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Die Mansio lat Rast Aufenthalt Aufenthaltsort war ein Rastplatz oder eine Herberge in der romischen Antike Rekonstruktionsbau der romischen Herberge in der Colonia Ulpia Traiana Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Entstehung 3 Aufbau und Personal 4 Wachposten 5 Siedlungen 6 Sonstiges 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Begriff stammt vom Verb manere bleiben ab und bezeichnete im 1 Jh v Chr einen Aufenthalt Rast entlang eines Weges 1 Der Begriff geht in der fruhen Kaiserzeit auf den Rastplatz den Aufenthaltsraum bzw das Gebaude uber 2 Da man an einem Tag gewohnlich von mansio zu mansio reiste hatte der Begriff auch die Bedeutung raumliche und zeitliche Distanz Strecke 3 oder Tagesreise 4 Schliesslich wurden Rast und Wechselstationen des cursus publicus die entlang einer romischen via publica in regelmassigen Abstanden zu finden waren seit dem Beginn des 4 Jhs n Chr als mansio oder mutatio bezeichnet 5 Der Terminus benennt sowohl das Rasthaus an sich als auch ist er Sammelbegriff fur die einzelnen Gebaude der Station Rasthaus Strassenposten Stallungen Bad Handwerksbetriebe usw Vom 1 bis zum 3 Jh n Chr tauchen in den Quellen andere Begriffe fur die mansio auf taberna praetorium deversorium oder stabulum Erst im 333 n Chr entstandenen Itinerarium Burdigalense findet man die mansio haufig neben mutatio Pferdewechsel und civitas erwahnt Aus mansio sind das franzosische Wort maison Haus Heim 6 und das spanische Wort mansion Villa hervorgegangen 7 uber das Altfranzosische gelangte das Wort auch in die englische Sprache mansion manse 8 Entstehung Bearbeiten nbsp Die Mansio im Lagerdorf des Kastells Szazhalombatta Dunafured Matrica Ungarn Die Errichtung von Strassenstationen in regelmassigen Intervallen entlang der wichtigsten romischen Verkehrswege geht auf die Neuorganisation der cura viarum durch Augustus im Jahr 20 v Chr zuruck 9 Der erste Kaiser liess entlang der Hauptstrassen des Reiches in gleichmassigen Abstanden junge Leute spater Wagen fur Kuriere bereitstellen um Informationen und Nachrichten zwischen den Provinzen und Rom schneller ubermitteln zu konnen Dies war die Geburtsstunde des cursus publicus Die Romer folgten damit letztlich dem Vorbild der persischen Staatspost die im 5 Jh v Chr von Herodot 10 beschrieben wurde Auf der Persischen Konigsstrasse zwischen Sardeis und Susa befanden sich in regelmassigen Abstanden insgesamt 111 sta8moi Stathmoi davon leitet sich auch der lateinische und moderne Begriff Station ab an denen Manner und Pferde zum schnellen Nachrichtentransport bereitstanden In romischer Zeit wurden ungefahr alle funfzehn Kilometer Pferdewechselstationen mutationes und etwa alle vierzig Kilometer eine Tagesetappe Rasthauser mansiones errichtet Aufbau und Personal BearbeitenMansiones bestanden aus verschiedenen Gebaudekomplexen wie aus einer severischen Inschrift aus dem thrakischen Pizos hervorgeht 11 Neben einem Wachposten mit Stationssoldaten milites stationarii ist von Rasthausern praetoria Badern balnea und von Spanndiensten angaria fur den staatlichen Postverkehr die Rede Das eigentliche Rasthaus ist anhand zahlreicher Grabungsbefunde relativ einfach zu charakterisieren Uber eine breite Einfahrt gelangt man in den Hof einer U formigen Anlage die meist aus Stallen und Wagenabstellplatzen sowie Ess und Gastezimmern besteht Der Vorsteher einer mansio war der manceps bzw der praepositus mansionis Er war meistens ausgedienter Offizier oder stammte aus dem Kreis der lokalen Dekurionen also der politischen Fuhrungsschicht der nachsten Stadt Seine Dienstzeit betrug funf Jahre in der Spatantike war es fur ihn strafbar sich mehr als dreissig Tage von der Strassenstation statio zu entfernen 12 In einer Station durchschnittlicher Grosse arbeiteten etwa 16 18 Personen Die hippocomi und muliones kummerten sich um die durchschnittlich ca 40 Zug und Reittiere 13 die unter genauen Auflagen zur Weiterreise bis zum nachsten Rasthaus zur Verfugung standen 14 Daneben gab es z B noch carpentarii Wagner und andere Aushilfskrafte Wachposten BearbeitenWachposten fanden sich nicht in jeder Strassenstation sondern nur an wichtigen Knotenpunkten oder Zollgrenzen Sie lassen sich bisher nicht durch archaologische sondern nur durch epigraphische Quellen nachweisen die im Umfeld von Strassenstationen gefunden wurden In den Wachposten waren neben den milites stationarii vor allem beneficiarii im Dienst Benefiziarier waren Unteroffiziere aus dem Stab des Statthalters die sich seit vespasianischer Zeit 69 79 n Chr inschriftlich bei Strassenstationen nachweisen lassen Sie absolvierten einen sechs Monate dauernden Dienst in einer Station bevor sie entweder zu einem anderen Strassenposten abkommandiert oder fur eine weitere Dienstzeit bestatigt wurden Die altere Literatur deutete sie vor allem als Gendarmerie und Strassenpolizei des Statthalters 15 heute bringt man sie aber auch mit Finanz Steuer Zoll und Justizaufgaben in Verbindung da z B in den Raststationen des cursus publicus seit dem Ende des 2 Jhs n Chr haufig die annona militaris und die annona civica jahrliche Naturalsteuern eingesammelt wurden 16 Siedlungen BearbeitenIn landlichen Gebieten der Provinzen gaben mansiones haufig den Anstoss zur Entstehung von Siedlungen die sich in der Nahe dieser wirtschaftlich interessanten Anlagen bildeten Die Raststation selbst scheint hingegen haufig eher am Rande des bewohnten Areals zu liegen Dies gilt besonders fur Stadte in denen haufig das Befahren von Stadtstrassen mit Wagen tagsuber verboten war So z B in Rom durch die lex Iulia municipalis 17 oder in Aquae Sextiae Aix en Provence 18 Die Raststationen liegen somit meist in der Nahe der Stadttore wie z B in Pompeji am Stabianer und Herculaner Tor oder in Augusta Raurica Kaiseraugst bei Basel Sonstiges BearbeitenHeute findet sich der Begriff mansio noch in dem Spruch der Sternsinger in Sud und Mitteldeutschland die die Zeichen C M B mit Jahreszahl an die besuchten Hauser schreiben Es bedeutet ausgeschrieben Christus Mansionem Benedicat lateinisch fur Christus segne dieses Haus Siehe auch BearbeitenAusspannLiteratur BearbeitenHelmut Bender Romische Strassen und Strassenstationen Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Nr 13 Stuttgart 1975 E W Black Cursus Publicus The infrastructure of government in Roman Britain Tempvs Reparatvm Oxford 1995 ISBN 0 86054 781 7 Anne Kolb Mansio In Der Neue Pauly DNP Band 7 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01477 0 Sp 829 Hans Christian Schneider Altstrassenforschung Ertrage der Forschung Bd 170 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1982 ISBN 3 534 07293 6 S 95 101 Reinhard Wolters Mansio In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 238 online Einzelnachweise Bearbeiten Cicero Att 8 15 2 9 5 1 fin 3 60 Plinius nat 6 96 18 194 pecorum mansione Sueton Tit 10 1 CIL 6 2158 mansiones saliorum Palatinorum Plinius nat 12 64 Lactanz mort pers 45 mansionibus geminatis Plinius nat 12 52 CIL 5 2108 mansiones L 50 Tage Vgl Historia Augusta v Alex Sev 48 4 Vgl Digesta 50 4 18 10 Etymologie de maison im etymologischen Lexikon des CNRTL Abruf im Marz 2020 Eintrag mansion im Worterbuch der RAE Abruf im Marz 2020 Eintrag mansion in der Online Ausgabe des Merriam Webster Worterbuchs Abruf im Marz 2020 Sueton Aug 49 3 Herodot 5 52ff Inscriptiones graecae in Bulgaria repertae III 2 1964 Nr 1690 Codex Theodosianus 8 5 36 8 5 42 Prokop hist arc 30 p 85C Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 19 2001 238 s v mansio R Wolters Alfred von Domaszewski WDZ 21 1902 158 211 J Ott Hist Einzelschriften 92 1995 113ff CIL 1 593 Z 56ff CIL 12 2462 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mansio amp oldid 229080900