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Livland veraltet auch Liefland 1 und Eifland lateinisch Livonia livisch Livomō estnisch Liivimaa litauisch Livonija russisch Livoniya Liwonija polnisch Inflanty ist der Name einer historischen Landschaft im Baltikum Er leitet sich vom Namen des finno ugrischen mit den Esten und Finnen verwandten Volkes der Liven her Die Livlandische Konfoderation 1260Livland im weiteren Sinne umfasste die Territorien der einstigen Livlandischen Konfoderation im Meistertum Livland des Deutschordensstaates und somit das gesamte Gebiet des heutigen Staates Estland und den grossten Teil des heutigen Staates Lettland ohne Lettgallen Livland in einem engeren Sinne umfasste den Landstrich am ostlichen Ufer des Rigaer Meerbusens nordlich von Riga bis zum Peipussee der dem Territorium der lettischen Region Vidzeme und der Sudhalfte Estlands entspricht und sich somit mit dem historischen Siedlungsgebiet der Liven abzuglich eines kleinen Gebietes in Kurland am nordlichen Westufer des Rigaer Meerbusens deckt Heute wird oft nur noch Vidzeme mit Livland gleichgesetzt Reste der namensgebenden Liven gab es Anfang des 20 Jahrhunderts am nordlichen Westufer des Rigaer Meerbusens in Teilen Kurlands Sie sind heutzutage fast vollig im Lettentum aufgegangen Die livische Sprache starb mit dem Tod des letzten Muttersprachlers 2013 aus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Mittelalter und Fruhe Neuzeit 1 2 1 Deutsche Herrschaft 1 2 2 Polnische danische und schwedische Herrschaft 1 3 Russische Ostseeprovinz 1721 1919 1 4 Nach dem Ersten Weltkrieg 2 Mittelalterliche Stadte im Gebiet der Livlandischen Konfoderation 2 1 Freie Stadt Riga 2 2 Ordensgebiet 2 3 Erzbistum von Riga 2 4 Furstbistum von Dorpat 2 5 Furstbistum von Oesel Wiek 2 6 Furstbistum von Kurland 3 Moderne Stadte 3 1 Im heute lettischen Teil 3 2 Im heute estnischen Teil 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Meistertum Livland des Deutschen Ordens 1237 1561 nbsp Karte Livlands von Joannes Portantius 1573 nbsp Polen Litauen 1618 mit heutigen Grenzen Konigreich Polen Preussen Polnisches Lehen Grossherzogtum Litauen Herzogtum Kurland gemeinsames Lehen Herzogtum Livland Schwedisches und Danisches Livland Hauptartikel Livlandische Ritterschaft Vorgeschichte Bearbeiten Erste Ansiedlungen auf dem Gebiet der heutigen baltischen Staaten Litauen Lettland und Estland gehen vermutlich auf die Zeit des ersten vorchristlichen Jahrhunderts zuruck Neben den baltischen Stammen der Kuren Semgallen Selonen Lettgallen und weiterer siedelten an deren Stammesgebiete grenzend die finno ugrischen Liven Ihr Siedlungsgebiet umfasste um 1200 u Z die Dunamundung um das heutige Riga und erstreckte sich entlang der Ostseekuste in nordlicher und westlicher Richtung Das besiedelte Gebiet reichte bis in den Suden des heutigen Estlands Die Bevolkerungszahl der livischen Stamme wird fur diese Zeit auf 20 000 geschatzt 2 Mittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten Deutsche Herrschaft Bearbeiten Im Spatmittelalter wurde mit Livland damals auch Eifland das gesamte Territorium des Schwertbruderordens bezeichnet also das heutige Lettland und Estland zunachst ohne den danischen Teil im Norden Estlands Das Gebiet wurde im 13 Jahrhundert vom Schwertbruderorden unter Fuhrung des aus Bremen stammenden Bischofs von Riga Albert I von Buxhoveden unterworfen Der Schwertbruderorden ging 1237 als Livlandischer Orden im Deutschen Orden auf Anders als in Preussen konnte sich der Deutsche Orden in Livland selbst nach der Schlacht bei Tannenberg 1410 als der fuhrende Landesherr Livlands halten Diesen Erfolg verdankte der Orden den Landmeistern Johann Freytag von Loringhoven 1483 1494 und Wolter von Plettenberg 1494 1535 Unter Plettenberg der als Deutschmeister selbst katholisch blieb setzte sich in Livland nach 1524 die Reformation durch ohne dass es zu Gewalt zwischen Katholiken und Protestanten kam Nach dem Untergang Altlivlands 1561 siehe unten sollte sich zeigen dass der Protestantismus zum entscheidenden Bindeglied zwischen Deutschen Esten und Letten Altlivlands geworden war Protestantische Pastoren trugen dazu bei dass es insbesondere in religioser und kultureller Hinsicht zu einer Annaherung zwischen den Volkern kam Polnische danische und schwedische Herrschaft Bearbeiten Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 wurde Livland ohne praktische Konsequenzen zum Bestandteil des Heiligen Romischen Reiches erklart 1558 begann mit dem Einmarsch russischer Truppen der Livlandische Krieg einige Landesteile blieben bis 1582 russisch besetzt Um sich gegen die russische Bedrohung abzusichern unterstellten sich Kurland und Livland vertreten durch ihre Ritterschaften 1561 der Oberhoheit Polens Aus Kurland wurde unter polnischer Lehnshoheit das weltliche Herzogtum Kurland und Semgallen unter dem letzten Landmeister des Deutschen Ordens in Livland Gotthard Kettler wahrend andere Gebiete des alten Livlands Litauen angeschlossen wurden Estland und die Insel Osel Saaremaa unterstellten sich ebenfalls um Schutz zu suchen und ebenfalls durch ihre Ritterschaften vertreten danischer bzw schwedischer Oberhoheit Durch diese Aufteilung auf unterschiedliche Herrschaftsgebiete verengte sich die Bedeutung des alten Landesnamens Livland auf die Gebiete nordlich der Duna und sudwestlich des Peipussees 1629 kam der grosste Teil Livlands durch Eroberungen Gustav II Adolfs als Provinz Schwedisch Livland zu Schweden nur die Gegend um Dunaburg Daugavpils blieb ebenso wie Kurland polnisch und wurde von da an Polnisch Livland genannt Russische Ostseeprovinz 1721 1919 Bearbeiten nbsp Karte des Baltikum aus dem Jahr 1705 nbsp Die Herzogthumer Curland und Liefland um 1749 Kupferstich von Johann George SchreiberIm Jahre 1721 fiel das bisherige Schwedisch Livland im Ergebnis des Grossen Nordischen Krieges mit dem Frieden von Nystad an das Russische Kaiserreich Es bildete als Gouvernement Livland eines der Ostseegouvernements die vom deutsch baltischen Adel jeweils autonom verwaltet wurden Das von 1721 bis 1919 bestehende Gouvernement Livland mit der Hauptstadt Riga die vorher unter wechselnden Oberherrschaften eine gewisse Autonomie genossen hatte und der Universitatsstadt Dorpat umfasste in etwa das heutige Sudestland einschliesslich Dorpat und das heutige nordostliche Lettland bis zur Duna Der lettische Teil dieses waldreichen Gebiets ist unter dem einheimischen Namen Vidzeme eine der vier historischen Landschaften Lettlands Es schliesst die Gegend um Valmiera Wolmar Sigulda Segewold und Cesis Wenden sowie um den Fluss Gauja Livlandische Aa ein nbsp Die russischen Ostseegouvernements in der Mitte das Gouvernement Livland 1721 1919 Das bei Polen verbliebene Polnisch Livland kam erst 1772 im Zuge der Ersten Polnischen Teilung zum Russischen Kaiserreich und wurde Teil des Gouvernements Witebsk Dieses Gebiet kam 1919 an Lettland wo es mit dem Landschaftsnamen Lettgallen lett Latgale bezeichnet wurde Grossgrundbesitz und Stadtburgertum Livlands und damit auch die Geistlichkeit und das Erziehungswesen Livlands waren lange Zeit deutschsprachig dominiert Nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Im Zuge des Erstarkens des Nationalgedankens in der estnischen und lettischen Bevolkerungsmehrheit in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts kundigte sich die Teilung des historischen Livlands in einen estnischen und einen lettischen Staat an Im Verlauf der Oktoberrevolution erlangte Estland am 24 Februar 1918 seine Unabhangigkeit wahrend sich Lettland am 18 November 1918 fur unabhangig erklarte und diesen Anspruch im anschliessenden lettischen Unabhangigkeitskrieg durchzusetzen vermochte In den Jahren 1939 40 wurden nahezu alle Deutschbalten als Folge des Hitler Stalin Pakts ins Deutsche Reich umgesiedelt Mittelalterliche Stadte im Gebiet der Livlandischen Konfoderation BearbeitenUm 1561 existierten folgende Stadte Jahr des Stadtrechts Freie Stadt Riga Bearbeiten Riga lettisch Riga 1201 erste und grosste Stadt Livlands Freie Hansestadt und Sitz des Erzbischofs und LandmeistersOrdensgebiet Bearbeiten Wenden Cesis 1224 Sitz des Landmeisters Reval Tallinn 1248 eine der drei grossten Stadte Livlands Pernau Parnu 1265 Fellin Viljandi 1283 Weissenstein Paide 1291 Wesenberg Rakvere 1302 Wolmar Valmiera 1323 Narva Narva 1345 Goldingen Kuldiga 1347 Mitau Jelgava 1376 Windau Ventspils 1378 Erzbistum von Riga Bearbeiten Kockenhausen Koknese 1277 Roop Straupe 1325 Lemsal Limbazi 1368 Furstbistum von Dorpat Bearbeiten Dorpat Tartu 1230 eine der drei grossten Stadte LivlandsFurstbistum von Oesel Wiek Bearbeiten Hapsal Haapsalu 1279 Furstbistum von Kurland Bearbeiten Hasenpoth Aizpute 1378 Pilten Piltene 1557 Moderne Stadte BearbeitenIm heute lettischen Teil Bearbeiten Riga Riga Aizkraukle Ascheraden Ainazi Haynasch Aloja Allendorf Ape Hoppenhof Aluksne Marienburg Cesis Wenden Cesvaine Sesswegen Gulbene Schwanenburg Koknese Kokenhusen kegums Keggum Lielvarde Lenneward Ligatne Ligat Limbazi Lemsal Lubana Luban Madona Madohn Mazsalaca Salisburg Ogre Oger Plavinas Stockmannshof Rujiena Rujen Salacgriva Salismunde Salaspils Kirchholm Saulkrasti Neubad Seda Sedde Sigulda Segewold Smiltene Smilten Staicele Staizel Straupe Roop Strenci Stackeln Valka Walk estnisch Valga Valmiera Wolmar Vangazi Wangasch Im heute estnischen Teil Bearbeiten Tartu Dorpat Parnu Pernau Polva Polwe zwischen Voru und Tartu gelegen Valga Walk lettisch Valka Viljandi Fellin Voru Werro Siehe auch BearbeitenLivische Sprache Hanse Herzogtum Baltikum Liste der Landmeister in Livland Liste der Landmarschalle von Livland Burg Angermunde Lettland Burg RositenLiteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Friedrich Konrad Gadebusch Abhandlung von Livlandischen Geschichtsschreibern Hartknoch Riga 1773 282 Seiten archive org Johann Bernhard von Fischer Versuch einer Naturgeschichte von Livland 2 Auflage Friedrich Nicolovius Konigsberg 1791 Anhang enthalt u a unaufgeklapptes Faltbild der Stadt Narva books google de Max Toeppen Die Deutschen in Livland oder Geschichte der Einfuhrung des Christentums und der Begrundung der Deutschen Herrschaft in Livland In Neue Preussische Provinzial Blatter Band 5 Konigsberg 1848 S 161 184 S 360 373 und S 408 428 Johann Karl Bahr Die Graber der Liven Rudolf Kuntze Dresden 1850 archive org Kurd von Schlozer Livland und die Anfange deutschen Lebens im baltischen Norden Wilhelm Hertz Berlin 1850 archive org Wolfgang Bender Bernhard II zur Lippe und die Mission in Livland In Jutta Prieur Hrsg Lippe und Livland Mittelalterliche Herrschaftsbildung im Zeichen der Rose Verlag fur Regionalgeschichte Gutersloh 2008 ISBN 978 3 89534 752 8 S 147 168 Sonja Birli Livland Liven In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 533 535 Ernst Deecke Vom Heermeister in Livland In Lubische Geschichten und Sagen 1 Auflage Carl Boldemann Lubeck 1852 S 196 197 Volltext Wikisource Ernst Deecke Livland Blivland In Lubische Geschichten und Sagen 1 Auflage Carl Boldemann Lubeck 1852 S 18 Volltext Wikisource Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karten Livlands Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Livland Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Fakten zu Lettland Fakten zu Livland Die Livlandische Ritterschaft auf der Internetseite des Verbandes der Baltischen Ritterschaften e V Wo bitte liegt Livland Kleine Geschichte Estlands und Lettlands I Das Mittelalter Uldis Balodis Livonian History Memento vom 17 Februar 2005 im Internet Archive homepage mac com englisch Einzelnachweise Bearbeiten Charles Knight Penny Cyclopaedia of the Society for the Diffusion of Useful Knowledge London 1839 archive org Ralph Tuchtenhagen Geschichte der baltischen Lander Beck Munchen 2005 Historische Landschaftsgebiete Lettlands deutsche Bezeichnungen Kurland Livland Lettgallen Oberlettland Semgallenlettische Bezeichnungen Kurzeme Vidzeme Latgale Selija Zemgale Normdaten Geografikum GND 4036075 1 lobid OGND AKS LCCN n81033313 VIAF 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