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Der Vertrag von Salinwerder war ein am 12 Oktober 1398 geschlossener Friedens und Grenzvertrag zwischen dem Deutschen Orden und dem Grossfurstentum Litauen Benannt wurde das Dokument nach einer Insel im Fluss Memel auf der die Unterzeichnung und Besiegelung stattfand Der Deutschordensstaat und seine Grenzen zum Grossfurstentum Litauen 1260 1410 Das im Vertrag von Salinwerder ubereignete Samogitien ist entsprechend schraffiert dargestelltIn diesem Vertragswerk sollte die uber ein Jahrhundert andauernde kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten dauerhaft beigelegt werden Reprasentiert durch den Hochmeister Konrad von Jungingen sowie dem litauischen Grossfursten Vytautas kam es erstmals zu einem grundlegenden Konsens uber das umstrittene Samogitien sowie freiem Handelsverkehr zwischen den bisher verfeindeten Staatsgebilden im Baltikum Kernpunkt des Kontraktes bildete die vollstandige Abtretung Samogitiens durch Vytautas an den Deutschen Orden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Intentionen der Vertragspartner 2 1 Der Deutsche Orden 2 2 Grossfurstentum Litauen 3 Kernpunkte des Vertrages 4 Folgen 5 Literatur 5 1 Zeitgenossische Chroniken 5 2 Wissenschaftliche Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksVorgeschichte BearbeitenSeit der Mitte des 13 Jahrhunderts uberschattete der Konflikt zwischen Deutschen Orden und den Litauern und Samogiten die militarpolitische Gesamtlage im Nordosten Europas Mit der Etablierung des Deutschen Ordens in Preussen sowie in Livland verlief die Trennlinie zwischen den Religionen entlang den Grenzen Litauens Durch den Anspruch des Ordens auf umfassende Christianisierung wurde der Widerspruch zusatzlich verscharft Auch bestand auf Seiten des Ordens das Verlangen seine Kerngebiete Preussen sowie Livland durch die Annexion Samogitiens territorial zu verbinden Nach 1300 gipfelte die Auseinandersetzung in standigen gegenseitigen Verwustungszugen wobei keine Seite dauerhafte Vorteile zu erringen vermochte Der Orden griff dabei den Kreuzzugsgedanken auf um die standigen Scharmutzel mit den litauischen Reiterscharen zu legitimieren 1 Litauens Grossfursten eigentlich in Anbetracht der nachhaltigen Schwache der Goldenen Horde an Expansion nach Osten und Sudosten interessiert begegneten der standigen Bedrohung ihres westlichen Herrschaftsbereichs konsequent mit militarischer Abwehr So kam es im 14 Jahrhundert zu hunderten Kriegszugen mit verheerenden Folgen fur die Landbevolkerung beider Seiten 1382 floh der Anwarter auf den Grossfurstenthron Vytautas vor seinem Neffen und Grossfursten Jogaila ins Ordensland 1383 liess er sich dort katholisch taufen 1384 versprach er im Konigsberger Vertrag dem Orden Samogitien Noch im selben Jahr griff er aber Festungen der Ordensritter an und zerstorte sie 1385 wurde Jogaila auch Konig von Polen und erklarte sich in der Union von Krewo bereit sich taufen zu lassen ebenso den gesamten litauischen Adel Der Deutsche Orden sah sich nun zum einen seiner ideologischen Legitimation beraubt und musste sich andererseits einer immer starker werdenden strategischen Bedrohung durch das neue Konigreich Polen entgegensehen 2 1392 wurde Vytautas Grossfurst von Litauen Bald darauf knupfte er an seine Zusagen vom Konigsberger Vertrag an Intentionen der Vertragspartner BearbeitenDer Deutsche Orden Bearbeiten nbsp Mittelalterlicher Wappenschild des Deutschen OrdensNeben dem nachhaltigen Interesse am Erwerb Samogitiens verfolgte die Fuhrungsschicht des Ordens das Ziel durch den Abschluss des bilateralen Vertrages den auf litauische Eigenstandigkeit bedachten Vytautas durch bewusste Praferenzierung von den gross polnischen Interessen seines Verwandten Jogaila zu trennen Des Weiteren konnte durch Beteiligung an den Unternehmungen des Grossfursten Vytautas gegen die heidnischen Tataren der Goldenen Horde eine weitere Legitimation des Ordens im Heidenkampf erfolgen Grossfurstentum Litauen Bearbeiten Vytautas wunschte Ende des 14 Jahrhunderts die Grenzen Litauens weitraumig in die Ukraine zu verschieben wobei unweigerlich der latent bestehende Konflikt mit der Goldenen Horde verscharft wurde Mit diesem Kriegszug wollte der Grossfurst die Autonomie Litauens von Polen unterstreichen Daher war er grundsatzlich bereit auf das ihm gegenuber lange renitente Samogitien zu verzichten Ausserdem musste Vytautas eine Verstarkung seines Invasionsheeres durch Kontingente der laut Meinung von Zeitgenossen kampferprobten Ordensritter als ausserst zweckmassig erscheinen Kernpunkte des Vertrages BearbeitenVerpflichtung Vytautas zur Ausbreitung des Christentums sowohl innerhalb als auch ausserhalb des litauischen Herrschaftsgebietes Einhaltung des Friedens Verpflichtung beider Teile keine Bundnisse gegeneinander einzugehen Festlegung der Grenzen Setzen der Grenzsteine gegen Livland gegen Preussen gegen Masowien nach Auslosung des Landes Wese vom Deutschen Orden durch Herzog Semovit IV von Masowien das nun ausserhalb dieser Grenzen gelegene Samogitien dem Deutschen Orden fur alle Zeiten zufallt Verzicht des Grossfursten auf Pleskau Pskow und des Hochmeisters auf Nowgorod Freier Handelsverkehr Verbot der Aufnahme von Zinshaftigen der Gegenseite Verteilung der Kriegsbeute und Feldgerichtsbarkeit bei gemeinsamen Kriegszugen Verhinderung von Durchzugen von Kriegern der Gegner des anderen Teils keine Aufnahme von Geachteten der Gegenseite kein Durchzug durch das Gebiet der Gegenseite ohne dessen Zustimmung Burgschaften der Aussteller nebst ihren Ordensgebietigern bzw litauischen BojarenFolgen BearbeitenDas Vertragswerk von Salinwerder erwies sich in den folgenden Jahren als ausserst bruchig Von Seiten des Grossfursten Vytautas erfolgte nach seiner vernichtenden Niederlage in der Schlacht an der Worskla ein Umschwung der bisher auf Annexion weitraumiger Gebiete abzielenden Ostpolitik Die ab 1400 erfolgende Anlehnung an das Konigreich Polen brachte Vytautas zunehmend in Konflikt mit dem westlich und nordlich angrenzenden Deutschordensstaat Die mit der restriktiven Ordensherrschaft unzufriedenen Samogiten erfuhren im Laufe der Zeit zunehmend verdeckte Unterstutzung seitens des litauischen Grossfursten Dem polnischen Konig erschien trotz einer im Jahre 1404 erfolgender Ratifizierung des Kontraktes von Salinwerder die fortschreitende Eskalation in Niederlitauen aufgrund seiner aussenpolitischen Planungen gegen den Deutschen Orden ausserst gunstig Jogaila liess Vytautas gewahren Im Jahre 1409 mundete ein durch rigorose Einbringung des Kirchenzehnts begrundeter und vieler weiterer restriktiver Massnahmen der Ordensvogte provozierter latenter Widerstand in einem offenen Aufstand der samogitischen Bevolkerung sowie des ansassigen Adels Der Hochmeister des Deutschen Ordens Ulrich von Jungingen nahm die offene Unterstutzung des Aufstandes durch Jogaila in seiner Eigenschaft als Reprasentant des Konigreiches Polen zum Anlass sowohl Polen als auch dem Grossfurstentum Litauens den Fehdebrief offizielle Kriegserklarung zu ubersenden Die Kampagne endete mit der vernichtenden Niederlage des Deutschen Ordens in der Schlacht bei Tannenberg im Juli des Jahres 1410 Mit dem Rucktausch der Vertragsurkunden im Zuge der Friedensverhandlungen am Melnosee im September 1422 wurden die Vereinbarungen von Salinwerder offiziell fur nichtig erklart 3 Literatur BearbeitenZeitgenossische Chroniken Bearbeiten Johannes Longinus Jan Dlugosz Banderia Prutenorum Beschreibung der Flaggen und auch der Kriegsereignisse von 1410 11 um 1448 Jan Dlugosz Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae Chronik Polens um 1445 1480 Wissenschaftliche Literatur Bearbeiten Wolfgang Sonthofen Der Deutsche Orden Weltbild Augsburg 1995 ISBN 3 89350 713 2 Marian Tumler Der Deutsche Orden im Werden Wachsen und Wirken bis 1400 Panorama Verlag Wien 1954 Uwe Ziegler Kreuz und Schwert Die Geschichte des Deutschen Ordens Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 13402 3 Dieter Zimmerling Der Deutsche Ritterorden Econ Munchen 1998 ISBN 3 430 19959 X Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Sonthofen Der Deutsche Orden Weltbild Augsburg 1995 S 235 Dieter Zimmerling Der Deutsche Ritterorden Econ S 237 Das virtuelle Preussische Urkundenbuch Regesten und Texte zur Geschichte Preussens und des Deutschen OrdensWeblinks BearbeitenDas virtuelle Preussische Urkundenbuch Regesten und Texte zur Geschichte Preussens und des Deutschen Ordens Mit freundlicher Genehmigung von Prof Jurgen Sarnowsky Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag zu Salinwerder amp oldid 238096468