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Als decurio Zehnschaftsfuhrer von lateinisch decem zehn oder curialis wurde im romischen Reich ein Stadtratsmitglied romischer Gemeinden bezeichnet das in Kaiserzeit und Spatantike auf Lebenszeit gewahlt wurde Der Begriff curialis leitet sich von der Curia ab dem Versammlungsort der Senatoren in Rom bzw der Mitglieder des Gemeinderates in den Provinzen Gleichzeitig wird mit dem Dekurionenstand auch die Oberschicht der Stadte im romischen Reich bezeichnet In der Neuzeit wurden auch Mailander Amtstrager die dem Patrizierstand entstammten als Decurio bezeichnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Auswahl Herkunft und Aufgaben 2 Forschungsgeschichte 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAuswahl Herkunft und Aufgaben BearbeitenDie Auswahl der Stadtratsmitglieder erfolgte von Stadt zu Stadt unterschiedlich nach lokalen Regelungen Teilweise wahlten die Duoviri aus der Oberschicht der Honestiores geeignete Kandidaten aus andernorts ermoglichte lediglich die eigene Tatigkeit als Duovir oder als stadtischer Adil die Mitgliedschaft in wieder anderen Stadten erfolgte die Bestellung durch den Rat selber im Rahmen einer Kooptation Die Kandidaten mussten freigeboren sein und das Burgerrecht der Stadt besitzen durften aber nicht vorbestraft ehrlos bei der Gemeinde verschuldet oder Eunuchen sein 2 Das Mindestalter lag zumeist bei 25 Jahren 3 das Mindestvermogen hing unter anderem von der Grosse der Stadt ab Die Decurionen bildeten die Fuhrungsschicht der civitates municipia und coloniae in denen sie fur die Sicherheit der Stadte alltagliche Rechtsgeschafte und offentliche Veranstaltungen wie religiose Feste oder Spiele zu sorgen hatten Nach romischem Recht war diese Aufgabe ein Ehrenamt das mit erheblichem Ansehen verbunden und deshalb sehr erstrebenswert war In der Regel war die Zugehorigkeit zum ordo decurionum also jener Gruppe in einer Stadt der die meisten Ratsherren entstammten erblich In vielen municipia war zudem festgelegt dass Manner die als curiales offentliche Amter bekleidet hatten nach dem Ende der Amtszeit das begehrte romische Burgerrecht erhielten Bis zur Constitutio Antoniniana die 212 allen freien Einwohnern des Imperiums das Burgerrecht verlieh trug dies dazu bei die Attraktivitat der Mitgliedschaft im Stadtrat zu erhohen Forschungsgeschichte BearbeitenDie Entwicklung des Decurionenstandes in der Spatantike ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen Wahrend traditionell die Zeit ab dem 3 Jahrhundert mit einem volligen Niedergang und Machtverlust des Decurionenstandes in Verbindung gebracht wurde haben mittlerweile einige Forscher betont dass sich diese Entwicklung sehr in Grenzen hielt und die stadtischen Oberschichten vielerorts noch uber Jahrhunderte hinweg ihre Bedeutung aufrechterhalten konnten Ein Beispiel fur die Sicht der alteren Forschung ist die Vorstellung einer reichsweiten Curialenflucht Die Curialen waren fur die Steuereintreibung in ihrer Stadtgemeinde verantwortlich was auch dazu fuhrte dass sie bei Mindereinnahmen die Differenz aus eigener Tasche aufbringen mussten Diese Belastung sei so das traditionelle Bild vor allem ab der Reichskrise des 3 Jahrhunderts so erheblich geworden dass viele Curialen um der Verarmung zu entgehen ihre Heimatstadt verliessen Verstarkt worden sei dieses Phanomen dadurch dass sich gerade die wohlhabendsten Stadtrate ihren diesbezuglichen Pflichten entzogen indem sie in die Reichsverwaltung oder den Dienst der Kirche traten und somit aus der Lokalpolitik zuruckzogen Daher habe man neue Amtsinhaber finden und in ihre Funktion drangen mussen die aber oftmals erst recht nicht vermogend genug gewesen seien um die Verpflichtungen erfullen zu konnen Belege fur die einzelnen beschriebenen Entwicklungen gibt es tatsachlich jedoch werden sie in der neueren Forschung nicht mehr derartig verallgemeinert Umgekehrt gibt es namlich auch Hinweise dass die Decurionen in vielen Stadtgemeinden wahrend der Spatantike weiterhin entscheidenden Einfluss ausubten und als einflussreiche Gruppe wahrgenommen wurden 4 Literatur BearbeitenBernhard Kubler Decurio In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 2319 2352 Herwig Stiegler Decurio 1 In Der Kleine Pauly KlP Band 1 Stuttgart 1964 Sp 1417 1419 Christian Gizewski Decurio 1 In Der Neue Pauly DNP Band 3 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01473 8 Sp 357 359 Einzelnachweise Bearbeiten Antonio Alvarez Ossorio Alvarino The King and the Family Primogeniture and the Lombard Nobility in the Spanish Monarchy In John Morrill Robert von Friedeburg Hrsg Monarchy Transformed Princes and Elites in Early Modern Western Europe Cambridge University Press Cambridge 2017 ISBN 978 1 316 51024 7 S 183 211 hier S 190 Digesten 50 4 11 Digesten 50 4 8 Zur Diskussion um die Curialenflucht siehe beispielsweise Jens Uwe Krause Spatantike Patronatsformen im Westen des Romischen Reiches C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32356 1 S 183 202 Christian Witschel Trier und das spatantike Stadtewesen im Westen des romischen Reiches In Trierer Zeitschrift Band 67 68 2004 2005 S 223 272 hier S 244 258 Normdaten Sachbegriff GND 4149038 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Decurio Kommunalverwaltung amp oldid 236606228