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Als Textilbeschichtung wird der Auftrag einer sichtbaren Kunststoffschicht auf einen textilen Untergrund Tragermaterial bezeichnet Ziel dieses Verfahrens ist eine Veranderung der physikalischen Eigenschaften des Tragermaterials beispielsweise zu nennen sind Wasserdichtheit mechanische Festigkeit Chemikalienbestandigkeit Lichtechtheit Abriebfestigkeit Gas und Feuchtigkeitsdurchlassigkeit Design Aussehen Haptik Oberflachengestaltung und Volumengebung Die Textilbeschichtung ist ein Unterbegriff der Textilveredelung Die Textilbeschichtung unterscheidet sich von der sogenannten Textilausrustung dass Letztere zwar die physikalischen Eigenschaften jedoch nicht den visuellen Eindruck des Tragermaterials verandert beispielsweise durch Impragnierung mit wasserabweisenden Chemikalien Eine Textilausrustung umhullt nur die einzelnen Fasern wobei die Poren der Textilien gewohnlich nicht geschlossen werden und eine Gasdurchlassigkeit erhalten bleibt Anwendungen BearbeitenDie Einsatzgebiete der Textilbeschichtung sind sehr vielfaltig und umfassen fast alle Lebensbereiche Haufig anzutreffende Produkte sind medizinische Artikel wie Pflastermaterial und abwaschbare Bezuge mikroporose Membranen Kunstleder aller Art LKW Planen Zelte Markisen Regenbekleidung Sportbekleidung und artikel modische Artikel Heimtextilien Militarbekleidung und ausrustung Transportbander Filtermembranen im industriellen Bereich und eine Vielzahl technischer Produkte Verfahren BearbeitenDie Beschichtung kann als Feststoff oder Flussigkeit aufgetragen werden Im ersten Fall werden vorgefertigte Folien auch Schaumfolien mittels Kleber oder auch durch Anschmelzen mit dem textilen Substrat dauerhaft verbunden Diesen Vorgang wird als Kaschierung oder Laminierung bezeichnet beim Einsatz von Gasflammen zum Anschmelzen der Folienoberflache spricht man von Flammkaschierung Eine weitere Moglichkeit ist das Einstreuen von schmelzbaren pulverisierten Kunststoffen Thermoplasten auf den Textiltrager und anschliessendes Aufschmelzen und Verdichten mittels heisser Walzen die den Kunststoff gegen das Tragermaterial pressen Solche Thermoplaste konnen auch mittels Extrusion oder uber Kalanderwerken aufgeschmolzen und direkt auf das Textil aufgetragen und angepresst werden Die Verwendung von PVC und thermoplastischen Polyurethanen TPU ist in diesen Verfahren weit verbreitet nbsp Getrockneter offenzelliger Schlagschaum aus Polyurethandispersion auf Baumwollgewebe Schaumdichte 300 g l 1 Schichtdicke 4 mmDie Applikation aus flussiger Phase findet ebenso breite Verwendung Es kann sich dabei um Losungen von Kunststoffen in organischen Losungsmitteln losungsmittelfreie reaktive Massen High Solids Polyurethane wassrige Dispersionen oder Plastisole handeln die durch geeignete Auftragsverfahren mit dem Tragermaterial verbunden werden Die Auftragung erfolgt durch Tauchen Rakeln Walzenauftrag Druck oder Spritzverfahren In jedem Fall ist Trocknung bei hoheren Temperaturen im Bereich 150 bis 190 C uber mehrere Minuten notwendig um die Beschichtung entsprechend zu verfestigen und die Gebrauchsfahigkeit herzustellen Um ein unerwunschtes Absacken der flussigen Beschichtungsmittel in das textile Substrat wahrend der Auftragung zu verhindern und geeignete Mengen anwenden zu konnen wird die Viskositat und bei wassrigen Schlagschaumen das Schaumlitergewicht so eingestellt dass eine pastenahnliche Konsistenz vorliegt Einfluss auf die Eindringtiefe hat neben dem Substrat auch die Art der Rakel die die Auftraghohe bestimmt sowie die Verweildauer bis zum Eintritt in den Trockenkanal Neben der direkten Beschichtung des textilen Materials gibt es die Umkehrbeschichtung oder auch Transferbeschichtung Hier wird die Beschichtung zunachst auf ein Trennpapier gebracht ausgehartet und in einem zweiten Schritt auf das textile Tragermaterial kaschiert Anschliessend kann nach Trocknung und festem Verbund der Beschichtung zum Textil das Trennpapier abgezogen und mehrfach wieder verwendet werden Der Vorteil dieses Verfahrens liegt zum einen in der Moglichkeit uber eine Vorpragung des Trennpapiers der Beschichtung eine definierte Oberflachenstruktur etwa Narbung zu geben zum anderen kann der Verbund zum Trager besser gesteuert werden als in der Direktbeschichtung Daher sind die so hergestellten Artikel oft wesentlich weicher nbsp Beispiel der Herstellungsschritte zum typischen Polyurethan Kunstleder 1 Baumwollgewebe 2 Koagulation aus DMF 3 4 Auftrag der Polyurethanbeschichtung und Finish im UmkehrverfahrenEine Besonderheit ist das Koagulationsverfahren auch genannt DMF Koagulation oder wet process genannt In diesem Prozess liegt das Beschichtungsmittel als pastose Losung von Polyurethanharz in Dimethylformamid DMF vor und wird entweder durch Tauchung oder Rakeln auf das textile Tragermaterial gegeben Anschliessend wird das Textil durch mehrere nachfolgende im Gegenstrom laufende Wasserbader gefuhrt Dabei lost sich das Losungsmittel DMF in der wassrigen Phase und das Polyurethanharz da unloslich in Wasser bleibt als schwammahnliches Gebilde auf dem Textil zuruck Es konnen somit recht weiche und voluminose Beschichtungen hergestellt werden wie sie zur Herstellung von Kunstledern besonders geeignet sind Die Koagulation des Polyurethans ist bereits im ersten Wasserbad fast vollstandig Die anschliessenden Bader dienen zur grundlichen Auswaschung des Losungsmittels Aus diesem Grund ist in dem ersten Bad der hochste Gehalt an DMF zu finden Moderne Anlagen gewinnen das Losungsmittel durch Reinigungsschritte und Destillation fast vollstandig zuruck Die nachfolgende Trocknung dient nicht zur Aushartung sondern nur zur Verdampfung des Wassers Die technische Gestaltung einer Koagulationsanlage ist daher grundsatzlich verschieden von den Beschichtungsanlagen Das so erhaltene Flachengebilde im Verbund mit dem textilen Trager wird als Koagulat bezeichnet Die Textilbeschichtung wird auf Endlosbahnen in einer Breite gewohnlich zwischen 1 50 bis 4 50 m durchgefuhrt Da oft mehrere in Schichtdicke und Aufbau unterschiedliche Beschichtungen ubereinander ausgefuhrt werden sind bis hin zu vier Beschichtungsanlagen hintereinander geschaltet in denen ein Textil mehrfach beschichtet wird Als textile Trager konnen Gewebe Gewirke Strickwaren Vliese nonvowens aber auch Koagulate s o eingesetzt werden Um eine zu starke Langenausdehnung und Verformung besonders bei elastischen Tragern beispielsweise bei Gewirken unter der Zugspannung in der Beschichtungsmaschine zu verhindern kommen gegebenenfalls Spannrahmen zum Einsatz die durch Krallen oder Nadeln den Trager senkrecht zur Beschichtungsrichtung spannen und entsprechend mitlaufen Die Produktionsgeschwindigkeit der Beschichtungsanlagen hangt vor der Lange der Trocknungsofen und maximalen Trocknungsgeschwindigkeit der Beschichtungsmittel bei gegebener Schichtdicke ab Moderne Beschichtungsanlagen konnen uber 20 Meter Minute fahren Koagulationsanlagen sind mit etwa 10 Meter Minute langsamer Literatur BearbeitenAndreas Giessmann Substrat und Textilbeschichtung Springer Berlin 2003 ISBN 3 540 43426 7 Marc Van Parys Coating Eurotex Industriele Hogeschol Van Het Belgium 1994 OCLC 41909583 engl Harro Traubel New Materials permeable to Water Vapor Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1999 ISBN 3 540 64946 8 engl Ulrich Meier Westhues Polyurethane Lacke Kleb und Dichtstoffe Vincentz Network Verlag Hannover 2007 ISBN 978 3 86630 896 1 S 199 ff Ulrike Luckmann Touchbuch Band 2 ABC der Fachbegriffe Weyarn 1992 OCLC 246211709 online auf touchbuch com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Textilbeschichtung amp oldid 211865791