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Als Kopert oder Copert uber copert 1 von lateinisch coopertorium das Verhullende das Bedeckende oder auch liber sine asseribus bezeichnet man einen vom Mittelalter bis in die fruhe Neuzeit hinein gebrauchlichen flexiblen Bucheinband aus Pergament Leder oder Textil 2 3 Kopert Einband mit bronzener Buchschliesse Leder 15 Jh Ausschnitt aus Orazio Borgiannis Vision des heiligen Hieronymus stehend auf einem Kopert um 1600 Inhaltsverzeichnis 1 Einbandtechnik 2 Geschichte 3 Funktion 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEinbandtechnik BearbeitenDie Verbindung der Lagen eines Koperts erfolgte in der Regel durch Kettenstich oder Langstichheftung spater seltener auch auf der Heftlade nie jedoch unter Verwendung von Klebstoffen Eine im 14 Jahrhundert aufgekommene Sonderform wurde durch Leder Holz oder Horneinlagen im Rucken zusatzlich verstarkt Durch das Mitheften des Umschlags entstanden an der Aussenseite Muster die spater oft als dekorativ interpretiert wurden was als konkrete Absicht aber nicht belegt ist Im Gegensatz zum mit Leder bezogenen Holzdeckelband des Mittelalters waren Koperte ansonsten nicht verziert Haufig wurde das Einbandmaterial am Rucken zu einer Klappe verlangert die umgeschlagen und auf verschiedenste Weise verschlossen werden konnte Geschichte BearbeitenDurch einige wenige erhaltene Exemplare in agyptischen Klostern ist belegt dass bereits die Kopten Koperte als eigenstandige Einbandart kannten und verwendeten Weithin gebrauchlich wurden sie jedoch erst in karolingischer Zeit Seit dem 12 Jahrhundert finden sich zunehmend Hinweise in Bibliothekskatalogen die Koperte als eigenstandige Form neben den Holzdeckelbanden ausweisen und mit Begriffen wie sine asseribus oder coopertorium belegen Schatzungen gehen dabei von einem Anteil am Gesamteinbandschaffen dieser Zeit von bis zu 20 aus Da sich ein Koperteinband fur das Einstellen in Buchregale als ungeeignet erwies wurde er in Bibliotheken spater haufig durch einen stabilen Einband ersetzt In Archiven jedoch wo die grosse Menge an Buchern oft nur eine Neubindung geringer Bestandszahlen zuliess lassen sich heute noch zahlreiche Exemplare finden Ein besonders aufsehenerregender Archaologischer Fund eines Koperts liegt aus dem 7 8 Jahrhundert mit dem Faddan More Psalter aus Irland vor Funktion BearbeitenDie Funktion der Koperte sei nach einer These von Maren Mau Pieper moglicherweise aus ihrem Inhalt heraus zu erklaren der immer dem Gebrauchsschrifttum zuzuordnen sei Es konne sich dabei um Rechtstexte Predigt und Erbauungstexte Statuten oder auch Texte des personlichen Gebrauchs handeln Das Kopert habe dabei einerseits dem Schutz der Schriften beim Lesen und beim Transport gedient charakterisiere andererseits aber auch den Wert des Geschriebenen als nicht endgultig Mau Pieper schlagt eine Art Hierarchie der Bindungen vor ausgehend vom Heft als verganglichster Variante hin zum abgeschlossenen Werk das in Holzdeckelbanden fest gebunden wurde Das Kopert als Zwischenform habe demnach eine zwar sichernde aber noch nicht bindende Rolle innegehabt Literatur BearbeitenAgnes Scholla Libri sine asseribus Zur Einbandtechnik Form und Inhalt mittelalterlicher Koperte des 8 bis 14 Jahrhunderts Leiden 2001 Dissertation Gerd Brinkhus Koperte die Vielfalt des Unscheinbaren Die flexiblen Bucheinbande der Bibliotheca Amploniana In Kathrin Paasch Hrsg Der Schatz des Amplonius Die grosse Bibliothek des Mittelalters in Erfurt Stadt und Regionalbibliothek Erfurt 2001 ISBN 3 910111 17 3 S 76 83 Maren Mau Pieper Koperte als Einband bei Gebrauchsschriftgut in Mittelalter und fruher Neuzeit Eberhardt Karls Universitat Tubingen 2005 uni tuebingen de PDF 4 3 MB abgerufen am 16 Oktober 2022 Makisterarbeit Volltext Friedrich Adolf Schmidt Kunsemuller Kopert In Severin Corsten Hrsg Lexikon des gesamten Buchwesens Band 4 Hiersemann Stuttgart 1995 ISBN 3 7772 9501 9 Einzelnachweise Bearbeiten Karin Schneider Palaographie und Handschriftenkunde fur Germanisten Eine Einfuhrung Tubingen 1999 Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte Band 8 S 173 buchlein in einem copert Heinz Petersen Bucheinbande Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1991 ISBN 3 201 01539 3 S 100 Aussen Ansichten Bucheinbande aus 1000 Jahren aus den Bestanden der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2006 ISBN 3 447 05434 4 S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kopert amp oldid 236722310