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Als konstantinische Wende wird die religiose Entwicklung bezeichnet die durch die von den romischen Kaisern Konstantin und Licinius im Jahr 313 erlassene Mailander Vereinbarung sachlich unkorrekt oft als Toleranzedikt bezeichnet eingeleitet wurde In ihrem Verlauf gewann das Christentum an Einfluss im Romischen Reich und wurde schliesslich im Jahr 393 zur Staatsreligion erhoben neben der andere Religionen mit Ausnahme des Judentums offiziell nicht mehr geduldet wurden Erstes Konzil von Nicaa 325 Kaiser Konstantin entrollt den Text des Nicano Konstantinopolitanum Die konstantinische Wende machte aus der bis 311 bzw 313 verbotenen und mitunter blutig verfolgten christlichen Kirche eine zunachst geduldete dann rechtlich privilegierte Institution und zuletzt unter Theodosius I eine eng mit dem politischen System verbundene Reichskirche Am Ende der Spatantike war das Christentum dann im ganzen romischen Imperium durchgesetzt worden wobei gegen Nichtchristen und Haretiker in zunehmendem Masse Zwang angewendet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Konstantins Religion und Religionspolitik 2 Die Folgen 3 Literatur 4 AnmerkungenKonstantins Religion und Religionspolitik BearbeitenSiehe auch Konstantin der Grosse Konstantin und das ChristentumTraditionell bezeichnet der Begriff konstantinische Wende die Hinwendung des Kaisers zum Christentum und die damit verbundene Abwendung von den traditionellen Kulten Zentrale Bedeutung kommt dabei Konstantin selbst zu wobei die Motive seiner Hinwendung zum Christentum umstritten sind Unklar ist nicht zuletzt ob der Wende ein personliches Bekehrungserlebnis zugrunde lag oder ob der Kaiser aus rationalen realpolitischen Motiven handelte Das Ereignis soll christlichen Quellen zufolge im Jahr 312 kurz vor der Schlacht an der Milvischen Brucke stattgefunden haben In der neueren Forschung wird kaum von einer einmaligen punktuellen Bekehrung ausgegangen sondern vielmehr von einem Prozess wonach Konstantin wohl uber Apollo und den Sonnengott Sol Invictus zum christlichen Glauben fand 1 Ob dies bereits 312 der Fall war ist umstritten Wenngleich viele diesbezugliche Fragen immer noch diskutiert werden wird die personliche Religiositat des Kaisers in der neueren Forschung anders als noch von Jacob Burckhardt im 19 Jahrhundert nur noch von einer Minderheit in Frage gestellt 2 Umstritten ist auch ob man den Kaiser bereits als Christen im engeren Sinne bezeichnen kann Er liess sich erst am Lebensende taufen duldete den traditionellen Kaiserkult und ging nicht gegen die traditionellen Kulte vor Allerdings hielt er sich selbst von den paganen heidnischen Kulten weitgehend fern und forderte sie nach 312 nicht mehr Die neue Hauptstadt Konstantinopel erhielt 326 wahrscheinlich keine Tempel der alten Hauptgotter jedoch Kultstatten der traditionellen Zivilreligion wie Rhea oder Tyche Christen und christliche Institutionen wurden von Konstantin in der Folgezeit oftmals fiskalisch vor allem steuerlich begunstigt Entscheidend aber war der Umstand dass er seine Sohne christlich erziehen liess Denn sie waren bereits weit weniger gewillt andere Kulte zu dulden Die Folgen Bearbeiten Die primar auf seine Konstantins Person zugeschnittene Politik wurde von der Dankbarkeit einer leidgepruften Kirche getragen die ihm zugute hielt dass er die diocletianische Verfolgung beendet das Christentum von seiner Illegalitat befreit und zur anerkannten Religion erhoben hatte 3 Die Erleichterung der Christen uber das Ende der Verfolgung ging insbesondere bei einigen Hofbeamten und Bischofen uber in eine eilfertige Staatsfrommigkeit die im vierten Jahrhundert zunachst weitgehend arianisch gepragt war es kam auch zu Verfolgungen von Arianern bzw durch Arianer je nach dem Bekenntnis des jeweiligen Kaisers und dessen Religionspolitik Am Ende des 4 Jahrhunderts setzte sich das Bekenntnis von Nicaa durch spater kam es auch zu Verfolgungen von Anhangern der alten Kulte durch die Reichskirche Der romische Staat basierte wie alle antiken Gemeinschaften auf religios kultischer Grundlage und an die Stelle der alten heidnischen Kulte trat nun das Christentum Es gab jedoch bis zum Ende der Spatantike sogenannte Heiden im Imperium Innerhalb von nur hundert Jahren wurde das zunehmend christianisierte Romische Reich sowohl mit dem biblischen Reich Gottes als auch mit dem Christentum nahezu gleichgesetzt vgl die Reichstheologie eines Eusebius von Caesarea wogegen sich Augustinus von Hippo in seinem De civitate Dei wendet Durch den grossen Zustrom von weniger religios Motivierten in die Kirche wurden dabei die strengen disziplinaren und liturgischen Standards der fruhen Kirche aufgeweicht nbsp Konstantin mit seiner Mutter Helena und der von ihr entdeckten Reliquie des angeblichen Hl Kreuzes Ikone aus dem 16 Jahrhundert Als inneres Korrektiv entstand fast gleichzeitig mit der konstantinischen Wende in Agypten das christliche Monchtum Der Versuch einer Ruckkehr zum Heidentum durch Konstantins Neffen Julian Kaiser von 361 bis 363 teils verbunden mit einer Verhartung der Fronten auf beiden Seiten scheiterte Den Endpunkt der von Konstantin eingeleiteten Entwicklung stellte die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Theodosius I dar wobei nun im Sinne des Ausschliesslichkeitsanspruchs des Christentums die heidnischen Kulte untersagt wurden Eine Ausnahme stellt das Judentum dar das zwar durch Gesetze eingeschrankt jedoch nicht verboten wurde Trotz sehr strenger Gesetze gegen das antike Heidentum unter Theodosius wurde etwa das Betrachten von Statuen oder Tempeln als Hochverrat gewertet war dieses nur selten systematischen staatlichen Ubergriffen ausgesetzt Vielmehr boten die Gesetze eine Grundlage fur die von christlichen Institutionen verubte Gewalt die sich in erster Linie gegen heidnische Kulturguter richtete Nachdem die verschiedenen heidnischen Kulte bis um die Mitte des 4 Jahrhunderts zunehmend an Einfluss verloren hatten weil sie etwa dem karitativen Wirken und dem missionarischen Impetus des Christentums nichts entgegenzusetzen hatten wurde dieser Prozess im 6 Jahrhundert durch weitere staatliche Gesetzgebung forciert In diesem Zusammenhang ist die wirkliche Durchdringung der Bevolkerung mit dem Christentum nicht exakt greifbar und in der Forschung folglich umstritten Das Imperium wandelte sich schliesslich zu einem Imperium Romanum Christianum Literatur BearbeitenBruno Bleckmann Konstantin der Grosse Rowohlts Monographien 50556 2 Auflage Reinbek bei Hamburg 2003 ISBN 3 499 50556 8 Jochen Bleicken Constantin der Grosse und die Christen Uberlegungen zur konstantinischen Wende Munchen 1992 Klaus Bringmann Die konstantinische Wende Zum Verhaltnis von politischer und religioser Motivation In Historische Zeitschrift 260 1995 S 21 47 Klaus Martin Girardet Die konstantinische Wende Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Grossen Darmstadt 2006 ISBN 3 534 19116 1 Rezension Klaus M Girardet Der Kaiser und sein Gott Das Christentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Grossen Millennium Studien Bd 27 Berlin u a 2010 ISBN 978 3 11 022788 8 Ekkehard Muhlenberg Hrsg Die Konstantinische Wende Veroffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft fur Theologie Bd 13 Gutersloh 1998 ISBN 3 579 01814 0 Peter Weiss The Vision of Constantine In Journal of Roman Archaeology 16 2003 S 237 259 Johannes Wienand Religiose Toleranz als politisches Argument Konzeptionelle Uberlegungen zur konstantinischen Wende In Martin Wallraff Hrsg Religiose Toleranz 1700 Jahre nach dem Edikt von Mailand Berlin 2016 S 67 100 Anmerkungen Bearbeiten Pedro Barcelo Das Romische Reich im religiosen Wandel der Spatantike Kaiser und Bischofe im Widerstreit Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2013 ISBN 978 3 7917 2529 1 S 43 und 48 Pedro Barcelo Das Romische Reich im religiosen Wandel der Spatantike Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2013 Darin das Kapitel Warum Christus S 46 50 Pedro Barcelo Das Romische Reich im religiosen Wandel der Spatantike Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2013 S 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konstantinische Wende amp oldid 238060091