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Der Reichsdeputationshauptschluss genauer Hauptschluss der ausserordentlichen Reichsdeputation gefasst am 25 Februar 1803 im Alten Rathaus von Regensburg war die Grundlage fur das letzte bedeutende Gesetz des Heiligen Romischen Reiches Im Reichsdeputationshauptschluss Hauptschluss grundlegender Beschluss 1 wurde festgesetzt dass die weltlichen Fursten fur ihre linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich abgefunden werden sollten Dies geschah durch Sakularisation kirchlicher sowie durch Mediatisierung kleinerer weltlicher Herrschaften bisheriger Reichsstande rechts des Rheins Insgesamt wurden 2 Kurfurstentumer 9 Hochstifte 44 Reichsabteien und 45 Reichsstadte aufgelost 45 000 km Land und fast 5 Millionen Menschen erhielten neue Landesherren Titelseite des Reichsdeputations hauptschlusses vom 25 Februar 1803 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Zusammensetzung der Reichsdeputation 1802 1803 3 Vom Deputations Hauptschluss zum Reichsschluss 4 Wirkungen 4 1 Ebene des Reiches 4 1 1 Rolle beim Untergang des Alten Reiches 4 1 2 Religionspolitische Folgen 4 2 Ebene der Einzelstaaten des Reiches 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Jacques Louis David Napoleon bei der Uberquerung der Alpen am Grossen Sankt BernhardNach dem Wiederaufleben der Feindseligkeiten zwischen dem revolutionaren Frankreich und der Habsburgermonarchie im Zweiten Koalitionskrieg zog der Erste Konsul und spatere franzosische Kaiser Napoleon uber den Grossen St Bernhard und schlug die osterreichische Armee am 14 Juni 1800 in der Schlacht bei Marengo Gleichzeitig drangte der franzosische General Jean Victor Marie Moreau die Osterreicher uber den Rhein bis an die Isar zuruck 2 Am 3 Dezember 1800 schloss er die osterreichischen und bayerischen Truppen bei Hohenlinden ein und erzwang damit den Kriegsaustritt Osterreichs Im Frieden von Luneville 9 Februar 1801 bestatigte der Kaiser als Oberhaupt des Heiligen Romischen Reiches die bereits im Frieden von Basel 1795 von Preussen und im Frieden von Campo Formio 1797 von Osterreich sanktionierte Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich Bereits in den Geheimklauseln der Vertrage von Basel und Campo Formio sowie in den Beschlussen des Rastatter Kongresses 1797 1799 war festgeschrieben worden dass die linksrheinischen Verluste der depossedierten Reichsfursten durch Sakularisation und teilweise auch durch Mediatisierung im rechtsrheinischen Deutschland ausgeglichen werden sollten Mit dem Frieden von Luneville und nicht erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss war ihre Auflosung bereits beschlossene Sache Lediglich die konkrete Aufteilung der Territorien und Lander war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geregelt 3 Aufgrund der sich zuspitzenden aussenpolitischen Gemengelage sah sich Napoleon im Sommer 1802 dazu gezwungen die deutschen Entschadigungsverhandlungen moglichst rasch abzuschliessen Mit dem Vereinigten Konigreich von Grossbritannien und Irland zeichnete sich bereits der nachste Krieg ab Das russische Zarenreich unter Alexander I drohte sich von Frankreich abzuwenden Preussens Neutralitat wankte Um den Verhandlungen zwischen dem Reich und Frankreich einen legalen Anstrich zu verleihen benotigte Napoleon allerdings noch die rechtliche Zustimmung des Kaisers in Wien Mit dem Zugestandnis dass ein Teil des Hochstifts Eichstatt an das von den Habsburgern regierte spatere Kurfurstentum Salzburg fallen sollte gelang es Napoleon den Kaiser dazu zu bewegen den Immerwahrenden Reichstag damit zu beauftragen die Gesprache zu fuhren 4 Der Reichstag hatte bereits am 2 Oktober 1801 vorgeschlagen die Entschadigungsplane durch eine eigene Kommission die sogenannte Reichsdeputation ausarbeiten zu lassen Diese sollte aus Vertretern der Kurfursten von Mainz Sachsen Brandenburg Bohmen und Bayern sowie des Herzogs von Wurttemberg des Landgrafen von Hessen Kassel und des Hochmeisters des Deutschen Ordens bestehen Noch bevor die Reichsdeputation im August 1802 zusammentreten konnte hatte Napoleon in Zusammenarbeit mit dem Zarenreich einen Entschadigungsplan die sogenannte Mediationsakte vom 3 Juni 1802 als Diskussionsgrundlage erarbeiten lassen Wahrend Sankt Petersburg daran interessiert war die dynastische Verwandtschaft des Zarenhauses in Suddeutschland zu unterstutzen kam es Paris darauf an ein Gegengewicht zu Osterreich zu installieren Die Reichsdeputation sollte die franzosisch russischen Vorstellungen bestatigen und konnte hochstens noch kleine Anderungen bewirken 5 Vor und wahrend der Tagung der Reichsdeputation unternahmen die Reichsfursten grosse Anstrengungen die franzosische Regierung mittels Geld und Geschenken zu moglichst grossen Zugestandnissen zu bewegen Dabei kassierte allein der franzosische Aussenminister Talleyrand angeblich 15 Millionen franzosische Francs Bestechungsgelder Da beispielsweise der wurttembergische Herzog Friedrich II wegen seiner verwandtschaftlichen Nahe zum russischen Zaren keine Korruptionszahlungen vorgenommen hatte drohte ein Bote Talleyrands dem wurttembergischen Botschafter dass Frankreich statt mit dem Herzog bald mit den wurttembergischen Landstanden verhandeln wurde wenn er nicht rasch 300 000 Francs zahlen wurde Selbst Preussen und Osterreich liessen grosse finanzielle Mittel nach Paris fliessen Der Landgraf von Hessen Darmstadt der Markgraf von Baden und der Herzog von Wurttemberg ermachtigten ihre Gesandten bis zu einer bestimmten Geldhohe ohne Ruckfrage vorgehen zu durfen 6 Allerdings brachten die Zahlungen wie sich zeigen sollte nicht den gewunschten Effekt Die franzosischen Hauptentscheidungstrager liessen sich trotz der Bestechungen nicht von ihren geopolitischen Zielen abbringen 7 Zusammensetzung der Reichsdeputation 1802 1803 BearbeitenIn der Reichs General Vollmacht vom 3 August 1802 8 wurden folgende Reichsstande in die Reichsdeputation zur Klarung der Entschadigungsfrage berufen Aus dem Kurfurstenrat Kurmainz Kursachsen Kurbohmen Kurbrandenburg Aus dem Reichsfurstenrat Herzogtum Bayern Herzogtum Wurttemberg Hoch und Deutschmeister des Deutschen Ordens Landgrafschaft Hessen KasselDie Leitung der Deputation oblag Johann Aloys Josef Freiherr von Hugel dem kaiserlichen Konkommissar am Immerwahrenden Reichstag zu Regensburg Vom Deputations Hauptschluss zum Reichsschluss BearbeitenDie Reichsdeputation trat zu 50 Sitzungen zusammen wobei die erste am 24 August 1802 9 und die letzte am 10 Mai 1803 also nach der Verabschiedung des Reichsdeputationshauptschlusses durch den Reichstag Reichsgutachten und der Ratifizierung durch den Kaiser durchgefuhrt wurde 10 Ort der Sitzungen war das Rathaus von Regensburg Bereits bei der dritten Sitzung die am 8 September 1802 stattfand gab die Reichsdeputation dem franzosisch russischen Druck nach und stimmte deren Entwurf eines Entschadigungsplans grundsatzlich zu wobei neben Details der Landzuweisungen insbesondere die Entschadigung der geistlichen Wurdentrager und die Ubernahme der Schulden der geistlichen Territorien noch offen blieben 11 Auf seiner 46 Sitzung vom 25 Februar 1803 wurde von der Deputation der sogenannte Hauptschluss 12 gefasst der der allgemeinen Reichsversammlung vorgelegt wurde Die Reichsversammlung tagte nicht als einheitliche Versammlung sondern getrennt in den drei Kollegien Kurfurstenrat Reichsfurstenrat Reichsstadtekollegium Nach Abschluss der Beratungen der drei Kollegien wurde am 24 Marz 1803 von der hierfur zustandigen kurfurstlich mainzischen Kanzlei ein Reichsgutachten erstellt das dem Kaiser zur Ratifikation vorgelegt wurde Nach der Ratifikation durch Kaiser Franz II am 27 April 1803 erlangte das Reichsgutachten als Reichsschluss Gesetzeskraft Die geistlichen Reichsstande und die Reichsstadte die nach dem Inhalt des Hauptschlusses ihre Reichsstandschaft verlieren sollten wurden in den Sitzungen der Kollegien fur abwesend erklart und konnten an Beratung und Abstimmung nicht teilnehmen 13 An der Beratung des Reichsstadtekollegiums am 4 und 7 Marz 1803 nahmen daher auch nur die sechs gemass Hauptschluss verbleibenden Reichsstadte teil und stimmten zu 14 15 Da die vermittelnden Machte Frankreich und Russland mehrfach unmissverstandlich ihre Erwartung einer raschen Ratifikation des Hauptschlusses durch die allgemeine Reichsversammlung zum Ausdruck gebracht hatten die reale Umsetzung des Hauptschlusses in der Hauptsache Besetzung der zugewiesenen Territorien bereits im Dezember 1802 abgeschlossen war und die Wurdentrager der sakularisierten geistlichen Stande bereits ihre finanzielle Abfindung ausgehandelt hatten war die Ratifizierung des Hauptschlusses durch die Reichsversammlung und den Kaiser nur noch eine Formsache Der Reichsdeputationshauptschluss wurde im Marz 1803 vom Reichstag einstimmig angenommen Allerdings hatten bereits Ende 1802 die meisten geistlichen Fursten auf ihre weltlichen Herrschaftsrechte und damit auf Sitz und Stimme im Reichstag verzichtet Die an der Reichsdeputation beteiligten Reichsstande wie der Erzbischof von Salzburg die Bischofe von Passau Freising Trient und Brixen der Furstpropst von Berchtesgaden und die schwabischen Reichspralaten hatten sich im Januar 1803 darauf geeinigt an den abschliessenden Beratungen des Reichstags uber die Reichsdeputation nicht teilzunehmen Sie wollten damit eine Abstimmung des Reichstags uber ihr Schicksal und die Auflosung ihrer Herrschaftsgebiete vermeiden Insofern war der Beschluss zwar formaljuristisch einstimmig aber nicht mit der Zustimmung aller Reichsstande getroffen worden Kaiser Franz II schloss sich im April wenn auch unter Vorbehalt diesem Votum an Wirkungen BearbeitenEbene des Reiches Bearbeiten nbsp Karte Deutschlands und Italiens nach dem Reichsdeputations hauptschluss 1803Von ehemals 51 Reichsstadten wurden 45 den benachbarten grossen Furstentumern zugeschlagen Lediglich Lubeck Hamburg Bremen Frankfurt am Main Nurnberg und Augsburg konnten ihre Unabhangigkeit wahren Augsburg und Nurnberg sollten jedoch schon im Zuge des Friedensvertrages von Pressburg 1805 bzw mit der Rheinbundakte 1806 ihre Souveranitat verlieren 16 Der Reichsdeputationshauptschluss beendete eine seit dem 10 Jahrhundert bestehende Ausnahmeerscheinung des Reiches Abgesehen vom Kirchenstaat war das Heilige Romische Reich inzwischen das einzige politische Gebilde Europas in dem geistliche kirchliche und weltliche Regierungsamter miteinander verbunden waren 17 Dies ausserte sich in einer Vielzahl von geistlichen Kurfurstentumern Hochstiften und Reichsabteien Die sich spatestens seit dem Frieden von Luneville abzeichnende Einverleibung dieser Territorien zu Gunsten der grossen Furstentumer wurde von Papst Pius VII und seiner Kurie nicht verhindert Da insbesondere die aristokratischen Furstbischofe eine von Rom relativ losgeloste Handhabung ihres Amtes gewohnt waren begrusste der Papst ihre Auflosung Durch die spateren aus dem Burger und Bauerntum stammenden Bischofe konnte Rom auf Basis des Febronianismus und des Episkopalismus eine Erneuerung der katholischen Kirche auch in Deutschland durchsetzen Als einziger Herrscher eines geistlichen Furstentums wurde Karl Theodor von Dalberg der letzte Mainzer Erzbischof und Erzkanzler des Reiches entschadigt Das ihm verbliebene rechtsrheinische Territorium von Kurmainz wurde auf das Furstentum Aschaffenburg ubertragen 18 Neben dem Furstentum von Aschaffenburg regierte er uber das Furstentum Regensburg und die Grafschaft Wetzlar anschliessend von 1810 bis 1813 uber das Grossherzogtum Frankfurt Weiterhin durfte er die Titel eines Furstprimas und eines Kurfursten tragen Von der Sakularisation ausgenommen blieben zunachst auch der Deutsche Orden und der Malteserorden Zugleich erhielten die Fursten von Wurttemberg Baden und Hessen Kassel die Kurwurde der erloschenen Kurfurstentumer Kurkoln Kurmainz und Kurtrier fur das neue Herzogtum Salzburg wurde ein neues Kuramt installiert Die nordwestdeutschen Hochstifte verschwanden hingegen mit dem Reichsdeputationshauptschluss von der politischen Landkarte Die Gefahr der Sakularisation hatte die Bistumer Paderborn Hildesheim Koln Munster und Osnabruck schon im 18 Jahrhundert bedroht Grunde hierfur waren die angrenzenden aufstrebenden protestantischen Furstenstaaten im Norden das durch Personalunion mit Grossbritannien verbundene Hannover im Suden das spatere Kurfurstentum Hessen Kassel und im Osten und Westen der Hohenzollernstaat Preussen Das Bistum Hildesheim geriet schon wahrend des Spanischen Erbfolgekrieges unter die Kontrolle Hannovers musste jedoch nach Kriegsende wieder aufgegeben werden Nur die Bildung eines Bischofreiches unter Clemens August das dynastisch mit dem bayerischen Herzogshaus der Wittelsbacher verbunden war konnte die Sakularisation der nordwestdeutschen Bistumer noch verhindern 19 Rolle beim Untergang des Alten Reiches Bearbeiten Laut dem Historiker Anton Schindling bestehe die zentrale Fragestellung der Forschung darin ob der Reichsdeputationshauptschluss tatsachlich den Anfang vom Ende des Heiligen Romischen Reiches markieren kann Schindling wertet das Ereignis als letzten Versuch eine Reformierung und Neuordnung des Reiches durchzufuhren Der militarische Druck Frankreichs habe die fehlende Wehrhaftigkeit der Reichsstadte Reichsritterschaften und geistlichen Furstentumer offenbart Die grosseren weltlichen Furstenstaaten dagegen schienen der franzosischen Expansion eher etwas entgegensetzen zu konnen Die Auflosung kleinerer Herrschaften durch Sakularisation und Mediatisierung zugunsten grosserer Staaten kann also nach Schindling durchaus als ein Vorgang zum Erhalt des Reiches verstanden werden 20 Der Historiker Christopher Clark sieht in dem Reichsdeputationshauptschluss dagegen eine geopolitische Revolution die die Fundamente des Heiligen Romischen Reiches unwiederbringlich zum Einsturz gebracht habe Die Daseinsberechtigung des Reiches sei gewesen die politische und standische Vielfalt des alten Mitteleuropa zu schutzen Durch den vom Reichsdeputationshauptschluss herbeigefuhrten Untergang der kirchlichen Furstentumer und meisten Reichsstadte gewann jedoch die Ambition der grosseren und mittleren Furstentumer nach staatlicher Souveranitat an Bedeutung Ubergeordnete Institutionen des Reiches wie der Immerwahrende Reichstag oder das Reichskammergericht standen diesen furstlichen Ambitionen entgegen sodass die Losung aus dem Reichsverband und das Bundnis mit Frankreich mehr und mehr an Attraktivitat erlangen konnte 21 Von den Gebietsgewinnen und Rangerhohungen des Reichsdeputationshauptschlusses profitierten vor allem die suddeutschen Furstentumer Wurttemberg Baden und Bayern Als franzosische Verbundete sollten sie eine Pufferzone gegenuber Osterreich bilden Napoleon und sein Aussenminister Talleyrand wollten sie einerseits so weit territorial vergrossern dass sie in der Lage waren Frankreich bei seinen Kriegen zu unterstutzen aber andererseits so klein halten dass sie die Position Frankreichs nicht gefahrden konnten Auf diese Weise nutzte die franzosische Aussenpolitik den Reichsdeputationshauptschluss um die jahrhundertealten Bindungen zwischen dem romisch deutschen Kaiser als Reichsoberhaupt und den suddeutschen Staaten zu lockern 22 Am 12 Juli 1806 grundete der Erzkanzler mit Bayern Wurttemberg Baden Hessen Darmstadt Nassau Kleve Berg und weiteren Furstentumern mit Unterzeichnung der Rheinbundakte in Paris den Rheinbund als dessen Protektor Napoleon fungierte Die Mitglieder des Bundes erklarten am 1 August den Austritt aus dem Reich Schon im Frieden von Pressburg der den Dritten Koalitionskrieg beendete musste Franz II akzeptieren dass Bayern Wurttemberg und Baden mit voller Souveranitat ausgestattet wurden und somit Preussen und Osterreich gleichgestellt wurden Diese Lander befanden sich seitdem faktisch ausserhalb der Reichsverfassung Am 6 August 1806 legte Kaiser Franz II die Reichskrone nieder 23 und erklarte das Reich fur aufgelost War dieser Schritt auch schon einige Zeit geplant so gab den Ausschlag ein Ultimatum Napoleons vom 22 Juli Sollte Kaiser Franz bis zum 10 August nicht abdanken dann wurden franzosische Truppen Osterreich angreifen Um dem bereits seit langem absehbaren Statusverlust zuvorzukommen hatte Franz II allerdings zwei Jahre zuvor am 11 August 1804 das Kaisertum Osterreich ausgerufen 24 und nannte sich ab dem 6 August 1806 Franz I von Osterreich 25 Religionspolitische Folgen Bearbeiten Zu den bis heute bestehenden Entschadigungszahlungen fur die Sakularisation StaatsleistungenZu den positiven Nebenwirkungen des Reichsdeputationshauptschlusses zahlt auch der Umstand dass sich mit Auflosung der geistlichen Furstentumer erstmals eine Toleranzpolitik gegenuber den drei Konfessionen reichsweit durchzusetzen begann Vor 1803 habe es laut Schindling weder in den Stiften noch in den Furstbistumern eine formal rechtliche Gleichstellung von Nicht Katholiken gegeben eine Ausnahme war das Furstbistum Osnabruck Grossere weltliche Furstenstaaten wie Wurttemberg und Baden sahen sich durch die Integration neu hinzugewonnener Gebiete langfristig dazu gezwungen ihre bisherige konfessionelle Einheitlichkeit aufzugeben Der Reichsdeputationshauptschluss wurde somit zum Katalysator der Religionsfreiheit in den deutschen Staaten wobei jedoch Juden und andere Nicht Christen von der Tolerierung noch ausgenommen blieben 26 Die Sakularisation und die anschliessende Mediatisierung veranderten das Reich vollig Der Reichszusammenhalt verlor mit den geistlichen Fursten und den traditionell loyalen Reichsstadten seine Hauptstutzen Damit hatte die Reichskirche aufgehort zu existieren Die antiklerikalen Positionen Frankreichs trugen wesentlich zum Untergang der Reichskirche bei zumal man damit den Kaiser einer wichtigen Machtposition beraubte Auch katholische Reichsfursten setzten Begehrlichkeiten durch Auf diese Weise wurde der bisher katholisch dominierte Reichsfurstenrat mehrheitlich evangelisch gleichfalls der Kurfurstenrat Nachdem auch die Reichsritterschaft und viele kleine Furstentumer bis 1806 ihre Selbstandigkeit verloren hatten reduzierte sich die Zahl der reichsunmittelbaren Territorien von einigen hundert auf etwa vierunddreissig Der Reichsdeputationshauptschluss schuf also aus einer Vielzahl kleiner und kleinster Gebiete eine uberschaubare Anzahl von Klein und Mittelstaaten Die katholische Kirche brauchte zwei Jahrzehnte um sich nach zum Teil schwierigen Verhandlungen mit den napoleonischen und nachnapoleonischen Staaten durch Dotationsvereinbarungen und die Neuumschreibung der Diozesen auf neuer Basis zu konsolidieren Ebene der Einzelstaaten des Reiches Bearbeiten Gebiets und Bevolkerungsverluste bzw gewinne gerundet Verluste Gewinnekm Menschen km MenschenPreussen 2 000 140 000 12 000 600 000Bayern 10 000 600 000 14 000 850 000Baden 450 30 000 2 000 240 000Wurttemberg 400 30 000 1 500 120 000Furstentumer wie Baden Bayern oder Wurttemberg konnten grosse Gebietsgewinne verbuchen die nur teilweise durch Verluste gerechtfertigt waren so etwa beim Haus Wittelsbach durch den Verlust von Julich und Berg der Kurpfalz und der haufig mit Familienangehorigen besetzten Kurwurde von Koln Der badische Markgraf erhielt beispielsweise mehr als achtmal so viele Untertanen wie er linksrheinisch abtreten musste Baden fuhrte als Begrundung fur seine Forderungen an dass es als Grenzland in den Koalitionskriegen besonders unter den Kontributionen an Frankreich gelitten habe Preussen nahm schon vor dem Reichsdeputationshauptschluss geistliche Territorien in Besitz Darauf hatte es sich bereits in einem Staatsvertrag vom 23 Mai 1802 mit Frankreich verstandigt Die Idee der Sakularisation war aus preussischer Sicht nicht neu Bereits in den 1740er Jahren erhob der Hohenzollernstaat Anspruche auf geistliche Territorien jedoch letztlich erfolglos Das Hochstift Hildesheim und der ostliche Teil des Hochstifts Munster wurden noch im Jahre 1802 von preussischen Truppen besetzt Der Reichsdeputationshauptschluss segnete das militarische Vorgehen Preussens schliesslich rechtlich ab 27 Daruber hinaus erhielt Preussen das Hochstift Paderborn umgewandelt in das Furstentum Paderborn das Eichsfeld die Reichsstadte Muhlhausen Thuringen Nordhausen und Goslar und die Reichsstifte Quedlinburg Elten Essen Herford und Werden zugesprochen 28 Das Kurfurstentum Hannover war zwar von keinerlei Gebietsverlusten betroffen da es keine Territorien links des Rheins besass fur die es Entschadigungen hatte verlangen konnen Dennoch konnte es sich beim Reichsdeputationshauptschluss das Hochstift Osnabruck einverleiben Nicht realisieren liess sich jedoch der Anspruch Hannovers auf den Besitz des Hochstifts Hildesheim Verhandlungen mit Preussen die einen Tausch des preussisch besetzten Hildesheim mit dem Hochstift Osnabruck vorsahen scheiterten und ermoglichten es Preussen Truppen in direkter Nahe von Hannover zu stationieren Damit schuf der Reichsdeputationshauptschluss die Voraussetzung dafur dass Ende Januar 1806 Hannover kurzzeitig von Preussen annektiert werden konnte 29 Im Reichsdeputationshauptschluss erhielt Wurttemberg als Entschadigung fur linksrheinische Territorien die von Frankreich annektiert worden waren wie die Grafschaft Mompelgard und die Herrschaft Reichenweier insgesamt neun Reichsstadte ein Dorf und acht geistliche Herrschaften Schwabisch Hall Esslingen Reutlingen Heilbronn Weil Rottweil Aalen Giengen und Schwabisch Gmund gingen damit nun in wurttembergischen Besitz uber Seine territorialen Neuerwerbungen nutzte der im Reichsdeputationshauptschluss zum wurttembergischen Kurfursten erhobene Friedrich um seine absolutistische Machtbasis auszuweiten Anders als das wurttembergische Stammland in dem die Landstande eine Art verfassungsrechtliches Gegengewicht zum Fursten bildeten regierte Friedrich in Neuwurttemberg ohne ihre Mitsprache 30 Wurttembergs rechtsrheinisches Gebiet verdoppelte sich insbesondere kam das vorher zu Osterreich und verschiedenen Klostern gehorende katholische Oberschwaben dazu Osterreich ging aus dem Reichsdeputationshauptschluss als Verlierer hervor da es mit den Reichsstadten geistlichen Furstentumern und Reichsritterschaften seine wichtigsten Verbundeten im Reich verlor Als Reichsoberhaupt hatten die Habsburger sie jahrhundertelang davor bewahrt von den grosseren Nachbarn geschluckt zu werden Auch in rechtlicher Hinsicht waren sie vom romisch deutschen Kaisertum weit abhangiger als die grossen landesherrschaftlichen Territorien 31 Die osterreichischen Gebietsgewinne fielen mit den beiden Erzbistumern Brixen und Trient ausserordentlich gering aus Vorderosterreich das den Habsburgern jahrhundertelang eine starke Prasenz im Sudwesten des Reiches gesichert hatte ging grosstenteils verloren An die Stelle des Kaisers als Protektor des Heiligen Romischen Reiches ruckte nun zunehmend Napoleon als Protektor der deutschen Mittelstaaten 32 Die Landgrafschaft Hessen Kassel konnte nur wenig Gewinn aus den Verhandlungen herausholen Landgraf Wilhelm IX verweigerte entgegen den Ratschlagen seiner Berater Bestechungszahlungen an die franzosische Regierung Sein Misstrauen gegenuber seinen Gesandten schrankte deren Verhandlungsspielraum in Regensburg zusatzlich ein Durch Wilhelms aussenpolitisches Festhalten an Preussen waren fur Frankreich die suddeutschen Staaten als Verbundete wichtiger Wilhelm erwarb beim Reichsdeputationshauptschluss lediglich die ursprunglich zu Kurmainz gehorenden Stadte Fritzlar Naumburg Amoneburg und Neustadt sowie die bereits an Hessen Kassel verpfandete Reichsstadt Gelnhausen Am 16 Mai 1803 wurde Wilhelm zum letzten der vier neuen Kurfursten erhoben Die bereits von seinen Vorgangern lang ersehnte Rangerhohung liess der Kurfurst in Kassel durch ein dreitagiges Fest feiern Der Kurfurstentitel erwies sich jedoch als bedeutungslos da bis zum Untergang des Reiches keine Kaiserwahl mehr stattfinden sollte 33 6 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 11 07 min 3 6 MB Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen WikipediaLiteratur BearbeitenJoachim P Heinz Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 und die Auflosung der pfalzischen Grafschaften Wartenberg Sickingen und von der Leyen In Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band 111 2013 S 185 265 Ulrich Hufeld Hrsg Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 Eine Dokumentation zum Untergang des Alten Reiches Bohlau Koln 2003 ISBN 3 8252 2387 6 Harm Klueting Hrsg 200 Jahre Reichsdeputationshauptschluss Sakularisation Mediatisierung und Modernisierung zwischen Altem Reich und neuer Staatlichkeit Tagung der Historischen Kommission fur Westfalen vom 3 5 April 2003 in Corvey Aschendorff Munster 2005 ISBN 3 402 05616 X Ingo Knecht Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25 Februar 1803 Rechtmassigkeit Rechtswirksamkeit und verfassungsgeschichtliche Bedeutung Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 12213 4 Hermann Uhrig Die Vereinbarkeit von Art VII des Friedens von Luneville mit der Reichsverfassung 5 Bande Verlag Traugott Bautz Nordhausen 2014 ISBN 978 3 88309 862 3 zugleich erweiterte Jur Diss Tubingen 2011 urn nbn de bsz 21 opus 56749 Peter Wolf Reichsdeputationshauptschluss und das Ende des Reichstags In Reichsstadt und Immerwahrender Reichstag 1663 1806 Thurn und Taxis Studien Bd 20 Verlag Michael Lassleben Kallmunz 2001 ISBN 3 7847 1522 2 S 63 75 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Reichsdeputationshauptschluss Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikisource Reichsdeputationshauptschluss Quellen und Volltexte Johannes Neumann Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 Voraussetzungen und Folgen PDF 179 kB Anmerkungen Bearbeiten Nach Kaspar von Stieler decretum principale caput constituti Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 36 Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 51 Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 117 Paul Sauer Der schwabische Zar Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1984 S 175 a b Ludolf Pelizaeus Der lange und steinige Weg Hessen Kassels zur Hochsten Reichsdignitat PDF 104 kB Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 145 Beilagen zu dem Protokolle der ausserordentlichen Reichsdeputation zu Regensburg Erster Band Beilagen I bis C Regensburg 1803 Zweite Beilage S 6 7 in der Google Buchsuche s Protokoll der ausserordentlichen Reichsdeputation zu Regensburg Band 1 Regensburg 1803 erste bis funfundzwanzigste Sitzung 24 August 1802 bis 9 November 1802 online in der Google Buchsuche Protokoll der ausserordentlichen Reichsdeputation zu Regensburg Band 2 Regensburg 1803 sechsundzwanzigste bis funfzigste und letzte Sitzung 24 August 1802 bis 9 November 1802 online in der Google Buchsuche 49 Sitzung am 7 Mai 48 Sitzung 20 April 47 Sitzung 23 Marz s Protokoll der ausserordentlichen Reichsdeputation zu Regensburg Band 1 Regensburg 1803 erste bis funfundzwanzigste Sitzung 24 August 1802 bis 9 November 1802 S 45 58 hier insbesondere S 52 nehme man diesen Plan im allgemeinen dergestalten vorlaufig an online in der Google Buchsuche Zusammenfassung und abschliessende Erganzung der in den bisherigen Sitzungen gefassten Schlusse Beschlusse s Hermann Uhrig Die Vereinbarkeit von Art VII des Friedens von Luneville mit der Reichsverfassung 5 Bande Verlag Traugott Bautz Nordhausen 2014 ISBN 978 3 88309 862 3 zugleich erweiterte Jur Diss Tubingen 2011 S 1048 Fussnote 89 urn nbn de bsz 21 opus 56749 Peter Wolf Reichsdeputationshauptschluss und das Ende des Reichstags In Reichsstadt und Immerwahrender Reichstag 1663 1806 Thurn und Taxis Studien Bd 20 ISSN 0563 4970 Verlag Michael Lassleben Kallmunz 2001 ISBN 3 7847 1522 2 S 63 69 Votum des Reichsstadtekollegiums vom 7 Marz 1803 In Allgemeine Zeitung Nr 91 vom 1 April 1803 S 363 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Pantheon Munchen 2008 ISBN 978 3 570 55060 1 S 344 Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 149 Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 150 Johannes Burkhardt Abschied vom Religionskrieg Der siebenjahrige Krieg und die papstliche Diplomatie Tubingen 1985 S 263 Anton Schindling Hrsg 1806 Souveranitat fur Baden und Wurttemberg Beginn der Modernisierung Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019952 1 S 4 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Pantheon Munchen 2008 ISBN 978 3 570 55060 1 S 345 346 Eberhard Weis Montgelas Eine Biographie 1759 1838 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 57287 1 S 127 128 Erklarung Sr Maj des Kaisers Franz II wodurch er die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment niederlegt die Churfursten Fursten und ubrigen Stande wie auch alle Angehorige und Dienerschaft des deutschen Reiches ihrer bisherigen Pflichten entbindet vom 6 August 1806 Wikisource Allerhochste Pragmatikal Verordnung vom 11 August 1804 In Otto Posse Die Siegel der Deutschen Kaiser und Konige Band 5 Beilage 2 S 249 f Proklamation des Kaisertums Osterreich auf Wikisource Bey der Niederlegung der kaiserlichen Reichs Regierung Dekret vom 6 August 1806 In Otto Posse Die Siegel der Deutschen Kaiser und Konige Band 5 Beilage 3 S 256 ff Verkundung der neuen Titulatur als Kaiser von Osterreich auf Wikisource Anton Schindling Hrsg 1806 Souveranitat fur Baden und Wurttemberg Beginn der Modernisierung Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019952 1 S 5 Preussen und Westeuropa In Handbuch der Preussischen Geschichte Band I Herausgegeben von Wolfgang Neugebauer 2009 S 411 853 hier S 403 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Pantheon Munchen 2008 ISBN 978 3 570 55060 1 S 346 Mijndert Bertram Das Konigreich Hannover Kleine Geschichte eines vergangenen deutschen Staates Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 ISBN 3 7752 6121 4 S 24 Paul Sauer Der Schwabische Zar In Das Konigreich Wurttemberg 1806 1918 Monarchie und Moderne Thorbecke Ulm 2006 ISBN 3 7995 0221 1 S 56 Walter Ziegler Das 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