf starb 615 nach 25 Regierungsjahren als erster Langobardenkonig eines naturlichen Todes Fur den noch unmundigen Nachfolger Adaloald den Agilulf mit einer Tochter des Frankenkonigs Theudebert II verheiratet hatte fuhrte Theodelinde die Regentschaft 31 Quellen BearbeitenPaulus Diaconus Historia Langobardorum liber III 30 35 IV 4 40 anonym Origo Gentis LangobardorumLiteratur BearbeitenBiografisches Bearbeiten Charlotte Schroth Kohler Agilulf In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 208 f John R Martindale The Prosopography of the Later Roman Empire Bd IIIb Cambridge 1992 S 27 29 Ottorino Bertolini Agilulfo re dei Longobardi in Dizionario Biografico degli Italiani 1 1960 389 397 Teil ubergreifender Darstellungen Bearbeiten Hermann Frohlich Studien zur langobardischen Thronfolge Teil 1 Tubingen 1980 S 99 115 Jorg Jarnut Geschichte der Langobarden Kohlhammer Stuttgart 1982 ISBN 3 17 007515 2 S 42 46 53 56 Wilfried Menghin Die Langobarden Theiss Verlag Stuttgart 1985 Altere Literatur Bearbeiten Felix Dahn Agilulf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 45 Duncker amp Humblot Leipzig 1900 S 706 709 Ludo Moritz Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 1 Wigand Leipzig 1900 S 98 ff Digitalisat und Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 18 ff Thomas Hodgkin Italy and her Invaders Bd VI Oxford 1895 S 27 ff Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Agilulf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Veroffentlichungen zu Agilulf im OPAC der Regesta Imperii Anmerkungen Bearbeiten Gerhard Dilcher Die Agilulf Platte als Zeugnis des langobardischen Gairethinx in Gerhard Dilcher Bernd Kannowski Susanne Lepsius Reiner Schulze Hrsg Normen zwischen Oralitat und Schriftkultur Studien zum mittelalterlichen Rechtsbegriff und zum langobardischen Recht Koln 2008 S 319 330 Christa Seewald Ein alamannisches Kriegergrab mit Goldblattkreuz von Ulm Ermingen in Fundberichte aus Baden Wurttemberg 6 1981 667 717 hier S 685 Anm 64 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 1 a b c Origo Gentis Langobardorum Kap 6 Paulus Diaconus Storia dei Longobardi Hrsg Antonio Zanella Biblioteca universale Rizzoli Milano 1991 ISBN 88 17 16824 6 S 326 Latein italienisch 563 S eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Originaltitel Historia longobardorum Paulus Diaconus Historia Langobardorum III 30 Paulus Diaconus Historia Langobardorum III 35 Waitz Verfassungsgeschichte III 35 a b c d e f g h i Felix Dahn Agilulf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 45 Duncker amp Humblot Leipzig 1900 S 706 709 Wilhelm Stormer Tassilo I In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 8 LexMA Verlag Munchen 1997 ISBN 3 89659 908 9 Sp 484 f hier Sp 484 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 30 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 40 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 4 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 12 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 20 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 24 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 37 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 8 und History of the Langobards Book IV Chapt 8 Fussnote 4 Memento vom 17 Mai 2008 im Internet Archive Paulus Diaconus Translated by William Dudley Foulke LL D Published 1907 by the University of Pennsylvania Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II 1 S 115 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 23 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 25 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 28 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 31 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 35 Menghin Die Langobarden S 111 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 13 a b c Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 3 Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 1 S 164 Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 27 Thomas Hodgkin Italy and her Invaders Bd 6 Clarendon Press Oxford 1895 S 140 144 a b Paulus Diaconus Historia Langobardorum IV 41VorgangerAmtNachfolgerAuthariKonig der Langobarden 590 615AdaloaldNormdaten Person GND 138529671 lobid OGND AKS VIAF 90812711 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME AgilulfKURZBESCHREIBUNG Konig der LangobardenGEBURTSDATUM 6 JahrhundertSTERBEDATUM 615 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agilulf Langobarde amp oldid 236445380