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Bezugsmaterialien in der Buchbinderei umhullen die Buchdeckel und den Buchrucken als die formgebenden Elemente des Einbandes Je nach Beschaffenheit erfullen sie uber ihre verbindende Rolle hinaus in unterschiedlicher Gewichtung asthetische oder schutzende Funktionen Inhaltsverzeichnis 1 Leder 1 1 Ziegenleder 1 2 Schafleder 1 3 Kalb und Rindleder 1 4 Schweinsleder 1 5 Sonderformen 2 Pergament 3 Textile Einbandstoffe 4 Papier 5 Kunststoffe 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeder BearbeitenDer alteste und traditionellste Bezugsstoff ist das Leder Seine Haltbarkeit ist grundlegend abhangig von seiner Bearbeitung durch unterschiedliche Arten des Gerbens Spaltens Bleichens Farbens und seiner Aufbewahrung Als Lederlieferanten fur Einbande kommen die domestizierten Tierarten Schaf Ziege Kalb Rind und Schwein sowie Hirsche Rehe oder anderes Wild in Frage Einbandleder wurde immer schon vorwiegend aus anderen Landern importiert Besonders Ziegenleder ist in seiner Vielfalt einzigartig Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich dabei nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft sondern auch durch verschiedenste Herstellungstechniken und ihre Narbung Lediglich bei Rinderhauten besteht in Deutschland kein Importbedarf Ziegenleder Bearbeiten Ziegenleder ist die aufgrund ihrer Haltbarkeit ihrer Starke ihrer Geschmeidigkeit und der Vielzahl der Arten am haufigsten fur Bucheinbande verwendete Lederart Oasenziegenleder wird aus dem Fell der kleinen Sudanziege hergestellt und stammt aus Zentralafrika Es ist besonders wegen seiner breiten Farbskala und der Naturnarbung beliebt Karawanenziegenleder das von Zelt oder Weidetieren stammt ahnelt dem Oasenziegenleder ist aber heute so gut wie nicht mehr erhaltlich Nigerziegenleder kommt aus Nigeria und wird dort mittels pflanzlicher Gerbstoffe meist rot gefarbt Es ist vergleichsweise fetthaltig dafur aber sehr zah und haltbar Saffian stammt von europaischen bevorzugt deutschen oder schweizerischen Ziegen Es ist sehr feinnarbig und daher leicht zu verarbeiten und zu vergolden Der Name ist dem fruheren Hauptumschlagplatz der marokkanischen Stadt Safi entlehnt Ostindischsaffian oder Bocksaffian hingegen stammt von der indischen Steppenziege und zahlt zu den meistverwendeten Ledern Es lasst sich mit Deckfarben spritzen und ist dann aufgrund der glatten Oberflache leicht zu bearbeiten Maroquin ist ein ursprunglich marokkanisches Ziegenleder das heute meist von sudafrikanischen Ziegenfarmen produziert wird Teilweise werden die Leder daher auch Kapziegenleder oder Kapsaffian genannt Die Felle mussen aufgrund ihrer Starke fur die Buchbinderei zunachst ausgefalzt werden sind aber trotzdem sehr widerstandsfahig und bestechen durch eine sehr ausgefallene Narbung Vielen gilt es daher als das schonste Buchbinderleder Eine Sonderform stellt das sogenannte Maroquin ecrase dar Die Narben werden dabei durch Flachpressung niedergedruckt ecrasiert und wirken dadurch dunkler Schottisches Savannenziegenleder ist verhaltnismassig neu in der deutschen Buchbinderei Es ist relativ grossnarbig und stumpf wird aber wegen seiner grossen Felle trotzdem angenommen Schafleder Bearbeiten Schafleder hat durch seine lockere Faserung eine relativ weiche Griffigkeit und kann bei guter Gerbung sehr haltbar sein Es ist das billigste der in der Buchbinderei eingesetzten Ledersorten und wird daher haufig bis zur Unkenntlichkeit weiterverarbeitet Als Spaltleder findet es Verwendung beim Ledermosaik oder fur Titelschilder es kann aber auch mit Sauren marmoriert oder durch Aufpragen einer kunstlichen Narbung als Imitation eines anderen Leders eingesetzt werden Franzosisches Schafleder wird auch mouton genannt Bastardleder stammt vom indischen Bastardschaf das statt Wolle Haare wie eine Ziege hat Es ist daher vergleichsweise glatt kommt aber nur fur kleinere Arbeiten wie Alben oder Kalender in Frage Bockleder ist ein Bastardleder das durch Pragung den Anschein korniger Narbung erwecken soll Es wird vor allem in der industriellen Buchbinderei eingesetzt Schafleder von deutschen argentinischen oder australischen Tieren ist weich dehnt sich aber auch stark und reisst daher leicht Es eignet sich nur fur billige Einbande und wird daher in der Handbuchbinderei so gut wie gar nicht verwendet Bisonleder ist entgegen der naheliegenden Vermutung kein Buffelleder sondern eine besonders zugerichtete Variante kraftigen Schafleders Kalb und Rindleder Bearbeiten nbsp Lederfelle vor der VerarbeitungKalbleder ist ein sehr glattes und feines Leder das traditionell fur bibliophile Einbande verwendet wird Das Fell funf bis sechs Wochen alter Kalber gilt als besonders qualitativ Nach lohgarer Gerbung ist es meist hellbraun und eignet sich gut zur Blindpragung Im gefarbten Zustand bringt es Vergoldungen hervorragend zu Geltung und ist deshalb besonders seit der Renaissance ein beliebtes Einbandmaterial Die Hochphase des Kalbslederbandes liegt jedoch im England und Frankreich des 17 und 18 Jahrhunderts In Deutschland ist seine alltagliche Nutzung als Einbandmaterial bis weit in das 19 Jahrhundert ublich gewesen Rindleder ist ein sehr starkes und haltbares Material und wurde deshalb besonders im 15 und 16 Jahrhundert fur grosse und schwere Bucher sowie Gebrauchseinbande verwendet Durch seine Dicke eignete es sich in der modernen Buchgestaltung daruber hinaus gut fur Lederschnitt und Lederplastik und zahlte in diesem Zusammenhang zu den beliebtesten Ledersorten Aber auch heute noch finden Rinderhaute begunstigt durch den relativ niedrigen Preis in der Buchbinderei vielfache Anwendung In der Regel werden sie gespalten verarbeitet wobei die Narbenseite der Fleischseite bei der Einbandgestaltung vorgezogen wird Schweinsleder Bearbeiten Schweinsleder gehort ebenfalls zu den besonders zahen und dauerhaften Ledersorten In der Regel wird es importiert da in Westeuropa die Schweinehaut bei der Fleischproduktion meist mitverarbeitet wird Schweinsleder ist besonders leicht zu erkennen da die Borsten der Tiere in der Lederhaut in Dreiergruppen zusammenstehende Poren bilden In der Buchbinderei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Bearbeitungszustanden Naturelles Schweinsleder wurde fruher bevorzugt mit Gerbstoffen aus der Eichenrinde heute aber auch mit anderen pflanzlichen Stoffen oder synthetischen Gerbstoffen behandelt Das im 16 Jahrhundert vielfach verwendete weisse Schweinsleder hingegen wird mit Alaun und Kochsalz gegerbt 1 Es wird dadurch sehr hart und erfordert besonders beim Einschlagen der Deckel grosseren Kraftaufwand und Geschick Durch Alterung und Benutzung dunkelt weisses Schweinsleder nach und kann zwischen gelb und schwarz braun samtliche Farbnuancen annehmen Falschlicherweise wird daher oft angenommen es sei gefarbt oder durch pflanzliche Gerbung behandelt worden Sonderformen Bearbeiten Neben den erwahnten Ledersorten kommen seltener auch die sogenannten Rau Samt oder Wildleder zum Einsatz Entgegen der vom Namen herleitenden Vermutung werden sie nicht nur von Wildtieren gewonnen Abgesehen vom Schwein kann jedes Tier als Lieferant fur die geschmeidigen Nubuk oder Veloursleder herhalten Echtes Wildleder jedoch stammt von Hirschen Gamsen Gazellen oder Rehen In der Buchbinderei ist seine Verwendung als Einbandstoff selten vielfach werden sie aber als Futterleder fur Schachteln oder Kassetten herangezogen Eine wirkliche Ausnahme stellen die sogenannten anthropodermischen Einbande dar Legenden uber das Gerben von Menschenhaut existieren zwar in allen Kulturen uberliefert sind Einbande aus diesem Material aber nur ausserst selten Lediglich aus dem 19 Jahrhundert sind einige Exemplare belegt teils von bekannten Buchbindern gefertigt zum Grossteil jedoch mit dem Ziel Schauer und Grauen zu erregen oder politische Ziele zu untermauern hergestellt 2 Pergament Bearbeiten nbsp Pergamentherstellung um 1568Pergament ist neben Leder eines der wertvollsten Einbandmaterialien Vor allem im 16 und 17 Jahrhundert wurde es haufig zum Einbinden von Buchern und Akten verwendet Seine Vorzuge sind ausserordentliche Festigkeit und Unverwustlichkeit was seine Beliebtheit als Material fur Gebrauchseinbande und Koperte erklart Heute kommt in der Regel nur noch der Restaurator mit Pergament als Bezugsstoff in Beruhrung Kalbspergament ist die am besten fur den Bucheinband geeignete Sorte In Frage kommen dabei sowohl Haute von geschlachteten Tieren in leuchtendem Weiss mit feiner Maserung als auch solche verendeter Kalber bei denen das geronnene Blut auf dem naturlich gefarbten Pergament dunkle auffallende feinverastelte Adern hinterlasst Da diese in der Lederfabrikation meist als Ausschuss abfallen gibt es verhaltnismassig mehr Pergamente von verendeten als von geschlachteten Tieren Ziegenpergament zeigt eine ahnliche Aderung wie das Kalbspergament allerdings nicht so intensiv und dunkel Die beim Leder beliebte Porenstruktur tritt auch hier zu Tage Stammt die Haut von einem gescheckten Tier ist die Musterung auch auf dem Pergament zu sehen Im Falle einer schonen Zeichnung schabt man die Narbenseite daher weniger ab um die Flecken zu erhalten Schafpergament ist vergleichbar mit dem entsprechenden Leder eher ausdruckslos und kommt daher nur fur billige Einbande zum Einsatz Es ist ausserdem eher dunnhautig und neigt daher zum Reissen Textile Einbandstoffe BearbeitenTextile Bezugsstoffe gehoren heute neben Papier zu den haufigsten Materialien in der Buchbinderei Es gibt sie in vielen verschiedenen Qualitaten und Farben oft appretiert meist papierkaschiert oder in anderer Weise fur die Anforderungen moderner Buchbinderei weiterverarbeitet Im Vergleich zu Leder oder Pergament sind Gewebe als Bezugsstoffe historisch relativ jung und eng mit der Entwicklung des Verlegereinbandes verknupft Lediglich teure Materialien wie Samt oder Seide haben vor dem 19 Jahrhundert eine Rolle gespielt Kaliko oder Buchbinderkaliko war das erste spezielle Einbandgewebe und kam in den 1820er Jahren zuerst in England und ab den 1840er Jahren auch in Deutschland auf Die massenhafte Produktion von Buchern in Grossbetrieben wurde durch die Einfuhrung von Kaliko wesentlich mitgetragen da es sich gut verarbeiten liess und billig in der Anschaffung war Erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts traten andere Gewebe hinzu die seiner vorherrschenden Rolle gerecht wurden Ursprunglich sehr wasserempfindlich ist das heute unter dem Namen Kaliko vertriebene Baumwollgewebe durch starke Appretur unempfindlich gemacht Mattgewebe besteht ebenfalls aus Baumwolle und ist nur inwendig appretiert so dass die Stoffstruktur nach aussen hin sichtbar wird Es ist sowohl mit leicht offener Struktur als auch mit dichter glatter Oberflache erhaltlich In der Regel kommt es nur papierkaschiert auf den Markt Feingewebe wie Batist kann sowohl aus matter Baumwolle als auch aus glanzendem Zellwollgewebe Viskose bestehen Das verwendete Garn ist dabei besonders zart die Fadendichte dafur sehr hoch so dass ein dunnes aber doch festes Material entsteht Buckram dagegen ist ein sehr kraftiges stark appretiertes Gewebe das aus Baumwolle Leinen oder einer Verbindung der beiden Materialien bestehen kann Es ist ausserst strapazierfahig und kommt daher besonders bei umfangreichen Ausgaben zum Einsatz Bibliotheksgewebe ist ein speziell fur Bucher mit hohem Gebrauchswert entwickeltes Material Lexika wissenschaftliche Literatur oder Bibliothekseinbande werden durch seine glatte abwaschbare Oberflache vor Abnutzung und Gebrauchsspuren geschutzt Buchertuch nennt sich eine bestimmte Art ebenfalls besonders haltbaren Gewebes aus Baumwolle Halbleinen oder Ganzleinen Es ist meist dunkelgrun oder schwarz und wird bevorzugt fur Geschaftsbucher aber auch fur Bibliotheksbande oder Ordner verwendet Leinengewebe wird in der modernen Buchbinderei so gut wie nicht mehr eingesetzt Im Gegensatz zu Baumwollfaden sind Leinenfaden knotig und unregelmassig in ihrer Starke so dass das Gewebe durch seine recht grobe Struktur leicht auffallt Viskose ist ein noch sehr junges Einbandmaterial Seine offene Gewebestruktur verlangt nach einer Papierkaschierung Durch seine Farbbrillanz und die leicht glanzende Oberflache wird es aber immer beliebter Moleskin ist ein sehr dichtes und weiches Baumwollgewebe Wahrend an der Oberflache durch Sengen die abstehenden Fasern verbrannt werden wird die Unterseite aufgeraut um es weicher und klebstoffaufnahmefahiger zu machen Der Haupteinsatzbereich von Moleskin sind Geschaftsbucher Lasting ahnelt Moleskin verzichtet aber auf das Aufrauen und wird im Gegenzug kaschiert Perkalin ist ein Batist aus Baumwolle Perkal mit starker Appretur das sehr detailreiche Oberflachenbearbeitungen ermoglicht zum Beispiel mittels Dampfpragung Je nach Formulierung der Appretur konnen sehr unterschiedliche Oberflachen von Seiden bis Kunstlederoptik erzielt werden Viele der unter der Bezeichnung Kaliko im Antiquariatshandel angebotenen Einbande sind tatsachlich aus Perkalin Papier BearbeitenPapier ist heute nach den unterschiedlichen Gewebearten das am haufigsten verwendete Bezugsmaterial Dabei kann es entweder beim Ganzpapierband allein verwendet werden oder beim Halbband neben einem hochwertigeren Material als Bezug der Deckel dienen Uberzugspapiere sind im Vergleich zu Papieren fur den Druck Schreibpapieren oder Zeichenpapieren wesentlich starker weiterverarbeitet Sie mussen reiss und falzfest sein alterungsbestandig und farbecht kratz und scheuerfest schmutzabweisend schimmelpilzresistent und noch einiges mehr Vielfach sind diese Papiere daher mit anderen Faserstoffen angereichert impragniert und verhornt Auch eine Pragung zur Imitation von Leder oder Gewebestrukturen ist nicht selten Im Grunde kann kaum noch von Papier gesprochen werden vielmehr musste von Materialien auf Papierbasis die Rede sein Bezeichnungen wie Elefantenhaut oder Antilopenhaut spiegeln die Eigenschaften dieser Materialien wider Historisch gesehen spielten Marmorpapiere und Kleisterpapiere bei kunstlerischen Buchgestaltungen Japanpapiere eine wichtige Rolle Seit dem Industriezeitalter gab es eine grosse Zahl verschiedener Uberzugspapiere mit speziellen dekorativen Effekten wie die Rizzi Papiere Moirepapiere oder das Gustavmarmorpapier die allgemein unter dem Begriff Buntpapiere gefuhrt werden Manche Papiersorten waren eine Modeerscheinung und traten nur in engen zeitlichen Zusammenhangen auf Die Anwendungsgepflogenheiten von Buntpapieren als Bucheinbandmaterial sind mitunter regional oder nach einzelnen Werkstatten differenziert verwendet worden Kunststoffe BearbeitenKunststoffbeschichtete Einbandmaterialien sind in der Regel als Kunstleder bekannt Dabei sind es nicht nur Lederstrukturen die durch Pragung imitiert werden konnen sondern auch Gewebe oder andere Naturmaterialien Aufgebaut sind solche Einbandstoffe aus einem Tragermaterial das sowohl aus Gewebe oder Kunstfasern als auch aus Vlies oder Papier bestehen kann und der namensgebenden Schicht aus Kunststoff Diese kann durch Lackieren Bestreichen Giessen oder Walzen aufgetragen werden und besteht entweder aus Nitro Zellulose PVC oder PVDC Fruhe Formen von Kunststoffen wie Zelluloid wurden ab Ende des 19 Jahrhunderts als Gestaltungselemente von Bucheinbanden zunachst vorwiegend applikativ eingesetzt da noch die Elastizitat der Kunststoffmaterialien fehlte 3 4 5 Literatur BearbeitenGunter Krickler Die Werkstoffe des Buchbinders Schluter Hannover 1982 ISBN 3 87706 206 7 Severin Corsten Hrsg Lexikon des gesamten Buchwesens bisher 2011 7 Bande 2 vollig neu bearbeitete Auflage Hiersemann Stuttgart 1987 lfd ISBN 3 7772 8527 7 ISBN 978 3 7772 8527 6 Thorvald Henningsen Das Handbuch fur den Buchbinder 2 Ausgabe Hostettler St Gallen 1969 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Schweinsleder In Lexikon des gesamten Buchwesens Bd 7 Hrsg von Severin Corsten Stuttgart Hiersemann 2007 Rosenbloom Megan Dark archives a librarian s investigation into the science and history of books bound in human skin New York 2020 ISBN 978 0 374 13470 9 Einband eines Gebetbuches mit Zelluloid ca 1880 Einbandforschung Abgerufen am 7 Februar 2023 Einband eines Erbauungsbuches mit Zelluloid 1874 Einbandforschung Abgerufen am 7 Februar 2023 Einband mit Zelluloid 1894 Einbandforschung Abgerufen am 7 Februar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bezugsmaterial Bucheinband amp oldid 230645239