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Anton Schindling 20 Januar 1947 in Frankfurt am Main 4 Januar 2020 in Tubingen war ein deutscher Historiker Er bekleidete Lehrstuhle an den Universitaten Eichstatt 1985 1987 Osnabruck 1987 1995 und Tubingen 1995 2015 Thematisch arbeitete er zur Bildungsgeschichte zum Zeitalter der Konfessionalisierung und zum Alten Reich Er gehorte zu den fuhrenden Fruhneuzeitforschern in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenAnton Schindling ging als Einzelkind aus einer katholischen Handwerkerfamilie hervor Der Vater war Schreinermeister die Mutter war als Kindergartnerin tatig Er besuchte von 1953 bis 1957 die Volksschule in Frankfurt Hochst und von 1957 bis 1966 das Neusprachliche Leibniz Gymnasium in Frankfurt Hochst Er legte dort 1966 das Abitur ab Von 1966 bis 1974 studierte er an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Geschichte Kunstgeschichte Philosophie und Politikwissenschaft Im Jahr 1971 legte er das Staatsexamen fur das Lehramt an Gymnasien in den Fachern Geschichte und Politikwissenschaft ab Von 1968 bis 1974 war Schindling zunachst Wissenschaftliche Hilfskraft und ab 1971 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Er war Mitarbeiter an der Edition der Deutschen Reichstagsakten Mittlere Reihe Reichstag 1512 bei Friedrich Hermann Schubert Von 1969 bis 1974 arbeitete er als Schuberts Doktorand an der Dissertation uber Gymnasium und Akademie in Strassburg 1538 bis 1621 Das Thema aus dem Bereich der Bildungsgeschichte wurde von Notker Hammerstein angeregt Nach Schuberts Tod ubernahm Johannes Kunisch die Betreuung der Arbeit Bei Kunisch wurde er 1974 promoviert Die Arbeit wurde 1977 in uberarbeiteter Form unter dem Titel Humanistische Hochschule und Freie Reichsstadt Gymnasium und Akademie in Strassburg 1538 1621 veroffentlicht Ab August 1974 war er Verwalter einer wissenschaftlichen Assistentenstelle am Institut fur Geschichte der Universitat Wurzburg am Lehrstuhl fur Neuere Geschichte bei Peter Baumgart Ab Januar 1976 war er als wissenschaftlicher Assistent tatig Seine Habilitation erfolgte 1983 an der Universitat Wurzburg uber die Anfange des Immerwahrenden Reichstags zu Regensburg Die 1991 veroffentlichte Arbeit wurde zum Standardwerk 1 Von 1975 bis 1980 widmete er sich regelmassig der Archivarbeit in Wien im Haus Hof und Staatsarchiv wahrend der vorlesungsfreien Zeit Im Juli 1983 wurde er zum Akademischen Oberrat auf Zeit ernannt Im Wintersemester 1983 84 und Sommersemester 1984 war er als Privatdozent in Wurzburg tatig Vom Wintersemester 1985 86 bis zum Wintersemester 1986 87 lehrte Schindling als Professor an der Universitat Eichstatt Vom Sommersemester 1987 bis zum Sommersemester 1995 lehrte Schindling als Professor fur Geschichte der Fruhen Neuzeit an der Universitat Osnabruck Zusammen mit dem Germanisten Klaus Garber grundet er 1991 dort das Institut fur Kulturgeschichte der Fruhen Neuzeit Einen im Marz 1990 erfolgten Ruf auf die Professur fur Mittelalterliche und Neuere Geschichte als Nachfolger von Konrad Repgen an der Universitat Bonn lehnte er ab Ab Wintersemester 1995 96 lehrte Schindling bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2015 in der Nachfolge von Volker Press als Professor fur Mittlere und Neuere Geschichte in Tubingen Eine Berufung an die Universitat Wurzburg als Nachfolger von Peter Baumgart lehnte er im Januar 2000 ab Im Wintersemester 2006 07 war er Erasmus Austauschprofessor an der Jagiellonen Universitat in Krakau 2 Schindling wurde zum Seniorprofessor an der Universitat Tubingen ernannt 2017 stiftete er seine umfangreiche Privatbibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften 3 Seine Arbeitsschwerpunkte waren die Geschichte der Fruhen Neuzeit die politische Geschichte und Verfassungsgeschichte des Heiligen Romischen Reichs vergleichende Stadt und Landesgeschichte vergleichende Konfessionsgeschichte sowie Bildungsgeschichte Schul und Universitatsgeschichte In seiner Dissertation behandelte er die Geschichte des Strassburger Gymnasiums bis zu dessen Erhebung zur vollen Universitat in der Fruhzeit des Dreissigjahrigen Krieges 4 Die Arbeit wurde als ein bedeutender Beitrag zur Bildungsgeschichte gewurdigt und ins Franzosische ubersetzt Fur die Enzyklopadie deutscher Geschichte verfasste er den Band uber Bildung und Wissenschaft vom Westfalischen Frieden bis zum Ende des Reichs 5 Einen Schwerpunkt setzte er in den letzten Jahren auf die Geschichte Ostmitteleuropas Er intensivierte die Kontakte die Volker Press am Ende des Kalten Krieges bereits geknupft hatte Fur seine Forschungen wurden Schindling zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen und Mitgliedschaften zugesprochen Fur seine Dissertation uber die Strassburger Hochschule wurde Schindling 1974 der Strassburg Preis der Stiftung F V S verliehen und 1981 der Schongau Preis der Academie d Alsace 2014 wurde er mit dem Ritterkreuz des Ungarischen Verdienstordens ausgezeichnet 6 2016 erhielt er die Goldmedaille der Sudbohmischen Universitat in Budweis 7 Ab 1998 war er ausserordentliches Mitglied der Kommission fur bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Er war ab 1983 Mitglied der Gesellschaft fur frankische Geschichte ab 1985 Mitglied der Frankfurter Historischen Kommission und der Vereinigung fur Verfassungsgeschichte sowie ab 1988 Mitglied der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Ausserdem war er ab 1996 Mitglied ab 2002 Vorstandsmitglied und von 2005 bis 2015 Vorsitzender der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Ab 1997 war Schindling Mitherausgeber des Historischen Jahrbuchs Schriften Auswahl BearbeitenEin Schriftenverzeichnis findet sich auf der Seite der Universitat Tubingen Stand Oktober 2015 Monographien Humanistische Hochschule und freie Reichsstadt Gymnasium und Akademie in Strassburg 1538 1621 Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz Band 77 Steiner Wiesbaden 1977 ISBN 3 515 02151 5 zugleich Dissertation Frankfurt am Main 1974 Die Anfange des immerwahrenden Reichstags zu Regensburg Standevertretung und Staatskunst nach dem Westfalischen Frieden Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz Band 143 von Zabern Mainz 1991 ISBN 3 8053 1253 9 Zugleich Wurzburg Universitat Habilitations Schrift 1982 1983 Bildung und Wissenschaft in der fruhen Neuzeit 1650 1800 Enzyklopadie Deutscher Geschichte Band 30 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 55036 5 Herausgeberschaften mit Walter Ziegler Die Kaiser der Neuzeit 1519 1918 Heiliges Romisches Reich Osterreich Deutschland Beck Munchen 1990 ISBN 3 406 34395 3 mit Walter Ziegler Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung Land und Konfession 1500 1650 Band 1 7 Munster 1990 1997 mit Gyula Kurucz Marta Fata Peregrinatio Hungarica Studenten aus Ungarn an deutschen und osterreichischen Hochschulen vom 16 bis zum 20 Jahrhundert Contubernium Band 64 Steiner Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08908 X mit Franz Brendle Religionskriege im Alten Reich und in Alteuropa Aschendorff Munster 2006 ISBN 3 402 06363 8 mit Matthias Asche Werner Buchholz Die baltischen Lande im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung Livland Estland Osel Ingermanland Kurland und Letgallen Stadt Land und Konfession 1500 1721 Teil 1 4 Aschendorff Munster 2009 2012 ISBN 978 3 402 11087 4 mit Sonke Lorenz Wilfried Setzler Primus Truber 1508 1586 Der slowenische Reformator und Wurttemberg Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Band 181 Kohlhammer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 17 021273 2 mit Marta Fata Luther und die Evangelisch Lutherischen in Ungarn und Siebenburgen Augsburgisches Bekenntnis Bildung Sprache und Nation vom 16 Jahrhundert bis 1918 Reformationsgeschichtliche Studien und Texte Band 167 Aschendorff Munster 2017 ISBN 978 3 402 11599 2 Literatur BearbeitenMatthieu Arnold Matthias Asche Anton Schindling 1947 2020 In Francia 47 2020 S 501 503 online Peter Baumgart Anton Schindling zum Gedachtnis In Wurzburger Diozesangeschichtsblatter 83 2020 S 445 451 Franz Brendle Er lebte fur die Geschichte Der Historiker Anton Schindling ist gestorben In Schwabisches Tagblatt vom 11 Januar 2020 online Vaclav Buzek Anton Schindling 20 ledna 1947 4 ledna 2020 In Cesky casopis historicky 118 2020 S 565 ff Sabine Holtz Uwe Sibeth Anton Schindling 20 1 1947 4 1 2020 Ein Nachruf In Zeitschrift fur Wurttembergische Landesgeschichte 79 2020 S 459 464 Hans Christof Kraus Politik und Frieden Konfessionsfragen Zum Tod des Historikers Anton Schindling In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7 Januar 2020 Nr 5 S 11 Nicolette Mout Anton Schindling 1947 2020 In Historische Zeitschrift 312 2021 S 98 104 Manfred Rudersdorf Anton Schindling 1947 2020 In Historisches Jahrbuch 140 2020 S 523 529 Schindling Anton In Friedhelm Golucke Verfasserlexikon zur Studenten und Hochschulgeschichte SH Verlag Koln 2004 ISBN 3 89498 130 X S 291 292 Schindling Anton In Wer ist wer Das deutsche Who s Who LI Ausgabe 2013 14 S 979 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Anton Schindling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Seite von Schindling an der Universitat TubingenAnmerkungen Bearbeiten Vgl dazu die Besprechungen von Eike Wolgast in Historische Zeitschrift 259 1994 S 826 827 John G Gagliardo in The American Historical Review 98 1993 S 517 online Adolf Laufs in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung 113 1996 S 553 555 Karl Harter in Ius Commune 19 1992 S 458 461 Peter Rauscher in Mitteilungen des Osterreichischen Staatsarchivs 45 1997 S 353 354 Hans Schmidt in Zeitschrift fur Bayerische Landesgeschichte 60 1997 S 1267 online Anton Schindling Erfahrungsbericht uber meinen Aufenthalt als Erasmus Austauschprofessor an der Jagiellonen Universitat in Krakau im Januar 2007 In Rundbrief Nr 9 des Fordervereins Geschichte an der Universitat Tubingen e V Tubingen 2007 S 13 16 online Joachim Bruser Eine Bibliothek fur Budapest Seniorprofessor Schindling stiftet seine Bucher In Rundbrief Nr 19 des Fordervereins Geschichte an der Universitat Tubingen e V Tubingen 2017 S 26 f online Vgl dazu die Besprechung von Bernd Moeller in Rheinische Vierteljahrsblatter 44 1980 S 380 381 online Vgl dazu die Besprechung von Michael Stolleis in Historische Zeitschrift 260 1995 S 887 889 Ritterkreuz an Dr Fata und Prof Schindling Abgerufen am 15 Februar 2019 Vaclav Buzek Laudatio ku prilezitosti udeleni Pametni medaile Filozoficke fakulty Jihoceske univerzity panu prof Dr Antonu Schindlingovi In Opera Historica Casopis pro dejiny raneho novoveku Band 17 2016 Nr 2 S 295 ff Normdaten Person GND 108980456 lobid OGND AKS LCCN n90628678 VIAF 111163492 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schindling AntonKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 20 Januar 1947GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 4 Januar 2020STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Schindling amp oldid 226448678