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Der Langobardenfeldzug Karls des Grossen dauerte knapp ein Jahr vom Spatsommer 773 bis zum Sommer 774 und endete mit dem Sieg der Franken uber das Langobardenreich des Konigs Desiderius Inhaltsverzeichnis 1 Kriegsgrunde 2 Der Feldzug 2 1 Die Alpenuberquerung 2 2 Belagerung von Pavia und Verona 3 Resultat 4 LiteraturKriegsgrunde Bearbeiten nbsp Karolingische ReitereiNach dem Tod Konig Pippins im Jahr 768 wurde das Frankenreich unter seinen Sohnen Karl und Karlmann aufgeteilt Doch schon sehr bald begann die Rivalitat der Bruder um Macht und Gebiete Auf der Suche nach einem Verbundeten gegen seinen Bruder fand Karl den Langobardenkonig Desiderius den Schwiegervater Karlmanns und des bayerischen Herzogs Tassilo III Das Bundnis wurde von Karls Mutter vermittelt um das Frankenreich nach Suden abzusichern Zur Festigung des Bundnisses heiratete Karl Desiderius Tochter Ihr Name ist nicht sicher uberliefert wird aber teilweise als Gerperga angegeben Zur Unterscheidung von Karlmanns Frau die ebenfalls Gerperga bzw Gerberga hiess wird sie in Anlehnung an ein Wortspiel von Adalhard von Corbie auch Desiderata genannt Karlmann starb uberraschend am 4 Dezember 771 im Alter von nur 20 Jahren Seine beiden Sohne waren zu jung um sein Erbe anzutreten und so nutzte Karl die Chance das Frankenreich erneut zu einen Karlmanns Witwe Gerberga floh unterdessen mit ihren Sohnen zu Karls Schwiegervater Desiderius nach Pavia Der Langobardenkonig war zwar immer noch mit Karl verbundet konnte aber nicht an einer Einigung des Frankenreichs interessiert sein eine zu grosse Macht hatte sich damit in der Hand eines Herrschers befunden Karl empfand das Asyl fur Gerberga und ihre Sohne am langobardischen Hof als Provokation Das Bundnis mit Desiderius war fur ihn nach dem Tod Karlmanns ohnehin nicht mehr von Nutzen deshalb verstiess er Desiderius Tochter nach nur einjahriger Ehe Obwohl dies einer Kriegserklarung gleichkam gab es im Jahr 772 keine militarischen Auseinandersetzungen Unterdessen versuchte Desiderius den im Februar 772 neugewahlten Papst Hadrian I zu einer pro langobardischen Politik zu bewegen Der Papst sollte die beiden Sohne Karlmanns zu frankischen Konigen weihen womit Desiderius im bevorstehenden Konflikt offiziell deren legitimes Recht als Thronfolger durchzusetzen hatte Papst Hadrian aber dessen Vorganger seit Jahrzehnten mit den Langobarden um Gebiete in Nord und Mittelitalien in Konflikt standen lehnte ab Desiderius wollte das nicht hinnehmen und ging zu militarischen Drohgebarden uber zeitweilig besetzte er romisches Gebiet und konnte angeblich nur unter Androhung des Kirchenbanns von einem Angriff auf Rom abgehalten werden Ein Hilfegesuch Hadrians erreichte Karl der Desiderius daraufhin mehrfach Verhandlungsangebote unterbreitete Der Langobardenkonig aber lehnte ab womit ein militarischer Konflikt unausweichlich war da die Franken als Schutzmacht des Kirchenstaates auf dessen Hilfeersuchen uber die Alpen ziehen mussten Der Feldzug BearbeitenDie Alpenuberquerung Bearbeiten Fur den Sommer 773 liess Karl sein Heer bei Genf versammeln Hier teilte er seine Armee in zwei Korps Eines fuhrte er personlich uber die Route Chambery Modane Mont Cenis das andere sein Onkel Bernhard uber die Route Martigny Grosser St Bernhard Aosta Ivrea nach Italien nbsp Alpenuberquerungen wahrend des Langobardenfeldzugs nbsp Das SusatalEiner uberlieferten Beschreibung des weiteren Verlaufs zufolge vereinigten sich die beiden Heeresteile wieder in der Nahe von Susa auf der italienischen Seite der Alpen Ostlich von ihnen im Susatal lag eine naturliche Engstelle die sogenannten Klausen von Sankt Michael Dort versuchten Desiderius und sein Sohn Adelchis die den Franken in einer offenen Feldschlacht klar unterlegen waren die Invasoren aufzuhalten Einen Angriff konnte Karl nicht wagen so sandte er erneut ein Verhandlungsangebot an die Langobarden ohne Erfolg Karls Vormarsch kam zum Stehen Die Legende berichtet nun dass ein langobardischer Spielmann des Nachts ins frankische Lager kam und Karl anbot seine Manner auf einem unbekannten Bergpfad in den Rucken der Langobarden zu fuhren Er verlangte dafur dass ihm alles Land gehoren solle soweit man sein Horn vernehme Karl willigte ein und nach der erfolgreichen Aktion stellte sich der Spielmann auf einen Berg blies in sein Horn und ging danach durch alle umliegenden Taler Wen er traf fragte er ob er blasen gehort habe Bejahte derjenige ohrfeigte er ihn und betrachtete ihn als sein Eigentum Diese Geschichte fand Eingang in Jacob Grimms Sammlung deutscher Sagen sie stammt ursprunglich aus der Chronik des nahen Klosters Novalesa Da diese aber erst uber zwei Jahrhunderte spater entstanden ist kann die Historizitat bezweifelt werden Der beschriebene Ablauf ist jedoch wenig glaubhaft es ist geographisch gar nicht moglich dass sich Karls und Bernhards Heeresteile auf der Westseite der Klausen vereinigten Bernhard hatte auf seiner Route von Ivrea kommend das Heer der Langobarden passieren mussen da das Susatal nur jenen einen ostlichen Eingang hat den Desiderius versperrte Beide Heeresteile der Franken hatten sich so erst in der gavensischen Ebene vereinigen konnen Wahrscheinlicher ist deshalb dass Karl schon in Genf erwartete dass Desiderius ihm an den Klausen entgegentreten wurde Auch Konig Aisthulf hatte dies 756 getan als Karls Vater Pippin gegen die Langobarden zog Karl konnte genau aus diesem Grund sein Heer geteilt haben wobei die Franken stets in mehreren Abteilungen auf einen zuvor bestimmten Ort zu zogen Die zweite Abteilung mit der Desiderius offenbar nicht gerechnet hatte ware zu den Klausen aus ostlicher Richtung gekommen wahrend Karl im Westen stand Mit dem letzten Verhandlungsversuch sollte daher vermutlich nur Zeit gewonnen werden bis Bernhards Truppen in Stellung waren Ob durch vorgehende Planung oder die Hilfe des Spielmanns Karl schaffte es Desiderius in den Rucken zu fallen Als dieser seine ausweglose Lage erkannte befahl er den Ruckzug der grossenteils ungeordnet geschah Wahrend die Langobarden in Richtung Poebene flohen setzten die Franken nach Hinter den Mauern seiner Hauptstadt Pavia versuchte sich Desiderius in Sicherheit zu bringen Sein Sohn Adelchis floh zu Karlmanns Witwe Gerberga in das ebenfalls stark befestigte Verona Belagerung von Pavia und Verona Bearbeiten Im Herbst 773 begann Karl die Belagerung Pavias Da er bei der Alpenuberquerung keine der bei Pippins Aquitanienfeldzug bewahrten Belagerungsmaschinen hatte mitnehmen konnen wollte er die Stadt aushungern Bis Ende 773 war keine Entscheidung gefallen Ein Teil des Heeres belagerte gleichzeitig Verona Obwohl die Stadt zu den am starksten befestigten im langobardischen Reich gehorte ergab sich Gerberga Adelchis konnte fliehen und gelangte uber Umwege nach Konstantinopel Da es vor der Stadt anscheinend keine Kampfhandlung gab wurde Gerberga an Karl ausgeliefert Was mit ihr und ihren bzw Karlmanns Sohnen anschliessend geschah ist nicht bekannt An Ostern 774 als die zermurbende Belagerung von Pavia bereits ein halbes Jahr andauerte zog Karl mit einem Heeresteil nach Rom Von Papst Hadrian empfangen erneuerte er dort das Bundnis der Franken mit dem Papsttum die sog Pippinische Schenkung die der Kirche Besitzungen in Mittelitalien garantierte Noch im April kehrte Karl vor das eingeschlossene Pavia zuruck dessen Verteidiger durch Nahrungsmangel und ausbrechende Seuchen dezimiert worden waren Am 4 Juni 774 nach gut neunmonatiger Belagerung kapitulierte die Stadt und damit der langobardische Konig Desiderius Resultat BearbeitenSchon einen Tag nach der Einnahme Pavias nahm Karl den Titel des Konigs der Langobarden an Sein Vorganger im Amt Desiderius wurde in ein frankisches Kloster verbannt Sein Sohn Adelchis konnte sich nach Byzanz absetzen spielte aber in den nachfolgenden Jahren keine wesentliche Rolle mehr wenn er auch an einem spateren Aufstand in Norditalien beteiligt gewesen sein soll welcher Karl erneut zur Uberquerung der Alpen zwang Fur die Verwaltung der neuen Gebiete beorderte Karl frankische burgundische und alemannische Adlige Als rex Francorum et Langobardorum dt Konig der Franken und Langobarden kontrollierte er nun das gesamte westliche Europa mit Ausnahme der von den Mauren beherrschten iberischen Halbinsel Die militarische Uberlegenheit der Franken war eindrucksvoll bewiesen worden Gleichzeitig wurde das enge Geflecht von frankischem Konigtum spater Kaisertum und dem Papst verfestigt Papst Zacharias hatte bereits Karls Vater Pippin zur Ubernahme des frankischen Konigstitels von der Familie der Merowinger legitimiert Literatur BearbeitenBernard S Bachrach Charlemagne s Early Campaigns 768 777 A Diplomatic and Military Analysis History of Warfare Bd 82 Brill Leiden und Boston 2013 ISBN 978 90 04 22410 0 Ross Balzaretti Charlemagne in Italy In History Today 46 2 1996 S 28 34 Georgine Tangl Karls des Grossen Weg uber die Alpen In QFIAB 37 1957 S 1 15 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 07 51 min 3 5 MB Text der gesprochenen Version 28 Mai 2006 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia nbsp Dieser Artikel wurde am 3 Oktober 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langobardenfeldzug amp oldid 219128824