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Das Stift Elten in Elten heute Stadt Emmerich wurde um 967 gegrundet und bestand bis 1803 1811 Es handelte sich um ein reichsunmittelbares hochadeliges Damenstift StiftskircheInhaltsverzeichnis 1 Grundungsphase 2 Entwicklung im Mittelalter 3 Besitz und Territorium 4 Vogtei 5 Konvent in der fruhen Neuzeit 6 Geschichte in der fruhen Neuzeit 7 Ende des Stifts 8 Kirchenschatz 9 Abtissinnen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGrundungsphase BearbeitenIn Hochelten bestand auf dem Eltenberg der 60 m hoch uber die Rheinebene aufsteigt am Ende des 9 und Anfang des 10 Jahrhunderts eine Burg der Grafen im Hamaland Nach Ausgrabungen in den 1960er Jahren vermutet man dass die Burg nach den Normanneneinfallen erbaut wurde Nachgewiesen ist durch Urkunden ein Besuch Ottos I im Jahr 944 1 Vermutlich um 967 grundete Graf Wichmann ein Damenstift Kaiser Otto I schenkte der Stiftkirche Elten 968 ein Reichsgut und zwar das Gut das Graf Wichmann zu Lehen gehabt hatte 2 Des Weiteren bestatigte Kaiser Otto I der Stiftskirche 970 die Erbguter die die Kirche von Graf Wichmann erhalten hatte 3 Im Jahr 970 ubertrug Graf Wichmann die Stiftskirche an den Papst 4 Erste Abtissin wurde die Tochter des Stifters Liutgard Das Stift war dem Heiligen Vitus geweiht Otto II nahm das Stift 973 in kaiserlichen Schutz Die Stiftsdamen erhielten nun das Recht ihre Abtissin frei zu wahlen und die Immunitat Allerdings erhielten die Bischofe von Utrecht das Recht die Abtissin zu bestatigen 5 Die Schwester der ersten Abtissin Adela von Hamaland bestritt die Rechtmassigkeit der Schenkung und forderte die Halfte des Besitzes als Erbteil Daraufhin kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in deren Verlauf der Ehemann Adelas Graf Balderich von Drenthe das Stift zweimal zerstorte Nach dem Tod der Abtissin Liutgard mussten sich Adela und ihr Gatte zweimal vor einem kaiserlichen Schiedsgericht verantworten Beendet wurde der Konflikt allerdings erst nach dem Tod Adelas um 1017 Bei dem Vergleich von 996 nahm Otto III das Stift in seinem Schutz stellte es den anderen Kanonissenstiften Essen Quedlinburg und Gandersheim gleich und erneuerte die Verordnung Wichmanns dass es einen Jahreszins an den heiligen Petrus nach Rom entrichten solle Er bestatigt die Schenkungen der beiden ersten Ottonen verlieh dem Stift die Immunitat und das Wahlrecht der Abtissin unter Vorbehalt der Zustimmung des Bischofs von Utrecht 6 Entwicklung im Mittelalter Bearbeiten nbsp Blick auf den Hochaltar im KircheninnerenDie Reichsunmittelbarkeit verlor das Stift zeitweise unter Heinrich IV der es 1083 dem Erzbischof von Hamburg Bremen schenkte Spatestens 1129 war die Einrichtung wieder ein Reichsstift wie aus einer Urkunde Lothars III hervorgeht 7 Seit dem 12 Jahrhundert zahlten die Abtissinnen zum Stand der Reichsfursten Diese erhielten die Regalien vom Konig oder von einem von diesem Beauftragten Belegt ist dies allerdings erst fur 1403 Erstmals als Furstin wurde Abtissin Elsa 1390 bezeichnet 8 Die erste Kirche aus den Grundungsjahren wurde 1100 in eine grosse romanische Basilika umgebaut Sie war immerhin 65 m lang und besass eine achteckige Kuppel Im Jahr 1129 wurde die Kirche von Bischof Sigward von Minden in Anwesenheit von Konig Lothar geweiht In diesem Zusammenhang schenkte der spatere Kaiser dem Stift auch zwei Pfund Geld pro Jahr aus dem Zoll in Duisburg 7 Besitz und Territorium BearbeitenDas unmittelbare Territorium rund um das Stift umfasste 1789 1469 Hektar Das Gebiet umfasste das eigentliche Stift mehrere Hauser in Hochelten den Ort Niederelten und etwas Land in der Gegend 8 Daruber hinaus besass es verstreuten Besitz insbesondere im Gebiet der heutigen Niederlande und im Herzogtum Kleve Der Besitz im 12 Jahrhundert wurde von Kaiser Lothar in einem Privileg von 1129 aufgezahlt 9 Die Besitzungen lagen in etwa zwischen Arnheim im Nordwesten bis in die Gegend von Xanten im Sudosten Ein Teil des ursprunglichen Besitzes wurde wahrend des Streits mit Grafin Adela abgetrennt und dieser ubergeben 8 Vogtei BearbeitenDen Vogt konnte die Abtissin wie aus einer Urkunde des 10 Jahrhunderts hervorgeht frei wahlen Die Vogtei lag im 15 Jahrhundert bei den Herzogen von Geldern 10 Nachdem Geldern wahrend des Burgundischen Krieges gekommen war ging auch die Vogtei an Karl den Kuhnen uber Dieser ubertrug sie 1473 an die Herzoge von Kleve Mit der Inbesitznahme von Kleve waren seit 1614 die Kurfursten von Brandenburg Vogte Insbesondere in der preussischen Zeit versuchten die Vogte die Rechte des Stifts und der Abtissin zu beschranken So kam die Gerichtsbarkeit wahrend des St Viti Marktes 1683 an Brandenburg Auch versuchten die Brandenburger Einfluss auf die Wahl der Abtissin zu nehmen Bis 1678 konnten sich die Stiftsdamen dagegen wehren musste danach aber das Vorschlagsrecht Brandenburg Preussens anerkennen Verloren ging im 17 Jahrhundert auch das Jagdrecht 10 Wahrend ein Grossteil der Landesherrschaft faktisch von Brandenburg Preussen ausgeubt wurde konnten die Stiftsdamen bis 1803 ihren reichsunmittelbaren Status und Teile der Gerichtsbarkeit und Zollrechte behaupten Allerdings stand der Marktzoll des St Viti Marktes bereits seit 1433 dem jeweiligen Vogt zu 10 Konvent in der fruhen Neuzeit Bearbeiten nbsp Haus der Abtissin aus dem 17 JahrhundertUber die Abtissinnen und die Stiftsdamen gibt es fur einen langen Zeitraum nur geringe Belege Aus dem Jahr 1380 gibt es eine Liste mit den Namen von zwolf Kanonissen und ihre zwolf vorgesehenen Nachfolgerinnen Damals betrug die Zahl der Prabenden demnach zwolf 10 Immerhin konnten aus Nekrologien des 15 und 16 Jahrhunderts etwa 60 Herkunftsfamilien identifiziert werden Die Deutung ist indes umstritten 11 Spatestens seit dem 15 und 16 Jahrhundert wurden nur Edelfrauleins des Stiftsadels aufgenommen 12 Im 18 Jahrhundert gab es sechs Prabenden fur Stiftsdamen und vier fur mannliche Kanoniker Neben der Abtissin existierten als Dignitaten eine Dechantin und eine Kusterin 13 Die Einnahmen der Prabende stand der Stiftsdame in der ersten Zeit dann voll zur Verfugung wenn sie ihrer Residenzpflicht nachgekommen war Spater war es unerheblich ob sie anwesend war oder nicht um die Einkunfte zu beziehen 14 Zeitweise wurden die Damen bereits im Kindesalter aufgenommen und im Stift auch erzogen 15 Geschichte in der fruhen Neuzeit BearbeitenDie Kirche und die Stiftsgebaude wurden 1585 im Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden zerstort Die Stiftsdamen lebten danach fur sechzig Jahre in einem dem Stift gehorenden Haus in Emmerich Die Kirche wurde nach der Zerstorung zunachst nur teilweise wieder aufgebaut und 1670 durch einen neuen Bau ersetzt Mit dem Untergang des Bistums Utrecht im 16 Jahrhundert infolge der Reformation wurde dem Stift 1669 die volle Exemtion verliehen Das Stift gehorte in der fruhen Neuzeit keinem Reichskreis an Auch waren die Abtissinnen nicht Mitglied der Rheinischen Pralatenbank 16 Ende des Stifts BearbeitenIm Jahr 1803 schlug der Reichsdeputationshauptschluss die Stifte Essen und Elten sowie das Kloster Werden dem Konigreich Preussen zu Im Vorgriff darauf hatte der preussische Konig Friedrich Wilhelm III bereits am 6 Juni 1802 von dem Stift Elten Besitz ergriffen Am 28 Oktober 1806 kam das Stift zum Grossherzogtum Berg nachdem Preussen im Vertrag von Paris 15 Februar 1806 auf die Souveranitat uber seine rechtsrheinischen Exklaven verzichtet hatte Seine rechtsrheinischen Gebiete nordlich der Lippe trat das Grossherzogtum 1811 an Frankreich ab Noch im gleichen Jahr am 18 Marz 1811 liess Napoleon I das Stift aufheben Im Ergebnis des Wiener Kongresses wurde das Gebiet 1815 wieder preussisch 1816 inkorporierte es Preussen in den Kreis Rees Die Stiftskirche wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges zerstort Der Wiederaufbau rekonstruierte den romanischen Bau in den Massen des Baus von 1670 Nur wenige Gebaude des Stifts sind neben der Kirche erhalten Heute ist im Haus der Abtissin mit dem Stanislauskolleg ein Exzerzitienhaus der Jesuiten untergebracht 17 Kirchenschatz BearbeitenFur die Bedeutung des Stifts spricht sein Kirchenschatz Er setzte sich im Wesentlichen aus liturgischen Geraten und Reliquien zusammen Ein betrachtlicher Teil davon wurde wahrend der franzosischen Besetzung im Zuge der Koalitionskriege versteckt und wurde danach wieder in die Kirche zuruckgebracht In Privatbesitz ubergegangen ist damals jedoch das heute bedeutendste Kunstwerk des Stifts Es handelt sich um ein mehr als einen halben Meter hohes farbig emailliertes und mit Elfenbein verziertes Reliquiar in Form einer Kuppelkirche Dieses befindet sich heute im Victoria and Albert Museum in London Zwei gotische Reliquienmonstranzen aus der Zeit um 1400 sind im Zuge der Auslagerung wahrend des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen 18 Der Kirchenschatz wird heute gemeinsam mit dem des ehemaligen Emmericher Martinistifts in der dortigen Martinikirche gezeigt Abtissinnen Bearbeiten968 973 Liutgard I 19 993 997 Liutgard II umstritten moglicherweise identisch mit Liutgard I Richardis 1056 Riklindis Irmgard I Giltrud 1229 Irmgard II Adelheid I Guda 1241 1244 Adelheid zur Lippe 1273 1280 Godela 1301 1328 Mabilia von Batenburg 1336 Irmgard von dem Berge 1340 1365 Irmgard III von Berg 1365 1402 Elisabeth I von Holtzate Marz 1402 3 Januar 1443 Lucia von Kerpen26 Marz 1443 25 Mai 1475 Agnes von Bronckorst 30 Juni 1475 17 Oktober 1513 Elisabeth II Rheingrafin von Dhaun Kyrburg geb um 1450 wahrscheinlich jungste Tochter von Wild und Rheingraf Johann IV von Dhaun 1410 1476 1513 1544 Veronica von Reichenstein 15 Marz 1544 23 Mai 1572 Magdalena Grafin zu Wied Runkel und Isenburg 7 August 1572 13 Marz 1603 Margaretha Grafin zu Manderscheid Blankenheim 1603 1645 Agnes II Elisabeth Grafin von Limburg Bronkhorst Styrum 1563 1645 1645 1674 Maria Sophie Altgrafin von Salm Reifferscheid auch Abtissin zu Vreden 16 Februar 1674 9 Marz 1708 Maria Franziska I Grafin von Manderscheid Blankenheim auch Abtissin zu Vreden 1708 12 Januar 1717 Anna Juliana Grafin von Manderscheid Blankenheim war seit 1701 Coadjutrix seit 1706 auch Furstabtissin zu Thorn 11 Februar 1717 15 Oktober 1727 Maria Eugenie Grafin von Manderscheid Blankenheim Schwester der Vorigen 20 November 1727 15 April 1740 Maria Eleonora Ernestine Grafin von Manderscheid Blankenheim Schwester der Vorigen 1740 1784 Maria Franziska II Grafin von Manderscheid Blankenheim und Gerolstein 1699 1784 1784 1789 Walburga Maria Grafin Truchsess von Waldburg Zeil Wurzach 1 November 1790 1796 Josepha Maria Altgrafin zu Salm Reifferscheid Bedburg 1731 1796 1796 1805 Maximiliana Franziska de Paula Altgrafin von Salm Reifferscheid 1765 1805 Dez 1805 Louise Wilhelmina Friderica Furstin Radziwill 1797 1809 Tochter von Luise von Preussen 1770 1836 und Furst Anton Radziwill sie kam nicht in den Besitz der Stelle weil Preussen das Herzogtum Kleve an Frankreich bzw den Grossherzog von Berg abtrat 1806 1811 Laetitia Josephine Murat 1802 1859 Tochter des Grossherzogs Joachim Murat und der Grossherzogin Carolina Bonaparte mit denen sie 1808 nach Neapel zog Literatur BearbeitenAnton Fahne Das furstliche Stift Elten Aus authentischen Quellen Bonn Brussel Koln 1850 Scan bei Googlebooks Gunther Binding Walter Janssen Friedrich K Jungklaass Burg und Stift Elten am Niederrhein archaologische Untersuchungen der Jahre 1964 65 Rheinische Ausgrabungen Bd 8 Rheinland Verlag Dusseldorf 1970 ISSN 0557 7853 Handbuch des historischen Statten in Deutschland Bd 3 Nordrhein Westfalen Stuttgart 1970 S 327 f Manuel Hagemann Emmerich Elten Stift Hochelten In Nordrheinisches Klosterbuch Bd 2 Verlag Franz Schmitt Siegburg 2012 S 248 257 ISBN 978 3 87710 449 1 Manuel Hagemann Elten In Residenzstadte im Alten Reich 1300 1800 Ein Handbuch Abt I Tl 2 Nordwesten hg v Harm von Seggern Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2022 S 197 199 ISBN 978 3 7995 4541 9 Nathalie Kruppa Elten In Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Ein dynastisch topographisches Handbuch Akademie der Wissenschaften Gottingen Residenzenforschung Bd 15 I Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2003 ISBN 3 7995 4515 8 Onlinefassung PDF 70 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Reichsstift Elten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag auf rheinische geschichte lvr de Online Findbuch zum Bestand Elten Stift im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Kurzbeschreibung der ResidenzenkommissionEinzelnachweise Bearbeiten Otto I RI II n 470 944 iuli 18 Eltnon Regest auf RI online Theodor Joseph Lacomblet in Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Coln Urkunde 110 1840 Teil 1 779 1200 S 81 65 Onlinefassung Theodor Joseph Lacomblet in Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Coln Urkunde 112 1840 Teil 1 779 1200 S 83 67 Onlinefassung Johannes XIII RI II 5 n 467a Regest auf RI online Otto II RI II n 646 973 Dezember 14 Nimwegen Regest auf RI online Otto III RI II n 1217 996 Dezember 18 Nimwegen Regest auf RI online a b Lothar III RI IV 1 1 n 181 1129 Februar 2 3 Elten Regest auf RI online a b c Nathalie Kruppa Elten In Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Ein dynastisch topographisches Handbuch Sonderdruck Onlinefassung PDF 70 kB S 706 Lothar III RI IV 1 1 n 186 1129 April 10 Goslar Regest auf RI online a b c d Nathalie Kruppa Elten In Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Ein dynastisch topographisches Handbuch Sonderdruck Onlinefassung PDF 70 kB S 707 Franz J Felten Wie adelig waren Kanonissenstifte und andere weibliche Konvente im fruhen und hohen Mittelalter In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2009 S 57 Franz J Felten Wie adelig waren Kanonissenstifte und andere weibliche Konvente im fruhen und hohen Mittelalter In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2009 S 108 Ute Kuppers Braun Zur Sozialgeschichte hochadeliger Damenstifte im 17 und 18 Jahrhundert In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2009 S 356 Ute Kuppers Braun Zur Sozialgeschichte hochadeliger Damenstifte im 17 und 18 Jahrhundert In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2009 S 362 Ute Kuppers Braun Zur Sozialgeschichte hochadeliger Damenstifte im 17 und 18 Jahrhundert In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Gottingen 2009 S 369 Julius Ficker Vom Reichsfurstenstande Bd 1 Innsbruck 1861 S 375 Seite des Stanislauskollegs Schatzkammer Martinikirche Emmerich teilweise aus der niederlandischen Wikipedia ubernommen Erganzt um Eintrag auf guide2womansleaders com sowie Liste der Residenzenkommission Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot resikom adw goettingen gwdg de51 864272 6 17088 Koordinaten 51 51 51 4 N 6 10 15 2 O Normdaten Korperschaft GND 7704077 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Elten amp oldid 231302115