www.wikidata.de-de.nina.az
Die Grafschaft Neuburg am Inn war eine reichsunmittelbare Grafschaft im Heiligen Romischen Reich Sitz der Reichsgrafschaft war Schloss Neuburg am Inn heute Gemeinde Neuburg am Inn im niederbayerischen Landkreis Passau Die Grafschaft entstand im Mittelalter und bestand mit oft wechselnden Herrschern bis zu ihrer Auflosung im Jahre 1803 Die Grafschaft Neuburg am Inn mit den Burgen Neuburg und Wernstein von Georg Matthaus Vischer aus dem Jahre 1674 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grafen von Formbach 1 2 Grafen von Andechs 1 3 Herzoge von Bayern 1 4 Habsburger 1 5 Grafen von Salm Neuburg 1 6 Grafen von Sinzendorf 1 7 Habsburg Lamberg Passau 1 8 Konigreich Bayern 2 Liste der Herrscher der Grafschaft 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Wappen der Grafschaft Neuburg am Inn in der Darstellung auf dem ausseren Burgtor der Neuburg Grafen von Formbach Bearbeiten Die Grafschaft Neuburg am Inn entstand aus den Grafenrechten der Formbacher Diese verlegten ihren Sitz von ihrem namensgebenden Stammsitz Vornbach ein paar Kilometer innabwarts Dort errichteten sie um 1050 die Feste Neuburg Schon bald gab es eine Linie des Hauses Formbach welche sich nach der Feste benannte Zu jener Zeit basierte der Reichtum der Grafschaft auf den Mauteinnahmen des Schiffshandels am Inn In den folgenden Jahren verloren die Formbacher immer mehr Einfluss im niederbayerischen und oberosterreichischen Raum um den Inn Erst verloren sie aufgrund ihrer Papsttreue im Investiturstreit 1077 reiche Besitzungen sudlich von Passau sowie nordlich und sudlich der Donau durch Kaiser Heinrich IV und 1144 starb die Linie zu Formbach Viechtenstein aus Ein Grossteil ihres Besitzes ging an die Grafen von Wasserburg und die aufstrebenden Grafen von Ortenburg verloren Lediglich der Besitz um Neuburg am Inn blieb den Formbachern erhalten 1158 starb der letzte Formbacher Ekbert III von Neuburg den Heldentod vor Mailand Grafen von Andechs Bearbeiten Erbe der Grafschaft Neuburg am Inn und der restlichen Formbacher Besitzungen wurde das machtige Geschlecht der Andechser Im Laufe der Zeit eigneten sich die Ortenburger und deren Gefolgsmanner die restlichen ehemaligen Formbacher schen Besitzungen zwischen Donau und Inn an Lediglich die Grafschaft Neuburg blieb den Andechsern erhalten Ihre einstige Vormachtstellung zwischen der Donau und Inn hatte die Grafschaft im 12 Jahrhundert dadurch endgultig verloren Herzoge von Bayern Bearbeiten 1248 starb das Geschlecht der Andechser aus und ihr Erbe fiel an die bayerischen Herzoge aus dem Hause Wittelsbach Diese eigneten sich in den Folgejahren auch den Besitz der Ortenburger an und wurden so zur einflussreichen Macht in Ostbayern In den Folgejahren sollte Neuburg aufgrund ihrer bedeutenden strategischen Lage Zankapfel zwischen den Herzogtumern Bayern und Osterreich werden Habsburger Bearbeiten 1283 erlangte Konig Rudolf I von Habsburg den Besitz der Grafschaft Die Situation anderte sich jedoch nicht die bayerischen Herzoge versuchten die verloren gegangene Grafschaft wieder zu erlangen 1309 gelang es den Bayern Burg und Grafschaft gewaltsam einzunehmen und die Feste zu zerstoren Ein Jahr spater wurde im Friedensschluss von Passau die Feste Herzog Friedrich III von Osterreich zugesprochen Dieser errichtete daraufhin die Zentralburg neu 1389 wurde die Feste jedoch von aufgebrachten Passauer Burgen niedergebrannt Der Ausloser dieser Unruhen ist nicht bekannt In der Folgezeit wurde die Grafschaft durch die Habsburger mehrfach an unterschiedliche Personen verpfandet 1463 erwarb Johann von Rohrbach Kammerherr Kaiser Friedrichs III fur 36 000 Taler die Burgen Neuburg Weissenstein Frauenhaus und Neufels Daraufhin wurde er vom Kaiser zum neuen Reichsgrafen von Neuburg ernannt Des Weiteren schloss er einen Erbvertrag mit Friedrich III worin festgelegt wurde dass die Grafschaft heimfallen sollte wenn sein Geschlecht in der mannlichen Linie erloschen wurde Erbberechtigte Tochter musse der Kaiser mit 2 000 Gulden ausbezahlen Dass diese Regelung jedoch sehr bald in Kraft treten sollte ahnte Hans von Rohrbach nicht Kurz nach dem Erwerb der Grafschaft begann er mit dem Ausbau der Feste Johann von Rohrbach starb jedoch bereits 1467 und hinterliess seine Witwe Scholastika von Weisspirach und seine zwei verheirateten Tochter Die Grafschaft blieb vorubergehend noch unbeachtet vom Kaiser im Besitz seiner Witwe welche jedoch die Arbeiten an der Zentralburg einstellen liess 1469 besetzte der Kaiser schliesslich die Feste und die Grafschaft als heimgefallenes Lehen Dabei wurde Johanns Witwe und eine seiner beiden Tochter Maria festgenommen Das fuhrte zu weiteren Problemen da Maria mit dem benachbarten Reichsgrafen Sebastian der Kampfer von Ortenburg verheiratet war Als dieser von der Gefangennahme seiner Frau erfuhr eilte er nachts nach Neuburg Er bestach die kaiserlichen Wachen und befreite seine Frau und seine Schwiegermutter Anschliessend vertrieb er die kaiserlichen Truppen und beanspruchte die Grafschaft als sein Erbe Kaiser Friedrich III konnte dies nicht hinnehmen Er zog mit seinen Truppen nach Neuburg und belagerte einige Tage die Feste Sebastian und seine Ortenburger Manner verteidigten die Feste tapfer so dass Friedrich unverrichteter Dinge abziehen musste Sebastian blieb somit bis 1473 im Besitz der Reichsgrafschaft In diesem Jahr vermittelte Herzog Ludwig IX von Bayern Landshut zwischen den Streitparteien Sebastian ubergab die Grafschaft dem Kaiser und erhielt die im Erbvertrag von 1463 festgeschriebene Abfindung von 2 000 Gulden Kaiser Friedrich III war in finanziellen Schwierigkeiten sodass er die Grafschaft an Herzog Georg den Reichen von Bayern Landshut verpfanden musste Die Hochgerichtsbarkeit behielt er sich jedoch inne sodass Neuburg am Inn unter seiner Landeshoheit blieb 1497 erwarb Herzog Georg jedoch die Grafschaft fur 36 000 Gulden ganz jedoch mit der Moglichkeit auf Wiedereinlosung Die Grafschaft blieb jedoch nicht lange in bayerischem Besitz Im Dezember des Jahres 1503 starb Herzog Georg von Bayern Landshut woraufhin der Landshuter Erbfolgekrieg ausbrach Fur die Vermittlung und die Wiederherstellung des Friedens durch den Kolner Schiedsspruch im Juli 1505 verlangte der romisch deutsche Konig Maximilian I grosse Entschadigungen so kam unter anderem die Grafschaft Neuburg wieder an Osterreich Die Ubergabe an Maximilian I erfolgte 1507 Die Grafschaft war trotz ihrer geringen Grosse dennoch weiterhin ein bedeutender Zankapfel zwischen Bayern und Osterreich Neuburg lag wie ein Riegel vor dem Hochstift Passau und kontrollierte den gesamten Zugang zur Stadt selbst die Hauptstrassenverbindungen zur Stadt verliefen durch den Neuburger Wald So kam es auch noch in den folgenden 150 Jahren immer zu Streitigkeiten zwischen den beiden Staaten uber die Zugehorigkeit der Grafschaft Neuburg blieb nicht lange im Besitz der Habsburger bereits 1514 wurde die Grafschaft erneut verpfandet Am 9 August erhielt Graf Johann von Canissa die Grafschaft fur 40 000 Gulden Im Oktober versuchte er mit Verhandlungen die Grafschaft auf Lebenszeit und daruber hinaus zu erhalten sowie das Wappen und den Titel des Grafen von Neuburg fuhren zu durfen Die steigende finanzielle Not des Kaisers ermoglichte es Johann von Canissa 1518 durch Vorstreckung weiterer Geldmittel seine Forderungen durchzusetzen Grafen von Salm Neuburg Bearbeiten nbsp Wappen der Grafen Salm Neuburg geviert von Salm und Grafschaft Neuburg im Siebmacher 1605 nbsp Julius II von Salm Neuburg 1600 1654 Aufgrund seiner Verdienste um die erfolgreiche Abwehr der ersten Wiener Turkenbelagerung erhielt 1529 der kaiserliche Feldherr Niklas Graf von Salm aus der Luxemburger Linie dieses Geschlechts die Grafschaft als Lehen und wurde so zum regierenden Grafen Nikolaus I von Salm Neuburg Er starb jedoch bereits ein Jahr spater Nachfolger wurde sein Sohn Nikolaus II 1503 1550 Dieser liess die Neuburg in ein Renaissanceschloss umgestalten 1563 fuhrte dessen Sohn Nikolaus III Neffe des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm die Reformation in Neuburg ein Im Gegensatz zu der nahegelegenen Reichsgrafschaft Ortenburg konnte Neuburg den lutherischen Glauben nicht beibehalten da es habsburgisches Lehen war Nach der erstarkten Rekatholisierung in Osterreich ab 1620 wurde auch in Neuburg die Reformation ruckgangig gemacht Die Grafschaft blieb noch bis 1654 im Besitz der Grafen von Salm Neuburg Grafen von Sinzendorf Bearbeiten Reichsgraf Karl I 1662 verausserte nach dem Ableben seines Bruders Julius II die Grafschaft fur 400 000 Gulden an Graf Georg Ludwig von Sinzendorf Bestatigt durch den Kaiser wurde dieser Handel jedoch erst im Jahre 1662 Georg Ludwig war nach Erhalt der Grafschaft erpicht darauf den eigenen Streit mit Bayern um die Grafschaft beizulegen was ihm rasch gelang Zeitgleich liess er die Feste Neuburg in ein Barockschloss umwandeln Des Weiteren hatte er das Ziel die Grafschaft zu einem bedeutenden merkantilen Zentrum auszubauen So plante er die Einfuhrung der Munzpragung Errichtung einer Gold und Silberdrahtfabrik einer Kalk und Ziegelbrennerei sowie Forderung der Wirtschaft durch Tabakanbau Salpetergewinnung und Errichtung einer Brauerei Seine Bautatigkeit fuhrte zu einem geringfugigen wirtschaftlichen Aufstieg der Reichsgrafschaft Fur ihn selbst war dies ein grosses Verlustunternehmen 1680 wurde Graf von Sinzendorf jedoch des Hochverrats Majestatsbeleidigung und anderer vergehen angeklagt Ebenso wurde er des Betrugs uberfuhrt allein 1 000 000 Gulden fehlten in den Kassen der Grafschaft Neuburg Daraufhin wurde er allen Amtern enthoben und die Grafschaft von der kaiserlichen Hofkammer in Wien eingezogen Habsburg Lamberg Passau Bearbeiten 1698 wurde die Grafschaft erneut verpfandet diesmal an den schottischen Grafen Jakob von Hamilton aus dem Hause Hamilton kaiserlicher Kammerer und Landvogt der Markgrafschaft Burgau Er erhielt fur 300 000 Gulden die Grafschaft vorerst auf 10 Jahre 1701 erhielt er sie vollstandig jedoch unter Einraumung des Vorkaufrechtes Wahrend seiner Regierungszeit hatte Neuburg im Spanischen Erbfolgekrieg stark zu leiden da es zwischen den beiden Streitparteien Osterreich und Bayern gelegen war 1716 starb Graf Jakob ihm folgte sein Sohn Graf Julius Franz Xaver Leopold von Hamilton Jedoch war er nicht lange im Besitz der Grafschaft bereits 1719 wurde sie von Graf Carl Josef von Lamberg Sprinzenstein fur 440 000 Gulden gekauft Elf Jahre spater wechselte Neuburg erneut den Besitz diesmal an das Hochstift Passau Der Bruder des Besitzers der Passauer Furstbischof Joseph Dominikus von Lamberg erwarb die Grafschaft fur 515 000 Gulden und 1 000 Dukaten Konigreich Bayern Bearbeiten 1803 wurde die Grafschaft obwohl sie osterreichisches Lehen war infolge des Reichsdeputationshauptschlusses dem Kurfurstentum Bayern zugeschlagen Grund hierfur war die Sakularisation des Hochstifts Passau Das bayerische Herzogtum bekam darin Grossteile des bistumlichen Besitzes zugesprochen darunter auch die Grafschaft Neuburg am Inn und gliederte diese seinem Staatsgebiet an Die Reichsgrafschaft Neuburg am Inn horte somit auf zu existieren Heute ist das Gebiet der ehemaligen Reichsgrafschaft zwischen Osterreich und Bayern aufgeteilt Die Gebiete westlich des Inns gehoren zu Bayern die ostlichen mit der Burg Wernstein zu Osterreich Liste der Herrscher der Grafschaft BearbeitenName Regierungszeit AnmerkungenEckbert I von Formbach 1067 1109Eckbert III von Neuburg 1109 1158 Enkel Eckberts I Aussterben derer von FormbachBerthold III von Andechs 1158 1188 setzte sich im Erbstreit gegen Markgraf Ottokar III durchBerthold IV von Andechs 1188 1204 Sohn Bertholds III Otto I von Andechs Meranien 1204 1234 Sohn Bertholds IV Otto II von Andechs Meranien 1234 1248 Aussterben derer von AndechsHerzogtum Bayern 1234 1283 Grafschaft wurde als Bestandteil des Herzogtums angesehenHerzogtum Osterreich 1283 1463 Grafschaft wurde als Bestandteil des Herzogtums angesehen und mehrfach zu dieser Zeit verpfandetJohann von Rohrbach 1463 1467 Erwarb Grafschaft kauflich vom KaiserScholastika von Weisspirach 1467 1469 Witwe Johanns von RohrbachSebastian I von Ortenburg 1469 1473 Schwiegersohn Johanns von Rohrbach besetzte gewaltsam die GrafschaftErzherzogtum Osterreich 1473 1497Georg der Reiche von Bayern 1497 1503 Vorubergehend wieder zu Bayern gehorigErzherzogtum Osterreich 1503 1514 Durch Schiedsspruch von Koln an Osterreich gekommenJohann von Canissa 1514 unbekannt Erwarb Grafschaft kauflich vom KaiserNikolaus I von Salm Neuburg 1528 1529 Wurde mit Grafschaft belehntNikolaus II von Salm Neuburg 1529 1550 Sohn Nikolaus I Nikolaus III von Salm Neuburg 1550 1580 Sohn Nikolaus II Julius I von Salm Neuburg 1580 1595 Sohn Nikolaus II Weikart Weichard von Salm Neuburg 1595 1617 Sohn Julius I Julius II von Salm Neuburg 1617 1654 Sohn WeikartsKarl I von Salm Neuburg 1654 Sohn WeikartsGeorg Ludwig von Sinzendorf 1654 1680 Erwarb Grafschaft von den Grafen von SalmErzherzogtum Osterreich 1680 1698 Einzug des Besitzes von SinzendorfJakob von Hamilton 1698 1716 Erwarb Grafschaft durch KaufJulius Franz Xaver Leopold von Hamilton 1716 1719 Sohn Jakobs von HamiltonCarl Joseph von Lamberg Sprinzenstein 1719 1730 Erwarb Grafschaft durch KaufHochstift Passau 1730 1803 Erwarb Grafschaft durch KaufLiteratur BearbeitenJosef Hofbauer Die Grafschaft Neuburg am Inn Munchen 1969 Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe I Heft 20 Richard Loibl Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger Munchen 1997 Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe II Heft 5 Joseph Klampfl Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn Landshut 1865 online Herbert W Wurster Die reformatorische Bewegung in der Diozese Passau und die Grafschaft Ortenburg Vortrag vom 29 November 2007 online MS Word 87 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grafschaft Neuburg am Inn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burgschloss Neuburg am Inn beim Haus der Bayerischen Geschichte Geschichte der Burg Neuburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Neuburg amp oldid 229867564