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Desiderius nach 786 war der letzte Langobardenkonig er regierte von 757 bis 774 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Aufstieg 1 2 Herrschaft 1 3 Ende des Langobardenreiches 1 4 Das Desiderus Kreuz 2 Familie 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und Aufstieg Bearbeiten Desiderius stammte aus Brescia Er scheint nicht der langobardischen Adelschicht zu entstammen sondern ging wohl aus dem sich um diese Zeit neu bildenden Dienstadel hervor 1 Unter Konig Aistulf wurde er zunachst Marschall comes stabuli spater Statthalter Dux der Toskana Nach dem Tod von Konig Aistulf Ende 756 versuchte dessen Bruder Ratchis noch einmal die Macht zu ergreifen Im Norden konnte er sich zunachst durchsetzen Die mittel und suditalienischen Dukate Spoleto und Benevent wurden wieder autonom Dux Desiderius von Tuscien beanspruchte ebenfalls den Thron 1 Durch sein Amt verfugte er uber beachtliche militarische Ressourcen wenn ihm auch zunachst die Unterstutzung der Nobilitat gefehlt haben mag Er verbundete sich mit Papst Stephan II und Abt Fulrad einem Diplomaten des Frankenkonigs Pippin des Jungeren denen ein schwacher Langobardenkonig recht war Desiderius erhielt diplomatische und militarische Unterstutzung gegen die Zusage die Stadte Faenza Imola Ferrara Osimo Ancona Bologna und Numana dem Papst zu ubergeben 2 Angesichts dieser Widerstande scheint Ratchis abgedankt zu haben Er zog sich jedenfalls wieder ins Kloster Monte Cassino zuruck 1 Desiderius liess sich zum Konig kronen Herrschaft Bearbeiten Desiderius festigte die Stellung des Langobardenreichs indem er 758 in das Dukat Spoleto einmarschierte dux Alboin gefangen nahm und das Dukat zunachst nicht wieder vergab Dux Liutprand von Benevent floh nach Otranto und Desiderius setzte Arichis II in dessen Amt ein dem er seine Tochter Adelperga zur Frau gab 3 Im Jahre 759 ernannte er seinen Sohn Adelchis zum Mitkonig um die Nachfolge zu sichern 4 Desiderius und Adelchis beschenkten das von Konigin Ansa 753 gegrundete Kloster San Salvatore in Brescia dessen Abtissin Desiderius Tochter Anselperga war ebenso wie das Kloster Farfa in Spoleto mit ausgedehnten Besitzungen 4 Uber den byzantinischen Proto a secretis Gesandter Georgios nahm Desiderius diplomatische Beziehungen zu Kaiser Konstantin V auf um ein gegen den Papst gerichtetes Bundnis zu schliessen das aber nicht zustande kam Papst Paulus I sah sich 759 von einer bevorstehenden byzantinischen Invasion bedroht und suchte durch frankische Vermittlung ein Bundnis mit Desiderius Im April 760 machte dieser den frankischen Gesandten Bischof Remedius und dux Autchar Zugestandnisse Kurz darauf kam es jedoch zu Konflikten mit dem Papst weil Desiderius diesem entgegen einer vorherigen Vereinbarung mehrere Stadte nicht uberlassen wollte 3 Dieser Streit wurde nach langwierigen diplomatischen Verhandlungen in die auch die Franken einbezogen waren erst 765 beigelegt 2 Er ging ein Bundnis mit Herzog Tassilo III von Bayern ein dem er um 764 seine Tochter Liutberga zur Frau gab 5 Nach dem Tod Papst Pauls I kam es in den Jahren 767 bis 768 zu Nachfolgestreitigkeiten in die Desiderius eingriff Der Gegenpapst Konstantin II wurde abgesetzt Die langobardische Partei unter dem Priester Waldipert konnte ihren Kandidaten Philipp jedoch nicht behaupten Aufgrund der vorubergehenden Schwache des Frankenreiches wurde Desiderius der Schutzherr des Papstes 6 Papst Stephan III 768 772 war politisch weitgehend von Desiderius abhangig Als Desiderius 769 in die Wahl des Bischofs von Ravenna eingriff verweigerte Stephan jedoch die Bischofsweihe 7 Karl der Grosse heiratete 770 eine Tochter des Desiderius deren Name unbekannt ist und die Desiderata genannt wurde Die Verhandlungen dazu waren von Karls Mutter Bertrada der Jungeren gefuhrt worden die damit das durch Aufstande und Erbstreit geschwachte Frankenreich nach Suden abzusichern plante Nach dem Tode Karlmanns des jungeren Bruders Karls 771 floh Karlmanns Witwe Gerperga mit ihren Sohnen zu Desiderius nach Italien Dieser suchte Papst Stephan III in Rom auf und erreichte dass dessen langobardenfeindliche Berater Christophorus und Sergius durch Paul Afiarta von der langobardischen Partei ersetzt wurden 5 Nachdem Karl der Grosse 772 seine langobardische Gemahlin verstossen hatte wurde Desiderius Hof zu einem Sammelpunkt der Opposition gegen Karl Im Fruhjahr 772 besetzte Desiderius die Stadte Faenza Ferrara und Comacchio und plunderte das Umland Ravennas Der Langobardenkonig drangte Papst Hadrian I die Sohne Karlmanns zu frankischen Konigen zu salben um den Papst in Opposition zu Karl dem Grossen zu stellen Der Papst weigerte sich und entfernte seine pro langobardischen Ratgeber Desiderius besetzte die Stadte Senigallia Jesi Urbino Gubbio und Otricoli brandschatzte im romischen Dukat und marschierte schliesslich gegen Rom Er konnte angeblich nur unter Androhung des Kirchenbanns von einem Angriff auf Rom abgehalten werden Auf einen Hilferuf Hadrians marschierten die Franken im Sommer 773 in Italien ein 8 Ende des Langobardenreiches Bearbeiten Hauptartikel Langobardenfeldzug Desiderius verschanzte sich in Pavia Die Stadt wurde ab September 773 von den Franken belagert Am 4 Juni 774 nach gut neunmonatiger Belagerung kapitulierte Desiderius und ubergab die Stadt Desiderius wurde mit seiner Gemahlin ins Frankenreich deportiert wo sie den Rest ihres Lebens in Corbie in Klosterhaft verbrachten lediglich sein Sohn Adelchis konnte nach Konstantinopel entkommen Das langobardische Konigtum ging auf Karl den Grossen uber der sich in Pavia kronen liess Im Suden blieb das Herzogtum Benevent bis zur Eroberung durch die Normannen im 11 Jahrhundert selbstandig wenngleich es auch zu den Satellitenstaaten des Frankischen Reiches gezahlt werden muss Karl bestatigte auch die Pippinische Schenkung seines Vaters an die Kirche aus der spater der Kirchenstaat hervorging Desiderius ist zuletzt im Jahr 786 bezeugt sein genaues Todesjahr ist unbekannt Das Desiderus Kreuz Bearbeiten nbsp Das Desiderus KreuzDas Kreuz des Desiderius im Museo Santa Giulia in Brescia 9 ist ein moglicherweise bei Prozessionen genutztes Gemmenkreuz welches uber die Jahrhunderte hinweg in Gebrauch war und an dem sich fortlaufende Reparaturen und Erganzungen nachweisen lassen Man nimmt an dass es dem Kloster Santa Giulia von Desiderius zur Grundung 753 n Chr als Weihegabe ubereignet wurde Das Kreuz hat einen Holzkern der mit gehammertem Metall uberzogen ist das an den Seiten mit feinen Nageln fixiert ist Die Metallfassung ist besetzt mit 212 Halbedelsteinen die wegen ihrer Gute und Grosse nur aus einer koniglichen Schatzkammer stammen durften Es finden sich auch romische Gemmen mit mythologischen Darstellungen aus der Antike Herkules Pegasus Bellerophon aber auch eine seltene Darstellung von Friedrich II von Schwaben 13 Jahrhundert eingearbeitet Im unteren Kreuzarm leuchtet ein Zwischengoldglas Medaillon mit der Darstellung von drei Personen die haufig als Tochter des ostromischen Kaisers Theodosius I Galla Placidia mit ihren beiden Kindern Honoria und Valentinian III benannt wurden diese Interpretation wird mittlerweile bestritten Galla Placidia war von den Westgoten auf ihrem Heereszug nach Italien als Geisel genommen verschleppt und dann mit Athaulf dem Schwager des Westgotenkonig Alerich zwangsverheiratet worden Aber als Mutter des spateren Kaisers Valentinian III herrschte Galla Placidia faktisch uber mehrere Jahre als Regentin uber das Westromische Reich Das Medaillon auf dem Kreuz des Desiderius stammt aus dem vierten Jahrhundert und tragt die Signatur eines Kunstlers in griechischen Buchstaben aber keine Benennung der dargestellten Personen Im Zentrum des Kreuzes findet sich auf beiden Seiten eine aus Gold getriebene Miniaturplastik einerseits Christus als Weltenrichter auf einem Thron aus dem 10 Jahrhundert und auf der gegenuberliegenden Seite Christus am Kreuz aus dem 16 Jahrhundert Die permanent gemachten Veranderungen bezeugen den fortlaufenden Gebrauch des Kreuzes im christlichen Ritus des Klosters Santa Giulia in Brescia Familie BearbeitenDesiderius war mit Ansa verheiratet die ebenfalls aus Brescia stammte Sie beeinflusste wohl vor allem Desiderius Religionspolitik und grundete mehrere Kloster S Michele und S Pietro in Brescia Der langobardische Geschichtsschreiber Paulus Diaconus bezeichnete sie nach gangigen Topoi der Panegyrik als coniunx pulcherrima als sehr schone Ehefrau Ansa und Desiderius hatten funf Kinder Vier Madchen und einen Sohn Von drei Madchen ist der Name bekannt sie enden mit perga Anselperga Abtissin von San Salvatore in Brescia Adelperga verheiratet mit Arichis II von Benevent Liutberga oder Liutpirc verheiratet mit Tassilo III N N verheiratet mit Karl dem Grossen Sie ist nicht identisch mit Gerperga das ist eine Fehlinterpretation Gerberga Gerperga war die Gemahlin des Bruders von Karl dem Grossen Karlmann die nach dessen Tod bei Desiderius Zuflucht suchte Adelchis er sollte mit Karls Schwester verheiratet werden Literatur BearbeitenPaolo Delogu Lombard and Carolingian Italy In Rosamond McKitterick Hrsg The New Cambridge Medieval History Bd 2 Cambridge University Press Cambridge 1995 S 290 319 Paolo Delogu Desiderio In Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 39 Rom 1991 S 373 381 Jorg Jarnut Geschichte der Langobarden Kohlhammer Stuttgart 1982 ISBN 3 17007515 2 Wilfried Menghin Die Langobarden Archaologie und Geschichte Theiss Stuttgart 1985 ISBN 978 3 8062 0364 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Desiderius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ludo Moritz Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 202ff detaillierte teils aber uberholte Darstellung Italy Emperors amp Kings englisch Anmerkungen Bearbeiten a b c Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 206ff a b David Harry Miller Papal Lombard Relations During the Pontificate of Pope Paul I The Attainment of an Equilibrium of Power in Italy 756 767 in Catholic historical review 55 1969 3 S 358 376 a b Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 210ff a b Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 264 a b Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 251ff Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 232ff Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 242f Hartmann Geschichte Italiens im Mittelalter Bd II Teil 2 Perthes Gotha 1903 S 258ff Museo di Santa Giulia La Croce de Desiderio Abgerufen am 3 Juni 2019 italienisch VorgangerAmtNachfolgerRatchisKonig der Langobarden 757 774Karl der GrosseNormdaten Person GND 137807252 lobid OGND AKS LCCN n2005043325 VIAF 232278985 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME DesideriusKURZBESCHREIBUNG Konig der LangobardenGEBURTSDATUM 7 Jahrhundert oder 8 JahrhundertSTERBEDATUM nach 786STERBEORT Corbie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Desiderius Konig amp oldid 228303408