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Der Psalter von Montpellier auch Tassilo Psalter oder Mondsee Psalter genannt fruher auch Psalter Karls des Grossen ist einer der altesten Psalter aus karolingischer Zeit Er wurde im 8 Jahrhundert im damals bajuwarischen Kloster Mondsee unter der Herrschaft der Agilolfinger gefertigt und war wahrscheinlich fur den Baiernherzog Tassilo III und dessen Familie bestimmt Das Werk hat eine turbulente Geschichte hinter sich und liegt heute in der Bibliotheque Interuniversitaire Medicine der Universitat Montpellier in Frankreich wo es unter der Signatur MS H 409 aufbewahrt wird Konig DavidChristusDieser kleinformatige Psalter beinhaltet zwei ganzseitige Miniaturen die Jesus Christus und Konig David darstellen 165 in Gold und Silber gehaltene grossere Initialen sowie uber 2000 kleinere Initialen welche in den Farben Gelb Rot und Grun gehalten sind Dieser reich ausgestattete Psalter beruht im Bildtypus auf spatantiken vermutlich aus Ravenna stammenden Vorlagen aus dem 6 Jahrhundert Die Psalmanfange bestehen jeweils aus Unziale mit Ornamenten Die Sprache der Texte ist Latein Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDer Psalter von Montpellier galt lange Zeit auf Grund seiner spatantiken teilweise an byzantinische Vorlagen erinnernden Buchmalerei als altester karolingischer Psalter des Frankenreiches Altere Literatur gibt etwa Auxerre als Entstehungsort und die Jahre zwischen 772 und 795 als Entstehungszeit an 1 Bernhard Bischoff wies jedoch nach dass der Entstehungsort des Psalters im bajuwarischen Raum zu finden sei und zwar im Skriptorium des damaligen Kloster Mondsee im heutigen Oberosterreich Der Nachweis konnte auch auf Grund der ahnlichen Ornamentik am Tassilokelch von Kremsmunster gefuhrt werden Das Herzogtum der Bajuwaren unter den Agilolfingern befand sich damals in der letzten Phase der relativen Eigenstandigkeit gegenuber dem karolingischen Frankenreich und pflegte enge politische wie auch kulturelle Kontakte zu den Langobarden in Italien Tassilos Ehefrau Luitberga war sogar die Tochter des Langobardenkonigs Desiderius Diese Verbindung wird heute auch von der Forschung als plausibelste Erklarung fur den spatantiken oberitalienischen Einfluss auf die Bildgestaltung und Ornamentik des Psalters gewertet Geschichte BearbeitenNach heftigen Machtkampfen und dem Verlust der langobardischen Verbundeten wurden die Agilolfinger im Jahr 788 von Karl dem Grossen entmachtet und das Herzogtum der Bajuwaren endgultig in das Frankenreich integriert Man nimmt an dass dabei der Psalter aus Mondsee als Kriegsbeute in den Westteil des Frankenreiches gelangte Dabei wurden auch die beiden Tochter Tassilos III Cotani und Hrodrud durch den Mondseer Abt Hunric in westfrankische Gefangenschaft nach Chelles gefuhrt und man nimmt an dass sie dabei den Psaltar mitfuhrten Bereits im 9 Jahrhundert befand er sich in Auxerre im heutigen Frankreich Bemerkenswert ist auch dass dabei 5 Blatter am Ende des Psalters entfernt wurden auf denen sich wahrscheinlich die personliche Widmung der Mondseer Ersteller an die bajuwarische Herzogsfamilie befand Im westfrankischen Kloster wurden stattdessen Laudes regiae eine neue Widmung an die Konigin und vierte Ehefrau Karls des Grossen Fastrada eingetragen Da diese bereits 794 verstarb muss dieser Eintrag davor geschehen sein 2 Im Jahr 1721 ist der Psalter dann in Lyon nachweisbar wo er sich in der Sammlung des Prasidenten Jean Bouhier befand Nach dessen Tod kaufte ihn das Kloster von Citeaux Durch die Wirren der Franzosischen Revolution gelangte er schliesslich an die Universitatsbibliothek von Montpellier Dieser Aufbewahrungsort an dem sich der Psalter noch heute befindet gab dem Werk auch den in der Fachliteratur verwendeten Namen Zur gemeinsamen Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg in Rosenheim Bayern und Mattsee Salzburg vom 19 Mai bis 6 November 1988 kam der Psalter als Leihgabe aus Montpellier zum ersten Mal zuruck in seine Entstehungsregion Literatur BearbeitenPhilippe Lauer Le psautier carolingien du President Bouhier Montpellier Univ H 409 In Melanges d histoire du moyen age offerts a M Ferdinand Lot par ses amis et ses eleves Paris 1925 S 359 383 Elias Avery Lowe Codices Latini Antiquiores Band VI Oxford 1950 1953 S 29 Nr 795 Bernhard Bischoff Die sudostdeutschen Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit Band 2 Die vorwiegend osterreichischen Diozesen Harrassowitz Wiesbaden 1980 ISBN 3 447 02085 7 S 16 ff Andreas Weiner Psalter von Montpellier In Hermann Dannheimer Heinz Dopsch Hrsg Die Bajuwaren Von Severin bis Tassilo 488 788 Katalog zur gemeinsamen Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg Rosenheim Bayern Mattsee Salzburg 19 Mai bis 6 November 1988 Prahistorische Staatssammlung u a Munchen u a 1988 S 443 Nr R 114 Volltext auf uni klu ac at Harald Wolter von dem Knesebeck Psalter von Montpellier Mondsee Psalter oder Tassilo Psalter In Peter van den Brink Sarvenaz Ayooghi Hrsg Karl der Grosse Charlemagne Karls Kunst Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20 Juni bis 21 September 2014 im Centre Charlemagne Aachen Sandstein Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 093 2 S 262 264 mit Lit Weblinks BearbeitenPsalterium romanum cum interpretationibus In calames abes fr Archives et manuscrits de la Bibliotheque interuniversitaire de Montpellier abgerufen am 4 Juli 2020 Beschreibung der Handschrift bei Calames Catalogue en ligne des archives et des manuscrits de l enseignement superieure Einzelnachweise Bearbeiten Wallace Martin Lindsay Notae Latinae An Account of Abbreviation in Latin Mss of the Early Minuscule Period c 700 850 Cambridge University Press Cambridge 1915 S 402 Janet L Nelson Making a Difference in Eighth Century Politics In Alexander C Murray Walter A Goffart Hrsg After Rome s Fall Narrators and Sources of Early Medieval History University of Toronto Press Toronto 1998 ISBN 0802007791 S 186 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psalter von Montpellier amp oldid 216275481