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Das Baltikum lateinisch Balticum ist ein Gebiet in Europa zu dem heute die Staaten Estland Lettland und Litauen gerechnet werden Diese baltischen Staaten haben insgesamt eine Bevolkerung von etwa sechs Millionen Menschen auf einer Flache von etwa 175 000 km An das Baltikum grenzen ostlich Russland Belarus sudlich Polen und die russische Exklave des Kaliningrader Gebiets sowie westlich und nordlich die Ostsee bzw der Finnische Meerbusen Lage des Baltikums in Europa mit den drei baltischen Staaten Estland Lettland Litauen von Nord nach Sud Die geographische Zuordnung des Baltikums innerhalb Europas ist umstritten und wird neben geographischen Faktoren auch von historisch kulturellen und politischen Aspekten beeinflusst So wird das Baltikum sowohl Nordeuropa 1 Mitteleuropa 2 Osteuropa 3 und Nordosteuropa zugeordnet 4 Der geographische Landschaftsbegriff Baltikum fand im 19 Jahrhundert Eingang in die deutschsprachige Fachliteratur 5 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 1 1 Abgrenzung des Begriffs Baltikum zum Begriff Baltischen Staaten 2 Bevolkerung 2 1 Minderheiten 2 2 Sprachen 2 3 Religion 3 Geographie 3 1 Palaogeographie 3 2 Gegenwart 4 Geschichte 4 1 Ur und Fruhgeschichte 4 2 Hochmittelalter 4 3 Spatmittelalter 4 4 18 und 19 Jahrhundert 4 5 20 Jahrhundert 4 5 1 Unabhangigkeit 4 5 2 Zweiter Weltkrieg 4 5 3 Nachkriegszeit 4 5 4 Wiedererlangung der Unabhangigkeit 4 6 2000er Jahre 5 Wirtschaft 6 Kennzahlen 7 Forschungsinstitute in Deutschland mit Schwerpunkt Baltikum 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Begriff Baltikum erscheint in der Endphase des Ersten Weltkriegs als Sammelbezeichnung fur das deutsche Okkupationsgebiet auf den Territorien der Ostseegouvernements des Russischen Reiches und etwa des Gouvernements Kowno Er ist von der Selbstbezeichnung Balten der Deutsch Balten abgeleitet aus denen in den Ostseegouvernements des Russischen Reiches die Fuhrungsschicht bestand Heute bezeichnen sich die Bewohner der drei Staaten haufig gemeinsam als Balten 6 Neue Karte Livlands Livoniae mit Teil der Ostsee Pars Maris Baltici Karte von Johannes Janssonius 1642Benannt ist das Baltikum nach der mittellateinischen Bezeichnung fur die Ostsee als mare balticum das Baltische Meer 7 Diese Bezeichnung war seit dem 11 Jahrhundert in Gebrauch und tauchte zuerst bei Adam von Bremen auf 8 Die Verwendung von mare balticum ist zuruckzufuhren auf den Namen einer grossen Insel mit reichen Bernsteinvorkommen im nordlichen Europa die der antike romische Gelehrte Plinius der Altere als Baltia oder Balcia eigentlich vermutlich Abalcia 9 erwahnt und die im Mittelalter mit der preussischen Kuste identifiziert wurde An anderer Stelle notiert Plinius Balcia sei identisch mit der von Pytheas von Massilia entdeckten Insel Basilia und nur ein anderer Name fur die Nordseeinsel Abalus 8 bei der es sich um Helgoland handeln konnte Eine andere These lokalisiert Baltia als die danischen Ostseeinseln Funen oder Seeland eine oder beide 10 Die etymologische Herkunft des Wortes Baltia ist hingegen unklar Einerseits wird ein Zusammenhang mit dem danischen Baelt Gurtel als ursprunglicher Begriff fur die Meerengen Skagerrak und Kattegat angenommen 11 andererseits auf die Balten das heisst die Weissen als Beschreibung der nichtslawischen Anrainer der Ostsee verwiesen 12 In seinem Buch Die Deutschen und die Nachbarstamme vertritt Johann Kaspar Zeuss die Ansicht dass der Name der Insel Baltia bei Plinius weiss bedeute und aus der Sprache der Astier einem alten Namen fur die Balten 13 stamme 14 Das Wort weiss lautet in allen baltischen Sprachen ahnlich kurisch balt prussisch baltan lettisch balts litauisch baltas Unter den Sprechern dieser Sprachen waren die Kuren und die Prussen ursprungliche Anrainer der Ostsee In deren Sprachen bedeutet mar mare marri das Wort fur Haff Abgrenzung des Begriffs Baltikum zum Begriff Baltischen Staaten Bearbeiten Das Baltikum bezeichnet im eigentlichen Sinne die geographische Region die von den Staaten Estland Lettland und Litauen eingenommen wird Der Begriff der baltischen Staaten bezeichnet dagegen die politischen Entitaten von Estland Lettland und Litauen als Gruppe In der Umgangssprache werden die beiden Begriffe allerdings zumeist synonym verwendet Keinesfalls deckungsgleich mit der geografischen oder politischen Definition des Baltikums sind die Sprachen Wahrend das Litauische und das Lettische zum baltischen Zweig der Indogermanischen Sprachen gehoren zahlen das Estnische und weitere teils vom Aussterben bedrohte Sprachen des Nordbaltikums zu den Finno Ugrischen Sprachen Bevolkerung BearbeitenMinderheiten Bearbeiten Die grosste Minderheit stellen in Estland und Lettland mit uber 25 die Russen dar gefolgt von kleinen Anteilen von Belarussen und Ukrainern In Litauen dagegen ist mit uber 6 die polnische Minderheit etwas grosser als die russische Sprachen Bearbeiten In Litauen und Lettland werden mit Litauisch und Lettisch zwei indogermanische Sprachen gesprochen die wegen ihrer nahen Verwandtschaft als baltische Sprachen zusammengefasst werden Dagegen gehort das Estnische in Estland mit dem nah verwandten Finnischen zur ostseefinnischen Untergruppe der finno ugrischen Sprachen Russen sind seit dem 9 Jahrhundert als Minderheit im ostlichen Teil des Baltikums ansassig Als Ergebnis der Zugehorigkeit des Baltikums zum Russischen Reich vom Anfang des 18 Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg und zur Sowjetunion vom Zweiten Weltkrieg bis 1990 sind rund 25 Prozent der Bevolkerung in Estland 28 Prozent in Lettland und 6 Prozent in Litauen russischsprachig Zudem gibt es im Sudosten Litauens eine polnischsprachige Minderheit Religion Bearbeiten Im uberwiegend romisch katholischen Litauen ist der Berg der Kreuze bei Siauliai von grosser spiritueller Bedeutung Die Bevolkerung Lettlands hingegen ist eher evangelisch lutherisch wahrend sich Estlands Einwohner wiederum grosstenteils zu keiner oder zur evangelischen bzw orthodoxen Konfession bekennen Geographie BearbeitenPalaogeographie Bearbeiten Im Proterozoikum war das Baltikum Bestandteil des auch als Ureuropa bezeichneten Urkontinents Baltica Er entstand durch Ozeanbodenspreizung als selbstandiger Kontinent und setzte sich aus drei Regionen zusammen Fennoscandia Volgo Uralia und Fennosarmatia das mit seinem westlichen Teil grob dem heutigen Baltikum entspricht Baltica driftete vom Sudpol zum Aquator und kollidierte durch Subduktion im Unteren Silur mit Avalonia sowie im Mittleren Silur mit Laurentia wodurch der Kontinent Laurussia entstand 15 16 17 Gegenwart Bearbeiten Das Baltikum gehort zur kuhl gemassigten Klimazone Es herrscht eine waldreiche von Dunen und Moranen gepragte Od Landschaft vor beispielsweise in der Kurischen Nehrung Die hochste Erhebung ist mit 318 Metern der Suur Munamagi in Estland Der grosste See ist der Peipussee Langster Strom ist mit 1020 Kilometern die Duna und zweitlangster die Memel Es gibt insgesamt 14 Nationalparks im Baltikum Wichtige Zentren des Baltikums sind nach den Hauptstadten Tallinn Riga und Vilnius auch die Orte Kaunas Klaipeda Liepaja und Tartu Ausserhalb der stadtischen Agglomerationen sind die Lander nur dunn besiedelt Geschichte BearbeitenSiehe auch Geschichte Estlands Geschichte Lettlands und Geschichte Litauens Ur und Fruhgeschichte Bearbeiten Erste Spuren der Wiederbesiedlung nach Ruckgang der Vereisung liegen bei circa 11 000 v Chr Die Bezuge zur westlich gelegenen Hamburger Kultur Ahrensburger Kultur Bromme Lyngby Kultur oder der sudlich anschliessenden Swidru Kultur polnisch Kultura swiderska dem nordkarpathischen Auslaufer der Federmesser Gruppen sind noch nicht hinreichend erforscht Ab etwa 3100 v Chr konnten bereits nordwest indogermanisch sprechende Gruppen eingedrungen sein und die Ursprunge der spateren baltischen Sprachen gelegt haben Um 500 v Chr gab es Beutezuge der Skythen und Einfluss der Latene Kultur Zwischen 200 v Chr und 500 n Chr siedelten Ostgermanische Stamme in das Weichsel Gebiet im Suden Es gab Bernsteinhandel mit Rom und Griechenland Zur Zeit der Volkerwanderung zwischen 500 und 800 n Chr drangen verstarkt Slawen ins Baltikum Aus Schweden kamen Wikinger auch ins Samland und ins Memelland Nach anfanglichen Feindseligkeiten entwickelte sich ein schwungvoller Handel Im Ort Russ im Memeldelta fanden die Wikinger einen sicheren Hafen von dem aus sie uber die Flusswege weiter nach Osten vordrangen Von der Bezeichnung dieses Ortes konnten die Bezeichnungen der dort eindringenden Wikinger und spater der Russen ihren Namen erhalten haben Hochmittelalter Bearbeiten Livlandische Konfoderation Alte Karte LivlandsJoannes Portantius 1573Im Hochmittelalter begann die Christianisierung und Unterwerfung Livlands durch die deutschen Ordensritter die seit Anfang des 13 Jahrhunderts zunachst von Riga aus Schwertbruderorden ins Baltikum vordrangen und bis um 1300 weite Gebiete unter ihre Herrschaft bringen konnten Einzig Litauen und Samogitien blieben unabhangig Spatmittelalter Bearbeiten Innerhalb der Ordensherrschaft konnten sich die Handelsstadte weitreichende Freiheiten sichern und gelangten insbesondere im 15 Jahrhundert zu grossem Reichtum als sie als Mitglieder der Hanse den Ostseehandel dominierten Die baltischen Hafenstadte wurden daher kulturell stark von Deutschland Danemark und Schweden beeinflusst und haben dieses Erbe bis heute in vielen Aspekten erhalten Die Herrschaft des Ordens uber die Gebiete des heutigen Estlands und Lettlands Alt Livland endete Mitte des 16 Jahrhunderts in der Zeit der Reformation Im Livlandischen Krieg misslang zwar Russland die Eroberung Livlands jedoch geriet das umkampfte Territorium unter die Herrschaft seiner von Livland zu Hilfe gerufenen Gegner Livland und Kurland kamen unter polnische Lehnshoheit Estland wurde schwedisch und die Insel Saaremaa Osel danisch Litauen blieb unabhangig da es mit Polen 1385 eine erste Allianz und Vertrags Union die Union von Krewo vereinbarte der weitere folgten und 1569 zur Grundung der Adelsrepublik vom Konigreich Polen und Grossfurstentum Litauen fuhrten 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten Im 18 Jahrhundert geriet das Baltikum durch den Grossen Nordischen Krieg und die Polnischen Teilungen unter die Herrschaft des russischen Zarenreichs Diese Herrschaft dauerte bis zum Ersten Weltkrieg zwei polnisch litauische Aufstande Novemberaufstand 1830 31 und Januaraufstand 1863 64 wurden blutig niedergeschlagen 20 Jahrhundert Bearbeiten Unabhangigkeit Bearbeiten Im Gefolge des Friedensvertrages von Brest Litowsk entstanden 1918 die unabhangigen Republiken Estland Lettland und Litauen Diese mussten sich allerdings umgehend gegen die Machtanspruche der Kommunisten russische Rote Armee der Monarchisten russische Weisse Armee im Verbund mit den von Teilen des deutschen Adels unterstutzten deutschen Freikorps und der Polen zur Wehr setzen Mit dem Abschluss dieser Burgerkriegsphase bis 1920 verblieb ein Teil Litauens sog Litwa Srodkowa unter polnischer Hoheit Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Im deutsch sowjetischen Nichtangriffspakt von 1939 wurden Lettland und Estland als sowjetische Interessensphare bezeichnet Ihr wurde im deutsch sowjetischen Grenz und Freundschaftsvertrag vom 28 September 1939 auch Litauen zugeschlagen wofur die Sowjetunion eine Vergrosserung des deutschen Besatzungsgebiets in Polen zugestand Abgesichert durch rasch abgeschlossene Beistandsvertrage besetzte die Rote Armee im Herbst 1939 Stutzpunkte in Litauen Estland und Lettland Finnland weigerte sich einen entsprechenden Vertrag abzuschliessen und wurde infolgedessen am 30 November 1939 von der Sowjetunion angegriffen Der sogenannte Winterkrieg endete quasi unentschieden mit einem Friedensabkommen am 13 Marz 1940 Finnland musste zwar Teile seines Territoriums abtreten blieb jedoch unabhangig Deutschland veranlasste 1940 41 die nahezu vollstandige Umsiedlung der deutsch baltischen Bevolkerung in das besetzte Polen Warthegau Westpreussen 18 Angesichts der sowjetischen Besatzung stimmten die im Sommer 1940 neugewahlten Parlamente der baltischen Staaten der Eingliederung in die Sowjetunion gezwungenermassen zu Die Annexionen der baltischen Staaten standen somit im Zusammenhang mit der grossen Westerweiterung der Sowjetunion im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs Litauen Einmarsch 15 Juni 1940 Zwangseingliederung in die Sowjetunion 3 August 1940 Lettland Einmarsch 17 Juni 1940 Zwangseingliederung in die Sowjetunion 5 August 1940 Estland Einmarsch 17 Juni 1940 Zwangseingliederung in die Sowjetunion 6 August 19401941 wurde das Gebiet von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt Es gab tausende Freiwillige die sich fur den Dienst in der 15 19 oder 20 Waffen Grenadier Division der SS meldeten Ein anderer Teil der Bevolkerung kampfte auf Seiten der Roten Armee gegen die deutsche Besatzung Im Juli bzw Oktober 1944 wurden die baltischen Republiken schliesslich erneut von der Sowjetarmee besetzt und als Sozialistische Sowjetrepubliken der Sowjetunion einverleibt 19 Nach der Besetzung durch Deutschland und dem deutschen Ruckzug 1944 und 1945 Kurland Kessel flohen viele Balten vor dem Eintreffen der Roten Armee in Richtung Westen und zum Teil spater nach Ubersee Die verbliebenen deutschstammigen Personen wurden ab 1944 bis 1946 zum Grossteil vertrieben teilweise auch ermordet oder in sowjetische Lager des GULAG verbracht Nach dem Krieg wurden baltische Kommunisten aus der Sowjetunion an die Machtpositionen gesetzt Kollaborateure mit den Deutschen sowie Gegner der Sowjet Besatzung wurden durch Liquidation Umsiedlung und Gefangnis oder Lagerhaft bestraft Eine massive baltische Widerstandsbewegung von Partisanen versuchte noch Jahre nach Kriegsende die Besatzungsmacht zu destabilisieren Sie fanden Schutz in den Waldern weshalb sie sich als Waldbruder bezeichneten wurden aber letztlich vom NKWD unterwandert und ausgeschaltet Die baltischen Bevolkerungen erlebten innerhalb weniger Jahre ab 1940 drei aufeinander folgende gewaltige Liquidations und Deportationswellen 1940 1941 durch die Sowjetunion Herrschaftsschicht Militar Bourgeoisie Klerus und andere 1941 1944 durch das nationalsozialistische Deutschland Juden 1944 1950 wieder durch die Sowjetunion Kollaborateure Widerstandskampfer Oppositionelle Kulaken und andere Nachkriegszeit Bearbeiten In den 1950er Jahren befanden sich rund 10 der erwachsenen mannlichen Bevolkerung des Baltikums entweder in den Lagern des GULAG oder in der Verbannung in der Sowjetunion 20 Von 1944 bis 1990 gehorten Lettland Estland und Litauen zur Sowjetunion In dieser Zeit wurden diese Lander grosstenteils gegen den Willen der Bevolkerung in das sowjetische System integriert Diese Zeit war gekennzeichnet von der sowjetischen Ansiedlungspolitik von Russen wodurch die angestammten Bevolkerungen zu Minderheiten im eigenen Land gemacht werden sollten Litauisch Lettisch und Estnisch hatten in dieser Zeit neben dem Russischen den Status von Amtssprachen Es gab Kindergarten und Schulen in den lokalen Sprachen Auch Printmedien Radio und spater Fernsehen wurden muttersprachlich angeboten Wiedererlangung der Unabhangigkeit Bearbeiten Am 23 August 1989 bildeten zwei Millionen Menschen den Baltischen Weg eine Menschenkette uber eine Lange von 600 Kilometern von Tallinn uber Riga nach Vilnius um fur die Unabhangigkeit der baltischen Staaten zu demonstrieren Insbesondere in Estland stellte die Singende Revolution einen starken Beitrag zur Unabhangigkeit dar Im Fruhjahr 1990 erklarten die baltischen Staaten ihre Unabhangigkeit und deklarierten die Erneuerung der Vorkriegsverfassungen Am 13 Januar 1991 gingen die promoskauischen und prokommunistischen politischen Krafte zum Angriff uber Mit brutaler Gewalt wurde versucht die rechtmassig gewahlte Macht zu sturzen Die Ausfuhrung der Moskauer Plane wurde durch den vom Volk organisierten gewaltlosen Widerstand vereitelt der in die Geschichte als Barrikaden Tage eingegangen ist Wahrend der Januarereignisse in Litauen 1991 wurden beim Sturm des litauischen Fernsehturms in Vilnius 14 unbewaffnete und gewaltfreie Litauer ermordet und uber 1000 verletzt Die Regierungen in Estland und Lettland verfolgten nach der Wiedererlangung der Unabhangigkeit bis Mitte der 1990er Jahre eine restriktive Politik gegenuber den ethnischen Minderheiten im Land die unter starker Kritik verschiedener Nichtregierungsorganisationen stand Vorherrschendes Ziel der beiden Lander nach der 50 Jahre wahrenden Besatzung bestand im Schutz der eigenen Kultur und Sprache Anders gestaltete sich die Situation in Litauen wo der Anteil der Titularnation hoher und stabiler war und keine tatsachliche oder gefuhlte Bedrohung der Nation gegeben war Die dortige Regierung verfolgte von Anfang an einen inklusiven Ansatz in der Integrationspolitik In Estland erfolgte der Wandel zu einer umfassenden Strategie gegenuber den ethnischen Minderheiten ab Ende der 1990er Jahre Die Regierung in Tallinn verabschiedete 2000 das Staatsprogramm zur Integration Die lettische Staatsfuhrung anderte ihre Politik einige Monate spater Im Gegensatz zu Estland ist ihr Konzept nicht speziell auf andere Nationalitaten ausgerichtet sondern schliesst alle Mitglieder der Gesellschaft ein um soziale und regionale Unterschiede auszugleichen Das Baltikum gehorte als einziges ehemals sowjetisches Territorium nie zur Gemeinschaft Unabhangiger Staaten GUS 2000er Jahre Bearbeiten Am 1 Mai 2004 traten die baltischen Staaten der NATO und der EU bei Fur das Kaliningrader Gebiet und die Sonderwirtschaftszone Jantar im ehemals nordlichen Ostpreussen das zu Lande von der EU angehorenden Gebieten eingeschlossen ist sind besondere Regelungen im Gesprach Wirtschaft BearbeitenDie Wirtschaft gemessen am BSP in den baltischen Landern wuchs bis 2007 deutlich schneller als die Wirtschaft im Westen Europas Man bezeichnete sie deshalb auch als Baltische Tiger Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 erfolgte eine heftige Korrektur Doch nach den Krisenjahren entspannte sich die okonomische Lage wieder und so fuhrte Lettland 2014 nach Estland 2011 als zweiter baltischer Staat den Euro ein Nachdem Litauen die EU Konvergenzkriterien erfullte hat am 1 Januar 2015 der Euro die Litas als gesetzliches Zahlungsmittel abgelost Kennzahlen BearbeitenStaat Ein wohner BIP Kopf in USD 21 Inflations rate 22 Staats schulden quote 23 Arbeits losen quote 24 Korruptions index 25 CO Emission Kopf Jahr 26 Alkoholkonsum Kopf Jahr in Liter 27 Strassen befestigungs rate 28 HDI2022 29 Estland Estland 1 323 824 Jan 2019 30 27 962 3 5 11 10 9 74 14 44 t 15 57 17 9 0 890Lettland Lettland 1 934 379 Jan 2019 31 20 546 0 0 32 9 8 59 3 38 t 12 50 20 3 0 863Litauen Litauen 2 794 000 Jan 2019 32 23 386 1 2 39 12 4 62 4 08 t 15 03 85 9 0 875Forschungsinstitute in Deutschland mit Schwerpunkt Baltikum BearbeitenNordost Institut IKGN in Luneburg Herder Institut in MarburgLiteratur BearbeitenNorbert Angermann Karsten Bruggemann Geschichte der baltischen Lander Philipp Reclam jun Ditzingen 2018 ISBN 978 3 15 011167 3 Michael Garleff Die baltischen Lander Estland Lettland und Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart Regensburg 2001 ISBN 3 7917 1770 7 Zigmantas Kiaupa u a Geschichte des Baltikums 2 verbesserte Auflage Avita Tallinn 2002 ISBN 9985 2 0604 5 Nordost Institut Hrsg Das Baltikum Geschichte einer europaischen Region Hiersemann Verlag Stuttgart 2018 2021 ISBN 978 3 7772 1831 1 3 Bande Bd 1 Von der Vor und Fruhgeschichte bis zum Ende des Mittelalters 2018 ISBN 978 3 7772 1825 0 Bd 2 Vom Beginn der Fruhen Neuzeit bis zur Grundung der modernen Staaten 2021 ISBN 978 3 7772 2100 7 Bd 3 Die Staaten Estland Lettland und Litauen 2020 ISBN 978 3 7772 2013 0 Michael North The Baltic A History Harvard University Press Cambridge 2016 ISBN 978 0 674 74410 3 Gert von Pistohlkors Hrsg Baltische Lander Deutsche Geschichte im Osten Europas Band 7 Siedler Verlag Berlin 2002 ISBN 3 88680 774 6 Alexander Schmidt Geschichte des Baltikums Von den alten Gottern bis zur Gegenwart Piper Munchen 1992 ISBN 3 492 11518 7 Ralph Tuchtenhagen Geschichte der baltischen Lander Munchen 2009 ISBN 978 3 406 50855 4 Weblinks Bearbeiten Commons Baltische Staaten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikivoyage Baltikum Reisefuhrer Wikibooks Baltische Lander Lern und Lehrmaterialien Wiktionary Baltikum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Nordost Institut Institut fur Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e V IKGN in Luneburg vifanord Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa und Ostseeraum Dossiers zum Thema Ostseelander in der Pressemappe 20 Jahrhundert der ZBW Leibniz Informationszentrum Wirtschaft Im Schatten Russlands Das Baltikum Bruckenkopf Europas Dokumentarfilm von ZDFinfo Lange 43 min frei verfugbar bis 20 April 2024Einzelnachweise Bearbeiten United Nations Statistics Division Standard Country and Area Codes Classifications M49 In millenniumindicators un org Abgerufen am 17 September 2017 Standiger Ausschuss fur Geographische Namen StAGN P Jordan Grossgliederung Europas nach kulturraumlichen Kriterien Europa Regional 13 2005 Heft 4 Leibniz Institut fur Landerkunde Leipzig Bundeszentrale fur Politische Bildung Europalexikon Der neue Fischer Weltalmanach 2017 S 278 Fischer Verlag Frankfurt am Main 2016 C Grewingk Zur Archaologie des Balticum und Russlands In Archiv fur Anthropologie Volkerforschung und kolonialen Kulturwandel Bande 7 8 Verlag Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1874 S 59 ff Fur alle drei Informationen Garleff siehe Literatur S 14 Wolf D Gruner Wichard Woyke Hrsg Europa Lexikon Lander Politik Institutionen Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 49425 0 S 81 a b Baltia PDF 2 60 kB Nicht mehr online verfugbar peterhug ch lexikon archiviert vom Original am 18 Januar 2012 abgerufen am 13 Oktober 2011 Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot peterhug ch Brockhaus Kleines Konversations Lexikon In zwei Banden 5 Auflage Erster Band A K F A Brockhaus Leipzig 1908 S 145 Dictionary of Greek and Roman Geography William Smith 1854 abgerufen am 13 Oktober 2011 englisch Hugo Kastner Von Aachen bis Zypern Geografische Namen und ihre Herkunft Humboldt Verlag Baden Baden 2007 ISBN 978 3 89994 124 1 S 45 Dietmar Urmes Handbuch der geographischen Namen Ihre Herkunft Entwicklung und Bedeutung Fourier Verlag Wiesbaden 2003 ISBN 3 932412 32 X S 478 Das umsturmte Baltenland www muenster org abgerufen am 13 Oktober 2011 Johann Kaspar Zeuss Die Deutschen und die Nachbarstamme Carl Winter Heidelberg 1925 S 270 O Adrian Pfiffner Geologie der Alpen UTB Band 8416 Haupt Verlag Bern 2015 ISBN 978 3 8252 8610 1 S 17 Giovanni Pinna Dieter Meischner Hrsg Europaische Fossillagerstatten Springer Verlag Berlin 2000 ISBN 3 642 62975 X S 17 ff Wolfgang Oschmann Evolution der Erde UTB Band 4401 Haupt Verlag Bern 2016 ISBN 978 3 8252 4401 9 S 139 ff Der Grosse Ploetz Freiburg i B 2008 S 1140 Der Grosse Ploetz Freiburg i B 2008 S 1141 1143 Nicolas Werth Ein Staat gegen sein Volk In Stephane Courtois et al Das Schwarzbuch des Kommunismus 4 Auflage S 262 Munchen 1998 Siehe auch die Netzseite der litauischen Gedenkstiftung genocid lt Liste der Lander nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2013 Inflationsrate 2013Inflationsrate 2013Inflationsrate 2013 Liste der Lander nach Staatsschuldenquote 2013 CIA World Fact Book 2012 Memento des Originals vom 9 Juni 2020 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cia gov Transparency International Korruption 2013 Memento des Originals vom 3 Dezember 2013 im Webarchiv archive today Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot cpi transparency org abgerufen am 1 Januar 2015 Liste der Lander nach CO Emission 2010 Liste der Lander nach Alkoholkonsum abgerufen am 1 Januar 2015 CIA World Factbook Memento des Originals vom 4 Juli 2017 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cia gov abgerufen am 1 Januar 2015 Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP Bericht uber die menschliche Entwicklung 2015 Hrsg Deutsche Gesellschaft fur die Vereinten Nationen e V Berliner Wissenschafts Verlag Berlin undp org PDF 9 3 MB abgerufen am 1 November 2016 Seite 246 Statistikamt Estland Datenbankanfrage 21 Juni 2018 Population population change and key vital statistics Central Statistical Bureau of Latvia abgerufen am 16 Februar 2019 Lietuvoje 2 8 mln Verslo zinios 57 25 Koordinaten 57 N 25 O Normdaten Geografikum GND 4004379 4 lobid OGND AKS VIAF 235004584 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baltikum amp oldid 235388794