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Dieser Artikel beschreibt das Pustertal im naturraumlichen Sinne Fur die gleichnamige Sudtiroler Bezirksgemeinschaft siehe Pustertal Bezirksgemeinschaft Das Pustertal italienisch Val Pusteria ladinisch Val de Puster ist ein im Wesentlichen in Ost West Richtung verlaufendes Alpen Tal Der Grossteil des Tals liegt in Sudtirol Italien der ostlichste Abschnitt in Osttirol Osterreich Das Pustertal bildet hydrogeographisch keine Einheit Die Westhalfte des Tals wird von der Rienz und weiter uber das Flusssystem der Etsch zur Adria hin entwassert die Osthalfte von der Drau und weiter uber das Flusssystem der Donau zum Schwarzen Meer Das grob in der Mitte des Tals befindliche Toblacher Feld ist die Talwasserscheide Das Pustertal bei BruneckBlick uber das Hochpustertal bei InnichenHaufig wird unter Pustertal nur der Sudtiroler Teil des Tales verstanden Die dortigen Gemeinden bilden zusammen mit denen mehrerer Seitentaler die Bezirksgemeinschaft Pustertal Inhaltsverzeichnis 1 Geologisch geografische Beschreibung 2 Etymologie 3 Geschichte 4 Dialekt 5 Verkehr 6 Sage 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeologisch geografische Beschreibung Bearbeiten nbsp Das Pustertal bei SillianDas Pustertal auch das Grune Tal genannt ist im Wesentlichen ein Teil der Periadriatische Naht genannten Verwerfung die die Sudalpen von den Zentralalpen und damit meist auch die Kalkalpen von den zentralen Gneismassiven und Schiefergebirgen trennt Es entwassert zur Halfte durch die Rienz nach Westen und weiter uber Eisack und Etsch in die Adria zur anderen Halfte durch die Drau nach Osten und weiter uber die Donau ins Schwarze Meer Die Wasserscheide liegt im flachen Talboden auf dem Toblacher Feld bei Toblach Als Westgrenze des Pustertals wird entweder die Muhlbacher Klause oder der Brixner Talkessel angesehen wo das Pustertal in das Eisacktal einmundet Den ostlichen Teil bezeichnet man auch als Hochpustertal Ostlich von Sillian verlasst das Pustertal die Periadriatische Linie die ins Gailtal hinuberwechselt und zieht ostnordostwarts nach Lienz hinunter Die Lienzer Klause gilt als ostliche Begrenzung des Pustertals Die Ortschaften im Tal befinden sich auf einer Hohe von 750 bis 1180 m die wichtigsten davon sind im westlichen Pustertal Toblach Welsberg Olang und Bruneck im ostlichen Pustertal Innichen und Sillian Die grossten Seitentaler sind nordseitig von West nach Ost Vals Pfunders Taufers Wielenbach Antholz Gsies das Silvestertal und Villgraten Sudseitig befinden sich von West nach Ost das Gadertal Prags das Hohlensteintal Sexten und das Gailtal Etymologie BearbeitenIgnaz Paprion war der erste der den Namen Pustertal vom slawischen Wort pust ode unfruchtbar herleitete Dieser Ansicht schlossen sich spater Historiker wie beispielsweise Joseph von Hormayr und der Slawist Franz Miklosich an 1 Karl Finsterwalder hingegen fuhrte den Namen auf einen keltischen Personennamen namlich Busturus moglicherweise ein Stammesfurst der Saevaten zuruck auch der Ortsname Vintl sei keltischen Ursprungs 2 Auch Heinz Dieter Pohl 3 fuhrt aus dass der Name nicht aus dem Slawischen hergeleitet werden konne denn die Slawen seien nie so weit nach Westen vorgestossen die Westgrenze des slawischen Gebietes war die Lienzer Klause Der Name Pustrissa bzw Pustrussa als solcher 974 bezeugt 4 stamme aus keltischem Substrat wie auch Innichen Gebiet des Indius 5 Die Endung issa sei in keltischen Toponymen in der Regel an Personennamen angefugt um damit eine Ortlichkeit zu bezeichnen die der Person gehort z B Vindonissa Ort eines Vindonos Katsch aus Katissa Ort eines Katos So sei auch Pustrissa als abgeleitet vom keltischen Personennamen Busturus in Noricum Busturus und in Pannonien Busturo zu interpretieren pagus Pustrissa Gau des Busturus Geschichte Bearbeiten nbsp Toblach am Toblacher FeldVor der kriegerischen Landnahme durch die Romer lebten im Tal Kelten Stamm der Saevaten und eine kleinere Anzahl Rater Das Pustertal zahlte zum keltischen Konigreich Noricum Das Tal durfte sparlich besiedelt gewesen sein Zwischen Olang und Rasen gab es eine fruhgeschichtliche Siedlung in der Nahe des Graberfelds Windschnur Beim heutigen St Lorenzen stand das keltische Oppidum Sebatum und bei Innichen eine kleine vermutlich keltische Siedlung namens Littamum die spater von den Romern zu einer Strassenstation ausgebaut wurde Auch Vintl wird vom Namen her als keltisch eingeordnet und es ist dort eine fruhgeschichtliche Wallburg nachzuweisen Die Eroberung durch die Romer erfolgte 15 v Chr im Zuge der Augusteischen Alpenfeldzuge Sie bauten die Via Julia Augusta durch das Tal die heute noch teilweise nachweisbar ist Nach dem Zerfall des Romerreiches siedelten sich Bajuwaren an Das Toblacher Feld die hochstgelegene Flache des Pustertals war zwischen 590 und 600 Schauplatz der ersten Zusammenstosse zwischen den Bajuwaren unter Herzog Tassilo I die sich nach Sudosten ausbreiten wollten und den Alpenslawen die selbiges in die Gegenrichtung vorhatten aber daran gehindert wurden Im Pustertal und seinen Nebentalern ausser Gadertal finden sich aufgrund der relativ fruhen germanischen Besiedlung die meisten deutschstammigen Hof Flur und Ortsnamen in Sudtirol Wegen des Fehlens von Reihengrabern geht man von einer grossen bajuwarischen Besiedelung zwischen 700 und 750 n Chr aus 769 initiierte Herzog Tassilo III die Grundung des Klosters Innichen zur Slawenmissionierung Einige Zeit spater 783 gehort dieser Teil des Hochpustertals zum Hochstift Freising bis 1803 Der Sieghardinger Engelbert IV ist als einer der Inhaber der Gaugrafschaft Pustertal bekannt Durch Heirat mit dessen Tochter Richardis von Lavant kam Siegfried I von Spanheim 1065 in den Besitz der Grafschaft Siegfrieds Sohn Engelbert I wurde im Zuge des Investiturstreits 1091 der Grafschaft comitatum situm in valle Bustrissa enthoben und es wurden die Bischofe von Brixen durch kaiserliche Schenkung mit der Grafschaft betraut die von der Muhlbacher bis zur Lienzer Klause reichte 6 Otto von Andechs Bischof von Brixen belehnte 1165 seinen Bruder Berthold III mit den Grafschaften Puster und Norital Mit dem Aussterben der Andechser 1248 gelangten die Grafen von Tirol in den Besitz der Grafschaft Pustertal 1253 erlosch die Linie der Tiroler und Meinhard I Schwiegersohn des letzten Grafen von Tirol Albert III erbte u a das Pustertal Nach seinem Tod im Jahre 1258 teilten dessen Sohne Meinhard II und Albert 1271 das gemeinsame Herrschaftsgebiet wobei das Pustertal Albert zufiel 1500 starb das Geschlecht der Meinhardiner aus Gemass Erbvertrag ubernahm Maximilian I von Habsburg die Herrschaft uber das Gebiet das nun mit der ubrigen Grafschaft Tirol vereint wurde Die heutige Grenze zwischen Italien und Osterreich im Pustertal entstand erst infolge des Ersten Weltkriegs durch das Inkrafttreten des Vertrags von Saint Germain im Jahr 1920 Obwohl zunachst eine Grenzziehung uber die Linie der Wasserscheide also quer uber das Toblacher Feld vorgesehen war erhielt Italien mit Innichen und Sexten auch Gebiete ostlich davon Die Staatsgrenze verlauft seither an einer Engstelle des Tals zwischen Winnebach und Sillian Dialekt BearbeitenGrundsatzlich ist der Pusterer Dialekt eine sudbairische Mundart Am Nasner Bach verlauft die Sprachgrenze zwischen dem Ober und dem Unterpustertaler Dialekt Besonders fur die Kernzone bei Bruneck gelten einige distinktive Charakteristika wie etwa Charakteristikum Mundart Standard AnmerkungSchwa Laut e in der Silbencoda wird immer realisiert Sunne triabe Bische ente Sonne trubeBist du druben Manchmal sogar da wo das Standarddeutsche keinen hat z Bsp schiane schon volle voll sehr Wenn im Mittelhochdeutschen ein Schwa Laut als Coda vorhanden war ist dieser heute noch realisiert z Bsp mitegian mitgehen mhd mite gan Maure Mauer mhd mure uː wird durch ein hinzugefugtes ɪ gedehnt guit Buivosuichn gut Bubversuchen Typisches Pusterer Merkmal Ostlich von Welsberg und westlich von Vintl statt ui vermehrt ua Im Antholzertal teils sogar ue guet Das Infinitivmorphem wird nach Nasal und Laterallauten nicht realisiert kemm welllern kommen wollenlernen Nach anderen Lauten wird es realisiert hom haben redn reden rearn weinen etc Verkehr Bearbeiten nbsp Drauradweg Pustertalbahn und Pustertalstrasse im Hintergrund DreischusterspitzeDurchgangig verkehrstechnisch erschlossen ist das Pustertal uber die Staatsstrasse 49 und die Drautal Strasse B 100 die zusammen Teil der Europastrasse 66 sind Der Schienenverkehr lauft uber die Pustertalbahn die in Innichen in die Drautalbahn ubergeht Zudem besteht ein durchgangiger Radweg der innerhalb Sudtirols als Radroute 3 Pustertal und zwischen Toblach bzw Innichen und Lienz auch als Drauradweg bekannt ist Sage BearbeitenDie Sudtiroler Sage von der Trude dem Kind im Schatten das dem Ritter Scharhart gehorchen muss und wie dieser dann doch im gerichtlichen Zweikampf gegen Marhild umkommt spielt im Pustertal Ebenfalls im Hochpustertal angesiedelt ist die Sage uber den Riesen Haunold der an der Quelle Admirabus im innersten Villgratental aufwachst den Hunnenfursten von Heinfels im Zweikampf uberwindet und am Bau des Klosters Innichen mitwirkt ehe er in den gleichnamigen Berg entruckt wird Historisch verburgt ist der Zauberer Thurn Urban der am Thurntaler sein Unwesen getrieben haben soll und in Vierschach hingerichtet wurde Erzahlungen uber die Wilde Fohre und den umgehenden Schuster sind besonders im ostlichen Pustertal verbreitet Literatur BearbeitenBezirksgemeinschaft Pustertal Hrsg Unser Pustertal in Vergangenheit und Gegenwart Athesia Bozen 2009 ISBN 978 88 8266 622 4 online Magdalena Hormann Weingartner Hrsg Tiroler Burgenbuch IX Band Pustertal Verlagsanstalt Athesia Bozen 2003 ISBN 978 88 8266 163 2 Josef Rampold Pustertal Landschaft Geschichte und Gegenwart an Drau Rienz und Ahr Sudtiroler Landeskunde Band 2 5 Auflage Athesia Bozen 1987 ISBN 88 7014 164 0 Helmut Stampfer Hrsg Bauernhofe in Sudtirol Band 10 Unteres Pustertal Von Rodeneck bis Terenten Athesia Bozen 2016 ISBN 978 88 6839 145 4 Helmut Stampfer Hrsg Bauernhofe in Sudtirol Band 11 Mittleres Pustertal Teil 1 Pfalzen St Lorenzen Bruneck Stegen St Georgen Dietenheim Reischach Athesia Bozen 2017 ISBN 978 88 6839 146 1 Helmut Stampfer Hrsg Bauernhofe in Sudtirol Band 11 Mittleres Pustertal Teil 2 Gais Percha Olang Rasen Antholz Athesia Bozen 2019 ISBN 978 88 6839 260 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikivoyage Pustertal Reisefuhrer nbsp Commons Pustertal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Josef Rampold Pustertal Bozen Athesia 1980 S 61 Karl Finsterwalder Pustertaler Ortsnamen in Der Schlern Jg 1965 S 453 Landschaften Abgerufen am 18 November 2020 Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Bd 1 Bis zum Jahr 1140 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2009 ISBN 978 3 7030 0469 8 S 124 125 Nr 161 Egon Kuhebacher Die Hofmark Innichen Innichen 1969 S 38 Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Band 1 Bis zum Jahr 1140 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2009 ISBN 978 3 7030 0469 8 S 235 237 Nr 268 mit ausf Diskussion des Forschungsstandes 46 733333333333 12 166666666667 Koordinaten 46 44 N 12 10 O Normdaten Geografikum GND 4047886 5 lobid OGND AKS VIAF 242983701 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pustertal amp oldid 236612816