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Dieser Artikel behandelt den Einband im Druckwesen fur die gleichnamige Sportdisziplin siehe Karambolage Billard Einband Der Einband eines Buches oder eines anderen Druckerzeugnisses ist sowohl die den Block beim Buch Buchblock umschliessende aussere Hulle als auch der gesamte Arbeitsgang seiner Herstellung Einerseits wird also das Ergebnis sprich die bezogene Einheit aus vorderem und hinterem Deckel Buchdeckel und dem schmaleren Rucken Buchrucken beschrieben andererseits aber auch die Tatigkeit des Buchbinders die alle Schritte vom Ordnen und Zusammenfugen der Lagen bis hin zur kunstlerischen Gestaltung umfasst Historische gestalterische und technische Aspekte werden durch die Einbandforschung wissenschaftlich untersucht Alte Bucheinbande mit sich losender BindungNutzung mittelalterlicher Handschriften fur den Einband fruhneuzeitlicher BucherBuchbinden Buchblock und Buchdecke noch nicht eingehangt Inhaltsverzeichnis 1 Formen des Bucheinbands 1 1 Klassifizierung nach dem verwendeten Bezugsstoff 1 2 Klassifizierung nach der Herstellungstechnik 1 3 Sonderformen und Uberschneidungen 1 4 Klassifizierung nach der Funktion 2 Geschichte der europaischen Einbandgestaltung 2 1 Anfange in der Antike 2 2 Der Einband im Mittelalter 2 2 1 Der mittelalterliche Prachteinband 2 2 2 Der mittelalterliche Gebrauchseinband 2 2 3 Sonderformen mittelalterlicher Einbande 2 3 Der Renaissance Einband 2 3 1 Der italienische Renaissance Einband 2 3 2 Der franzosische Renaissance Einband 2 3 3 Der Renaissance Einband im deutschen Sprachraum 2 3 4 Der englische Renaissance Einband 2 3 5 Der spanische Renaissance Einband 2 4 Der Einband in Barock und Rokoko 2 4 1 Der Barock und Rokoko Einband in Frankreich 2 4 2 Der Einband des Barock und Rokoko im deutschen Sprachraum 2 4 3 Der Barock und Rokoko Einband in Italien 2 4 4 Der Barock und Rokoko Einband in England 2 5 Klassizismus und Historismus im ausgehenden 18 und 19 Jahrhundert 2 5 1 Frankreichs Einbandkunst im 19 Jahrhundert 2 5 2 Der Klassizismus und Historismus in England 2 5 3 Der Klassizismus und Historismus in Deutschland 2 6 Das Einbandschaffen vom 20 Jahrhundert bis heute 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFormen des Bucheinbands Bearbeiten Kopert aus dem 15 JahrhundertEinbande lassen sich nur schwer systematisieren da viele Bezeichnungen aus alten handwerklichen Traditionen entstanden sind und dementsprechend keiner konsequenten Logik unterliegen Einige Einbandarten sind immer noch der Einzelfertigung Handeinband vorbehalten wahrend auf der anderen Seite die industrielle Buchbinderei beim Verlagseinband Methoden hervorgebracht hat die sich nicht oder nur bedingt in den handwerklichen Bereich ubertragen lassen Trotzdem lassen sich grob zwei Kennzeichnungsgruppen unterscheiden Klassifizierung nach dem verwendeten Bezugsstoff Bearbeiten Nach der Art des verwendeten Bezugsstoffes lassen sich vier Einbandtypen unterscheiden Erstens der Pappband der entweder einen einfachen nur aus einem Stuck gefalzter Pappe bestehenden Umschlag meinen kann oder aber einen festen dafur lediglich mit Papier bezogenen Einband bezeichnet Zweitens der Gewebeeinband der mit textilen Materialien die sowohl aus Natur als auch aus Kunstfasern bestehen konnen bezogen ist Drittens der Ledereinband die alteste und traditionsreichste Form des Beziehens und viertens der Pergamentband wobei zwischen dem flexiblen Kopert und dem festen mit Pergament bezogenen Einband unterschieden werden muss Leder Pergament und Gewebebande werden weiterhin in Ganz und Halbbande differenziert die Bezeichnung richtet sich dabei nach dem Uberzugsmaterial des Buchruckens Da sich Pergament nicht maschinell verarbeiten lasst kommt es nur in der Handbuchbinderei vor Klassifizierung nach der Herstellungstechnik Bearbeiten Grundsatzlich zu unterscheiden ist zwischen Deckenband und dem Einband mit angesetzten Buchdeckeln Wahrend bei ersterem Buchblock und Einbanddecke separat gefertigt und erst in einem zweiten Arbeitsschritt zusammengefugt werden wird beim angesetzten Band der Einband direkt am Buchblock hergestellt Er kann aufgrund mit maschinellen Hilfsmitteln nicht zu bewaltigender Arbeitsablaufe lediglich in Handarbeit durch den Buchbinder oder Buchrestaurator gefertigt werden weshalb der Deckenband in die industrielle Buchproduktion einging und seine spezifische moderne Auspragung erfuhr Auch die Bezeichnung Broschur verweist zumindest in ihrer ursprunglichen franzosischen Wortbedeutung auf die Art ihrer Herstellung ebenso wie die heute ubliche englische Bezeichnung Softcover und ihr Pendant das Hardcover Sonderformen und Uberschneidungen Bearbeiten Viele weitere Bezeichnungen lassen sich nicht ohne weiteres in eine der beiden Kategorien ubertragen Ein Einband kann daher meist mit mehreren Begriffen aus verschiedenen Bereichen belegt werden Einige Namen wie zum Beispiel das Sprungruckenbuch verweisen neben der Herstellungstechnik auch auf ihren Verwendungszweck Auch der Franzband entzieht sich einer eindeutigen Beschreibung Da es sich dabei um eine spezielle Form des angesetzten Lederbands handelt der sich in seiner Herstellungstechnik von ublichen deutschen Lederbanden unterscheidet lasst er sich weder seiner Herstellung noch nach seinem Bezugsmaterial eindeutig beschreiben Der danische Millimeterband wurde entwickelt um wahrend Kriegszeiten mit moglichst wenig Leder einen schonen und ansprechenden Bucheinband mit Lederrucken herstellen zu konnen Klassifizierung nach der Funktion Bearbeiten Bei der Funktion sind weitere Bezeichnungen moglich Bibliothekseinband fur Schutzeinbande in Bibliotheken Gebrauchseinband fur lediglich auf die Funktion des Buchblockeinfassens reduzierte ungestaltete Einbande Prachteinband fur besonders aufwandig gestaltete der Reprasentation dienende EinbandeGeschichte der europaischen Einbandgestaltung BearbeitenAnfange in der Antike Bearbeiten Die Entwicklung des Bucheinbands verlief parallel zur Entwicklung der heutigen Form des Buches der Kodex Form Fur das erste nachchristliche Jahrhundert sind einfache Bucher bestehend aus wenigen Lagen Pergament zusammengehalten durch Schnure im Falz und geschutzt durch einen simplen Einband aus zwei Holztafelchen erstmals belegt Durchzusetzen gegenuber der noch verbreiteten Rolle begann sich der Kodex aber erst spater Erst mit dem 4 Jahrhundert n Chr wurde er vorherrschend und mit ihm die schutzende Rolle des Bucheinbands Die altesten erhaltenen Bucheinbande stammen aus Agypten Eine Kartonage aus Papyrus bildete hier die Grundlage eingeschlagen in einen Bezug aus Ziegen oder Schafsleder Geheftet wurde auf dunne Lederriemen die einerseits durch den Falz der noch einlagigen Buchblocke andererseits durch Locher im Einbandleder am Buchrucken gefuhrt und dort fest verknotet wurden Zum Verschliessen liess man den Bezugsstoff an der linken Seite des Vorderdeckels in einen dreieckigen Lappen auslaufen der dann wie eine Klappe um den Kodex herumgeschlagen werden konnte Aufgrund des beschrankten Umfangs einlagiger codices begannen sich schnell mehrlagige durchzusetzen bei denen die Lagen einzeln geheftet ubereinandergelegt und im Rucken miteinander vernaht wurden Dann erst erfolgte die Verbindung mit dem Einband die teilweise portefeuilleahnlich durch Ankleben des ersten und letzten Blattes des Buchblocks am Einband oder auch durch Fadenheftung geschehen konnte Die Einbande der Kopten wurden bereits gefarbt und auch verziert Schon in der Spatantike und im fruhen Mittelalter verwendete man hier Blinddruck Lederschnitt Lederapplikation Lederflechtwerk Durchbrucharbeiten und Punzierung Im Orient wurden diese Techniken ubernommen das Abendland orientierte sich nur zu Beginn zwischen dem 7 und 9 Jahrhundert an koptischen Vorbildern spater beschrankte man sich hier weitgehend auf Lederschnitt und Stempelverzierung Der Einband im Mittelalter Bearbeiten Zu jeder Zeit gab es neben einfachen Gebrauchseinbanden prunkvollere mit viel handwerklichem Geschick und kostbaren Materialien hergestellte und reich verzierte Prachteinbande Das Mittelalter mit seiner enormen Bedeutung sakraler Literatur brachte in dieser Hinsicht ganz besonders hervorstechende Beispiele hervor und muss deshalb differenziert betrachtet werden 1 Der mittelalterliche Prachteinband Bearbeiten Kirchliche Prachteinbande waren als Spiegel der christlichen Wurde und Macht zu verstehen und wurden deshalb mit den edelsten Materialien wie Elfenbein Email Edelmetallen Edelsteinen und kostbaren Stoffen geschmuckt Der Buchbinder selbst ubernahm meist nur den technischen Teil der Arbeit mit Heftung des Buchblocks und Befestigung der Buchdeckel Die weiteren Arbeiten wurden je nachdem von Goldschmieden und Emailleuren Metallarbeitern und Schnitzern oder auch Malern ubernommen Mittelalterlicher PrachteinbandFur eine grosse Gruppe mittelalterlicher Prachteinbande wurden antike Elfenbeintafeln aus ihrem Zusammenhang gerissen und ohne Rucksicht auf den bildlichen Inhalt als Schmuck liturgischer Bucher wiederverwendet Eine der altesten Techniken der eigenstandigen Verzierung hingegen waren Goldschmiedearbeiten Holzdeckel wurden teilweise ganz mit Goldblech verkleidet in Treibarbeiten wurden christliche Motive dargestellt und eingefasst von Edelmetallen wurden grosse Mengen an Edelsteinen und Perlen verarbeitet Mittelalterliche Prachteinbande lassen sich in mehrere grosse Gruppen einteilen die sich nach dem jeweils vorherrschenden Gestaltungselement richten Die Kreuzform spielte dabei in vielen Fallen eine entscheidende Rolle Aber auch der Bild und Rahmentypus bei dem ein Mittelfeld das meist eine Majestas Domini Darstellung zeigte im Zentrum der Betrachtung lag gehorte zu den vorherrschenden Motiven Wahrend sich die Einbande der karolingischen Zeit oft noch durch auftragende Verzierungen auszeichnen ging man im 11 und 12 Jahrhundert zu einem eher flachenhaften Stil der Gestaltung uber Gravierte oder durchbrochene Metallplatten losten die plastischeren Treibarbeiten ab Oft verwendete man dafur Kupfer das nachtraglich vergoldet wurde Die Email Technik des Grubenschmelzes brachte farbliche Belebung da Edelsteine immer seltener zur Anwendung kamen Auch Holzschnitzereien sind aus dieser Zeit uberliefert 2 Die Prachteinbande der Gotik waren mehr und mehr weltlich bestimmt Zwar wurden weiter Gebets und Erbauungsbucher prunkvoll verziert doch anders als zuvor waren sie nicht nur fur den kirchlichen Raum sondern fur den privaten Gebrauch bestimmt Vor allem aber schmuckte man nun auch Gesetzessammlungen Privilegien oder amtliche Rechenschaftsbucher mit prachtvolleren Einbanden Eng damit verbunden war die Entwicklung vom klosterlichen zum burgerlichen Buchbinder In der Gestaltung wurden raumgreifendere Schmucktechniken wieder beliebter Treibarbeiten in Silber und Edelsteine bestimmten die Ausstattung Bewegt durch die Kreuzzuge entstand eine grosse Zahl an Einbanden die Kreuzigungsszenen darstellen uberhaupt wurde die Darstellung realistischer Zunehmend verwendete man Bezuge aus edlen Stoffen wie Samt Brokat oder Seide Die getriebenen Platten wurden abgelost durch kleinere Zierstucke und Beschlage die neben der Dekoration den Stoff vor Abrieb schutzen sollten Der mittelalterliche Gebrauchseinband Bearbeiten Der mittelalterliche Gebrauchseinband bestand in der Regel aus mit Leder uberzogenen Holzdeckeln Diese konnten unbehandelt bleiben oder aber im Blinddruck mit Streicheisenlinien und Stempeln verziert werden Die karolingischen Einbande des 9 und 10 Jahrhunderts wurden fast alle in Wildleder gebunden Daneben sind aber auch einige Pergamentumschlage belegt In diesem Fall wurde die Heftung durch den Umschlag hindurch durchgefuhrt so dass die Faden auf der Aussenseite sichtbar wurden Langstichheftung Ein besonderes Merkmal karolingischer Einbande waren die halbkreisformig uberstehenden Lappen des Ruckenbezuges Der Schmuck war meist relativ einfach gehalten Ein umgebender Rahmen wurde durch weitere Linien in geometrische Felder zerlegt Stempel wenn vorhanden waren relativ klein und verteilten sich bei einfachen Einbanden eher unregelmassig uber die Deckelflache Bei anspruchsvoller gestalteten Einbanden ordneten sie sich symmetrisch meist in Kreuzform auf dem Vorderdeckel an Inkunabel aus dem 15 Jahrhundert mit Beschlagen und Blinddruck verziertDie ebenfalls mit Blinddruck verzierten Einbande des 12 und 13 Jahrhunderts werden als Gruppe der romanischen Einbande zusammengefasst Die Entwicklung ging dabei von Frankreich aus griff von dort Mitte des 12 Jahrhunderts auf England uber und wenig spater dann auch in den deutschsprachigen Kulturraum Braunes Rind oder Kalbsleder wurde nun zum bevorzugten Material seltener kam auch rotlich gefarbtes Wildleder zum Einsatz Der Formenschatz der Stempel nahm in hohem Umfang zu heute uberladen wirkende Kompositionen pragten die Gestaltung Die Deckelflache war fast immer vollstandig mit Stempeln bedeckt eine Beziehung zum Inhalt bestand nicht Ornamentale Stempel existierten neben pflanzlich inspirierten Motiven Tierdarstellungen und figurlichen Stempeln Symbolhafte Darstellungen aus dem biblischen Bereich kontrastierten mit weltlichen Motiven die oft vom Rittertum beeinflusst waren Im deutschen Sprachgebiet uberwog jedoch der ornamentale Schmuck Die Blinddruckbande des 14 und 15 teilweise auch noch die der ersten Jahrzehnte des 16 Jahrhunderts nennt man gotische Einbande Der Grossteil der erhaltenen Exemplare stammt aus dem deutschen Kulturgebiet aber auch in anderen europaischen Landern zuerst Italien und den Niederlanden dann Frankreich und England und einigen mehr sind zahlreiche Beispiele zu finden Die Arbeit ging nun immer mehr vom klosterlichen auf den burgerlichen Buchbinder uber Universitaten bluhten auf und in den Handelsstadten entwickelte sich ein reger Buchverkehr Die Gestaltung der Einbande variierte je nach Herkunft relativ stark Viele gotische Einbande waren nur mit Streicheisenlinien verziert Oft traten aber auch Stempel hinzu die Linien ubernahmen dann die Gliederung der Deckelflache Besonders beliebt war dabei das diagonale Prinzip eine Komposition die das Feld in Dreiecke oder Rauten teilte Eine uberregionale Verbreitung fand auch das Rautenrankenmuster das durch parallel verlaufende wellige Linien gebildet wurde Eine Vereinfachung in der Produktion ungleich grosserer Mengen die die Erfindung des Buchdrucks mit sich brachte stellte die aufkommende Pragung mit Platten oder Rollen dar Grossere Flachen konnten so in nur einem Arbeitsgang geschmuckt werden Besonders die Dekoration mit Pflanzenelementen dem vorherrschenden Motiv der Gotik liess sich auf diese Weise leicht rationalisieren Aber auch der Druck mit neuem figurenreichem Stempelmaterial nahm zu Ein vornehmlich deutsches Phanomen waren die kunstlerisch hochwertigen Lederschnittbande des 15 Jahrhunderts In der ersten Jahrhunderthalfte eher flach und schlicht gehalten in der zweiten Halfte dann bestimmt durch Relieftechnik galten sie als Luxusversionen der Gebrauchseinbande dieser Zeit Die beliebtesten Motive waren pflanzliche Ornamente haufig begleitet von Inschriften die aber als dekorative Elemente eingesetzt wurden Weiterhin spielten auch Tierszenen Wappen und Heiligenfiguren eine grossere Rolle Lederschnitt war in der Regel das Werk freischaffender Kunstler die Buchbinder lieferten lediglich die Grundlage Byzantinische Einbande des Mittelalters unterschieden sich von westlichen insbesondere durch ihre Herstellungstechnik Wahrend im Abendland seit etwa 600 n Chr auf Bunde geheftet wurde blieb der Rucken hier glatt Buchblock und Buchdeckel schlossen ausserdem in gleicher Hohe ab so dass sich keine uberstehenden Kanten ergaben Man sagte deshalb Rillen in die Stehkanten der Deckel um das Offnen zu erleichtern Bezogen wurden die Holzdeckel meist mit Ziegen oder Schafsleder Analog zum Westen arbeitete man auch hier in der Regel mit Blinddruck die Arten der Komposition und Gliederung waren vielfaltig Sonderformen mittelalterlicher Einbande Bearbeiten BeutelbuchUm wertvolle oder durch Transport strapazierte Bucher angemessen zu schutzen entwickelten sich im Mittelalter einige Formen spezieller Aufbewahrung Buchkasten oder Buchschreine aus Holz oder Metall waren der Form des Buches angepasst und dienten dem Schutz auf der Reise Ebenso wie der Inhalt konnten auch sie reich verziert sein Eine Art Verbindung von Buchschrein und Einband waren die sogenannten Kastenbucher bei denen Deckel und Seitenflachen des Kastens an den analogen Stellen des Einbandes befestigt und so dauerhafter Teil der Umhullung wurden Weniger wertvolles Eigentum transportierte man in Buchtaschen aus Leder Die meisten von ihnen waren schlicht gehalten nur einige Stucke mit prachtvollen Ledertreib oder Lederschnittarbeiten haben sich erhalten Eine wirkliche Sonderform des Einbands hingegen lag bei den sogenannten Beutelbuchern und Hulleneinbanden vor Wahrend bei ersteren der Bezugsstoff am Unterschnitt langer gelassen wurde und auf diese Weise verknotet am Gurtel befestigt werden konnte hingen bei den Hulleneinbanden an allen Schnitten Leder oder Stofflappen uber in die das Buch eingewickelt werden konnte Der Renaissance Einband Bearbeiten Ebenso wie das gesamte Kunstschaffen der Zeit war auch die Einbandverzierung in der Renaissance gepragt von Umbruchen und Neuerungen Entscheidende Einflusse dafur kamen aus dem orientalischen Raum aber auch Vorbilder aus der antiken Ikonographie spielten eine Rolle Die bisher ublichen Holzdeckel wurden langsam von Pappdeckeln abgelost was kleinere Formate ermoglichte farbigere Ledersorten kamen auf und die Vergoldung als Deckelschmuck trat gleichwertig neben den bisher vorherrschenden Blinddruck Daruber hinaus entwickelten sich aus den ubernommenen Schmuckformen besonders im Frankreich des 16 Jahrhunderts zahlreiche neue Stile Auch grosse bibliophile Sammler hatten einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Dekoration Der italienische Renaissance Einband Bearbeiten Die Handelsbeziehungen zum Orient eroffneten besonders fruh den grossen italienischen Handelsstadten wie Venedig oder Florenz die Tur zu der reichen Erfahrung der islamischen Welt in der Einbandverzierung Wahrend der Golddruck dort schon seit dem 11 Jahrhundert bekannt war kam diese Schmucktechnik erst gegen Ende des 14 Jahrhunderts langsam nach Europa Auch bei der Lederschnittarbeit orientierte man sich an islamischen Vorbildern Daneben waren besonders antikisierende Elemente beliebt Knoten und Flechtwerk Palmetten und besonders Plaketten antiken Munzen oder Medaillen nachempfundene Abbildungen stellten die haufigsten Motive Zu Beginn des 16 Jahrhunderts begann man sich zunehmend den Bedurfnissen der humanistischen Lehren anzupassen Ausgehend von einer Serie kleinformatiger Klassikerausgaben mit Pappdeckeln herausgegeben von Aldus Manutius in Venedig den sogenannten Aldinen entwickelte sich eine neue Form des Gebrauchseinbandes Der franzosische Renaissance Einband Bearbeiten Die franzosische Einbandkunst der Renaissance war stark an italienischen Vorbildern orientiert Besonders einflussreich wurde ab den ersten Jahrzehnten des 16 Jahrhunderts der Golddruck bei den Motiven dominierten stilisierte Blattformen und das Bandwerk Neben Leer und Vollstempeln entwickelten sich die sogenannten fers azures schraffierte Stempel deren Strichfuhrung an die Darstellung der Wappenfarbe Blau in der Heraldik erinnerte Einbande mit diesen Stempeln finden sich zuerst um 1530 in Lyon Eine weitere Besonderheit stellten die petits fers dar besonders kleine Stempel die zu grosseren Blattmustern kombiniert wurden Einer der bedeutendsten Bibliophilen dieser Zeit war Jean Grolier dessen Buchbinder die franzosische Einbandgestaltung des 16 Jahrhunderts entscheidend mit beeinflussten Aber auch die franzosischen Konige zeigten besonders in der zweiten Jahrhunderthalfte einen hohen Sinn fur Buchkunst und ihre Forderung Ein Stil der in diesem Zusammenhang auftrat war der Seme oder Semis Stil franzosisch semis Aussaat ein Muster das von der regelmassigen steten Wiederholung einzelner kleiner Motive auf der gesamten Deckelflache gekennzeichnet ist im Unterschied zum Streumuster mit seiner unregelmassigen Verteilung kleiner Elemente Der in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts und zu Anfang des 17 Jahrhunderts pragende Stil der Prachteinbande jedoch war der Fanfarenstil a la fanfare Entgegen der vorherrschenden Meinung Nicolas Eve der Hofbuchbinder Heinrich III sei der Erfinder dieses Stils gewesen war er lediglich ein Vertreter unter zahlreichen Buchbindern die ihre Einbande mit symmetrisch angeordneten Ranken und Bandwerken gliederten Der Name Stil a la fanfare entwickelte sich allerdings erst im 19 Jahrhundert aus dem Beginn des Titels eines Werkes das der Bibliophile Charles Nodier zum Binden nach Art dieser Renaissancedekoration in Auftrag gab Der Renaissance Einband im deutschen Sprachraum Bearbeiten Deutsche Buchbinder verhielten sich den neuen Einflussen gegenuber zunachst sehr zuruckhaltend Der Blinddruck als dominierende Schmuckform und auch die schweren Holzdeckel hielten sich sogar bis in das 18 Jahrhundert hier jedoch nur noch bei grossen Folianten wie Bibeln 3 Den in den Zunftordnungen verwurzelten Handwerkern fiel es schwer sich von den einfachen und zeitsparenden Techniken der Rollen und Plattenverzierung wieder zu losen In den ersten Jahrzehnten des 16 Jahrhunderts begannen langsam ikonographische Elemente der Renaissance in die deutschen Motivschatze einzudringen Figurliche Motive wie biblische Gestalten und Themen aber auch Portrats und Wappen pragten nun die Plattenschnitte Ein Bezug zum Inhalt des Buches war dabei relativ selten Langsam begann man Gold und Blinddruck parallel zu verwenden Ab der Mitte des 16 Jahrhunderts etablierten sich dann auch ornamentale Renaissancemotive in Deutschland Besonders sudliche Stadte wie Augsburg und Munchen liessen sich von den italienischen und franzosischen Vorbildern beeinflussen Der englische Renaissance Einband Bearbeiten Ebenso wie im deutschen Kulturgebiet setzte sich auch in England der italienisch franzosische Einbandstil der Renaissance erst relativ spat durch Spatestens ab den Vierzigerjahren des 16 Jahrhunderts jedoch arbeitete man auch hier mit Arabesken Bandwerk Semis Stil und variantenreichen Blattformen Besonders unter Elisabeth I kam die englische Buchbinderei zu einer neuen Blute Die Konigin bevorzugte textile Einbande so dass zahlreiche Samt und Seidenbande mit aufwandigen Stickereien gearbeitet wurden Eine weitere Besonderheit waren sogenannte Zwillingsbande Einbande fur mehrere Bucher die sich Rucken oder Deckel miteinander teilten Obwohl sie in England besonders beliebt waren sind auch einige Exemplare aus den nordlichen Teilen Deutschlands und Danemark bekannt Der spanische Renaissance Einband Bearbeiten Der spanische Renaissance Einband stellt in gewisser Hinsicht eine Ausnahme dar Die Nahe zu Nordafrika hatte hier schon fruh zu einer Vermischung orientalischer und abendlandischer Einflusse gefuhrt Die Mudejar Einbande des 13 bis 16 Jahrhunderts zeigten deshalb schon weit vor den anderen Landern islamische Einflusse Von einer Renaissance wie in Italien oder Frankreich kann hier also nur bedingt gesprochen werden Trotzdem begann man auch hier im 16 Jahrhundert Einflusse aus den Nachbarlandern zu ubernehmen Der Einband in Barock und Rokoko Bearbeiten Einbande des 17 und 18 Jahrhunderts waren deutlich von franzosischer Kunst dominiert Aus England und Italien kamen eigene Beitrage Die anderen europaischen Lander orientierten sich grosstenteils an den machtigen Vorbildern Da in Bibliotheken die Bucher mit dem Rucken nach aussen aufgestellt wurden wurde die Ruckenverzierung und insbesondere der Ruckentitel bedeutsam Umfangreich vergoldete Stempel und Rollenmotive spielten eine Rolle in der Dekoration Im 18 Jahrhundert kam auch das Ledermosaik in der Produktion von Luxuseinbanden hinzu Der Barock und Rokoko Einband in Frankreich Bearbeiten Die vorherrschende Stellung der franzosischen Einbandkunst ist ebenso wie in der Renaissance durch den grossen Einfluss der Bibliophilie besonders aus aristokratischen Kreisen zu erklaren Die hohe Nachfrage an kostbar und reich verzierten Einbanden fuhrte zu einer grossen Kreativitat in der Gestaltung Zunachst entwickelte sich 1620 aus dem Fanfarenstil der sogenannte Pointille Stil der mit der Auflosung der Linien in Punktreihen arbeitete und so eine sehr filigrane Wirkung entfaltete Zweien der beruhmtesten Buchbinder dieser Zeit Le Gascon und Florimond Badier werden Erfindung und Vollendung dieses Stils nachgesagt Pointille Elemente wurden in der Folge sowohl in Frankreich selbst als auch in den Nachbarlandern verschwenderisch mit anderen Stilen kombiniert Die Stempel wurden dafur meist dicht gedrangt auf der gesamten Deckelflache verteilt Kalblederband mit Blind und Goldpragung nach alten Vorbildern gearbeitetDaneben existierten aber ebenfalls Einbande mit zuruckhaltender Gestaltung Einbande a la Francois Bourgoing beispielsweise verzierten lediglich die Rander der Deckflachen die Mitte blieb frei In diesem Zusammenhang tauchten Spiralstempel auf die im 17 Jahrhundert neben den Pointille Stempeln verwendet wurden Eine Form der ausschliesslichen Ruckenverzierung hingegen stellte der Stil a la grotesque dar Von Kopf bis Fuss wurde dabei ein und derselbe Stempel in engen Reihen immer wieder wiederholt Eine Sonderform durch die Strenge ihrer Gestaltung waren auch die Einbande des Zisterzienserinnenklosters Port Royal des Champs Die nach dem Glauben seiner Bewohner Jansenisteneinbande genannte Stilform zeichnete sich durch Schmucklosigkeit dafur aber hervorragende Lederqualitat und Ausfuhrung des Bindens sowie qualitatsvolle Titelpragung aus Der pragende Stil des 18 Jahrhunderts wurde der Spitzenstil a la dentelle Dieses Muster ahmte textile Spitzen und Stickereien nach und wurde in der Regel in Kleinstarbeit mithilfe einzelner Stempel hergestellt Lediglich fur die Rander oder umfangreichere Gestaltungen nutzte man gelegentlich eine Rolle Der Dentelles Schmuck beschrankte sich zumeist auf die Rander der Buchdeckel inwieweit sich der Spitzenrand dabei zur Mitte hin ausdehnte wies auf die Handschrift einzelner Kunstler hin Antoine Michel Padeloup le jeune Sohn einer beruhmten Pariser Buchbinderfamilie gilt als Erfinder des Spitzenstils Er arbeitete daruber hinaus zahlreiche anspruchsvolle Ledermosaike Weitere grosse Namen waren die der Familien Derome Le Monnier und des Pariser Meisters Augustin Duseuil Der Einband des Barock und Rokoko im deutschen Sprachraum Bearbeiten Luther Bibel von 1704 Schweinsleder auf Holzdeckel Verlag Gleditsch LeipzigIn Deutschland wirkten zunachst noch lange die Einflusse der Renaissance nach Liess man sich hingegen von neueren Stilen beeinflussen erreichten die Einbande trotzdem nicht die Qualitat ihrer Vorbilder Lediglich die kurfurstliche Hofbuchbinderei in Heidelberg brachte eigenstandige und qualitativ hochwertige Entwurfe hervor Der dreissigjahrige Krieg legte samtliches Kulturschaffen fur lange Zeit lahm Man war gezwungen die Kosten zu senken anspruchsvolle Einbandkunst war nicht gefragt Auch im Anschluss fehlten die Voraussetzungen fur die Entstehung eigener Stile man kopierte und rezipierte was die Nachbarlander schufen Eine eigenstandige Gruppe stellten jedoch im 18 Jahrhundert vergoldete und bemalte Pergamenteinbande dar die teilweise auch im Blinddruck verziert wurden Der Barock und Rokoko Einband in Italien Bearbeiten Auch Italien liess sich zu grossen Teilen von aussen beeinflussen zeigte sich in der Verarbeitung jedoch kreativer und schuf auch eigene Beitrage wie der in den ersten Jahrzehnten des Barock auftretende Facherstil a l eventail Dieser Stil basierte auf langen tropfenformigen Leerstempeln die zu Rosetten oder Rosettenausschnitten kombiniert wurden und mit Pointille Muster gefullt waren Er verbreitete sich in ganz Europa war in Deutschland und England beliebt hielt sich besonders aber in Italien noch weit bis ins 18 Jahrhundert Der Barock und Rokoko Einband in England Bearbeiten Neben Frankreich zeichnete sich besonders die englische Buchbinderei in Barock und Rokoko durch originare Stilentwicklungen aus Die Thronbesteigung Karls II brachte ein wenig franzosische Lebensart nach England und liess das dortige Kunstschaffen aufleben Als erste neue Dekorationsform kam um 1660 der sogenannte der Cottage roof Style auf Die namensgebende Dachgiebelform war das entscheidende Gestaltungsmerkmal dieses Stils die ebenso wie die angedeuteten Seitenwande linear dargestellt wurde Die Zwischenraume wurden meist mit allerlei Motivstempeln wie Pflanzen Vogel und Vasen gefullt Der All over Style hingegen zeigte eine zwar symmetrische aber ansonsten von keinem Kompositionsprinzip beeinflusste freie Anordnung von Stempeln uber die gesamte Deckelflache Auch der Rectangular Style arbeitete mit reichem Stempeleinsatz im Gegensatz zum All over Style wurde die Deckelflache dafur aber in einen breiten Rahmen und ein Mittelfeld geteilt Alle diese drei Stile werden heute besonders mit dem koniglichen Hofbuchbinder Samuel Mearne verbunden Eine weitere Erfindung englischen Einbandschaffens dieser Zeit stellte der Wiegenfussstempel dar Zu Beginn des 18 Jahrhunderts entwickelte sich aus dem Rectangular Style schliesslich der Harleian Style benannt nach dem Bibliophilen Sir Robert Harley der die so geschmuckten Einbande in Auftrag gab Das Grundkonzept aus Rahmen und dichter Stempeldekoration entspricht dabei jener des Vorbilds die einzelnen Motive jedoch wurden zierlicher und zunehmend naturalistischer inspiriert Der bedeutendste englische Buchbinder des 18 Jahrhunderts aber war Roger Payne Obwohl in seiner Gestaltung eher zuruckhaltend gehorten zahlreiche namhafte Bibliophile zu seinen Kunden Teilweise orientierte er sich an Mearne zu grosseren Teilen jedoch war er bereits den folgenden klassizistischen Tendenzen verhaftet Seine Stempel und seine Schriften schnitt er selbst Klassizismus und Historismus im ausgehenden 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten Schon im ausgehenden 18 Jahrhundert zeigen sich in England Anfange einer antikisierenden Phase in der Einbandgestaltung Der Etruscan Style lehnte sich an Malereien etruskischer Vasen an wurde dann auf die gesamte Breite antiker Motive wie Urnen Fullhorn Lyra Sphinx Sternenmuster Sonnenwirbel und Lorbeerkranze ausgedehnt und als Empire Stil bekannt Nach einem vorubergehenden Einschnitt bedingt durch die franzosische Revolution tendierte man Anfang des 19 Jahrhunderts dazu die Gestaltung auf die Deckelrander zu beschranken Klassizistisch und naturalistisch inspirierte Borduren sowie eine Betonung der Ruckenverzierung waren ublich Erst im zweiten Viertel des Jahrhunderts schmuckte man wieder die gesamte Deckelflache Auch der Blinddruck wurde wiederbelebt und tauchte nun vielfach gleichwertig neben dem Golddruck auf demselben Einband auf An neuen Stilformen hatte das 19 Jahrhundert wenig zu bieten Eine eklektizistische Vermischung und Nachbildung historischer Stile beherrschte das europaische Einbandschaffen Neben den Handeinband trat um die Mitte des Jahrhunderts der maschinell gefertigte Verlagseinband der nicht ohne Einfluss auf die Art der Gestaltung blieb Frankreichs Einbandkunst im 19 Jahrhundert Bearbeiten Franzosischer Verlagseinband von 1873Zunachst stand auch Frankreich an der Wende vom 18 zum 19 Jahrhundert unter dem Einfluss des englischen Empire Stils der hier auch style anglais genannt wurde Motive fand man insbesondere im agyptischen Kulturraum nachdem Napoleons Feldzug das Interesse an dieser Region stark angefacht hatte Zu den grossen franzosischen Buchbindern der napoleonischen Zeit zahlten Alexis Pierre Bradel und die Bruder Bozerian Die folgende romantische Periode zeichnete sich besonders durch die Verwendung architektonischer Elemente in der Dekoration aus Es war eine Phase grosser Begeisterung fur die gotische Schaffensperiode die sich im Einbandschaffen im Kathedralstil a la cathedrale niederschlug Oft kamen hier grosse Platten in Blindpressung zum Einsatz die entweder ganze Kathedralenfassaden nachbildeten oder sich auf charakteristische Bauelemente und Ornamente beschrankten Der Hauptmeister und Erfinder des Kathedralstils war Joseph Thouvenin Er war es auch der den von Charles Nodier in Auftrag gegebenen Fanfareneinband arbeitete und so den Namen dieses Stils pragte Eine Besonderheit franzosischen Einbandschaffens stellten die reliures parlantes die sprechenden Einbande dar Anders als bisher gekannt versuchten sie den Buchinhalt in die Einbandgestaltung einfliessen zu lassen zu illustrieren Auch bemalte Einbande insbesondere gedacht fur Almanache oder Taschenbucher fur Damen kamen in dieser Zeit auf Ab den 1830er Jahren setzte in Frankreich ebenso wie in anderen Landern im Zuge der Industrialisierung die serielle Fertigung von Verlagseinbanden ein zunachst in Manufakturen spater in Grossbuchbindereien Haufig bestimmten zunachst rationelle Grunde die Dekoration Grosse Ein Platten Pragungen vor allem als Blindpragung auf Geweben meist auf Kaliko stellten die ubliche Ausstattung dar Diese wurden durch den Einsatz von Dampfmaschinen in Dampfbuchbindereien erst moglich Im Laufe des 19 Jahrhunderts gab es dann anspruchsvollere und reicher gearbeitete Einbande teilweise mit detaillierten mehrfarbigen bildlichen Darstellungen mit Bezug zum Inhalt des Textes Auch die Goldpragung mit Goldsurrogaten verbreitete sich Stellte doch ein prachtig gestalteter Verlagseinband beim Ausstellen in Schaufenstern ein wichtiges Werbemittel dar Der Klassizismus und Historismus in England Bearbeiten Vues du Rhin Tombleson London um 1850Die schon erwahnten Stile des ausgehenden 18 Jahrhunderts Etruscan und Empire Style hatten ihre Ursprunge in England An den dortigen Entwicklungen waren nicht wenige deutsche Buchbinder beteiligt die im Zuge der hannoverisch englischen Personalunion ausgewandert waren In der Romantik entwickelte sich die Einbandgestaltung parallel zu der in Frankreich und des restlichen Europas Historisierende Motive und Darstellungen bestimmten das Bild Im letzten Jahrhundertviertel initiierten William Morris und Thomas Cobden Sanderson eine Erneuerungsbewegung im Kunsthandwerk die sie der Gleichformigkeit der industriellen Serienproduktion gegenuberstellen wollten Das perfekt gebundene Buch sollte das Ziel ihrer Anstrengungen sein Sandersons Entwurfe zeichneten sich dabei besonders durch den Hang zu Naturformen aus Der Klassizismus und Historismus in Deutschland Bearbeiten Die Einbandgestaltung in Deutschland dieser Zeit orientierte sich vor allem an englischen aber auch franzosischen Entwicklungen Auf den klassizistischen Einband folgten auch hier der romantisch inspirierte und der historisierende Einband Ab der zweiten Jahrhunderthalfte spielte der Verlagseinband eine immer grossere Rolle Seine Gestaltung orientierte sich dabei zunehmend an den Inhalten der Bucher Die Bibliophilie die ein Motor fur das Kunstschaffen hatte sein konnen spielte zu dieser Zeit eine nur untergeordnete Rolle Goethe bekundete daher seine Vorliebe fur englische Einbande Das Einbandschaffen vom 20 Jahrhundert bis heute Bearbeiten Beispiel fur eine typographisch bestimmte EinbandgestaltungIn den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts wurde zunachst die von Morris und Sanderson angefuhrte Buchkunstbewegung zum treibenden Element europaischen Einbandschaffens Der Wunsch nach dem perfekten Einband ging uber in den Wunsch nach einer Einheit des Schaffens in der alle Elemente des fertigen Buches aufeinander bezogen sein sollten Aber auch der Jugendstil brachte entscheidende neue Impulse Besondere Einbandgestaltungen in der Reformzeit schufen beispielsweise Paul Kersten 4 in Berlin Charlottenburg und seine Schuler der Berliner Buchbinder Fachschule Der in Kirchheim unter Teck geborene Otto Dorfner selbst ein Schuler von Kersten war zwischen 1919 und 1922 durch seine Werkstatt mit dem Bauhaus verbunden grundete danach die eigenstandige Dorfner Werkstatt und ubernahm 1926 eine Professur mit Lehrstuhl an der Staatlichen Hochschule fur Handwerk und Baukunst in Weimar Kleiner Brockhaus Einband mit Schmuckelementen des Jugendstils Leipzig 1910Deutsche Buchbinder die zwar seit dem Mittelalter immer noch technisch hervorragende Handeinbande aber selten eigenstandige gestalterische Leistungen hervorgebracht hatten liessen sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts ausgerechnet vom Verlagseinband beeinflussen Seit der Jahrhundertwende interessierten sich auch Architekten und Maler fur das Buch nahmen sich seiner Gestaltung an und entwickelten eigene Schriftschnitte Besonders Otto Eckmann und Fritz Helmuth Ehmcke markieren den Beginn des bis heute andauernden Zusammenspiels von Grafik und Einband Auch die Lehren des Bauhauses in Weimar waren fur kommende Gestaltungen von grosser Bedeutung Seit der Mitte des 20 Jahrhunderts sind keine dominierenden Stile mehr festzumachen Vielmehr bestimmen zahlreiche nebeneinander existierende individuelle Stromungen das Bild Wahrend der Verlagseinband in der Regel durch einen plakativen Schutzumschlag umhullt meist durch graphische Losungen besticht orientieren sich Handeinbande immer noch haufig an historischen Vorbildern aber auch Elemente der Neuen Sachlichkeit oder der abstrakten Kunst haben ihren Platz Daruber hinaus spielt die typographische Gestaltung des Buchtitels und des Autorennamens heute eine nie gekannte Rolle Ein Gebiet das zunehmend an Bedeutung gewinnt ist die Restaurierung historischer Bucheinbande Noch bis in die 1970er Jahre war es in vielen Bibliotheken ublich beschadigte Einbande einfach zu erneuern wodurch nicht nur der Einband als solcher sondern auch Quellen fur die Erforschung der Geschichte des betreffenden Buches wie z B Besitzeintrage verloren gingen Heute wird dagegen versucht den Einband als historisches Dokument zu erhalten wobei das Ziel einerseits ist das Buch benutzbar zu machen andererseits aber die vorhandenen Altersspuren und die historische Substanz so wenig wie moglich zu beeintrachtigen damit die Eigenschaft als Geschichtszeugnis erhalten bleibt 5 Siehe auch KunststoffeinbandLiteratur BearbeitenDie gesamte geschichtliche Darstellung dieses Artikels orientiert sich an der Darstellung des Standardwerkes von Otto Mazal Einbandkunde Reichert Wiesbaden 1997 Alle Aspekte sind dort in chronologischer Reihenfolge wiederzufinden Ernst Ammering Bucheinbande Die bibliophilen Taschenbucher Band 475 Harenberg Dortmund 1985 ISBN 3 88379 475 9 Gustav A E Bogeng Der Bucheinband Ein Handbuch fur Buchbinder und Bucherfreunde Buchkundliche Arbeiten Gesammelt von Bernhard Fabian und Ursula Fabian Band 5 2 unveranderter Nachdruck der 3 Auflage Halle 1951 Olms Hildesheim u a 1991 ISBN 3 487 02552 3 Ilse Valerie Cohnen Buchumschlage Eine Sammlung herausragender Beispiele Schmidt Mainz 1999 ISBN 3 87439 446 8 David Ganz Buch Gewander Prachteinbande im Mittelalter Reimer Berlin 2015 ISBN 978 3 496 01496 6 Hellmuth Helwig Handbuch der Einbandkunde 3 Bande Maximilian Gesellschaft Hamburg Band 1 1953 Die Entwicklung der Einbanddekoration ihre Bestimmung Bewertung und Literatur Konservieren und Katalogisieren Die Einbandliebhaberei in den Jahrhunderten Band 2 1954 Bio Bibliographie der Buchbinder Europas bis etwa 1850 Topo Bibliographie der Buchbinderei Verzeichnis der Superlibros Band 3 Registerband 1955 Namen und Ortsregister zur Bio Bibliographie der Buchbinder Europa bis etwa 1850 Hellmuth Helwig Einfuhrung in die Einbandkunde Hiersemann Stuttgart 1970 ISBN 3 7772 7008 3 Thorvald Henningsen Das Handbuch fur den Buchbinder 2 Auflage Hostettler u a St Gallen u a 1969 Jean Loubier Der Bucheinband in alter und neuer Zeit H Seemann Berlin Leipzig 1903 Digitalisat Hans Loubier Der Bucheinband von seinen Anfangen bis zum Ende des 18 Jahrhunderts Monographien des Kunstgewerbes Band 21 22 2 umgearbeitete und vermehrte Auflage Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1926 Otto Mazal Einbandkunde Die Geschichte des Bucheinbandes Elemente des Buch und Bibliothekswesens Band 16 Reichert Wiesbaden 1997 ISBN 3 88226 888 3 Armin Schlechter Jurgen Seefeldt Augenweide und Schutz Einbande des 15 bis 17 Jahrhunderts aus den Bestanden der Pfalzischen Landesbibliothek Speyer Schriften des Landesbibliothekszentrums Rheinland Pfalz Band 4 Landesbibliothekszentrum Rheinland Pfalz Koblenz 2008 Ausstellungskatalog Max Weisweiler Der islamische Bucheinband des Mittelalters nach Handschriften aus deutschen hollandischen und turkischen Bibliotheken Beitrage zum Buch und Bibliothekswesen Band 10 Harrassowitz Wiesbaden 1962 Fritz Wiese Der Bucheinband Eine Arbeitskunde mit Werkzeichnungen 7 Auflage Nachdruck der 6 erganzten Schluter Hannover 2005 ISBN 3 87706 680 1 Weblinks Bearbeiten Commons Bookbindings from Koninklijke Bibliotheek Einbande aus den Bestanden der Koniglichen Bibliothek der Niederlande Das deutsche Buchbindermuseum im Gutenberg Museum Mainz Einbande der Wurttembergischen Landesbibliothek Stuttgart Vereinigung Meister der Einbandkunst Die Digitale Einbandsammlung in der Universitats und Stadtbibliothek Koln Einbanddatenbank EBDB Europa 15 bis 16 Jahrhundert Bucheinband Handwerk und Kunst Deutsches Buch und Schriftmuseum 2015 abgerufen am 30 Marz 2015 Carsten Tergast Der Einband Die Visitenkarte des Buches ZVAB abgerufen am 11 Mai 2015 Einbandsammlung der Bayerischen Staatsbibliothek Base des reliures numerisees de la Bibliotheque nationale de France Abgerufen am 28 Mai 2018 franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Werner Williams Krapp Buchproduktion In Mittelalterliche Geschichte Eine digitale Einfuhrung Abgerufen am 21 Januar 2017 zum Buchbinden ab 4 55 min siehe auch Bucheinband aus Maastricht Louvre Hans Loubier Der Bucheinband Von seinen Anfangen bis zum Ende des 18 Jahrhunderts 2 Auflage Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1926 Paul Kersten Ludwig Sutterlin Der exakte Bucheinband Verlag von Wilhelm Knapp Halle a d Saale 1909 Im digitalen Angebot der Universitatsbibliothek Weimar goobipr2 uni weimar de Beispiel fur die Restaurierungsrichtlinien einer Bibliothek S 20 22 des Dokuments Memento vom 26 Mai 2015 im Internet Archive Dieser Artikel wurde am 19 April 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4008602 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einband amp oldid 235628960