Das Königreich Preußen existierte von der Königskrönung Friedrichs III. von Brandenburg 1701 bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms II. infolge der Novemberrevolution 1918. Da es sich um die bedeutendste Periode in der Geschichte des Landes handelt, ist statt vom Königreich oft nur von Preußen die Rede. Seine Hauptstadt war Berlin.
Vom Hochmittelalter bis 1701 existierte das im südlichen Baltikum gelegene Preußen zunächst als Deutschordensstaat, dann als weltliches Herzogtum Preußen, das in etwa der späteren Provinz Ostpreußen entsprach und außerhalb der Grenzen des Römisch-deutschen Reiches lag. Es war zeitweilig ein Lehen der polnischen Krone, während der Westen des Landes als Königlich Preußen dieser direkt unterstand. 1618 fiel das Herzogtum durch Erbschaft an die in Berlin residierenden, hohenzollernschen Kurfürsten von Brandenburg. Für die Zeit zwischen 1618 und 1701 bezeichnet die Geschichtswissenschaft den Länderkomplex der Hohenzollern innerhalb und außerhalb des Reichs zusammenfassend als Brandenburg-Preußen.
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, löste das Herzogtum mit seiner Hauptstadt Königsberg 1657 aus der polnischen Lehenshoheit und machte es damit zu einem souveränen Staat. Infolgedessen konnte sein Sohn sich 1701 als Friedrich I. zum König in Preußen krönen. Die einschränkende Bezeichnung in statt von Preußen war nötig, um Konflikte mit der polnische Krone zu vermeiden, die weiterhin die Herrschaft über Königlich Preußen behauptete. Erst nachdem Friedrich II. durch die erste Teilung Polens 1772 Westpreußen hinzugewonnen hatte, nahm er den Titel eines Königs von Preußen an. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde es üblich, die lediglich in Personalunion verbundenen Länder der Hohenzollern als „die preußischen Staaten“, die „Staaten des Königs von Preußen“ oder „Königlich Preußische Staaten“ oder eben als Königreich Preußen zu bezeichnen.
Infolge der Schlesischen Kriege Friedrichs II. stieg das Königreich zur zweiten deutschen Großmacht nach Österreich auf. Nach der siegreichen Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen das napoléonische Frankreich erfuhr es auf dem Wiener Kongress 1815 bedeutende territoriale Zuwächse in der Mitte und im Westen Deutschlands. Auch im Deutschen Bund blieb es die zweitstärkste Macht nach dem Kaisertum Österreich. Unter maßgeblicher Führung des Ministerpräsidenten Otto von Bismarck drängte Preußen im Deutschen Krieg von 1866 Österreich aus Deutschland hinaus und gründete den von ihm dominierten Norddeutschen Bund. Dieser wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 um die süddeutschen Staaten zum Deutschen Reich erweitert. Als Oberhaupt des mit Abstand größten Gliedstaats des Reiches trug der König von Preußen fortan den zusätzlichen Titel „Deutscher Kaiser“.
Aufgrund der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution von 1918 musste Wilhelm II. als König von Preußen und Deutscher Kaiser abdanken. Damit endete die Monarchie in Deutschland, und das Königreich Preußen wurde zum demokratisch verfassten Freistaat Preußen innerhalb der Weimarer Republik.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Hans-Joachim Schoeps: Preussen. Geschichte eines Staates. Propyläen, Berlin 1966, S. 44; auch Monika Wienfort: Geschichte Preußens. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56256-3, S. 7, „preußische Staaten“ S. 10.
- Gerd Heinrich: Geschichte Preußens. Staat und Dynastie. Propyläen, Frankfurt u. a. 1981, ISBN 3-549-07620-7, S. 132.
- Hartwin Spenkuch: Preußen – eine besondere Geschichte: Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur 1648–1947. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, S. 86.