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Das Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich der Furstbischofe von Passau und bestand bis zur Sakularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss am 22 Februar 1803 Wahrend die Diozese Passau mit 42 000 km das grosste Bistum des Heiligen Romischen Reichs war und sich zeitweise uber Wien bis in den Westen Ungarns ausdehnte war das Hochstift Passau mit zuletzt 991 km wesentlich kleiner Es lag rund um die Stadt Passau uberwiegend in der Region des Bayerischen Waldes Territorium im Heiligen Romischen ReichHochstift PassauWappenKarteAlternativnamen Furstbistum Hochstift StiftHerrschaftsform Wahlfurstentum StandestaatHerrscher Regierung Furstbischof Administrator oder in Vakanz DomkapitelHeutige Region en DE BY AT 4Reichstag 1 Virilstimme auf der geistlichen Bank im ReichsfurstenratReichskreis BayerischHauptstadte Residenzen PassauKonfession Religionen romisch katholischSprache n DeutschAufgegangen in westlicher Teil an Bayern ostlicher Teil zum Kurfurstentum SalzburgWappen eines Furstbischofs mit furstlichen und bischoflichen heraldischen Wurdezeichen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bistum 1 2 Anfange des Hochstifts 1 3 Bayerische und osterreichische Anspruche 1 4 Konsolidierung des hochstiftlichen Gebietes 1 5 Auflosung des Hochstifts 2 LiteraturGeschichte Bearbeiten nbsp Der Dom St Stephan davor die Alte Residenz nbsp Neue Residenz nbsp Veste Oberhaus oben und Veste Niederhaus rechts unten Bistum Bearbeiten Das Bistum Passau wurde im Jahr 739 von Bonifatius gegrundet Verschiedene Urkunden und Briefe aus dem 10 Jahrhundert Lorcher Falschungen sollten jedoch belegen dass es aus dem antiken Bistum Lauriacum hervorgegangen sei Bischof Vivilo soll seinen Sitz nach Passau verlegt haben als die Awaren Lorch zerstorten Damit sollte im 13 Jahrhundert ein historisches Vorrecht gegenuber dem Erzbistum Salzburg begrundet werden und der Anspruch auf ein eigenes Erzbistum Anfange des Hochstifts Bearbeiten 999 wurde vom damaligen Kaiser Otto III die Gerichts und Verwaltungshoheit das Markt Munz und Zollrecht uber die Stadt Passau dem Bischof Christian von Passau ubertragen Damit war der Bischof erstmals politisches Oberhaupt der Stadt Vorubergehend musste er diese Rechte im Investiturstreit 1078 an den von Konig Heinrich IV eingesetzten Burggrafen Ulrich von Passau wieder abgeben jedoch nur fur kurze Zeit Bereits 1099 gab der Kaiser die Rechte an das Hochstift zuruck Kaiser Friedrich I schenkte 1161 das reichsunmittelbare Kloster Niedernburg mit seinen Besitzungen und Vorrechten dem Domstift Das umfangreiche Gebiet war jedoch von der vom Reich verliehenen Grafschaft im Ilzgau comitia in Ylskeu sowie Vogteien und Lehen durchsetzt 1207 konnte die Grafschaft erworben werden Auch grosse Teile der Grafschaft Windberg gelangten vom Herzog von Meran zum Hochstift 1217 bestatigte Kaiser Friedrich II dem Hochstift das Land der Abtei Abteiland nordlich von Passau 1227 erfolgte der Kauf der Herrschaft Viechtenstein Bischof Otto von Lonsdorf loste 1262 das Hochstift aus der Schirmvogtei der bayrischen Herzoge und erwarb damit die Reichsunmittelbarkeit Bayerische und osterreichische Anspruche Bearbeiten Der betrachtliche Wohlstand des Hochstifts weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Begehrlichkeiten bei seinen Nachbarn Bayern und Osterreich 1248 erlangte der bayerische Herzog Otto II die Herrschaft uber das Kloster St Nikola und die damit verbundene Hofmark Fortab gehorte St Nikola zu Bayern und lag ausserhalb des Hochstifts Passau 1289 riss Herzog Albrecht I von Osterreich die Herrschaft Falkenstein an sich und verschob damit die Grenze des Hochstifts zu Osterreich nach Westen 1387 kam es zu offenen Auseinandersetzungen zwischen gleich drei Bewerbern um das Bischofsamt namlich dem Domdechanten Hermann Ruprecht von Berg und Georg von Hohenlohe bis nach drei Jahren Georg die Oberhand behielt Der gelehrte Leonhard von Laiming 1424 51 verschonerte die Stadt die Residenz und die Passau beherrschenden Schlosser nach den Feuersbrunsten von 1435 und 1437 Unter seinem Nachfolger Ulrich von Nussdorf fanden 1478 in Passau Judenverfolgungen statt Die Herrschaft Rannariedl wurde am 15 November 1487 auf Wiederkauf von Bischof Friedrich Graf von Ottingen an Herzog Georg den Reichen verkauft Durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504 1505 fiel diese Herrschaft an Maximilian I und somit an Osterreich Der westliche Teil der Herrschaft die Sieben kunischen Dorfer Wollaberg Heindlschlag Hintereben Jandelsbrunn Rosenberg Assberg und Grund sowie das Gericht Wildenranna bildeten nun eine grosse osterreichische Enklave im hochstiftlichen Gebiet Die Grafschaft Hals die 1517 an die Wittelsbacher fiel bildete eine bayerische Enklave wahrend andererseits Aigen am Inn eine hochstiftliche Exklave in bayerischem Gebiet war Konsolidierung des hochstiftlichen Gebietes Bearbeiten Von einem modernen Flachenstaat war das Hochstift Passau lange Zeit weit entfernt denn es gab keine einheitliche Grundherrschaft oder Gerichtsbarkeit sondern mehrere gleichzeitig wirksame Obrigkeiten mit verschiedenen Besitzrechten und Privilegien 1552 wurde der Passauer Vertrag geschlossen der ein Wegbereiter fur die Tolerierung der Konfessionen im Augsburger Religionsfrieden war 1592 gelang Bischof Urban von Trennbach der Erwerb der Herrschaften Buchberg Wildenstein und Rohrnbach Auch verschiedene Guter der Herrschaft Saldenburg wurden zu dieser Zeit angekauft Urban von Trennbach vertrieb alle Protestanten aus Passau und wirkte bei der Gegenreformation Rudolfs II in Osterreich mit Zu den bedeutenderen Passauer Furstbischofen dieser Zeit gehorten noch zwei Erzherzoge von Osterreich Leopold und Leopold Wilhelm Ersterer grundete 1618 die Ortschaften Leopoldsreut Herzogsreut und Schwendreut Im Jahre 1662 legte ein Brand die Stadt Passau in Schutt und Asche die Stadt entwickelte beim Wiederaufbau ihr heutiges sudlandisch anmutendes barockes Aussehen Bischof Kardinal Johann Philipp von Lamberg erwarb die letzten weltlichen Hofmarken Empertsreut und Wartberg bei Perlesreut sowie Grosswiesen und Kaltenstein bei Rohrnbach Er grundete im Grenzgebiet zu Bohmen die Ortschaften Philippsreut 1692 Mauth 1698 Zwolfhauser 1699 Vierhauser 1699 Hohenrohren 1700 Heinrichsbrunn 1703 Finsterau 1704 und Bischofsreut 1705 1691 1692 erfolgte eine Abmarkung zu Bayern mit Grenzsteinen zwischen Lusen und Geistlichem Stein bei Ringelai Strittig war auch jahrhundertelang die Abgrenzung des unwegsamen Waldgebietes im Nordosten zu Bohmen Erst zwischen 1752 und 1772 konnte eine lineare Landesgrenze festgelegt werden Bischof Joseph Dominikus von Lamberg erwarb 1730 die Grafschaft Neuburg fur 515 000 Gulden und 1 000 Dukaten Er grundete die Ortschaften Raimundsreut 1721 Annathal 1724 und Frauenberg 1724 1765 kaufte Bischof Leopold Ernst von Firmian die sieben kunischen Dorfer und Wildenranna von Osterreich fur 137 787 Gulden zuruck Im selben Jahr verfugte die Passauer Hofkammer dass das Gebiet des Hochstifts nicht mehr Land der Abtei sondern kunftig nur noch Furstentum Passau genannt werden durfe Als das Innviertel nach dem Frieden von Teschen 1779 zu Osterreich kam trat Bischof Leopold Ernst Graf von Firmian am 27 Juni 1782 das rechts der Donau gelegene Gebiet um Viechtenstein und die rechts des Inns gelegene Herrschaft Obernberg Riedenburg an Osterreich ab Seine Grundungen im Grenzgebiet zu Bohmen sind die Ortschaften Vorder Mitter und Hinterfirmiansreut alle 1764 Die letzte bischofliche Ortsgrundung an der bohmischen Grenze war Auersbergsreut durch Furstbischof Joseph Franz Anton von Auersperg im Jahr 1786 Auflosung des Hochstifts Bearbeiten Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde das Hochstift Passau unter Furstbischof Leopold Leonhard Raymund von Thun am 22 Februar 1803 sakularisiert Die Stadt und die Festung mit dem westlichen Teil des Hochstifts kamen an Bayern der grossere ostliche Teil kam zunachst in den Besitz des bisherigen Grossherzoges der Toskana Ferdinand der nun Kurfurst von Salzburg wurde und nach dem Frieden von Pressburg 1806 ebenfalls an Bayern Bei der Sakularisation umfasste das Gebiet des Hochstifts 991 km mit uber 52 000 Einwohnern Der letzte Passauer Furstbischof von Thun konnte sich mit diesen Veranderungen nicht abfinden und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1826 auf seinem Besitz in Cibulka bei Prag Literatur BearbeitenLudwig Veit Passau Das Hochstift Historischer Atlas von Bayern Teil Altbayern Reihe I Heft 35 Munchen 1978 ISBN 3 7696 9896 7 Digitalisat Paul Praxl Die Geschichte des Wolfsteiner Landes In Der Landkreis Freyung Grafenau Verlag Landkreis Freyung Grafenau Freyung 1982 ISBN 3 87553 192 2 August Leidl Kleine Passauer Bistumsgeschichte Passau 1989 Franz Mader Das Bistum Passau gestern und heute Herausgeber Bischofliches Ordinariat Passau Passau 1989 Edith Ringelmann Die Sakularisation des Hochstifts und des Domkapitels Passau Passau 1939 Veroffentlichungen des Instituts fur ostbairische Heimatforschung in Passau Band 18 Territorien und Stande des Bayerischen Reichskreises des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1500 1806 Geistliche Bank Erzstift Salzburg Hochstift Passau Hochstift Freising Hochstift Regensburg Furstpropstei Berchtesgaden Furstabtei Sankt Emmeram Regensburg Reichsabtei Niedermunster Regensburg Reichsabtei Obermunster Regensburg Weltliche Bank Herzogtum Bayern spater Kurfurstentum Herzogtum Pfalz Neuburg Herzogtum Pfalz Sulzbach Gefurstete Landgrafschaft Leuchtenberg Gefurstete Grafschaft Stornstein Grafschaft Haag Grafschaft Ortenburg Herrschaft Ehrenfels Herrschaft Sulzburg Pyrbaum Grafschaft Hohenwaldeck Reichsgrafschaft Breitenegg Reichsstadt Regensburg Normdaten Geografikum GND 4115866 0 lobid OGND AKS VIAF 144245672 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochstift Passau amp oldid 223542930