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Die Kreuzigung war eine vor allem im Alten Orient und in der romischen Antike verbreitete Hinrichtungsart bei der ein Verurteilter an einen aufrechten Pfahl mit oder ohne Querbalken gefesselt oder genagelt wurde Sie entwickelte sich aus dem Hangen sollte aber anders als dieses die Todesqual moglichst verlangern 1 Im Romischen Reich wurden vor allem Nichtromer Aufruhrer latrones und entlaufene Sklaven am Kreuz arbor crucis gekreuzigt zum Beispiel tausende Anhanger des Spartacus sowie Jesus von Nazaret Da der Kreuzigung Jesu zentrale Bedeutung fur die christliche Theologie zukommt wurde diese Hinrichtungsart nach der konstantinischen Wende 313 in Europa durch andere Methoden ersetzt In einigen vom Islamismus gepragten Staaten ist die Kreuzigung bis heute als Strafe im Gesetz verankert Inhaltsverzeichnis 1 Phonizien Assyrien Persien 2 Antikes Griechenland 3 Judentum 4 Romisches Reich 4 1 Betroffene Gruppen und Zweck 4 2 Methoden 5 Christentum 6 Islam 7 Japan 8 Paraguay 9 Philippinen 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweisePhonizien Assyrien PersienDas Kreuzigen ist zuerst von den Phoniziern bekannt einem See und Handelsvolk im Mittelmeerraum Dort fesselte man Verurteilte an einen Baum bei den Romern spater arbor infelix Unglucksbaum genannt und uberliess sie dann dem Erfrieren oder Verdursten Daher dauerte der Todeskampf oft Tage Um 1000 v Chr erlebte diese Hinrichtungsmethode ihre erste Hochphase Durch die Handelskontakte der Phonizier gelangte sie ins Zweistromland zu den damals dort herrschenden Assyrern und nach Persien Dort wurde ein Verurteilter nur festgebunden aber noch nicht angenagelt Herodot berichtet im 5 Jahrhundert v Chr von Kreuzesstrafen besonders bei den Persern 2 Antikes GriechenlandIn Athen sind Kreuzigungen in literarischen Texten des 5 und 4 vorchristlichen Jahrhunderts kaum erwahnt allerdings ist aus Gerichtsreden bekannt dass Kreuzigung bei Eigentumsdelikten die ubliche Strafart war Daraus wird gefolgert dass sie haufig praktiziert wurde und uberwiegend Angehorige der verarmten Unterschichten betraf Seit dem Makedonischen Grossreich wurde auch das Annageln haufig praktiziert Nun schuf man auch besondere Richtplatze fur die Kreuzigung meist auf einem Berg oder Hugel und benutzte eigens dafur vorgesehene Pfahle 332 v Chr liess Alexander der Grosse nach der Eroberung von Tyros etwa 2 000 Manner im wehrfahigen Alter kreuzigen 3 JudentumDie um 500 v Chr weitgehend schriftlich fixierte Tora sah die Steinigung nicht die Kreuzigung als Todesstrafe fur als todeswurdig geltende Vergehen vor Das Judentum ubernahm nur das Aufhangen nicht jedoch das Annageln von den umgebenden Volkern und wandte es selber nur gegen Fremdherrscher oder bei extremen religiosen Vergehen wie Gotteslasterung an Man liess den Toten nur bis zum Abend nach seinem Tod zur Abschreckung hangen und begrub ihn dann um das Land nicht im religiosen Sinn zu verunreinigen Dies zeigen Notizen uber auslandische Herrscher Gen 40 18f Esr 6 11 Est 9 13ff ebenso wie uber Hinrichtungen in Israel Jos 8 29 EU 4 Das Aufhangen wurde nicht gefordert und galt wo es geschah als Zeichen fur den Ausschluss aus Gottes erwahltem Volk Verflucht ist wer am Holz hangt Dtn 21 22f EU Darin spiegelte sich ein Wissen um die auslandische Herkunft dieser Todesart und ihre Absicht den Hingerichteten zu entehren und die Zuschauer abzuschrecken Zwischen 200 v Chr und 135 n Chr waren judische Aufstandsversuche gegen die seleukidischen Fremdherrscher aus Syrien und von ihnen abhangige Vasallenkonige haufig daher waren judische Aufstandische oft Opfer von Kreuzigungen Doch bisher wurden nur einmal 1968 Uberreste eines gekreuzigten Juden in einem Jerusalemer Massengrab mit 30 Skeletten gefunden 5 Dass er nicht abgesondert von den ubrigen Toten bestattet wurde gilt als Zeichen dafur dass die Kreuzigung damals nicht als Gottesfluch aufgefasst wurde jedenfalls nicht wenn sie als Todesmarter fur Lebende zumal gegen aufstandische Juden verhangt worden war 6 Die judische Dynastie der Hasmonaer ubernahm die Kreuzigungsstrafe von den Romern Um 82 v Chr liess der damalige Konig Judaas Alexander Jannaus 800 seiner innerjudischen Gegner auf einmal kreuzigen Flavius Josephus Antiquitates Iudaicae XIII 13 5 14 2 Den Frauen und Kindern dieser Rebellen wurden vor den am Kreuz hangenden und noch lebenden Mannern die Kehle durchgeschnitten Dieser Bericht wird von den Schriftrollen vom Toten Meer bestatigt Im Nahum Kommentar werden der judische Burgerkrieg und die brutale Vergeltung von Jannaus danach ausdrucklich erwahnt 7 Die Funde aus den Hohlen von Qumran 200 100 v Chr passten Dtn 21 22f der damaligen Praxis an und deuteten es als Verflucht ist wer gekreuzigt wird Das Kreuz Holz selber nicht das Aufgehangtwerden daran war zum Zeichen des Gottesfluchs geworden Auch Konige aus der Dynastie der Herodianer darunter der Herrscher Judaas um die Zeitenwende Herodes Archelaus und der Herrscher Galilaas zur Zeit Jesu Herodes Antipas liessen ihre Gegner mitunter kreuzigen Nachdem Galilaa mit Judaa direkt der romischen Prafektur unterstellt worden war oblag das Hinrichten von als Kapitalverbrechern Verurteilten jedoch dem romischen Statthalter Nach dem Ende der Eigenstaatlichkeit Israels und nachdem die unter Alexander Jannai verfolgten Pharisaer zur Fuhrungsgruppe des Judentums aufgestiegen waren verbot der Talmud Traktat Sanhedrin das Hangen und damit das Kreuzigen als Hinrichtungsmethode und liess nur das symbolische Aufhangen des bereits Getoteten zur befristeten Abschreckung zu um der Toravorschrift zu genugen Romisches ReichBetroffene Gruppen und Zweck nbsp Fjodor Andrejewitsch Bronnikow Gekreuzigte SklavenVon den Makedonen und Karthagern ubernahmen die Romer das Kreuzigen Im Romischen Reich kreuzigte man vorzugsweise Sklaven um andere Sklaven von der Flucht oder anderen Vergehen abzuschrecken Auch Aufstandische wurden besonders in eroberten Gebieten so hingerichtet Die Kreuzigung war demnach eine politische Strafe zur Sicherung und Aufrechterhaltung der Pax Romana nach innen und aussen nbsp Archaologischer Fund von Givat HaMivtar um 1 Jahrhundert n Chr 8 Julius Caesar liess etwa 30 Seerauber die ihn 76 v Chr auf einer Seereise uberfallen hatten spater kreuzigen 9 Nach der endgultigen Niederlage des aufstandischen Sklavenheerfuhrers Spartacus 71 v Chr wurden um die 6 000 seiner Anhanger entlang der Via Appia von Rom bis Capua gekreuzigt 10 Seither verbreitete sich die Kreuzigung auch als Strafe gegen Nichtromer Romische Burger durften von Rechts wegen nicht gekreuzigt werden Je nach sozialer Stellung drohte dem Verurteilten in der Fruhzeit der Felssturz spater und seltener die Enthauptung der Freitod oder die Verbannung Fur die romische Klassenjustiz galt die Kreuzigung als schmachvoller Sklaventod von dem romische Burger nichts wissen wollten So schrieb Cicero Nomen ipsum crucis absit non modo a corpore civium Romanorum sed etiam a cogitatione oculis auribus Was Kreuz heisst soll nicht nur vom Leib der Burger Roms fernbleiben sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung ihren Augen und Ohren 11 Dennoch erwahnen romische Quellen gelegentlich die Kreuzigung von romischen Burgern als drastische Massnahme tyrannischer Kaiser oder Statthalter Varus liess um 4 v Chr judische Aufstandische die nach dem Tod Herodes des Grossen ein judisches Konigtum aufrichten wollten massenhaft kreuzigen Flavius Josephus Bellum Judaicum 2 75 Antiquitates 17 296 Der romische Feldherr und spatere Kaiser Titus liess 70 n Chr taglich 500 und mehr vor Hunger fluchtende Juden wahrend des Judischen Krieges vor der Stadtmauer Jerusalems geisseln foltern und dann kreuzigen um die Widerstandskraft der Belagerten zu schwachen Bald wurde laut Josephus sogar Holz wegen der vielen aufgestellten Kreuze knapp Die Soldaten nagelten nun in ihrer gewaltigen Erbitterung die Gefangenen zum Hohn in den verschiedensten Korperlagen an und da ihrer gar so viele waren gebrach es bald an Raum fur die Kreuze und an Kreuzen fur die Leiber 12 Methoden Die romische Hinrichtungsmethode des Kreuzigens sollte einen dazu Verurteilten absichtlich besonders langsam und grausam toten Es konnte Tage dauern bis sein Tod eintrat Das moglichst lange qualvolle Sterben der Gekreuzigten sollte den Verurteilten demutigen und den Betrachter einschuchtern und abschrecken Es gab aber keine romische Vorschrift wie eine Kreuzigung genau durchzufuhren war Den oft aus abgeordneten Soldaten bestehenden Henkerkommandos wurde dabei ein hohes Mass an Freiheit zugestanden Sie mussten die Verurteilten allerdings streng bewachen bis die Strafe vollzogen und der Tod eingetreten war Romische Wachmanner mussten selbst mit der Todesstrafe rechnen wenn sie ihren Auftrag nicht erfullten und die Flucht eines zum Tode Verurteilten ermoglichten Die vollstandige romische Hinrichtungsprozedur bestand in der Kaiserzeit aus vier Teilschritten die jedoch nicht immer und uberall nacheinander vollzogen wurden der vollstandigen Entkleidung des Verurteilten und dessen offentlicher Geisselung dem erzwungenen Querbalken oder Furcatragen zum Hinrichtungsplatz dem Fesseln oder Annageln seines Korpers an eine Furca oder den Querbalken dessen Befestigung an einem Baum oder auf dem vorbereiteten Pfahl Dabei wurden Mensch und Querbalken hochgehoben und mit dem senkrechten Pfahl verbunden Die Geisselung des Entkleideten mit einer Peitsche dem Flagrum oft zusatzlich mit Nageln besetzt qualte und erniedrigte den Betroffenen zusatzlich schwachte seinen Organismus durch die Anstrengung und Verspannung unter den Schlagen Schmerzen und Blutverlust Dies konnte bereits todlich sein und verkurzte die Sterbedauer am Kreuz so dass die Zahl der Schlage meist begrenzt wurde Anfangs benutzte man in Rom haufig ein Balkendreieck lateinisch furca eigentlich ein landwirtschaftliches Nutzgerat Forke Man hangte es dem Verurteilten um den Hals und band dessen Arme an den Schenkeln der furca fest In dieser Haltung wurde er ausgepeitscht und musste den Weg vom Richtstuhl zur Richtstatte gehen Dann wurde die Furca mit ihm an einen eingerammten Pfahl gehangt Spater wurde sie durch einen Querbalken patibulum ersetzt der am oberen Ende des Pfahls stipes in einer Kerbe angebracht oder mit einem Strick am oberen Drittel des Pfahls oder an einem Baum aufgehangt wurde Daraus ergaben sich die beiden bekanntesten Kreuzformen crux commissa in T Form crux immissa in Form Arme und Beine wurden an Pfahl und Querbalken gefesselt oder genagelt Damit begann die eigentliche Kreuzigung Das Annageln geschah so dass der Blutverlust gering gehalten wurde Anatomischen Tests zufolge mussten die Nagel nicht durch die Handflachen sondern durch Handwurzelknochen oder den Raum zwischen Elle und Speiche sowie durch die Fusswurzel oder das Fersenbein getrieben werden um das Korpergewicht tragen zu konnen Dabei wurden die Arme moglicherweise nicht mit den Handflachen nach vorn Supination sondern mit den Handflachen zum Querbalken Pronation befestigt um bessere Fixierung und eine geringere Bewegungsfreiheit der Arme zu erreichen 13 Fur die Fusse bestatigt dies ein Skelettfund in Jerusalem aus dem 1 Jahrhundert bei dem der Nagel noch im Fersenbein steckte Dies war zugleich der erste physische Beleg einer romischen Kreuzigung 14 2021 wurde in Fenstanton in der englischen Grafschaft Cambridgeshire auf dem Gelande eines romerzeitlichen Friedhofs das Skelett eines etwa 25 bis 30 jahrigen Mannes geborgen bei dem ebenfalls der Nagel der durch sein rechtes Fersenbein getrieben worden war erhalten war Radiokarbon Untersuchungen ergaben dass das Skelett aus dem 2 oder 3 Jahrhundert stammt 15 Bei seitlich angenagelten Fersen wurde manchmal ein Sedile Sitzchen genanntes Querholz auf halber Hohe erganzt auf dem der Gekreuzigte sein Gesass zeitweise abstutzen konnte Dies entlastete auch die am Querbalken befestigten Arme des Gekreuzigten um ihm das Atmen zu erleichtern Oft wurden auch die Beine des Verurteilten auf einen kleinen Querbalken Suppedaneum gestellt damit er nicht sofort durch sein Eigengewicht nach unten gezogen und ohnmachtig wurde bzw bei angenagelten Gliedmassen zu viel Blut verlor Wo dies ublich war galt es als Begunstigung dem Gekreuzigten nach einiger Zeit die Fusse bzw Unterschenkel zu brechen um ihm das Abstutzen zu verwehren und so seinen Todeskampf abzukurzen Dazu bestachen Angehorige mitunter die Henker Beim Crurifragium wurden den Hingerichteten die Beine gebrochen Sie hingen dadurch noch schwerer an den Armnageln oder seilen und starben dadurch schneller aber schmerzhafter Besonders grausam war das Aufhangen mit dem Kopf nach unten Davon konnten Angehorige den Verurteilten jedoch freikaufen Wo es geschah wurde der Hingerichtete schneller ohnmachtig und starb fruher Oft verabreichte man dem Gekreuzigten mit einem Schwamm uber mehrere Tage etwas Flussigkeit damit er nicht vorzeitig verdurstete um seine Qualen zu verlangern meist Wasser zum Teil mit Weinessig posca und mit schmerzlindernden oder betaubenden Heilkrautern Der Tod durch Ersticken Kreislaufkollaps oder Herzversagen trat bei nicht schon vorher geschwachten Menschen meist innerhalb von drei Tagen ein Ihm gingen Qualen wie Durst Wundbrand und Verkrampfung der Atemmuskulatur je nach Jahreszeit auch Hitzeschaden bzw Erfrierungen voraus Nach dem eingetretenen Tod pruften romische Soldaten durch einen Stich in den Bauch mit einer Lanze Pilum ob der Hingerichtete wirklich tot war Ublicherweise liessen sie den Leichnam am Kreuz hangen bis seine Teile nach volliger Verwesung herunterfielen Nach ihrer religiosen Vorstellung konnte der Schatten des Toten durch den fehlenden Kontakt zur Erde nicht in die Unterwelt gelangen In manchen Regionen nahm man jedoch auch Rucksicht auf religiose Vorschriften die eine fristgerechte Bestattung anordneten Christentum Hauptartikel Jesus von Nazaret Kreuzigung und INRI nbsp Detail der Kreuzigungstafel des Isenheimer Altars von Matthias Grunewald 16 JahrhundertDie Kreuzigung Jesu von Nazaret steht im Zentrum des Neuen Testaments NT und der christlichen Botschaft Sie gilt als gesicherte Tatsache da sie auch in fruhen ausserbiblischen Dokumenten belegt ist Ihre historischen Ursachen sind jedoch umstritten Nach allen Evangelien wurde Jesus auf Befehl des romischen Statthalters Pontius Pilatus Mk 15 15 EU von romischen Soldaten gekreuzigt Nach einer oben am Kreuz angebrachten Tafel lautete sein Vergehen Dies ist der Konig der Juden Mk 15 26 EU oder Jesus von Nazaret der Konig der Juden Joh 19 19 EU Das gilt als Indiz fur einen Messiasanspruch Jesu den Pilatus nach romischem Recht als Aufruhr mit der Todesstrafe durch Kreuzigung ahnden musste 16 Nach Mk 15 16 19 EU liess er ihn zuvor geisseln und foltern Nach Mk 14 EU soll der judische Sanhedrin Jesus festgenommen als Falschpropheten oder Gotteslasterer verurteilt und mit der Anklage eines aufruhrerischen politischen Messiasanspruchs an Pilatus ausgeliefert haben Nach romischen Quellen liess Pilatus Juden haufig ohne Prozess kreuzigen und wurde deswegen im Jahr 36 als Statthalter Judaas abgesetzt Jene Teile der Passionstexte die den Sanhedrin mit der Hauptschuld am Tod Jesu belasten und Pilatus entlasten werden daher oft als spatere Redaktion beurteilt Jesu Kreuzigung mit als Verbrecher verurteilten Juden wahrscheinlich Zeloten Joh 19 31 EU gilt als Indiz dafur dass Pilatus am damaligen Pessach ein Exempel statuieren und Juden von Aufruhr abschrecken wollte Die synoptischen Passionsberichte beschreiben den Hinrichtungsvorgang kaum Nach Joh 19 25 EU wurde Jesus an ein stayros stauros gehangt Der Ausdruck bezeichnet im Strafkontext einen aufrecht stehenden Holzstamm an dem ein moglicher Querbalken patibulum befestigt wurde In diesem Sinn erscheint er im NT etwa 40 mal oft zusammen mit dem Verb anastauroo im Sinne von kreuzigen 17 Seltener wird das Hinrichtungswerkzeug 3ylon xylon Holz Stab Baum genannt Apg 5 30 EU Gal 3 13 EU Alle NT Stellen mit diesem Wort spielen auf Dtn 21 22f EU an denn ein Gehenkter ans Holz Gehangter ist ein von Gott Verfluchter Damit deuteten Juden Jesu Kreuzigung als Ausschluss aus Gottes Volk und Heil 18 Moglicherweise wurden Jesu Arme nur festgebunden denn ein Annageln und aussere Verletzungen sind nicht erwahnt Mk 15 23ff EU Nur Joh 20 25 EU erwahnt Wundmale von durch die Handflachen getriebenen Nageln und einen Stich in Jesu Seite bei dem Blut und Wasser ausgeflossen seien 19 34 35 EU Diese Details gelten als theologische nicht historische Aussagen weil sie auf Bibelverse Ps 34 21 EU und Passionstexte bezogen sind Allerdings deutet der Fund eines in den Knochen getriebenen Nagels darauf hin dass in Judaa Gekreuzigte durchaus auch angenagelt wurden 14 Jesus starb nach ubereinstimmender Darstellung in wenigen Stunden wahrscheinlich durch Ersticken am eigenen Korpergewicht aufgrund der nachlassenden Kraft sich hochzuziehen oder durch Verdursten Mk 15 36f EU Aus dem Hinweis dass durch den Lanzenstich des Soldaten mit dem Speer in seine Seite Blut und Wasser heraus floss geht hervor dass Jesus einen Pleuraerguss gehabt haben muss als er gekreuzigt wurde Es ist heute allgemein anerkannt dass ein ausgedehnter Pleuraerguss zu Hypoxie und schliesslich zum Erstickungstod fuhren kann 19 Weil das NT Jesu Kreuzigung als stellvertretenden Suhnetod verkundigt war diese Hinrichtungsmethode im Christentum nicht fortsetzbar 320 verbot Konstantin der Grosse die Kreuzigung im Romischen Reich 20 Jedoch wurden im Hochmittelalter als Ketzer Hexen oder andere Glaubensfeinde Verdachtigte und Verurteilte haufig an Pfahlen aufgehangt und dann offentlich verbrannt Auch das Radern und andere grausame Hinrichtungsarten die in der fruhen Neuzeit zunahmen kombinierten Folter und Totung miteinander IslamDer Koran erwahnt das Kreuzigen an sechs Stellen In Sure 7 124 Sure 20 71 und Sure 26 49 droht der Pharao seinen Hofzauberern fur ihre Abwendung von den Gottern Agyptens und ihre Hinwendung einem einzigen Schopfergott schwere Strafen an darunter die Kreuzigung als allerdings ungerechte Massnahme eines unglaubigen Herrschers In Sure 5 33 ist die Kreuzigung als irdische Strafe fur Muslime oder Nichtmuslime vorgesehen die den Islam aktiv bekampfen oder gefahrden Der Lohn derer die gegen Gott und seinen Gesandten Krieg fuhren und uberall im Land eifrig auf Unheil bedacht sind soll darin bestehen dass sie umgebracht oder gekreuzigt werden Sure 5 34 nimmt diejenigen davon aus die umkehren noch bevor ihr Gewalt uber sie habt Ihr musst wissen dass Gott barmherzig ist und bereit zu vergeben Sure 4 157 kommentiert Jesu Kreuzigung Sie sc die Juden sagen Wir haben Christus Jesus den Sohn der Maria und Gesandten Gottes getotet Sie haben ihn nicht getotet und nicht gekreuzigt Vielmehr erschien er ihnen ihm ahnlich Obwohl die Mehrheit der Musliminnen und Muslime diesen Vers als Beweis dafur nehmen dass Jesus nicht gekreuzigt worden sei kommentiert dieser Vers lediglich den innerchristlichen Diskurs uber den Tod Jesu Die klassischen Hadithsammlungen berichten dass Mohammed in einem Fall die Kreuzigung von Mordern und Kameldieben anordnete Anderen Traditionen zufolge hingegen wurden die Tater geblendet und Mohammed liess ihnen Hande und Fusse abschlagen 21 Islamische Rechtsgelehrte haben Sure 5 33 meist auf Hadd Vergehen wie Strassenraub und Diebstahl bezogen Umstritten blieb ob auch Apostasie zu den Hadd Vergehen zahlt und ob Sure 5 33 fur jedes Vergehen eine bestimmte Strafe fordert oder aber der jeweilige Herrscher oder Richter diese aus den hier angebotenen Strafarten auswahlen soll Letzteres vertraten zum Beispiel ʿAbdallah ibn ʿAbbas al Hasan al Basri und Saʿid ibn al Musaiyab Die meisten Rechtsgelehrten zum Beispiel asch Schafiʿi stellten dagegen einen Strafkatalog auf der bestimmten Vergehen bestimmte Strafen zuordnete und dann die Kreuzigung als Strafe fur Toten und Rauben also Raubmord oder Raub mit Todesfolge Totschlag vorsah 22 In der Geschichte des Islam wurden auch als Apostaten Verurteilte gekreuzigt etwa unter dem dritten Kalifen Umar II Der Mystiker al Halladsch wurde 922 in Bagdad als Ketzer verurteilt und gekreuzigt 23 Im Iran sieht Artikel 190 des 1991 eingefuhrten Strafrechts die Kreuzigung als zweite von vier moglichen Hadd Strafen fur Personen vor die gegen Gott und seinen Gesandten Krieg fuhren und uberall im Land eifrig auf Unheil bedacht sind Muharaba Artikel 195 legt fest dass die Kreuzigung keine Annagelung ist die von vornherein zum Tode fuhren soll vielmehr ist der Verurteilte nur anzubinden und das Anbinden so vorzunehmen dass der Gekreuzigte dadurch nicht unbedingt stirbt Er darf nicht langer als drei Tage hangenbleiben stirbt er vorher so kann man ihn abnehmen uberlebt er die drei Tage so darf er nicht mehr hingerichtet werden 24 Der Jemen Saudi Arabien Sudan und die Vereinigten Arabischen Emirate lassen Verurteilte die bereits enthauptet gehangt oder gesteinigt wurden anschliessend an ein Kreuz hangen um sie so einen Tag lang zur Schau zu stellen Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nimmt solche Falle zum Anlass fur Proteste gegen die Todesstrafe in diesen Staaten 25 Nach den Landerberichten AIs von 2006 und 2008 werden mit Kreuzigung verbundene besonders grausame Todesurteile heute jedoch oft in lebenslange Haftstrafen umgewandelt 26 JapanIn Japan entstand als Reaktion auf europaisch christliche Missionsbestrebungen im 16 Jahrhundert eine Variante der Kreuzigung genannt Haritsuke jap 磔 Dort wurden christliche Missionare und neugetaufte Japaner gekreuzigt zum Beispiel die Martyrer von Nagasaki 1597 spater meist Manner und Frauen aus unteren sozialen Schichten an denen ein Exempel statuiert werden sollte Bei der japanischen Kreuzesstrafe wurden den an ein Kreuz gebundenen zum Tode Verurteilten gleichzeitig von beiden Seiten zwei Speere durch den Brustkorb gestochen 27 Diese Strafart wurde bis ins 20 Jahrhundert hinein ausgeubt ParaguayMitte August 2013 haben sich funf entlassene Busfahrer in Paraguay aus Protest gegen ihre Entlassung durch die Busgesellschaft an liegende Kreuze nageln lassen Am 28 August liess sich auch eine Frau aus Solidaritat mit den Protestierenden an ein Kreuz nageln Auch wegen der Presseberichte daruber wurden die Busfahrer wieder eingestellt 28 PhilippinenAlljahrlich lassen sich am Karfreitag im Norden der Philippinen junge Manner zum Andenken an den Kreuzestod Christi kreuzigen Dieses Ritual wird regelmassig im Fernsehen ubertragen 29 Siehe auchMarterpfahl Pfahlung Christliches KreuzLiteraturGriechen M Derbrunner Hall Even Dogs have Erinyes Sanctions in Athenian Practice and Thinking In L Foxhall A D E Lewis Hrsg Greek Law in Its Political Setting Justifications not Justice Oxford University Press Oxford u a 1996 ISBN 0 19 814085 1 S 73 89 Romer Hermann Ferdinand Hitzig Crux In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1728 1731 Heinz Wolfgang Kuhn Die Kreuzesstrafe wahrend der fruhen Kaiserzeit Ihre Wirklichkeit und Wertung in der Umwelt des Urchristentums In Hildegard Temporini Wolfgang Haase Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 25 1 1 Auflage Walter de Gruyter 1982 ISBN 3 11 008700 6 S 648 793 Kurt Latte Todesstrafe In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband VII Stuttgart 1940 Sp 1599 1619 John Granger Cook Crucifixion in the Mediterranean World Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 327 Mohr Siebeck 2 Auflage 2019Juden und Christen Otto Betz Rainer Riesner Kreuz Kreuzigung In Helmut Burkhardt Hrsg Das grosse Bibellexikon Band 2 Haar Otniel R Brockhaus Verlag Wuppertal 1988 ISBN 3 417 24612 1 S 840 845 Martin Hengel Mors turpissima crucis Die Kreuzigung in der antiken Welt und die Torheit des Wortes vom Kreuz In Johannes Friedrich u a Hrsg Rechtfertigung Festschrift Ernst Kasemann Mohr u a Tubingen u a 1976 ISBN 3 16 138452 0 S 125 184 englische erweiterte Fassung Crucifixion in the Ancient World and the Folly of the Message of the Cross Philadelphia 5 1989 Gunnar Samuelsson Crucifixion in Antiquity An Inquiry into the Background and Significance of the New Testament Terminology of Crucifixion Mohr Siebeck Tubingen 2011 ISBN 978 3 16 150694 9 Benedikt Schwank Gelitten unter Pontius Pilatus Kreuzigung historisch archaologisch und theologisch betrachtet In Erbe und Auftrag 77 2001 S 200 210 Frederick T Zugibe Crucifixion of Jesus A Forensic Inquiry M Evans amp Co New York 2005 ISBN 1 59077 070 6 Weblinks nbsp Commons Kreuzigung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kreuzigung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Josh McDowell Tod durch Kreuzigung Memento vom 4 Februar 2009 im Internet Archive Aktuelle Literatur zur Kreuzigung Jesu Christi Ute Eberle Kruzifix noch mal Mord ist sein Hobby Seit 53 Jahren erforscht Frederick Zugibe die Kreuzigung Jesu In Die Zeit wissen Februar 2007 Rezension http www t online de nachrichten panorama menschen schicksale id 65195164 paraguay frau laesst sich aus protest gegen entlassung kreuzigen htmlEinzelnachweise Heinz Wolfgang Kuhn Die Kreuzesstrafe insbesondere in Palastina von 63 v Chr 66 n Chr In Kreuz II In Theologische Realenzyklopadie Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 1990 S 713f Heinz Wolfgang Kuhn Die Kreuzesstrafe insbesondere in Palastina von 63 v Chr 66 n Chr In Kreuz II In Theologische Realenzyklopadie Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 1990 S 714 Diodor Siculus 17 Kapitel 46 4 Der Konig verkaufte alle Frauen und Kinder in die Sklaverei und kreuzigte alle Manner im wehrfahigen Alter Dies waren nicht weniger als 2000 Curtius 2000 Manner wurden an Kreuze geheftet genagelt crucibus affixi E Brandenburger stauros II 1 In Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament 4 Auflage der Studienausgabe Brockhaus Verlag Wuppertal 1986 S 819 Ute Eberle Kruzifix noch mal In Die Zeit wissen Februar 2007 Martin Karrer Jesus Christus im Neuen Testament Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 S 78 Gerd Theissen Annette Merz Der Historische Jesus Ein Lehrbuch Vandenhoeck amp Ruprecht 2008 ISBN 978 3 525 52198 4 S 134 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Nachbildung des 1968 im Norden von Jerusalem ausgegrabenen Fersenbeins mit einem durchbohrenden Eisennagel 1 Nach Plutarch vitae parallelae Sueton De vita Caesarum siehe Stephen B Aranha Caesars politische Anfange Vom Amt des Flamen Dialis bis zu seinem Kriegstribunat 72 v Chr 1999 2000 Nach Appian von Alexandria Burgerkriege 1 120 ubersetzt ins Englische von John Carter Memento vom 24 April 2016 im Internet Archive In Pro C Rabirio perduellionis reo 5 16 zitiert nach Jurgen Moltmann Der gekreuzigte Gott 1976 S 36 Bellum Judaicum 5 449ff Jacqueline M Regan Kiarash Shahlaie Joseph Watson Crucifixion and median neuropathy In Brain and behavior Band 3 Nummer 3 Mai 2013 S 243 248 doi 10 1002 brb3 132 PMID 23785656 PMC 3683284 freier Volltext Joseph Zias Eliezer Sekeles The Crucified Man from Giv at ha Mivtar A Reappraisal Israel Exploration Journal Vol 35 No 1 1985 S 22 27 a b Ulrich W Sahm Sensationen biblischer Archaologie mit Abbildung Florian Stark So wurde im romischen Britannien ein Mann ans Kreuz geschlagen www welt de 9 Dezember 2021 N A Dahl Der gekreuzigte Messias In H Ristow K Matthiae Der historische Jesus und der kerygmatische Christus Berlin 1960 S 149 169 Klaus Haacker Wer war Schuld am Tode Jesu In Theologische Beitrage 25 1994 S 23 36 Kreuz Kreuz Christi In Religion in Geschichte und Gegenwart Band 4 4 Auflage Tubingen 2001 S 1745 f Kreuz In Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament 7 Auflage R Brockhaus Wuppertal 1986 ISBN 3 417 24849 3 S 816f Ledochowski Maximilian Fuchs Dietmar Die Auferstehung Christi aus medizinischer Sicht In https doi org 10 1002 biuz 201410533 Biologie in unserer Zeit Wiley 15 April 2014 abgerufen am 29 Mai 2022 deutsch Heinz Wolfgang Kuhn Die Kreuzesstrafe insbesondere in Palastina von 63 v Chr 66 n Chr In Kreuz II In Theologische Realenzyklopadie Band 19 S 714 F E Vogel SALB In The Encyclopaedia of Islam New 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mit Kreuzigung Tausende besuchen Karfreitags Kreuzigungen Stuttgarter Zeitung 25 Marz 2016 abgerufen am 1 Juli 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4165653 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzigung amp oldid 235078845