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Das Kloster Niedernburg Passau ist ein ehemaliges Frauenstift das wohl 1500 zu einer Benediktinerinnen Abtei 1 und 1836 2 Kloster der Englischen Fraulein bis 2017 3 wurde in der Altstadt von Passau in Bayern im Bistum Passau Daruber hinaus war das Kloster fur sich allein zwischen 1010 und 1160 als Reichsstift Niedernburg reichsunmittelbar und von 1161 bis 1803 im Besitz des Hochstifts Passau Die Turme der KlosterkircheInnenraum der KlosterkircheDas Grab der Seligen Gisela von Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Reichsstift 1010 1160 1 3 Verlust der Reichsunmittelbarkeit 1 4 Erwahnung im Nibelungenlied 1 5 Ab 15 Jahrhundert 1 6 Ab 19 Jahrhundert 1 7 Ende des Klosterbetriebs ab 2013 2 Klosterkirche Zum Heiligen Kreuz 2 1 Das Grab des Gregorius 3 ehemalige Marien Pfarrkirche 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Das Frauenstift Niedernburg wurde wohl 772 so eine Traditionsnotiz der Klosterfrauen des 17 18 Jahrhunderts 4 unter Tassilo III und Liutberga von Baiern gegrundet Sicher kann das Frauenstift als agilolfingische Grundung gelten Vielfach wird auch auf das Jahr 739 verwiesen in der auch in Passau die bairische Bistumsorganisation etabliert wurde In den Grabungsberichten 5 wird die erste Kirche auf um 700 datiert 14C Daten aus dem Setzmortel der Apsismauer zwischen 642 und vor 775 n Chr was eine Grundung eventuell zuerst als agilolfingische Herzogspfalz auch unter den Herzoginnen und Herzogen Theodo II und Folchaid Theodolt und Pilitrud oder Odilo und Hiltrud die nach dem Tod Odilos 748 bis 754 in Vormundschaft fur ihren minderjahrigen Sohn Tassilo III allein regierte und wohl gleichzeitig das Amt der Abtissin des Frauenstifts Nonnberg in Salzburg innehatte plausibel machen wurde Reichsstift 1010 1160 Bearbeiten Niedernburg erhielt 1010 von Heinrich II die Reichsunmittelbarkeit verliehen Erste namentlich bekannte Abtissin war Heilika die von 1010 bis 1020 amtierte und vermutlich die Benediktsregel eingefuhrt hatte 6 Im 11 Jahrhundert entstand die romanische Pfeilerbasilika Heiligkreuz Mitte des 11 Jahrhunderts wurde hier die Abtissin Gisela von Bayern Schwester Kaiser Heinrichs II und Witwe des ungarischen Konigs Stephan des Heiligen bestattet Im 12 Jahrhundert wurde als zweiter Sakralbau eine Marienkirche errichtet Fur das 12 Jahrhundert ist zudem eine enge Verbindung zum machtigen Geschlecht der Grafen von Sulzbach nachgewiesen So sind urkundlich Berengar I von Sulzbach vor 1080 1125 als Vogt der seinerzeit amtierenden Abtissin Kunigunde 7 8 sowie dessen Tochter Adelheid als Abtissin fur das Jahr 1147 bezeugt 9 Das von Berengar eingenommene Vogteirecht innerhalb dieses seinerzeit reichen Frauenstifts ragte aufgrund dessen Reichsstellung und grosser Besitzungen besonders heraus 10 Zugleich konnte es nicht nur den Niedergang des Klosters als Reichsstift sondern auch den derer von Sulzbach bedeutet haben als Adelheid vor 1160 als Abtissin abgesetzt worden war auch wenn das die an ihren Bruder Gebhard um 1114 1188 weitergegebenen und vermutlich bis zu seinem Tod geltenden Vogteirechte formal nicht betraf waren seine Zugriffsmoglichkeiten nun durch die im Vergleich zum Konig viel bedrangendere Nahe des Bischofs als neuen Klosterherrn weit mehr eingeschrankt 10 Verlust der Reichsunmittelbarkeit Bearbeiten Das Kloster Niedernburg wurde 1161 von Friedrich I Barbarossa dem Passauer Furstbischof Konrad I von Babenberg geschenkt wodurch es die Reichsunmittelbarkeit wieder verlor Sein Nachfolger Wolfger von Erla erhielt von Kaiser Heinrich VI im Jahr 1191 auch Konigssteuer und Vogteirechte sodass Niedernburg zum Eigenkloster der Passauer Bischofe wurde und der weite Grundbesitz des Klosters den wirtschaftlichen Grundstock fur das Hochstift Passau bilden konnte Die Abtissin wurde von Wolfger abgesetzt und die Leitung des Klosters an eine Dechantin ubertragen Erwahnung im Nibelungenlied Bearbeiten Helmut de Boor meint das Kloster Niedernburg konnte das im 13 Jahrhundert verfasste Nibelungenlied erwahnte Kloster sein Der Dichter vom Nibelungenlied weiss auch dass in Passau am Zusammenfluss von Donau und Inn ein Kloster liegt Es ist das alte Benediktinerinnenkloster Niedernburg man kann erwagen ob der Dichter zu diesem Kloster in besonderer Beziehung gestanden hat 11 Ab 15 Jahrhundert Bearbeiten Im 15 Jahrhundert wurde das Grab der als Seligen verehrten Gisela das Ziel zahlreicher ungarischer Pilger Um 1500 wurde die damalige Dechantin Ursula von Schonstein von Papst Alexander VI wieder in den Rang einer Abtissin erhoben 1583 offnete Furstbischof Urban von Trennbach den Konvent auch fur Burgertochter Die beiden verheerenden Passauer Stadtbrande von 1662 und 1680 zerstorten jeweils auch das Kloster Heiligkreuz Kirche und Konventgebaude wurden aber schnell wieder errichtet 1780 wurde in Niedernburg eine Madchenschule eingerichtet Ab 19 Jahrhundert Bearbeiten Das Kloster wurde 1806 im Zuge der Sakularisation aufgelost In der Klosteranlage wurde 1815 eine Besserungs und Beschaftigungsanstalt der Polizei 1822 eine Irrenanstalt und 1826 ein Taubstummenheim untergebracht Bischof Karl Joseph von Riccabona konnte 1836 in Kloster Niedernburg Englische Fraulein ansiedeln die hier das Gisela Gymnasium die Gisela Realschule und ein Schulerinnenheim einrichteten Das Grab der in Ungarn sehr verehrten seligen Abtissin Gisela Konigin von Ungarn wird von vielen Pilgern besucht Ende des Klosterbetriebs ab 2013 Bearbeiten Im Oktober 2013 verliessen die Englischen Fraulein das Kloster da sie fur den laufenden Betrieb zu wenige und mittlerweile zu alt waren Die Kirche ist seitdem nur noch sporadisch geoffnet Einzige Nutzer der Gebaude sind nun die beiden Gisela Schulen und das Schulerinnenheim Nachdem der Freistaat Bayern zum Teil Eigentumer der Immobilie ist und zwischen den bisherigen Nutzern und dem Freistaat Bayern zusatzlich ein Erbbaurechtsvertrag besteht werden zwischen der Diozese Passau und dem Freistaat Bayern Verhandlungen uber den Verkauf der Anlage an die Diozese Passau gefuhrt 12 13 Klosterkirche Zum Heiligen Kreuz BearbeitenDie Klosterkirche Zum Heiligen Kreuz ist eine romanische Pfeilerbasilika aus dem 12 Jh Die Vorhalle ist noch alteren Datums Der spatgotische Chor wurde im 15 bis 16 Jahrhundert errichtet Vom linken Seitenschiff getrennt ist die gotische Erasmuskapelle mit Taufstein Wandfresko und Pieta Gruppe von 1420 Das Hochaltarkreuz stammt aus dem Jahr 1508 Die barocken Gewolbe des Langhauses entstanden nach den Stadtbranden von 1662 und 1680 An den Langhauspfeilern sind gotische und barocke Figuren zu sehen Im sudlichen Querhaus befindet sich ein Monument der seligen Gisela sowie Grabdenkmaler des 14 bis 17 Jh An die Kirche schliesst sich ein spatgotischer Kreuzgang an Auf der Ostseite des Klosters steht die 1150 erbaute aber nach dem Brand von 1662 Ruine gebliebene St Marien Kirche Das Grab des Gregorius Bearbeiten Laut einer Legende starb am 23 September 1093 zur Mittagsstunde ein alter armenischer Erzbischof namens Gregorius wahrend einer Sonnenfinsternis welcher vor dem Hochaltar der niedernburger Klosterkirche bestattet wurde Das Grab wurde bei Ausgrabungen 1978 gefunden Auch konnte fur das uberlieferte Datum eine Sonnenfinsternis fur ca 11 00 Uhr nachgewiesen werden Zwei im Grab gefundene Bleiplatten welche die auf Grund starker Korrosion der Platten luckenhafte Lebensgeschichte des Gregorius uberliefern weisen ihn als natione Armenus aus Die im Grab aufgefundenen Bleiplatten sowie die im Mittelmeerraum entstandene Gurtelschnalle und das Pektoralkreuz sind heute in Museum Kastell Boiotro ausgestellt Die Gebeine Gregorius wurden 1982 nach armenischem Ritus wieder im Mittelgang der Kirche bestattet Das Grab ist heute durch eine Grabplatte gekennzeichnet Es wird vermutet dass Gregorius im Zusammenhang mit den Byzantinisch Seldschukischen Kriegen nach 1071 nach Passau kam In Passau wirkte Gregorius laut Uberlieferung unter anderem als Lehrer des Seligen Englmar ehemalige Marien Pfarrkirche BearbeitenDie seit 1662 durch einen Brand zerstorte Marien Pfarrkirche unterstand dem Frauenkonvent Sie steht an der Ostseite des Klosters und wurde im 12 Jahrhundert errichtet Sie gilt als bedeutendes romanisches Kunstwerk in Passau von dem heute nur noch die Vorhalle mit einem zwischen 1944 und 1953 freigelegten Wandmalereizyklus zu sehen ist Rekonstruktionen gehen davon aus dass die Vorhalle den Eingang zu einer grossen dreischiffigen Emporenbasilika bildete Die Wandmalereien u a ein Lazarus Zyklus und eine thronende Madonna werden auf Ende des 12 Jahrhunderts datiert 14 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern II Niederbayern Munchen 1988 S 526 531 Alfons Gruneis Die Konigin und Abtissin Gisela und ihr Grab in der Klosterkirche von Niedernburg In Jahresbericht Passau 1953 Birgit Hielscher Gisela Konigin von Ungarn und Abtissin von Passau Niedernburg In Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Nr 10 Passau 1968 S 265 289 August Leidl Die selige Gisela Konigin von Ungarn um 985 um 1060 In Bavaria Sancta III 1973 August Leidl 150 Jahre Institut der Maria Ward Schwestern in Passau Niedernburg In Ostbairische Grenzmarken 29 1987 S 151 158 Franz Mader Vergessene Kirchen Profanierte oder abgebrochene Kirchen und Kapellen in Passau Der Passauer Wolf Veroffentlichungen zur Kulturgeschichte Passaus Band 14 Passau 2000 S 24 31 Heidrun Stein Kecks Die romanischen Wandmalereien in der Vorhalle zur ehemaligen Marienkirche des Klosters Niedernburg In Moseneder Karl Hrsg Kunst in Passau Von der Romanik zur Gegenwart Passau 1993 S 30 59 Kloster Niedernburg Gisela und das Kloster Niedernburg CD ROM Passau 2008 Anton Schuberl Der Wiederaufstieg des Klosters Niedernburg zur Abtei Die Klosterreformen des 15 Jahrhunderts an einem Passauer Frauenkloster erforscht mit Hilfe des Urkundenportals monasterium net Oberhaching 2016 ISBN 978 3 946244 03 5 Anton Schuberl Das Kloster Niedernburg im Spatmittelalter In Passauer Jahrbuch Jahrgang 56 2014 S 57 81 Bjorn Statnik Die Wandmalereien in der Vorhalle der ehemaligen Marien Pfarrkirche des Passauer Klosters Niedernburg in Jeffrey F Hamburger u a Hrsg Frauen Kloster Kunst Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des Mittelalters Brepols Publishers Turnhout 2007 ISBN 978 2 503 52357 6 S 357 367 Eva Weiler Die religiose Frauengemeinschaft Niedernburg in Passau Rekonstruktion der Bautatigkeit im Hochmittelalter Diplomarbeit Wien 2012 online auf univie ac at Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Niedernburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fond Kloster Passau Niedernburg Urkunden Benediktinerinnen 1010 1801 In Monasterium net ICARUS International Centre for Archival Research abgerufen am 1 Januar 1900 Urkundenarchiv Kloster in Bayern Niedernburg in Passau Wallfahrtsort der Ungarn Haus der Bayerischen Geschichte Website der Gisela Schulen Passau Niedernburg Bayrischer Denkmalatlas AZ D 2 62 000 266 ID 1000Einzelnachweise Bearbeiten Anton Schuberl Das Kloster Niedernburg im Spatmittelalter In Verein fur Ostbairische Heimatforschung Hrsg Passauer Jahrbuch Jahrgang 56 Passau 2014 S 57 81 Bistumsarchiv Passau ABP OA Generalakten 9247 Kourier an der Donau 11 Oktober 1836 Installation der Genossinnen des englischen Fraulein Instituts Englische Fraulein sagen Niedernburg Adieu In wochenblatt de 7 Juli 2017 abgerufen am 30 Marz 2023 Notizen zur Geschichte des Klosters Bayerisches Hauptstaatsarchiv BayHStA Kloster Passau Niedernburg Amtsbucher und Akten 639 In archivportal d de Abgerufen am 30 Marz 2023 Helmut Bender Die Ausgrabungen 1978 1980 in der Klosterkirche Heiligkreuz zu Passau Niedernburg Hrsg Helmut Bender Lothar Bakker Egon Boshof Sabine Deschler Erb Verlag Michael Lassleben Kallmunz 2018 S 205 Stephanie Haberer Geschichte Niedernburg in Passau Wallfahrtsort der Ungarn Webseite vom Haus der Bayerischen Geschichte online unter hdbg eu Urkunde Kloster Passau Niedernburg Urkunden Benediktinerinnen 1010 1801 4 In Monasterium net ICARUS International Centre for Archival Research abgerufen am 1 Januar 1900 Egon Boshof Regesten der Bischofe von Passau 731 1206 Munchen 1992 S 157f Rudolf Hiestand Die Abtissin Adelheid von Passau Niedernburg und Kaiser Manuel I Komnenos von Byzanz In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band 102 1994 S 98 107 doi 10 7767 miog 1994 102 12 98 a b Jurgen Dendorfer Die Grafen von Sulzbach In Ferdinand Kramer Wilhelm Stormer Hrsg Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern Franken und Schwaben Munchen 2005 S S 179 212 hier S 198 199 online Das Nibelungenlied Nach der Ausgabe von Karl Bartsch Herausgegeben von Helmut de Boor 22 Auflage F A Brockhaus Mannheim 1988 S VIII Das schwere Erbe von Niedernburg In pnp de Passauer Neue Presse 26 November 2013 abgerufen am 7 Februar 2021 Staat und Kirche verhandeln uber Niedernburg In pnp de Passauer Neue Presse 1 April 2014 abgerufen am 7 Februar 2021 Bjorn Statnik Die Wandmalereien in der Vorhalle der ehemaligen Marien Pfarrkirche des Passauer Klosters Niedernburg in Jeffrey F Hamburger u a Hrsg Frauen Kloster Kunst Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des Mittelalters Brepols Publishers Turnhout 2007 ISBN 978 2 503 52357 6 S 357 367 48 574166666667 13 471944444444 Koordinaten 48 34 27 N 13 28 19 O Normdaten Korperschaft GND 16121773 4 lobid OGND AKS LCCN n2016025480 VIAF 243180297 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Niedernburg amp oldid 239354181