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Tassilo III um 741 um 796 war der letzte baierische Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger Er war ein Vetter Karls des Grossen Herzog Tassilo III mit dem Modell der Stiftskirche Kremsmunster um 1600 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Klostergrundungen 3 Stammliste des Agilolfingerherzogs Tassilo III 4 Nachwirken 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenTassilo war der Sohn Herzog Odilos und der frankischen Prinzessin Hiltrud der Tochter von Karl Martell Nach dem Tod des Vaters im Jahr 748 wurden Tassilo und seine Mutter von Grifo Hiltruds jungerem Halbbruder der selbst Herzog von Baiern werden wollte entfuhrt Ein Jahr spater 749 verjagte Hausmeier Pippin Grifo und setzte den siebenjahrigen Tassilo zum Herzog ein Die Vormundschaft ubernahm seine Mutter die bairische Herzogin und Witwe Odilos Hiltrud und nach ihrem Tod 754 sein Onkel Pippin Sie wurden unterstutzt durch den vir nobilis Machelm Im Jahr 757 ubernahm Herzog Tassilo III die Alleinregierung in Baiern nbsp Baiern unter den Agilolfingern im Jahre 772 nbsp Tassilo reitet in Begleitung von drei Knechten zur Jagd Meister der Pollinger Tafeln 1444 nbsp TassilokelchTassilo nahm auf das kirchliche Leben in seinem Herzogtum auf den Tassilo Synoden von Aschheim 756 von Dingolfing und Neuching 771 starken Einfluss Die Synode von Neuching erliess eines der fruhesten bayerischen Schulgesetze uberhaupt Tassilo stiftete Kloster s u und beteiligte sich an der Grundung von Adelsklostern um eine Herzogskirche aufzubauen Der kostbarste Wertgegenstand aus dem Besitz des Herzog Tassilo ist der sogenannte Tassilokelch geschaffen aus dem Anlass der Hochzeit Die Inschrift lautet Tassilo dux fortis Liutpirc virga regalis auf Deutsch Tassilo ist ein starker Anfuhrer Liutberga ist ein koniglicher Spross Der in Salzburg gearbeitete Tassilo Kelch ist mit seinen Ornamenten ein bayerisches kein karolingisches Werk 1 Er weitete seinen Machtbereich nach Osten aus in dem er im Jahr 772 die Karantanen unterwarf Tassilo III erreichte eine territoriale Machtstellung die vor ihm kein anderer Agilolfinger besessen hatte So erlangte Tassilo die Herrschaft uber Sudtirol wohl als Mitgift seiner Frau Liutberga und die Kontrolle uber das Bistum Saben Damit verfugte er uber Territorien die ausserhalb des Frankischen Reiches standen Auf ahnliche Weise versuchte er auch uber die Slawenmission nicht frankische Gebiete zu erschliessen 2 Zugleich erreichte die Abhangigkeit von den Franken ihren Hohepunkt Die Bande zwischen den Langobarden und Baiern waren aus politischen und wirtschaftlichen Grunden immer stark gewesen So hielt sich Tassilo seit den 760er Jahren mehrfach in Italien auf wo er sich in den Jahren 768 69 mit Desiderius und dem Papst verbundete Tassilo war mit Liutberga verheiratet der Tochter des letzten Langobardenkonigs Desiderius Im Jahr 772 taufte Papst Hadrian I Tassilos Sohn Theodo in Rom Das Bundnis mit den Langobarden brachte ihn in einen Konflikt mit Karl dem Grossen Auf eine versuchte Losung vom Frankenreich deuten auch Urkunden Tassilos hin die von 763 an nicht mehr nach Regierungsjahren Pippins datiert wurden 3 Mit der Eroberung des Langobardenreiches durch Karl den Grossen im Jahr 774 verlor Tassilo seinen wichtigsten Bundnispartner Die frankischen Reichsannalen berichteten dass Tassilo der seit dem Jahr 757 den Franken lehnspflichtig gewesen sein soll im Jahr 763 einen Feldzug der Franken in Aquitanien verlassen habe obwohl er per Eid zur Heeresfolge verpflichtet gewesen sei Der erst um 790 entstandene Bericht wird in der modernen Forschung in Zweifel gezogen und ist sehr wahrscheinlich eine nachtragliche Konstruktion 4 Herzog blieb Tassilo III bis er im Jahr 787 von Karl aus politischen Grunden geplantes Bundnis mit den Langobarden zur Sicherung der baierischen Eigenstandigkeit spater angebliche Kooperation mit den Awaren zum Lehnsmann degradiert wurde Im Jahr 788 wurde Tassilo durch einen lehnsrechtlichen Prozess in der Ingelheimer Pfalz wegen der Vorgange vom Jahr 763 und seines angeblichen Bundnisses mit den Awaren in Anwesenheit seiner Landsleute erst zum Tode verurteilt spater begnadigt und endgultig in die Abtei Jumieges verbannt Das ganze war wohl nur ein Vorspiel fur den Feldzug gegen die Awaren Karl wollte sich ein gesichertes Aufmarschgebiet schaffen und vermeiden dass er bei einer moglichen Niederlage in die Hande seines machtigen Vetters fiel Beweise fur die Schuld des Herzogs sind nie erbracht worden 5 Karl der Grosse verbrachte zwei aufeinanderfolgende Winter 791 793 in der alten bairischen Herzogsstadt Regensburg um die Einverleibung Baierns in das Frankische Reich personlich abzusichern Als Nachfolger in der bairischen Herrschaft setzte er sodann einen seiner Schwager den frankisch alamannischen Grafen Gerold den Bruder seiner dritten Ehefrau Hildegard als Prafekten ein 794 wurde der Monch Tassilo noch einmal aus der Klosterzelle geholt Vor der Reichssynode in Frankfurt am Main zwang man den ehemaligen bayerischen Herzog erneut ein Reuebekenntnis abzulegen Gleichzeitig musste er offentlich fur sich und seine Nachkommen auf das Herzogtum Bayern verzichten Diese Handlung diente dazu dem Urteil von 788 nachtraglich den Schein von Recht und Gesetz zu verleihen 6 Seine Lebensdaten werden auf von 741 bis zum 11 Dezember 796 geschatzt Es gibt hierzu jedoch keine gesicherten Erkenntnisse es ist unsicher wann und wo Tassilo gestorben ist Moglicherweise verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens im Kloster Lorsch als einfacher Monch Zuerst Herrscher dann Konig zuletzt Monch so hiess es in der Grabinschrift fur Tassilo III in der heute zerstorten Basilika des Klosters Lorsch 7 Diese Inschrift wird in den mittelalterlichen Annalen des Klosters Kremsmunster uberliefert Der Historiker Georg Helwich 1632 halt sie ebenfalls in den Antiquitates Laurishaimenses fest und gibt an sie am 10 September 1615 in Lorsch selbst gesehen und abgeschrieben zu haben Laut ihm trug die Inschrift noch den Zusatz war am dritten Tag vor den Iden des Dezember 11 Dez verstorben und wurde in diesem Grab bestattet Gewahre diesem gutiger Christus die Seeligkeit 8 Der romantische Dichter Albert Ludewig Grimm verfasste im 19 Jahrhundert eine Ballade uber Tassilos Aufenthalt in Lorsch 9 Klostergrundungen Bearbeitenum 750 der Legende nach das Kloster Polling und das Kloster Thierhaupten 769 Stift Innichen im heutigen Sudtirol Tassilo trat in einer in Bozen ausgestellten Urkunde als Stifter fur den Abt Atto von Freising in Erscheinung 10 Er ubergab ihm das Gebiet von Innichen im Pustertal wo dieser ein Kloster zur Missionierung der Slawen errichten sollte 772 Stift Niedernburg in Passau 11 777 Stift Kremsmunster 777 der Legende nach das Kloster Neresheim zwischen 777 und 784 Stift Mattsee 782 Kloster Frauenchiemsee um 788 Kloster Munchsmunster 788 Stift NiedermunsterStammliste des Agilolfingerherzogs Tassilo III BearbeitenTassilo III entstammt einer kognatischen Linie der Agilolfinger nachdem diese im Mannesstamm mit Hugbert ausgestorben waren 12 13 nbsp Hochgrab des legendaren Gunthers im Stift Kremsmunster Sohn von Tassilo III Gotfrid Herzog der Alemannen 709 N N Tochter oder Schwester des Agilolfingers Theodo II Lantfrid Herzog der Alemannen 730 Theudebald Herzog der Alemannen vermutlich 746 Odilo Herzog der Bajuwaren 748 Hiltrud 754 Tochter von Karl Martell 741 und Chrodtrud 725 Tassilo III um 741 um 796 nachdem er vermoncht worden war Aufenthalt in Sankt Goar Jumieges und Lorsch 764 Liutberga nach 788 eventuell in der Abtei Corbie verstorben Tochter des Langobardenkonigs Desiderius nach 786 und seiner Frau Ansa Gunther bzw Guntharius eventuell aus einer fruheren Friedelehe Theodo 765 oder 770 776 Mitherrscher in Bayern nach 793 als Monch im Kloster St Maximin in Trier Cotani verbracht in die Abtei Corbie oder in die Abtei Chelles bzw nach Laon Hrodrud wie oben Theodbert oder TheudebertNachwirken BearbeitenNach Tassilo benannt wurde der im Jahr 780 von ihm gestiftete Tassilokelch Ihm und seiner Familie wurde der historische Tassilopsalter gewidmet Sein Leben wurde Gegenstand der im Jahr 1709 uraufgefuhrten Oper Tassilone von Agostino Steffani Die Tassilolinde in Wessobrunn sowie die Tassiloquelle in Bad Hall tragen seinen Namen ebenso das im Jahr 1948 gegrundete Tassilo Gymnasium Simbach am Inn die Herzog Tassilo Realschule 14 in Erding sowie die Tassilostrassen in Aschheim Lorsch Gars am Inn und Thierhaupten und der seit dem Jahr 1999 von der Suddeutschen Zeitung verliehene Tassilo Preis fur Leistungen im Kulturbereich Er gilt als Seliger sein Gedenktag ist der 11 Dezember obwohl er nie offiziell heiliggesprochen wurde Literatur BearbeitenRomuald Bauerreiss Wo ist das Grab Tassilos III In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Band 49 1931 S 92 102 Romuald Bauerreiss Nochmals das Grab Tassilos III in Passau In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Band 55 1937 S 329 333 Matthias Becher Ingelheim 788 Der Prozess gegen Herzog Tassilo III von Bayern In Karl der Grosse in Ingelheim Ingelheim 1998 ISBN 3 00 003290 8 S 60 ff Beitrage zur Ingelheimer Geschichte Heft 43 Erika Bosl Tassilo III In Karl Bosl Hrsg Bosls bayerische Biographie Pustet Regensburg 1983 ISBN 3 7917 0792 2 S 771 Digitalisat Benno Hubensteiner Bayerische Geschichte Das bayerische Stammesherzogtum Munchen 2009 ISBN 978 3475537561 Lothar Kolmer Christian Rohr Hrsg Tassilo III von Bayern Pustet Regensburg 2005 ISBN 3 79171 949 1 Sigmund Ritter von Riezler Tassilo III In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 409 411 Hubertus Seibert Tassilo III In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 792 794 Digitalisat Wilhelm Stormer Die Baiuwaren Von der Volkerwanderung bis Tassilo III 2 Auflage Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 47981 6 Herwig Wolfram Tassilo III Hochster Furst und niedrigster Monch Pustet Regensburg 2016 ISBN 978 3 7917 2792 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tassilo III Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Tassilo III im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Joachim Schafer Tassilo III In Okumenisches Heiligenlexikon 24 Januar 2021 abgerufen am 4 Juli 2021 Helmut Bouzek Tassilo III der Verlierer ein prasumtiver Seliger In Okumenisches Heiligenlexikon 18 Marz 2021 abgerufen am 4 Juli 2021 Thomas Grasberger Tassilo III Das Ende der Agilolfinger mp3 Audio 22 3 MB 23 50 Minuten In Bayern 2 Sendung radioWissen 5 Juli 2021 abgerufen am 4 Juli 2021 Anmerkungen Bearbeiten Benno Hubensteiner Bayerische Geschichte 16 Auflage Rosenheimer Verlag Rosenheim 2006 ISBN 3 475 53756 7 S 59 Bernard Bachrach Charlemagne s Early Campaigns 768 777 A Diplomatic and Military Analysis Brill Leiden 2013 ISBN 978 90 04 24477 1 S 146 Bernard Bachrach Charlemagne s Early Campaigns 768 777 A Diplomatic and Military Analysis Brill Leiden 2013 ISBN 978 90 04 24477 1 S 144 Matthias Becher Eid und Herrschaft Untersuchungen zum Herrscherethos Karls des Grossen Thorbecke Sigmaringen 1993 Vortrage und Forschungen Konstanzer Arbeitskreis fur Mittelalterliche Geschichte Sonderband 39 ISBN 3 7995 6699 6 Webseite zum Tassiloprozess in Ingelheim Benno Hubensteiner Bayerische Geschichte 16 Auflage Rosenheimer Verlag Rosenheim 2006 ISBN 3 475 53756 7 S 44f Zuerst Herrscher dann Konig zuletzt Monch Archiviert vom Original am 17 Dezember 2014 abgerufen am 11 Dezember 2014 Webseite zur Grabinschrift im Kloster Lorsch Webseite mit Auszugen aus Grimms Ballade Tassilo in Lorsch Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Band 1 Bis zum Jahr 1140 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2009 ISBN 978 3 7030 0469 8 S 30 31 Nr 50 Datierung enthalten in Notizen zur Geschichte des Klosters Bayerisches Hauptstaatsarchiv BayHStA Kloster Passau Niedernburg Amtsbucher und Akten 639 https www archivportal d de item 4TVFAHR5USKXUAKFJOPGMKC5J3DJJ5GC Heinz Dopsch Robert Hoffmann Salzburg Die Geschichte einer Stadt 2 Auflage S 82 Universitatsverlag Anton Pustet Salzburg 2008 ISBN 978 3 7025 0598 1 Herwig Wolfram Tassilo III Hochster Furst und niedrigster Monch S 11f Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2016 ISBN 978 3 7917 2792 9 Herzog Tassilo Realschule Erding Abgerufen am 23 April 2021 VorgangerAmtNachfolgerOdiloHerzog von Baiern 748 788Karl der GrosseNormdaten Person GND 118801414 lobid OGND AKS LCCN n2006025587 VIAF 261059318 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tassilo III KURZBESCHREIBUNG Herzog von BayernGEBURTSDATUM um 741STERBEDATUM um 796 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tassilo III amp oldid 237031905