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Dieser Artikel beschreibt das Herzogtum der Fruhmoderne Fur den kurzlebigen Satellitenstaat wahrend des Ersten Weltkrieges siehe Herzogtum Kurland und Semgallen 1918 Das Herzogtum Kurland und Semgallen war ein feudales Staatswesen im Baltikum das von 1561 bis 1795 existierte Durch die Dritte Teilung Polens wurde das Herzogtum vom Russischen Reich annektiert Es umfasste die Landschaften Kurland und Semgallen Heute gehoren diese Landschaften zu Lettland Herzogtum Kurland und Semgallen lat Ducatus Curlandiae et Semigalliae pol Ksiestwo Kurlandii i SemigaliiFlagge des Herzogtums Wappen des HerzogtumsDas Herzogtum Kurland und Semgallen um 1740Hauptstadt MitauGegrundet von Gotthard KettlerExistierte 1561 3 Marz 1795Gebiet war vorher Teil des Meistertum Livland des Deutschen OrdensAufgegangen in Gouvernement Kurland Russisches KaiserreichGrundungsereignis Umwandlung des Deutschordensstaates in Livland in ein weltliches HerzogtumAmtssprache DeutschHauptreligion evangelisch lutherischDas Herzogtum entstand als die weltliche katholisch dominierte livlandische Landesherrschaft des Deutschordensstaates 1561 durch den letzten Landmeister in Livland Gotthard Kettler in ein protestantisches Herzogtum umgewandelt wurde Dabei wurde der Deutsche Orden in Livland in seiner Eigenschaft als Ordensgemeinschaft sakularisiert Das Herzogtum Kurland und Semgallen stand ab seiner Entstehung bis zur Auflosung unter der Suzeranitat Polen Litauens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Blutezeit und schwedische Besetzung 1 3 Im Spannungsfeld zwischen Polen und Russland 1 4 Ende des Herzogtums 1 5 Versuche einer Erneuerung 2 Stadte in Kurland und Semgallen 3 Residenzen des Herzogtums 4 Herzoge von Kurland und Semgallen 4 1 Haus Kettler 4 2 Haus Biron und Haus Wettin 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Ein russischer Vorstoss nach Livland 1558 durch Iwan IV der Schreckliche eroffnete den Livlandischen Krieg Als Friedrich II von Danemark fur seinen Bruder Magnus von Holstein die Bistumer Osel Wiek und Kurland erwarb griff Schweden ein dem sich Estland mit Reval unterstellte Der Staat des Deutschen Ordens war den Gegnern nicht gewachsen und suchte in Litauen eine Schutzmacht Gotthard Kettler wurde 1559 Landmeister in Livland Nach Abschluss der Union von Wilna im Jahre 1561 liess Kettler sich von Polen Litauen mit dem zum Herzogtum erhobenen Kurland zu dem auch Semgallen gehorte belehnen Im Unterwerfungsvertrag liessen sich der Herzog und die Stande vom polnisch litauischen Konig dreierlei bestatigen 1 die freie Religionsausubung gemass dem Augsburgischen Bekenntnis deutsche Obrigkeit also die Selbstverwaltung und die Besetzung der Stellen aus dem Indigenat das heisst aus den eigenen Reihen des deutschsprachigen kurlandischen Adels und der einheimischen Beamtenschaft die fortdauernde Anwendung deutschen RechtesNicht zum Herzogtum gehorte die Gegend um Pilten die nicht zum Ordensstaat gehort sondern das unabhangige Territorium der Bischofe von Kurland gebildet hatte und nach dem Tod von Bischof Magnus von Danemark als Teil des Herzogtums Livland direkt an Polen fiel Kettler starb am 17 Mai 1587 in Mitau seine Nachkommen herrschten in Kurland bis 1737 Nach dem Tod Herzog Gotthard Kettlers teilten sich seine Sohne Wilhelm Kettler und Friedrich Kettler 1595 das Herzogtum in das westliche Kurland und das ostliche Semgallen Wilhelm uberwarf sich mit dem Landadel der durch die polnischen Oberherren unterstutzt wurde und musste schliesslich das Land verlassen Friedrich konnte damit 1616 beide Landesteile wieder vereinen Durch die Polnisch schwedischen Kriege von 1600 1629 um die Vorherrschaft im Baltikum war Kurland im Ergebnis weniger betroffen 1629 eroberte Gustav II Adolf von Schweden Livland bis auf die Gegend um Dunaburg also Polnisch Livland Kurland aber blieb weiterhin ein selbstandiges Herzogtum unter polnischer Oberhoheit Blutezeit und schwedische Besetzung Bearbeiten Unter Herzog Jakob Kettler Regierungszeit 1642 1682 erreichte Kurland seine hochste wirtschaftliche Blute Der weltgewandte Herzog war ein Anhanger kaufmannischer Ideen und suchte Handelsbeziehungen nicht nur zu den direkten Nachbarn sondern auch nach England Frankreich Portugal und anderen Schiffbau und Metallverarbeitung wurden gefordert Die kurlandischen Hafenstadte Windau Ventspils und Libau Liepaja wurden Heimathafen einer der grossten europaischen Handelsflotten Mehrfach versuchte Kurland Kolonien in Tobago Neukurland und am Gambia Fluss James Island aufzubauen siehe dazu Kurlandische Kolonialgeschichte 2 Dies fuhrte zu Konflikten mit anderen Kolonialmachten und Einheimischen die das kleine Kurland nur mit Schwierigkeiten bewaltigte Das Ende des kurlandischen Kolonialismus kam mit dem zweiten schwedisch polnischen Krieg von 1655 bis 1660 1655 fiel die schwedische Armee in das reiche Kurland ein 1658 geriet der Herzog durch Robert Graf Douglas in schwedische Gefangenschaft Die Kolonien fielen an die Niederlande und England die Handelsflotte wurde weitgehend vernichtet Nach dem Friedensschluss konnte Tobago zwar zuruckgewonnen werden aber die Wirtschaftskraft Kurlands war zerstort Im Nordischen Krieg von 1674 bis 1679 fiel die schwedische Armee im Oktober 1678 von Livland in Kurland ein um von dort Ostpreussen anzugreifen Der Sohn von Herzog Jakob Friedrich Kasimir Kettler Regierungszeit 1682 1698 fuhrte zwar die handelspolitischen Ansatze seines Vaters fort konnte aber den weiteren Niedergang der Wirtschaft nicht verhindern zumal er eine aufwandige Hofhaltung betrieb Zur Finanzierung verkaufte er Tobago an britische Kolonisten Unter Friedrich Kasimirs Sohn Friedrich Wilhelm Kettler Regierungszeit 1698 1711 der minderjahrig unter der Vormundschaft seines Onkels Ferdinand und seiner Mutter regierte hatte das Land wahrend des Grossen Nordischen Kriegs infolge der Invasion der Schweden 1700 1703 und 1704 1709 stark zu leiden und wurde sogar von einem schwedischen Statthalter verwaltet Im Spannungsfeld zwischen Polen und Russland Bearbeiten Der junge Herzog der inzwischen in Deutschland erzogen worden war hatte kaum sein Land zuruckerhalten als er 1711 unmittelbar nach seiner Vermahlung mit der russischen Prinzessin Anna Iwanowna starb Die verwitwete Herzogin Anna nahm unter dem Schutz von Peter I ihrem Onkel ihren Witwensitz zu Mitau Zwar trat nun der Onkel ihres Gemahls Herzog Ferdinand Kettler die Regierung an lebte aber fortwahrend im Ausland Als die herzogliche Kammer ein verpfandetes Gut einziehen wollte und dabei der Pfandinhaber Oberst v Fircks erschossen wurde beschwerte sich der Adel in Warschau und der polnische Oberlehnshof ordnete eine Landesverwaltung an deren Endzweck es war Kurland nach dem Tode des kinderlosen Ferdinand als ein eroffnetes Lehen formlich mit Polen zu vereinigen Um dies zu verhindern wahlten die kurlandischen Stande 1726 den Sohn des Konigs von Polen Moritz Graf von Sachsen zum Herzog Diese Wahl blieb jedoch weil Russland und Polen sich dagegen stellten ohne Wirkung Als dann auf dem Reichstag zu Grodno 1726 dekretiert wurde dass Kurland nach dem Tode Ferdinands mit Polen vereinigt werden sollte 3 stimmte Russland dieser Einverleibung nicht zu Im Jahr 1731 liess sich Konig August II der Starke von Polen endlich dazu herbei Ferdinand Kettler mit Kurland zu belehnen Da dieser aber im Ausland bleiben wollte andert sich wenig Ferdinand starb 1737 womit das herzogliche Haus Kettler erlosch Herzogin Anna die inzwischen als Zarin den russischen Thron bestiegen hatte setzte daraufhin durch dass die kurlandischen Stande ihren Gunstling Ernst Johann von Biron zum Herzog wahlten Dabei half ihr die Zustimmung Augusts III der ihr die polnische Krone verdankte Ernst blieb jedoch in Petersburg wo er 1740 die Regentschaft fur den minderjahrigen Kaiser Iwan fuhrte Nach dem Tod seiner Beschutzerin Anna im selben Jahr liess ihn die Mutter Iwans die zur Regentin erhobenen Anna Leopoldowna von General Munnich verhaften und verbannte ihn nach Sibirien 1741 sturzte Elisabeth I Iwan VI Sie holte Ernst aus der Verbannung zuruck setzte ihn aber nicht wieder als Herzog ein Die kurlandischen Stande wahlten darauf 1758 den Prinzen Karl von Sachsen zum Herzog zu dessen Gunsten die Kaiserin allen Forderungen an Kurland entsagte Nach der Thronbesteigung Peters III erhielt indessen Ernst Johann von Biron seine Freiheit wieder Peter starb nach nur wenigen Jahren auf dem Thron woraufhin seine Witwe Katharina die Grosse ihm als Zarin folgte Sie liess eine Armee von 15 000 Mann in Kurland einrucken und setzte Ernst Johann 1763 wieder als Herzog von Kurland ein 4 Dass dieser Schritt unrechtmassig war raumte Katharina selbst ein hielt ihn aber im Interesse Russlands fur geboten 5 1768 erhielt Kurland eine Verfassung die die Machte Nordeuropas garantierten und die 1774 erneuert wurde Ernst Johann von Biron gab 1769 die Regierung an seinen Sohn Peter von Biron ab und starb 1772 Ende des Herzogtums Bearbeiten Die Zerwurfnisse zwischen Adel und Burgerstand sowie das Misstrauen gegen den Herzog waren in Kurland nicht zu beseitigen abwechselnd suchte man bald in St Petersburg bald in Warschau Schutz Nach der dritten Teilung Polens beschloss dann der kurlandische Landtag das Land Russland zu unterstellen Dieser Beschluss wurde dem Herzog zur Bestatigung mitgeteilt und von diesem am 28 Marz 1795 in St Petersburg gegen eine Pension fur sich und seine Tochter in einer besonderen Abtretungsurkunde genehmigt Auf diese Weise wurde Kurland eine russische Provinz Gouvernement Kurland und bildete neben dem damaligen Gouvernement Estland dem heutigen Nordteil der Republik Estland und Livland eines der drei Ostseegouvernements die vom deutsch baltischen Adel zunachst jeweils autonom verwaltet wurden Versuche einer Erneuerung Bearbeiten Wahrend des Russlandfeldzugs errichtete Napoleon ein kurzlebiges Herzogtum von Kurland Semgallen und Pilten Im Ersten Weltkrieg wurde 1918 erneut ein Herzogtum Kurland und Semgallen proklamiert das aber noch im gleichen Jahr als Teil des Vereinigten Baltischen Herzogtums bezeichnet wurde Es blieb bei reinen Willenskundgebungen eigene Staatlichkeit wurde infolge der deutschen Kriegsniederlage nicht erreicht Stadte in Kurland und Semgallen BearbeitenJelgava Mitau Liepaja Libau Ventspils Windau Grobina Grobin Aizpute Hasenpoth Kuldiga Goldingen Saldus Frauenburg Pavilosta Paulshafen Tukums Tuckum Talsi Talsen Residenzen des Herzogtums Bearbeiten nbsp Residenzschloss Mitau Jelgava Semgallen erbaut ab 1738 nbsp Sommerresidenz Ruhenthal Rundale Semgallen erbaut ab 1735 Herzoge von Kurland und Semgallen BearbeitenHaus Kettler Bearbeiten 1561 1587 Gotthard 1587 1595 FriedrichTeilung 1595 1616 und 1617 1618 Friedrich I in Semgallen 1595 1616 Wilhelm in Kurland Wiedervereinigung 1618 1642 Friedrich I 1642 1681 Jakob bereits seit 1638 Mitregent 1681 1698 Friedrich Kasimir 1698 1711 Friedrich Wilhelm 1711 1730 Anna Regentin 1726 1729 Hermann Moritz nur gewahlt trat die Regierung nie an dd 1730 1737 Ferdinand nbsp Gotthard Kettler 1517 1587 ab 1561 erster Herzog nbsp Friedrich Kettler 1569 1642 nbsp Wilhelm Kettler 1574 1640 nbsp Jakob Kettler 1610 1682 nbsp Friedrich Kasimir Kettler 1650 1698 nbsp Friedrich Wilhelm Kettler 1692 1711 nbsp Ferdinand Kettler 1655 1737 Haus Biron und Haus Wettin Bearbeiten 1737 1758 Ernst Johann von Biron 1758 1763 Intermezzo Karl Christian von Sachsen Haus Wettin 1763 1769 Ernst Johann erneut 1769 1795 Peter von Biron nbsp Ernst Johann von Biron 1690 1772 nbsp Karl Christian von Sachsen 1733 1796 nbsp Peter von Biron 1724 1800 Siehe auch BearbeitenListe der Landmeister in Livland Kanzler und Landhofmeister im Herzogtum Kurland und SemgallenLiteratur BearbeitenAlexander V Berkis The History of the Duchy of Courland 1561 1795 Towson 1969 Almut Bues Kurland in der Fruhen Neuzeit In Acta Poloniae Historica Bd 75 1997 S 39 56 Almut Bues Das Herzogtum Kurland und der Norden der polnisch litauischen Adelsrepublik im 16 und 17 Jahrhundert Moglichkeiten von Integration und Autonomie Litblockin Giessen 2001 ISBN 3 932289 66 8 Erich Donnert Kurland im Ideenbereich der Franzosischen Revolution Politische Bewegungen und gesellschaftliche Erneuerungsversuche 1789 1795 Peter Lang Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 631 43377 8 Arthur Hoheisel Deutsche und Letten im Herzogtum Kurland 1618 1795 In Wilfried Schlau Hrsg Tausend Jahre Nachbarschaft Die Volker des baltischen Raumes und die Deutschen Munchen 1995 S 72 80 Mathias Meesenholler Standische Modernisierung Der kurlandische Ritterschaftsadel 1760 1830 Berlin 2009 Heinz von zur Muhlen Das Ostbaltikum unter Herrschaft und Einfluss der Nachbarmachte 1561 1710 95 In Gert von Pistohlkors Hrsg Deutsche Geschichte im Osten Europas Baltische Lander Berlin 1994 S 174 264 Erwin Oberlander Hrsg Das Herzogtum Kurland 1561 1795 Verfassung Wirtschaft Gesellschaft 2 Bde Luneburg 1993 2002 Erwin Oberlander Loyalitat und Standesinteresse Die Ritterschaften in Livland und Kurland unter polnisch litauischer schwedischer und russischer Herrschaft 1561 1795 In Martin Wrede Horst Carl Hrsg Zwischen Schande und Ehre Erinnerungsbruche und die Kontinuitat des Hauses Legitimationsmuster und Traditionsverstandnis des fruhneuzeitlichen Adels in Umbruch und Krise Mainz 2007 S 315 333 Erwin Oberlander Volker Keller Hrsg Kurland Vom polnisch litauischen Lehnsherzogtum zur russischen Provinz Dokumente zur Verfassungsgeschichte 1561 1795 Paderborn 2008 Quellensammlung mit ausfuhrlicher Einleitung Reinhard Wittram Baltische Geschichte Die Ostseelande Livland Estland Kurland 1180 1918 Munchen 1954 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Duchy of Courland and Semigallia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Merckwurdiges Leben Des Unter dem Namen eines Grafens von Biron Weltbekannten Ernsts Johann Gewesenen Regentens des Russischen Reichs auch Herzogs in Liefland zu Curland und Semgallien 1742 Digitalisat Undeudsche Psalmen und geistliche Lieder und Gesenge welche in den Kirchen des Furstenthums Churland und Semigallien in Liefflande gesungen werden 1587 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Erich Donnert Kurland im Ideenbereich der Franzosischen Revolution Politische Bewegungen und gesellschaftliche Erneuerungsversuche 1789 1795 Peter Lang Frankfurt am Main 1992 S 15 Edgars Dunsdorfs Latvijas Vestures atlants Karla Zarina fonds Melbourne 3 Aufl 1998 ISBN 0 947177 10 8 S 112 Volumina Legum t VI Petersburg 1860 S 209 Jan von Flocken Katharina II Zarin von Russland Biografie Verlag Neues Leben Berlin 1991 ISBN 3 355 01215 7 S 126 Jan von Flocken Katharina II Zarin von Russland Biografie Verlag Neues Leben Berlin 1991 S 125 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzogtum Kurland und Semgallen amp oldid 236581379