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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Skriptorium Begriffsklarung aufgefuhrt Als Skriptorium lat scriptorium bezeichnet man die seit der Spatantike entstehenden meist in Klostern befindlichen Schreibstuben in denen sakrale und teilweise auch profane Texte handschriftlich dupliziert werden In der wissenschaftlichen Literatur wird Skriptorium als Synonym von Schreibschule auch fur die dort tatigen Schreiber und zur Charakterisierung der Herkunft ihrer Produkte benutzt Handschrift aus dem Skriptorium von Schreiber in einem Skriptorium Miracles de Notre Dame fol 19 nach 1456 Mehrheitlich war das Skriptorium fester Bestandteil eines Klosters Seit dem 13 Jahrhundert gab es Universitaten wo Bedarf an Buchern bestand In ihrem Umkreis siedelten sich burgerliche Schreibwerkstatten an die aber im 14 und 15 Jahrhundert in ihrer Verbreitung zunahmen da die Nachfrage nach Buchern weiter stieg Klosterskriptorien arbeiteten vor allem im fruhen Mittelalter fast ausschliesslich fur den Bedarf der eigenen Institution oder adeliger Auftraggeber Mit der Etablierung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern wird die Kultur der Skriptorien nahezu vollstandig abgelost durch das Typographeum Inhaltsverzeichnis 1 Produktionsschritte 2 Schreibmaterial 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseProduktionsschritte Bearbeiten Selbstportrat des Illuminators Rufillus Ende 12 Jahrhundert Vor dem Beginn der Anfertigung eines Buches Kodex bestimmte der Auftraggeber die Ausfuhrung und Ausgestaltung des Buches und stellte zum Teil auch die teilweise sehr kostbaren Verbrauchsmaterialien z B Gold Pigmente etc zur Verfugung Wichtig war das Vorhandensein einer Textvorlage woraus man Layout und Umfang abschatzen konnte Das Schreibmaterial Pergament seit dem 14 Jahrhundert auch nordlich der Alpen Papier wurde auf die Grosse eines Doppelblattes zugeschnitten und der Skriptor meist ein Monch begann mit der Linierung des Schreibgrundes und legte dabei die Zeilenhohe und die Zeilengrenzen fest Die Verteilung des Textes auf die Seiten wurde berechnet die Lagen meist vier bis funf Doppelblatter zu einer Lage Quaternio Quinio zusammengefasst wurden gebildet Anschliessend begann der Skriptor mit dem eigentlichen Schreiben wobei er aber Platz fur die Initialbuchstaben frei liess oder auch vorzeichnete Bei umfangreichen Auftragen arbeiteten mehrere Schreiber parallel an verschiedenen Textabschnitten Selten wurde die entsprechende Passage laut diktiert und von mehreren Skriptoren bzw Kopisten aufgeschrieben so dass eine Vielzahl von Kopien entstand In diesem Vervielfaltigungsprozess konnte es durch Lese Hor und Schreibfehler zu Abweichungen in den Handschriften kommen Die wissenschaftliche Methode aus den Textvarianten die ursprunglichen Lesarten zu ermitteln nennt man Textkritik War der Haupttext fertig wurden die Initialbuchstaben und andere Hervorhebungen vom Rubrikator nachgetragen Das Aufmalen von Borduren und die weitere Illumination der Seite war dann Aufgabe der Illustratoren Schreiber und Rubrikator waren dabei oftmals ein und dieselbe Person wahrend die Kombination Schreiber Illustrator sehr viel seltener war In der Mehrzahl handelte es sich bei den Illustratoren um spezialisierte Handwerker Die fertigen Manuskripte sind Unikate die in Form von Rollen in der Spatantike oder Kodizes seit dem 5 Jh aufbewahrt und in Archiven und Bibliotheken verwahrt werden Die losen Lagen wurden von den Buchbindern zu Kodizes gebunden Der Bucheinband bestand haufig aus dunnen Holzbrettern die mit gepragtem Leder Streicheisenlinien seit der Gotik oft zusatzlich Platten und oder Rollenstempel oder auch Pergament bespannt und oft mit Buchschliessen und Beschlagen versehen wurden Aufwandig gestaltete vor allem liturgische Bucher 1 erhielten Prachteinbande aus wertvollen Materialien Silber vergoldetes Kupfer Email Elfenbein Edel und Halbedelsteine Seide Brokat die Spitzenwerke der Goldschmiedekunst darstellen 2 Uber die Kunst und die Pein des Schreibens bemerkte ein unbekannter Schreiber des 8 Jahrhunderts in einer lateinischen Notiz O gluckseliger Leser Wasche deine Hande und nimm so das Buch zur Hand behutsam wende die Blatter fern vom Buchstaben setze die Finger auf Denn wer nicht schreiben kann meint das sei keine Muhe Ach wie verdriesslich ist das Schreiben Die Augen macht es mude die Lenden schwacht es und zugleich bekommt es allen Gliedern schlecht Drei Finger schreiben der ganze Korper schmerzt Deshalb wie der Seemann sich sehnt zu seinem angestammten Hafen zu kommen so auch der Schreiber zur letzten Zeile 3 Schreibmaterial BearbeitenGeschrieben wurde mit den zugeschnittenen Kielen von Vogelfedern insbesondere Gansekielen und verschiedenen Tinten 4 Zu den verbreitetsten Tinten gehorten die Eisengallustinte die Dornrindentinte und die Russtinte Der Beschreibstoff Papyrus kam bei der Umstellung auf die Codexform im 4 5 Jahrhundert fur Bucher weitgehend ausser Gebrauch da er fur das Bilden von Lagen ungeeignet ist und nur einseitig benutzt werden kann blieb jedoch fur Urkunden noch vereinzelt bis zum Beginn des 11 Jahrhunderts in Gebrauch Spatantike und mittelalterliche Handschriften waren auf Pergament geschrieben das wesentlich haltbarer und auch mehrfach beschreibbar war Gegen Ende des 14 Jahrhunderts setzte sich dann weitgehend das Papier durch 5 Sonstiges BearbeitenSkriptorien gehorten zu den wenigen auch im Winter standig beheizten oder vom Kuchenkamin gewarmten Raumen eines mittelalterlichen Klosters was sowohl der Schreibkunst der Monche als auch dem Fluss der Tinte zugute kam Literatur BearbeitenSiegfried Both Die Schreibstube im Kloster des Mittelalters Michael Imhof Petersberg 2007 ISBN 978 3 86568 216 1 Fridolin Dressler Scriptorum opus Schreiber Monche am Werk zum Titelbild des Bamberger Codex Patr 5 Verlag Reichert Wiesbaden 1999 14 S Ill ISBN 3 89500 117 1 Andrea Fleischer Zisterzienserabt und Skriptorium Salem unter Eberhard I von Rohrdorf 1191 1240 Reichert Wiesbaden 2004 ISBN 3 89500 315 8 Imagines medii aevi 19 Teilweise zugleich Heidelberg Univ Diss 2000 Stephanie Hauschild Skriptorium Die mittelalterliche Buchwerkstatt Philipp von Zabern Darmstadt 2013 ISBN 978 3 8053 4606 1 Josef Kirmeier Alois Schutz Evamaria Brockhoff Hrsg Schreibkunst Mittelalterliche Buchmalerei aus dem Kloster Seeon Katalog zur Ausstellung im Kloster Seeon 28 Juni bis 3 Oktober 1994 Veroffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur Nr 28 Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg 1994 ISBN 3 927233 35 8 Hans Lulfing Schreibkultur vor Gutenberg in Der gegenwartige Stand der Gutenberg Forschung hrsg von Hans Widmann Verlag Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Bibliothek des Buchwesens Band 1 ISBN 3 7772 7225 6 S 48 67 Katja Rother Jan H Sachers Die Schreibwerkstatt Schrift und Schreiben im Mittelalter G amp S Verlag Zirndorf 2009 ISBN 978 3 925698 85 9 DragonSys Lebendiges Mittelalter 8 Andreas Schenk Kalligraphie Die stille Kunst eine Feder zu fuhren Das Werkbuch zum Schonschreiben 5 Auflage AT Verlag Baden Schweiz u a 1997 ISBN 3 85502 375 1 Martin Steinmann Handschriften im Mittelalter eine Quellensammlung Schwabe Verlag Basel 2013 932 S ill ISBN 978 3 7965 2890 3 je lateinischer Text des Dokuments und deutsche Ubersetzung Viktor Thiel Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den altesten Zeiten bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts Ein Entwurf In Archivalische Zeitschrift 41 3 Folge 8 1932 ISSN 0003 9497 S 106 151 PDF Vera Trost Skriptorium Die Buchherstellung im Mittelalter Belser Stuttgart 1991 ISBN 3 7630 1212 5 Vera Trost Wer nicht schreiben kann glaubt es sei keine Arbeit Zur Buchherstellung im Mittelalter In Mamoun Fansa Hrsg Der sassen speyghel Sachsenspiegel Recht Alltag Band 1 Isensee Verlag Oldenburg 1995 ISBN 3 89598 240 7 Veroffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg 21 Schriften der Landesbibliothek Oldenburg 29 Siehe auch BearbeitenLebenshaus Schreibschule im Alten AgyptenWeblinks Bearbeiten Commons Scriptorium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Skriptorium Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Bamberger Schreiberbild Selbstdarstellung des Michelsberger Skriptoriums in einer mittelalterlichen Handschrift der Staatsbibliothek Bamberg Skriptorium Mittelalterliche Buchkunst Haus der Bayerischen Geschichte Texte von Vera Trost Schreibschule Scriptorium von der Universitat Bamberg mit Literaturhinweisen Skriptorium Buchproduktion im Mittelalter Universitatsbibliothek HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Kategorie Liturgisches Buch Vgl Einbandforschung MGH LL 3 S 589 O beatissime lector laua manus tuas et sic librum adprehende leniter folia turna longe a littera digitos pone quia qui nescit scribere putat hoc esse nullum laborem O quam tristis est scriptura oculos grauat renes frangit simul et omnia membra contristat Tria digita sic scribunt totus sic corpus laborat Quia sicut nauta desiderat uenire ad proprium portum ita et scriptor ad ultimum uersum Mit dieser Anmerkung paraphrasiert der Schreiber die beiden mehrmals aus dem Mittelalter uberlieferten Hexameter Scribere qui nescit nullum putat esse laborem Tres digiti scribunt totum corpusque laborat Wer nicht schreiben kann halt das fur keine Arbeit Drei Finger schreiben und der ganz Korper schmerzt Es fallt auf dass dem Schreiber nur im zitierten Text dessen Versform er zerstort sprachliche Verstosse unterlaufen Entweder lag er ihm in dieser Form vor oder er zitierte aus dem Gedachtnis Informationen zu Schreibgeraten und Tinten von der Uni Bamberg Informationen zu den Beschreibstoffen von der Uni BambergNormdaten Sachbegriff GND 4131378 1 lobid OGND AKS Anmerkung Ansetzungsform GND Schreibschule Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skriptorium amp oldid 225991190