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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Phokas Begriffsklarung aufgefuhrt Phokas mittelgriechisch Fwkas Fokas lateinisch Focas oder Phocas nach 547 in Thrakien 5 Oktober 610 in Konstantinopel war von 602 bis 610 Kaiser des Ostromischen bzw Byzantinischen Reiches Der erste erfolgreiche Usurpator der ostromischen Geschichte gilt traditionell als ein despotischer Herrscher dessen Regierung das Ostromische Reich erschuttert haben soll Solidus des Phokas Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 2 Leben 2 1 Machterlangung 2 2 Herrschaft 2 3 Aufruhr im Reich Einfall der Perser 2 4 Papst und Kaiser 2 5 Umsturz und Tod des Phokas 2 6 Historische Wirkung des Phokas 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenQuellenlage BearbeitenDas uberaus negative Bild des Phokas das von den Quellen gezeichnet wird siehe etwa Johannes von Antiochia Theophylaktos Simokates oder Theophanes und das bis heute die Forschungsmeinung vielfach dominiert sollte mit gewisser Vorsicht betrachtet werden Alle diese Berichte stammen aus der Zeit nach dem Tod des Kaisers und entstanden teils wie Theophylaktos unter der Herrschaft des Herakleios der Phokas 610 gesturzt hatte und ein Interesse daran hatte diesen in schlechtes Licht zu rucken Einige altere Ansichten zu Phokas gelten heute daher als widerlegt etwa die Annahme die romische Balkanherrschaft sei bereits wahrend seiner Regierungszeit schlagartig zusammengebrochen Leben BearbeitenMachterlangung Bearbeiten nbsp Kaiser Phokas und Kaiserin Leontia auf einer 40 Nummi Munze gepragt 603 604 in Theoupolis 1 Phokas war Centurio im kaiserlichen Heer und Teilnehmer an den Balkanfeldzugen des Kaisers Maurikios als der im Winter 602 befahl in der heutigen Walachei am Donauufer zu uberwintern und trotz beziehungsweise gerade wegen der ungunstigen Witterung eine neue Offensive vorzunehmen Die Soldaten der Armee des magister militum per Thracias meuterten schliesslich und ernannten Phokas der sie angeblich durch aufpeitschende Reden unermudlich gegen den Kaiser zur Rebellion gereizt hatte zu ihrem Anfuhrer Das Heer wandte sich gegen Konstantinopel In der Hauptstadt erhob sich die Zirkuspartei der Grunen gegen den offenbar wenig popularen wenngleich militarisch durchaus erfolgreichen Maurikios Der Kaiser floh auf eine Insel vor Chalkedon wahrend Phokas laut dem Chronicon Paschale am 23 November 602 von seinen Truppen vor den Toren der Hauptstadt gekront wurde und anschliessend mit Unterstutzung von Teilen des Senats und den Grunen die ihm die Tore offneten am 25 November 602 in Konstantinopel einruckte Laut Theophanes liess Phokas am 27 November 602 auch seine Frau Leontia mit der er bereits vor der Revolte verheiratet war zur Augusta kronen Laut Theophylaktos Simokates kam es bald zu erneuten Konflikten zwischen den beiden Zirkusparteien Als die Blauen schliesslich an der Legitimitat des neuen Kaisers zweifelten und darauf verwiesen dass der gesturzte Kaiser Maurikios noch lebte liess Phokas Maurikios und dessen Sohne ergreifen und auf brutale Weise umbringen Herrschaft Bearbeiten Die Quellen zeichnen ein dusteres Bild das von Tyrannentopik gepragt ist Phokas ein ungebildeter Mann der sich im sacrum palatium angeblich Trinkgelagen und Schandlichkeiten jeder Art hingab war demnach einer jener romischen Kaiser die jeglicher Eignung fur den Thron ermangelten Binnen kurzem hatte er der offenbar wenig Ahnung von den Pflichten eines Kaisers oder von staats und kirchenrechtlichen Zusammenhangen hatte und auch nicht versuchte ihnen gerecht zu werden jeglichen Realitatssinn verloren und glaubte sich von Gott auserwahlt Da er sich durch Verschworungen bedroht sah liess er grosse Teile der senatorischen Elite hinrichten und fugte so dem ostromischen Reich kaum wiedergutzumachenden Schaden zu Auch dem Volk gegenuber soll er sich als Tyrann gegeben haben Als im Zuge einer Darbietung im Hippodrom der Kaiser nach erfolgter Darbietungspause den Zuschauern nicht schnell genug in seiner Loge erschien begannen diese angeblich in respektloser Manier zu schreien Hast du wieder mal so viel gesoffen dass du doppelt siehst Du bist schon langst verruckt geworden Der Augustus schickte daraufhin seine Leibwache gegen das Volk und Kopfe Nasen und Ohren wurden abgeschnitten 2 Die phokasfeindliche Uberlieferung schildert den Kaiser als einen Bilderbuchtyrannen und ist daher nur eingeschrankt glaubwurdig Allerdings raumen selbst Forscher die vielen Quellenaussagen die den Kaiser negativ darstellen kritisch gegenuberstehen ein dass das Regime des Phokas zumindest gegen Ende nicht frei von Schrecken war und der Kaiser wohl tatsachlich ein ausschweifendes Leben fuhrte selbst wenn spatere Uberlieferung vieles verzerrte und ubertrieb Die Ermordung des Maurikios und seiner Familie zeigt dass Phokas nicht vor Gewaltexzessen zuruckschreckte So brach er ein altes Tabu und liess zahlreiche Senatoren hinrichten was seine Herrschaft in den Augen vieler Aristokraten delegitimierte 3 Selbst die Grunen jene Zirkuspartei die Phokas zum Thron verholfen hatte wurden angeblich Opfer des Terrors als Phokas sie der Konspiration verdachtigte nachdem sie als Helfer des Kaisers die andere Zirkuspartei die Blauen zu dezimieren geholfen hatten Phokas versuchte offenbar seinen Handlungsspielraum zu vergrossern indem er die Zirkusparteien gegeneinander ausspielte er wandte sich von den allzu machtig gewordenen Grunen ab liess ihren Anfuhrer Johannes 603 grausam hinrichten und verbundete sich mit den Blauen Praefectus urbi von Konstantinopel wurde nun der Anfuhrer demarchos der Blauen womit die Grunen erbitterte Feinde des Kaisers wurden und das Reich in einen in zahlreichen Stadten ausgetragenen Burgerkrieg sturzten uber den Phokas bald die Kontrolle verlor Die Ernennung des Demarchen zum praefectus urbi stiess zudem die Aristokratie noch weiter vor den Kopf denn eigentlich war dieses Amt den hochsten Kreisen des Senats vorbehalten Wenn Ostrom unter diesem Chaos nicht bereits in diesen Jahren zusammenbrach so wohl nur weil das Reich noch immer durch eine im Prinzip funktionsfahige spatromische Verwaltung getragen wurde Vom Burgerkrieg verschont blieben nur die Exarchate Ravenna und Karthago Vermutlich hatte das unterschiedliche Grunde In Ravenna wurde der Exarch Kallinikos nach der Usurpation des Phokas durch die zweite Amtsperiode des Smaragdus abgelost Vermutlich hatte sich Smaragdus auf die Seite des Phokas geschlagen wahrend Kallinikos in Opposition zu diesem stand In Karthago hingegen konnte sich der ebenfalls noch von Maurikios eingesetzte Herakleios der Altere halten da Phokas wohl nicht ausreichend Macht besass um auch dort die Dinge in seinem Sinne zu regeln da er durch den Perserkrieg s u ausgelastet war Die Besetzung Agyptens durch Herakleios Neffen Niketas 608 zeigt jedenfalls dass Karthago bereits fruh in Opposition zu Phokas stand ja dass es dies vermutlich sogar die ganze Zeit seiner Herrschaft uber war Von dort aus wurde schliesslich auch deren Ende eingelautet Aufruhr im Reich Einfall der Perser Bearbeiten Bald nach Maurikios Tod brach im Osten eine Rebellion los Ein Unruheherd war auch Armenien wo sich der Feldherr Narses an die Spitze des Aufruhrs gesetzt hatte und Edessa einnahm Phokas entsandte den Feldherrn Bonosos nach Syrien das sich ebenfalls emport hatte Bonosos konnte jedoch die Rebellion in Antiochia am Orontes und Jerusalem niederschlagen Als Chosrau II der sassanidische Grosskonig vom Thronwechsel horte erklarte er Phokas den Krieg um wie er sagte die Romer von dem Usurpator zu befreien Unter diesem Vorwand entsetzte er Edessa das vom kaiserlichen Heer schon belagert wurde und verbundete sich mit Narses Chosrau II prasentierte Theodosios einen angeblichen Sohn des Maurikios als Thronkandidaten Doch bald schlug der angeblich freundschaftliche Beistand Chosraus der 591 mit tatkraftiger Hilfe seines Adoptivvaters Maurikios auf den Thron gelangt war in einen Eroberungskrieg um Nordmesopotamien Armenien und Teile Ostkleinasiens fielen in Chosraus Hande auch wenn die romischen Truppen unter Domentiolos und Komentiolos teilweise erfolgreich Widerstand leisteten siehe auch Romisch Persische Kriege Unter Phokas Herrschaft konnten die Feldzuge gegen Awaren und Slawen welche die romischen Balkanprovinzen geschutzt hatten nicht lange fortgesetzt werden Dennoch brach die romische Herrschaft auf dem Balkan wahrend seiner Regierungszeit nicht zusammen Vielmehr konnte die Ruhe vor dem Sturm die friedlichste Zeit seit langem gewesen sein Seine Untatigkeit war jedoch die Ursache fur die Landnahme der Slawen auf dem Balkan ab 612 zwei Jahre nach seinem Sturz Papst und Kaiser Bearbeiten Phokas sah so die Quellen schon bald nach seiner Machtergreifung ein dass er in seiner prekaren Lage inmitten des Chaos wenig Auswahl an Bundesgenossen hatte und sich nicht auch noch den Bischof von Rom zum Feind machen durfte So schlug er im Gegensatz zur Politik seines Vorgangers der in Italien gegen die Langobarden Krieg gefuhrt und dabei wie auch in anderer Beziehung auf den Papst wenig Rucksicht genommen hatte einen papstfreundlichen Kurs ein Dies bedeutete Waffenstillstand mit den Langobarden und damit endgultig den weitgehenden Verlust weiter Teile Italiens fur das Imperium mit Ausnahme des Exarchats von Ravenna das sich noch bis 751 halten konnte nbsp Phokas SauleAllerdings lasst sich dieser Schritt auch anders bewerten der Kaiser hatte wohl ohnehin keine Alternative denn verglichen mit den durch das Sassanidenreich bedrohten Orientprovinzen war das ausgeblutete Italien fast wertlos und weit entfernt Hatten unter Maurikios die Einwohner Italiens unter den ewigen Kampfen gelitten gratulierte jetzt Papst Gregor der Grosse dem Friedensstifter mit einem Gloria in excelsis Deo zu seinem Sieg uber Maurikios obwohl er gewusst haben muss wie Phokas den Thron errungen hatte Dem Papst dessen Lage durch die ihn allseits bedrangenden Langobarden immer schwieriger geworden war wog dies jedoch leicht gegenuber dem notigen Frieden in Italien Allerdings stellte sich heraus dass der 603 geschlossene zweijahrige Waffenstillstand nicht langer als eben fur die geschlossene Zeit hielt Der Langobarde Agilulf bemachtigte sich von 605 an weiterer Teile der Apenninhalbinsel Phokas war froh Ravenna zu halten und setzte Agilulfs Vormarsch keinen Widerstand entgegen 610 als der Kaiser sturzte war es endgultig zu spat der langobardischen Macht noch Grenzen zu setzen aber ob unter Phokas dazu noch eine realistische Chance bestanden hatte ist zweifelhaft Phokas schenkte Papst Bonifatius IV 608 das Pantheon in Rom der es 609 zur Kirche weihte Phokas wird von der Nachwelt das Verdienst angerechnet dass der Bau dank dieser Schenkung erhalten blieb Nachdem Phokas 607 ein Gesetz erlassen hatte durch das er die Wurde des Okumenischen Patriarchen dem Patriarchen von Konstantinopel nahm dem Papst ubertrug und damit die Rechte Roms auf den Primat der gesamten Kirche anerkannte wurde mit der Phokas Saule 608 das letzte antike Bauwerk auf dem Forum Romanum errichtet zur Erinnerung an die unzahligen Wohltaten des Kaisers weil er Italien wieder den Frieden gegeben und die Freiheit verteidigt hat Sie trug ursprunglich eine goldene Statue des Kaisers und steht noch heute Durch das kaiserliche Gesetz traten die Gegensatze zwischen dem Patriarchen von Konstantinopel und Rom auf kirchenrechtlicher Ebene zunehmend auf und das Verhaltnis beider Kirchenfursten bewegte sich durch die Jahrhunderte auf das Schisma von 1054 zu In jedem Fall aber trug die romfreundliche Kirchenpolitik des Kaisers dazu bei dass sein Bild in der Tradition der Ostkirche sehr negativ gezeichnet wurde Umsturz und Tod des Phokas Bearbeiten Der Opposition in Konstantinopel gelang es trotz des Polizeistaats den Phokas den Quellen zufolge zu seinem Schutz aufgebaut habe sich mit Herakleios dem Alteren dem Exarchen von Karthago und Vater des spateren gleichnamigen Kaisers auf eine Verschworung zu verstandigen Offenbar spielten dabei auch einige machtige Provinzstatthalter eine Rolle ebenso wie Phokas eigener Schwiegersohn Priskos der die Garde der excubitores kommandierte 608 begann in Karthago die Revolte die sich zu einem Burgerkrieg auswuchs Der Neffe des alteren Herakleios Niketas eroberte 609 in harten Kampfen Alexandria Als sich die Rebellen die reichen ostromischen Provinzen Afrika und Agypten militarisch gesichert hatten zog der Sohn des Exarchen der jungere Herakleios 610 von Karthago mit der Flotte gegen Konstantinopel Er beanspruchte dabei noch nicht den Titel Augustus sondern bezeichnete sich gemeinsam mit seinem Vater als Konsul Bereits als die Masten der Flotte auf dem Marmarameer sichtbar wurden soll in Konstantinopel eine Revolte ausgebrochen sein es deutet allerdings einiges darauf hin dass sich Herakleios in Wahrheit langere Zeit im Marmarameer aufhielt wahrend seine Anhanger in der Stadt den Umsturz organisierten Anfang Oktober 610 begannen die Kampfe Phokas hatte einen Teil der Verteidigung den Zirkusparteien ubertragen doch die grune Partei die den Sophia Hafen bewachen sollte lief zu Herakleios uber und liess dessen Leute landen Der gegenuber Phokas loyale comes Orientis Bonosus wurde bei den Kampfen verwundet und anschliessend von den excubitores die ihr Kommandant Priskos zum Abfall von Phokas uberredet hatte erschlagen Zwei Tage spater wechselten auch der patricius Probus und der Curopalatus Photius die Seiten und verhafteten Phokas im Palast Nach Berichten zog man Phokas an seinem Bart auf die Strasse und brachte ihn auf das Admiralsschiff vor Herakleios Als dieser den um sein Leben zitternden Phokas vor sich sah fragte er ihn angeblich Du hast das Reich regiert Phokas soll ihm die Gegenfrage gestellt haben Wirst Du es besser machen 4 Berichten nach soll Phokas gekopft verstummelt und zur Schau gestellt worden sein Anderen Quellen zufolge war Phokas allerdings bereits ermordet worden als Herakleios in Konstantinopel eintraf der Wortwechsel zwischen den beiden ist also wahrscheinlich erfunden Einig sind sich die Quellen darin dass Phokas Kopf auf einer Lanze durch die Stadt paradiert wurde wie es fur gesturzte Kaiser Sitte war Auch die Leichen seines Bruders Domentiolus und seiner Unterstutzer Bonosus und Leontius prasentierte man dem Volk zur Schandung Auch die herakleiosfreundliche Uberlieferung kann nicht verbergen dass die militarische Krise des Reiches erst unter Herakleios dem die Sassaniden Syrien und Agypten entrissen voll ausbrach bevor er langsam und muhsam die Lage verbessern konnte Befand sich Ostrom spatestens seit dem Tod des Maurikios in einer Krise so brach diese 611 mit voller Harte aus Und ob Herakleios wirklich ein selbstloser Befreier des Volkes war ist ungeachtet seiner spateren Leistungen zweifelhaft zumal er zwei Jahre brauchte um Phokas in einem Burgerkrieg zu sturzen dieser hatte offensichtlich zahlreiche Unterstutzer die lange Widerstand leisteten Ohne den Verrat der grunen Zirkuspartei und der excubitores ware es den Truppen des Herakleios zudem wohl nicht gelungen in Konstantinopel einzudringen Inwieweit eine solch neue Rekonstruktion zutrifft wie sie etwa Ralph Johannes Lilie geliefert hat bedarf allerdings noch weiterer Diskussion zumal unter Phokas bereits Armenien verloren gegangen war und Herakleios anfangs noch mit Kampfen gegen phokastreue Truppen gebunden war danach ab 613 aber durchaus in die Offensive ging Sicher ist aber dass die spatantiken und mittelbyzantinischen Berichte uber Phokas von Tyrannentopik gepragt sind was es erschwert die Herrschaft des Kaisers zu wurdigen Allerdings wurde eine positive Einschatzung des Phokas wohl zu weit fuhren zu deutlich geriet das Reich in seiner Herrschaftszeit in die Krise wobei der Perserkrieg die schlimmsten Folgen haben sollte Politisch finanziell und militarisch war die Herrschaft des Phokas eine Krisenzeit Ostroms Historische Wirkung des Phokas Bearbeiten Phokas Herrschaft ist in jedem Fall eine deutliche Zasur in der Geschichte des ostromischen Reichs Wahrend seiner Herrschaft die in eine Umbruchszeit fiel fiel Konstantinopel als Ordnungsmacht offenbar vorubergehend aus Damals scheint auch die Bereitschaft der Germanenreiche Ostrom als Vormacht und Oberherren anzuerkennen geschwunden zu sein So hat Phokas weniger durch Taten als vielmehr einerseits durch Unterlassen andererseits durch Zerstorung gewirkt wobei die Objektivitat in vielen Punkten einraumen muss dass die schwierige okonomische und militarische Lage des Reiches wohl auch andere Herrscher uberfordert hatte So lasst sich sagen dass Phokas der letzte spatantike Kaiser war wahrend sein Nachfolger Herakleios durch seine Reformen das ostromische Fruhmittelalter einleitete und damit den Fortbestand des Reiches sicherte Traditionell und nicht zu Unrecht gilt die Bilanz der Regierung als katastrophal Phokas uberliess Italien den Langobarden gab auf dem Balkan den Slawen und Awaren die entscheidende Atempause und schwachte unmittelbar vor Beginn der islamischen Expansion das Reich durch den persischen Angriff dem er kaum Einhalt gebot und der die schwerste Hypothek fur seinen Nachfolger wurde Er sate Zwietracht zwischen dem Patriarchen von Konstantinopel und dem Papst von Rom Allerdings fragt sich auch hier ob all diese Vorwurfe gerechtfertigt sind Ein Grund fur die Probleme war sicher auch die Ablehnung des Kaisers durch die herrschenden Eliten die ihn nie als ihresgleichen akzeptierten und sich durch Obstruktion und Sabotage rachten In Konstantinopel selbst hatte Phokas daher angeblich fast die gesamte senatorische Oberschicht auf dem Gewissen trotz der offensichtlichen Ubertreibungen und Verzerrungen in den Quellen deutet vieles darauf hin dass die alte Funktionselite in dieser Zeit tatsachlich in eine Krise geriet Die spatantike Gesellschaft von Ostrom war geschwacht Phokas Nachfolger setzten den Staat mit der Themenverfassung auf eine neue Grundlage wenn auch diese Massnahmen nicht von Herakleios durchgefuhrt wurden wie noch in der alteren Forschung oft vertreten Auch war Phokas der letzte Kaiser der wahrend seiner gesamten Regierungszeit den lateinischen Titel Imperator Augustus trug Sein Nachfolger anderte den Titel im Zuge der Reorganisierung des Reichs in Basileus um dem griechischen Charakter des Reichs gerecht zu werden wenngleich damit keine Aufgabe der Rechtsnachfolgerschaft der antiken romischen Kaiser verbunden war Allerdings ist auf den Goldmunzen der lateinische Titel noch bis zur Kaiserin Irene vorhanden Es erscheint daher folgerichtig dass gerade Phokas das letzte Bauwerk auf dem antiken Forum Romanum gewidmet wurde Er war der letzte Kaiser der wenn auch nur wenig erfolgreich aktiv in die Geschicke des Westens eingreifen konnte Auch fur die heutigen Archaologen stellt er einen Wendepunkt dar Da er den Bart wieder in Mode brachte werden seit seiner Zeit die Abbildungen nicht zuletzt die von Christus bartig ausgefuhrt was die Datierung erleichtert Wahrend seit Konstantin I fast alle Kaiser nach romischer Art glattrasiert waren mit wenigen Ausnahmen wie Julian der einen Philosophenbart trug oder Theodosius II und Tiberios II die auf einigen Munzen bartig abgebildet werden trugen nach Phokas der ihn angeblich wachsen liess um eine Narbe zu verbergen fast alle romischen Kaiser einen Bart Literatur BearbeitenSuha Konuk A Tyrant on the Throne Phocas the Usurper and the Collapse of the Eastern Frontier In Trames 24 2020 S 201 213 Wolfgang Kuhoff Phokas In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon 32 2012 S 1011 1035 Ralph Johannes Lilie Byzanz Das zweite Rom Siedler Berlin 2003 ISBN 3 88680 693 6 S 75 81 Lilie bemuht sich um eine neue Bewertung des Kaisers wobei seine Thesen allerdings weiterer Diskussion bedurfen Mischa Meier Kaiser Phokas 602 610 als Erinnerungsproblem In Byzantinische Zeitschrift 107 2014 S 139 174 John Robert Martindale Phokas In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 3B Cambridge University Press Cambridge 1992 ISBN 0 521 20160 8 S 1030 1032 knapper Uberblick mit Quellenhinweisen Arnout de Vleeschouwer The Foreign Policy of Phocas 602 610 A Neorealist Reassessment In Byzantion 89 2019 S 415 462 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Phokas Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kevin H Crow Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten David R Sear Byzantine Coins and Their Values 1987 ISBN 978 0900652714 Nummer 671 Theophanes AM 6101 Henning Borm Herrscher und Eliten in der Spatantike In Josef Wiesehofer u a Hrsg Commutatio et contentio Studies in the Late Roman Sasanian and early Islamic Near East Dusseldorf 2010 S 159 198 Johannes von Antiochia frg 218f ed Muller VorgangerAmtNachfolgerMaurikiosOstromischer Kaiser 602 610Herakleios nbsp Dieser Artikel wurde am 27 August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118742272 lobid OGND AKS LCCN n94117202 VIAF 13102626 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME PhokasALTERNATIVNAMEN Phocas FocasKURZBESCHREIBUNG Kaiser des byzantinischen Reiches 602 610 GEBURTSDATUM nach 547GEBURTSORT ThrakienSTERBEDATUM 610STERBEORT Konstantinopel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phokas amp oldid 237388172