www.wikidata.de-de.nina.az
Samogitien Zemaiteje in den schemaitischen Dialekten Zemaitija in der litauischen Sprache latinisiert Samogitia deutsch auch Schamaiten oder neuerdings Niederlitauen jiddisch Zamet ist eine historische Landschaft im westlichen Teil des heutigen Litauens Zu Niederlitauen gehoren der Distrikt Taurage und der Distrikt Telsiai Hinzu kommen die ehemals sudkurischen Landschaften Megowe Palanga und Ceclis Plunge Mazeikiai Inoffizielle Hauptstadt Niederlitauens ist Telsiai Kulturregionen des heutigen Litauen Kleinlitauen ehem Memelland Zemaitien Niederlitauen Aukstaitien Oberlitauen Suvalkija Sudauen Dzukija Mittellitauen Inhaltsverzeichnis 1 Landschaft 2 Name und Sprache 3 Geschichte 3 1 Fruhgeschichte 3 2 Zeit der Litauerkriege 3 3 Nach 1435 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Zeitgenossische Chroniken 5 2 Quelleneditionen 5 3 Wissenschaftliche Werke 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLandschaft BearbeitenIm Vergleich zu Aukstaitien ist Zemaitien dunner besiedelt und starker landwirtschaftlich gepragt Der Name Zemaitien verweist auf den baltischen Volksstamm der Zemaiten andere Schreibweisen Samogiten Semaiten Schemaiten lit zemaiciai Zeme bedeutet Erde und zemai unten aber auch die ebenfalls baltischen Kuren wurden als Einwohner Samogitiens genannt Niederlitauen liegt auf einem Hohenrucken Nur wenige Hohenrucken im Osten Aukstaitiens erreichen hohere Hohen als die Zemaitiens Von dessen Flache liegen zwei Drittel unter 100 m uber dem Meer ein Drittel zwischen 100 und 200 m wenige Hohenrucken daruber an einer Stelle 250 m Von der hoher gelegenen Region in der Mitte fallt das Gelandeniveau in alle Richtungen ab auch nach Aukstaitien im Osten und zur lettischen Region Kurzeme Kurland im Norden Name und Sprache Bearbeiten Hauptartikel Zemaitisch Die Ethnie der Samogiten lit Zemaiciai taucht als Begriff erst 1215 in der Wolhynischen Chronik siehe Halytsch auf Sie erwahnt im Zusammenhang mit der Politik Konrads von Masowien vor 1228 die Scoweae Schalauer Prutheni Lithuani und Szanmitae Zemaiten Das namengebende Ur Zemaiten lag im 13 und 14 Jahrhundert zwischen der Musaquelle dem Oberlauf der Venta im Norden dem Stauseegebiet von Zarena im Nordwesten der unteren Mituva im Sudwesten der Memel im Suden und der Nevezis im Osten Nur in den westlichen und sudwestlichen Teilen des ursprunglichen Zemaiten ist Hohenland vorzufinden Der Begriff Niederlande oder Unterland trifft nur auf die ostlich gelegene mittellitauische Tiefebene zu und durfte von den Aukstaiciai vergeben worden sein 1 Wulfstan bezeichnete um 880 n Chr die Zemaiten als Sarmanten Die zemaitische Sprache gliedert sich in drei Untergruppen die westzemaitische die nordzemaitische beide durch das Altkurische beeinflusst und die sudzemaitische Dabei unterscheiden sich wiederum die Dialekte der Regionen Telsiai Varniai und Raseiniai 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Siedlungsgebiete der baltischen Stamme im 12 Jahrhundert Ostbalten in braun Westbalten in grun Hauptartikel Geschichte Litauens Fruhgeschichte Bearbeiten Im 5 und 6 Jahrhundert siedelten im spateren Samogitien Volksgruppen der westbaltischen Kuren der ostbaltischen heute lettischen Semgallen und die Gruppe der Karschauer die wissenschaftlich nicht hinreichend geklart entweder den Kuren oder den Zemaiten moglicherweise sogar den Prussen zuzurechnen sind Um 900 wanderten allmahlich litauische Stamme ein Bei der Verschmelzung dieser Bevolkerungsteile uberwog nach und nach die litauische Komponente Der angelsachsische Reisende Wulfstan bezeichnete um 880 die Zamaiten als Sarmanten Zeit der Litauerkriege Bearbeiten Hauptartikel Herzogtum Samogitien und Litauerkriege des Deutschen Ordens Im Hoch und Spatmittelalter spielte Zemaitien in den Auseinandersetzungen zwischen dem Grossfurstentum Litauen und Deutschem Orden eine zentrale Rolle Erste Versuche seitens des Schwertbruderordens die immer wieder in Livland einfallenden Zemaiten zu unterwerfen waren zunachst wenig erfolgreich 3 Ihre vernichtende Niederlage in der Schlacht im Land der Schauler 1236 zwang die verbliebenen Schwertbruder sich 1237 nach Intervention des Papstes Gregor IX dem Deutschen Orden anzuschliessen Wechselvolle Kampfe gipfelten in den folgenden Jahrzehnten in der Schlacht an der Durbe im Juli 1260 4 Durch die verheerende Niederlage scheiterte der Versuch des Deutschen Ordens die litauische Bedrohung Livlands zu beseitigen nbsp Historische Flagge SamogitiensNach 1272 begann der Deutsche Orden die sudlich Zemaitiens gelegene Landschaft Schalauen zu unterwerfen 1275 Eroberung der Schalauerburg Ragnit Damit wurde Schamaiten nordlich und sudlich einer immer massiveren Bedrohung durch die hochgerusteten Ordensritter ausgesetzt 3 Das nachhaltige Bestreben der Ordensritter durch Annexion Zemaitiens eine Landbrucke zwischen seinen preussischen Besitzungen und dem Meistertum Livland 5 wurde nach 1302 mit einer angestrebten Christianisierung der bislang heidnischen Litauer kaschiert Im gesamten 14 Jahrhundert war Zemaitien den fortgesetzten Angriffen der Ordensritter preisgegeben Das ohnehin dunn besiedelte Land wurde zum Schlachtfeld Entlang der Grenzen des Ordenstaates und Zemaitiens war im Laufe der Zeit aufgrund der Verwustungen und des daraufhin zwangsweisen Verlassens der einheimischen Bevolkerung eine breite unbewohnte Wildnis lit dykra entstanden Dieses Niemandsland wurde zudem von litauischer Seite durch umfassendes Fallen von Baumen noch weiter unpassierbar gemacht wurde Damit wurden Uberraschungsangriffe des Ordens enorm erschwert 6 Dennoch gelang es trotz standiger Angriffe dem Orden nicht im unwegsamen Zemaitien nachhaltig Fuss zu fassen Bestrebungen der litauischen Grossfursten Algirdas und Kestutis durch eigene Angriffe gegen das Ordensland die Ubergriffe der Kreuzritter auf Zemaitien zu beenden scheiterten angesichts der taktischen und rustungstechnischen Uberlegenheit des Ordens In den Schlachten an der Streva 1348 und bei Rudau 1370 wurden die Litauerfursten geschlagen Nach dem Tod Algirdas 1377 kam es in Litauen zu Machtkampfen zwischen den Thronpratendenten Vytautas und Jogaila in die sich der Orden mit zeitweiligem Erfolg einmischte 1384 wurde zwischen Vytautas und dem Orden der Konigsberger Vertrag geschlossen in dem Samogitien dem Orden versprochen wurde Allerdings war Vytautas zu dieser Zeit nicht Grossfurst Durch die 1385 in Krewo vereinbarte Personalunion Litauens mit Polen infolge der Wahl Jogailas zum Konig von Polen konnte bei einhergehender Christianisierung Litauens die Vormacht des Ordens zumindest eingedammt werden Vytautas wurde im Vertrag von Krewo die Wurde einen Grossfursten zuerkannt was diesem eine weitgehende Autonomie einraumte Die territorialen Ambitionen des litauischen Grossfursten Vytautas gegen die im Osten herrschende Goldenen Horde fuhrte zu Bestrebungen dieses Grossfursten durch eine Einigung mit dem nach wie vor an Zemaitien interessierten Orden seine westlichen Grenze abzusichern Das fuhrte zum 1398 zum Vertrag von Sallinwerder in dessen Wortlaut Zemaitien an den Orden verpfandet wurde Widerwillig wurde diese Abmachung auch am polnischen Konigshof akzeptiert Zemaitiens Liegenschaften verwaltete fortan ein Ordensvogt Seit 1405 bekleidete dieses zunehmend schwierige Amt der spatere Hochmeister Michael Kuchmeister von Sternberg Mit der vernichtenden Niederlage Vytautas in der Schlacht an der Worskla gegen die Goldene Horde im Jahre 1399 setzte ein entscheidender Umschwung in dessen Aussenpolitik ein 7 Suchte er bisher den Orden zu gewinnen um einen Ruckhalt bei seinen strategischen Ambitionen im Osten zu haben ergriff er nun in Zemaitien die Initiative Er unterstutzte indirekt die mit der Ordensherrschaft unzufriedenen Niederlitauer Der Orden wurde dem ihm im Vertrag zu Sallinwerder zugebilligten Verwaltungsrecht in Zemaitien nie gerecht 8 Eine offizielle Bulle des Papstes aus dem Jahre 1403 vermochte ebenfalls nicht administrativ begrundete Ubergriffe ortlicher Vasallen des Ordens zu verhindern Der Widerstand der eingesessenen Bevolkerung Zemaitiens gegen die rigorose Eintreibung von Kirchenzehnten sowie weitere kirchenrechtlich begrundeten Abgaben provozierte uberaus restriktive Massnahmen des Ordens 8 Darauf folgte wiederum um 1409 eine umfassende Emporung des ansassigen Adels der bis dahin dem Orden uberwiegend loyal gegenuberstand 8 Klageschriften der unter der Gewaltherrschaft des Ordens aufbegehrenden niederlitauischen Bevolkerung erreichten sowohl die Kurie als auch zahlreiche Kanzleien europaischer Fursten und die wichtigen Stadte Westeuropas Von Vytautas begunstigt brach in Niederlitauen um 1400 ein Guerillakrieg aus der 1409 in einen Aufstand unter ausdrucklicher Billigung des polnischen Konigs Jogaila mundete Diese offene Unterstutzung des Aufruhrs in einem von Orden beanspruchten Herrschaftsgebiet veranlasste den Hochmeister des Deutschen Ordens Ulrich von Jungingen die Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen 7 Der daraus entstehende offene Konflikt fuhrte in der Folge zur Schlacht von Tannenberg 1410 der entscheidenden Niederlage des Ordens gegen die polnisch Litauische Union 1411 musste der Orden im 1 Thorner Frieden 1411 Zemaitien wieder an das Grossfurstentum Litauen abtreten Im Friede vom Melnosee 1422 26 verzichtete der militarisch und politisch geschwachte Orden auf Besitzanspruche in Litauen namentlich in Zemaitien was im Frieden von Brest 1435 nochmals bestatigt wurde Nach 1435 Bearbeiten nbsp Historische Karte Samogitiens mit angrenzenden Territorien Herzogtum Kurland Herzogtum Preussen aus dem Jahr 1659Nunmehr unabdingbarer Bestandteil des Grossfurstentums Litauen teilte Zemaitien die Geschicke dieser Nation Als Herzogtum Samogitien war es einer Woiwodschaft gleichgestellt 1569 wurde mit der Union von Lublin die polnisch litauische Personalunion zur Realunion Adelsrepublik Polen Litauen verbunden was den polnischen Einfluss auf Litauen verstarkte Mit der 3 Polnischen Teilung 1795 fiel auch der Westen Litauens an das Zarenreich 1919 und 1992 wurde Litauen nun auf das litauische Sprachgebiet beschrankt wieder unabhangig Im Jahre 1940 in der Folge der Geheimen Zusatzprotokolle des Hitler Stalin Paktes durch sowjetische Truppen annektiert 9 gelang Litauen erst mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1990 die Loslosung aus dem russisch dominierten Staatsverband Siehe auch BearbeitenOberlitauen Nordlitauen MittellitauenLiteratur BearbeitenZeitgenossische Chroniken Bearbeiten Peter von Dusburg Chronicon Terrae Prussiae um 1326 Nikolaus von Jeroschin Di Kronike von Pruzinlant Ubertragung des Chronicon Terrae Prussae ins Niederdeutsche mit Erganzungen um 1340 Hermann von Wartenberg Chronicon Livoniae um 1378 Quelleneditionen Bearbeiten Theodor Hirsch Max Toeppen Ernst Strehlke Scriptores rerum Prussicarum Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft Bande 1 5 Leipzig 1861 1874 Klaus Scholz Dieter Wojtecki Peter von Dusburg Chronik des Preussenlandes Ubersetzung und Erlauterung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1984 ISBN 3 534 00604 6 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Band XXV Evald Mugurevics Hermanni de Wartberge Chronicon Livoniae kommentierte Ubersetzung von Chronicon Livoniae Riga 2005 Juozas Jurginis H Latvis H Vartberge Livonijos kronikos kommentierte Ubersetzung von Chronicon Livoniae Vilnius 1991 Wissenschaftliche Werke Bearbeiten Uwe Ziegler Kreuz und Schwert Die Geschichte des Deutschen Ordens Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 13402 3 Dieter Zimmerling Der Deutsche Ritterorden Econ Munchen 1998 ISBN 3 430 19959 X Edvardas Gudavicius Kryziaus karai Pabaltijyje ir Lietuva XIII a Kreuzkriege im Baltikum und in Litauen im 13 Jahrhundert Vilnius 1989 Bronius Dundulis Lietuvos kova del Baltijos juros Der Kampf Litauens um die Ostsee Vilnius 1985 Vytenis Almonaitis Zemaitijos politine padetis 1380 1410 metais Die politischen Verhaltnisse in Niederlitauen in den Jahren 1380 1410 Kaunas 1998 ISBN 9986 501 27 X Gerhard Bisovsky Hans Schafranek Robert Streibel Der Hitler Stalin Pakt Voraussetzungen Hintergrunde Auswirkungen Wien 1990 Rainer Eckert Elvira Julia Bukeviciute Friedhelm Hinze Die baltischen Sprachen Eine Einfuhrung Verlag Langenscheidt Verlag Enzyklopadie Leipzig Berlin Munchen 1994 ISBN 3 324 00605 8 Marija Gimbutas Die Balten Herbig Munchen 1983 1963 engl Hans Mortensen Die litauische Wanderung Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen Philol Histor Kl Gottingen 1927 S 177 195 Anton Salys Die zemaitischen Mundarten Teil 1 Geschichte des zemaitischen Sprachgebiets Tauta ir Zodis Bd VI Kaunas 1930 Diss Leipzig 1930 Johann Severin Vater Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater Unser als Sprachprobe Berlin 1809Einzelnachweise Bearbeiten Anton Salys Die zemaitischen Mundarten Teil 1 Geschichte des zemaitischen Sprachgebiets Tauta ir Zodis Bd VI Kaunas 1930 Diss Leipzig 1930 S 175 ff Eckert Rainer Bukeviciute Elvire Julia Hinze Friedhelm Die baltischen Sprachen eine Einfuhrung Langenscheidt 1994 5 Auflage 1998 S 41 ff a b Bronius Dundulis Lietuvos kova del Baltijos juros Der Kampf Litauens um die Ostsee Vilnius 1985 Klaus Scholz Dieter Wojtecki Peter von Dusburg Chronik des Preussenlandes Ubersetzung und Erlauterung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1984 ISBN 3 534 00604 6 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Band XXV Evald Mugurevics Hermanni de Wartberge Chronicon Livoniae kommentierte Ubersetzung von Chronicon Livoniae Riga 2005 Theodor Hirsch Scriptores rerum Prussicarum Band 2 Teil VI Die Chronik Wigands von Marburg Originalfragmente lateinische Uebersetzung und sonstige Uberreste Beilage I Die litauischen Wegeberichte S 662 711 a b Dieter Zimmerling Der Deutsche Ritterorden Econ Munchen 1998 ISBN 3 430 19959 X a b c Vytenis Almonaitis Zemaitijos politine padetis 1380 1410 metais Die politischen Verhaltnisse in Niederlitauen in den Jahren 1380 1410 Kaunas 1998 ISBN 9986 501 27 X Gerhard Bisovsky Hans Schafranek Robert Streibel Der Hitler Stalin Pakt Voraussetzungen Hintergrunde Auswirkungen Wien 1990 Weblinks BearbeitenLandkarte Geschichte engl Samogitia Geschichte engl Baltische Siedlungsgebiete Baltische Trachten Scriptores rerum prussicarum Bd I bei Google Buchsuche u a Auszuge der Chronik Dusburgs in Latein mit dt Anmerkungen Scriptores rerum prussicarum Bd II bei Google Buchsuche u a kommentierte Zitate aus Chroniken des Nicolaus Jeroschin sowie Hermanns von Wartenberge Normdaten Geografikum GND 4118314 9 lobid OGND AKS VIAF 235955708 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Samogitien amp oldid 233368638