www.wikidata.de-de.nina.az
Die Geschichte Litauens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Litauen und der historischen litauischen Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Sie ist eng verbunden mit der der Kiewer Rus der Geschichte Russlands der Geschichte Deutschlands und insbesondere der Geschichte Polens sowie der Geschichte von Belarus Die erste Erwahnung Litauens in westlichen Quellen stammt aus dem Jahr 1009 Litauen trat als geeintes Staatswesen spatestens im 13 Jahrhundert in Erscheinung Wappen LitauensWestliche Machte betrachteten die baltischen Litauer als letzten Hort des europaischen Heidentums potenzielles Missionsgebiet der Kirche und Expansionsgebiet des livlandischen und preussischen Ritteradels Mitglieder der Mindaugasdynastie nutzten die Schwache der Kiewer Rus nach dem Mongoleneinfall von 1240 aus und unterwarfen zwischen 1240 und 1250 Teilgebiete der Rus an der oberen Duna Nach einer Phase der inneren Zerruttung nach dem Tode Mindaugas einigten und erweiterten die Grossfursten Vytenis Gediminas und Algirdas von 1293 bis 1377 das Litauische Reich um die sudwestlichen und ostlichen Teile der Kiewer Rus bis vor die Tore Moskaus und ans Schwarze Meer die zuvor im Machtbereich der Goldenen Horde gelegen hatten Im Norden und Westen konnten sich die Litauer erfolgreich gegen das Vordringen des Deutschen Ordens in Livland und Preussen behaupten Ab 1385 ging die Grossmacht eine Personalunion mit dem Konigreich Polen ein unter Fuhrung der litauischen Jagiellonen die das heidnische Kernland Litauens christianisierten In der Schlacht bei Tannenberg 1410 besiegte die Union das Heer des Hochmeisters Die Verbindung mit Polen wurde 1569 in der Realunion zu Lublin gefestigt Fortan bestand die Aristokratische Republik Polen Litauen Ab 1648 kam es zu einem anhaltenden inneren und ausseren Niedergang worauf nach den drei Teilungen Polens ab 1772 die beiden Staaten schliesslich 1795 von der politischen Landkarte Europas verschwanden Litauen blieb bis 1917 Teil des Russischen Kaiserreichs und erlangte 1918 die Unabhangigkeit Am 15 Juni 1940 ruckte die Rote Armee in Litauen ein Die Litauische SSR wurde am 21 Juli 1940 offiziell begrundet und trat kurz darauf der Sowjetunion bei Von 1941 bis 1944 war Litauen von der Wehrmacht besetzt und gehorte zum Reichskommissariat Ostland Von 1945 bis 1990 bestand wiederum die Litauische SSR als Teil der Sowjetunion UdSSR Im Zuge der Perestroika wurde nach freien Wahlen am 11 Marz 1990 die Unabhangigkeitserklarung verabschiedet die in Litauen als Wiederherstellung 1 der 1918 gewonnenen und durch den Hitler Stalin Pakt verlorenen Unabhangigkeit gesehen wurde 2 Litauen wurde 2004 Mitglied der EU und der NATO Inhaltsverzeichnis 1 Altsteinzeit Palaolithikum 2 Mittelsteinzeit Mesolithikum 3 Jungsteinzeit Neolithikum 4 Bronzezeit und fruhe Eisenzeit 5 Mittelalter bis 1300 6 Grossfurstentum Litauen Aufstieg zur Grossmacht im 14 15 Jahrhundert 7 Staatenunion Polen Litauen im 15 18 Jahrhundert 8 19 Jahrhundert Anfang 20 Jahrhundert 9 Erste Litauische Republik 10 Zweiter Weltkrieg 10 1 Erste sowjetische Besatzung 10 2 Deutsche Besatzung 10 3 Zweite sowjetische Besatzung Litauische Sozialistische Sowjetrepublik 1945 bis 1990 11 Unabhangigkeit seit 1990 12 Historisches Kartenmaterial 13 Literatur 14 Siehe auch 15 Weblinks 16 EinzelnachweiseAltsteinzeit Palaolithikum BearbeitenLitauen ist verhaltnismassig spat eisfrei geworden Die letzten Gletscher zogen sich vor ca 16 000 Jahren zuruck und hinterliessen einen grossen postglazialen See aus dem allmahlich Einzelgewasser entstanden Menschliche Besiedlung ist ab dem Allerod Spatglazial ab 12 700 v Chr belegt Die Rentierherden denen die entsprechenden Jagergruppen folgten waren nach Norden abgewandert Wichtigste Nahrungsquelle der verbleibenden Bevolkerung bildete das Standwild primar der Elch Wahrend der Jungeren Tundrenzeit wurde es erneut kalter Die Menschen jagten das zuruckgewanderte Rentier und lebten in Zelten Mit dem Ende der Altsteinzeit verbreiten sich in Litauen verschiedene Kulturen Lagerstatten der Jager der Ahrensburger Kultur wurden in der Umgebung von Vilnius nachgewiesen teils in Verbindung mit Funden die denen der Bromme Kultur auch Lyngby Kultur ahnlich sind Mit dieser Kultur der westlichen Ostsee lasst sich das jungpalaolithische so genannte baltische Magdalenien verbinden 3 Dieses ist vorwiegend im westlichen Baltikum verbreitet z B mit etwa 40 Fundstellen vorwiegend an den Ufern der Memel der Neris und des Merkys Sie liegen auf den hohen Flussterrassen und enthalten neben kurzen Kratzern aus Feuerstein die charakteristischen grossen Stielspitzen Das ostwarts der Oder verbreitete Swiderien ist auch an der Weichsel am Bug und an der Memel belegt Es unterscheidet sich vom baltischen Magdalenien in erster Linie durch die langen schmalen Pfeilspitzen die auf der Ruckseite haufig flache Retuschen besitzen Die Fundplatze liegen ebenfalls auf den Flussterrassen der Memel und des Merkys In Litauen konnten etwa 60 Wohnplatze der Kultur entdeckt werden Die zahlenmassig grosste ist die so genannte Hybrid Kultur in der Merkmale des Swiderien und des baltischen Magdalenien in einem Fundkomplex zu finden sind wobei der Anteil auf den einzelnen Fundplatzen sehr verschieden sein kann Die Hybrid Kultur war in einem Streifen zwischen Oder und Memel von Litauen bis Mittelpolen verbreitet Auf der Suche nach Feuerstein guter Qualitat legten die palaolithischen Jager und Sammler Entfernungen bis zu 100 km zuruck Wertvolle Fundstellen wurden wiederholt aufgesucht In der Feuersteingrube von Ezerynai Sudlitauen wurden 24 Schlagplatze fur Feuerstein festgestellt Den grossten Teil der Funde bilden Ruckstande wie formlose Abschlage und beschadigte Kernsteine und Feuersteinklingen An den Werkplatzen lagen auch Schurfgerate die an Feuersteinbeile erinnern und woanders nicht vorkommen Mittelsteinzeit Mesolithikum BearbeitenMit dem Ende der Jungeren Tundrenzeit Dryas um etwa 9600 v Chr stiegen die Temperaturen bis zum Atlantikum stark an jedoch immer wieder von Kalteruckfallen unterbrochen Der Wasserspiegel der Flusse und Seen schwankte stark was eine wechselnde Hohenlage der Wohnplatze veranlasste Auch die Pflanzenwelt anderte sich Zu Beginn des Mesolithikums herrschten Birken vor dann begannen sich Kiefern Haselnuss und andere Laubbaume auszudehnen Die Rentiere zogen erneut nach Norden ab die Tierwelt wurde artenreicher In der Mittelsteinzeit gab es in Litauen vier Kulturen Wahrend der alteren Mittelsteinzeit die Maglemose die Memel und im Norden die Kunda Kultur Typisch fur die Kunda Kultur ist das umfangreiche Inventar von Knochen und Geweihartefakten wie Angelhaken Eispickel Hacken Harpunen Geraten zum Knupfen von Netzen und Tullenaxten Im Vergleich zu der Memel Kultur ist das Feuersteininventar in den Siedlungen der Narva Kultur vor allem ihrer westlichen Variante sehr sparlich Unter den Steingeraten finden sich geschliffene Axte Mahl und Wetzsteine und Senksteine fur Fischernetze Sie unterschied sich von der Memel Kultur durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Gerateinventare Zur Bearbeitung der Tierfelle wurden Schaber fur hartere Materialien Stichel und Hohlschaber verwendet Ovale Kernbeile und aus grossen Abschlagen gefertigte Scheibenbeile gehorten zum Geratebestand der Wohnplatze Knochen und Geweihartefakte erganzten die Inventare Man fand gezahnte und gekerbte Harpunen Lanzenspitzen mit rundem und dreikantigem Querschnitt und solche mit Einsatzen von Feuersteinklingen Fur die ovalen Beile wurden Fassungen aus Geweih und Schafte aus Holz hergestellt Zum Fischfang wurden Netze aus Lindenbast geknupft Durch Absinken des Wasserspiegels der Ostsee waren den mittelsteinzeitlichen Menschen die reichen Feuersteinvorrate an den unteren Flussterrassen zuganglich Die meisten mittelsteinzeitlichen Fundplatze sind verhaltnismassig klein und waren nur kurzzeitig bewohnt Ihre Flachen betrugen 200 bis 500 m Auf Platzen zu denen man vermutlich ofter zuruckkehrte liegen die Funde uber grossere Flachen verstreut In den Jahren 1985 und 1986 wurden in Westlitauen auf der Spiginas Insel im Birzulis See drei mesolithische Graber entdeckt Die Toten waren ausgestreckt niedergelegt und mit Ocker bestreut beigesetzt worden Neben den Skeletten lagen Pfeilspitzen aus Feuerstein und durchbohrte Zahne von Hirschen Elchen und Bibern die als Anhanger getragen wurden Jungsteinzeit Neolithikum BearbeitenDas Neolithikum lasst sich in Litauen in zwei Perioden teilen in die fruhe und mittlere Phase 4 Jahrtausend v Chr und die spate 3 Jahrtausend bis Anfang des 2 Jahrtausends v Chr Zu Beginn des Neolithikums war das Klima obwohl bereits kuhler als im Atlantikum immer noch gunstiger als heute die Winter waren milder und die Vegetationsperiode dauerte langer als heute Im Spatneolithikum wurde es kuhler Der Bestand an Kiefern Birken und Erlen nahm zu wahrend Eichen Linden und Ulmen weniger gediehen Im Fruhneolithikum entwickelten sich in Litauen und im Norden von Ostpreussen zwei verwandte Kulturen die Narwa Kultur aus der mesolithischen Kunda Kultur sowie die Memel Kultur Beide behielten die mesolithische Jager und Sammlerkultur bei besassen aber Keramik Das Festhalten an der alten Lebensweise kann durch die Verbreitung der Seehundjagd an der Kuste erklart werden 4 Der verbreitetste Keramiktyp dieser Phase sind spitzbodige Gefasse mit breiten Mundungen die sparliche Verzierungen tragen Oft sind nur die Rander mit dreieckigen Eindrucken verziert sog Grubchenkeramik Im mittleren Neolithikum wurden die Gefasse kurzer und breiter Erst spater kommen flache Boden vor Das Spat Neolithikum seit etwa 2700 v Chr ist gekennzeichnet durch eine lokale Auspragung der Schnurkeramik mit der zur Bootaxtkultur gehorigen Untergruppe der Haffkusten Kultur Die Siedlungen der Haffkusten Kultur kommen in Litauen insbesondere an der Ostseekuste vor Im Gebiet der Stadt Palanga und auf der Kurischen Nehrung sind etwa 20 Fundstellen bekannt von denen nur Nidden erforscht wurde Typisch fur die Haffkusten Kultur sind flachbodige Gefasse und geschliffene Bootaxte In der Tonmasse der Keramik gibt es nur mineralische Beimischungen Bei der Fertigung von kunstvollen ornamentierten Topfen wurde Sand oder gemahlener Granit zugefugt Fur den alltaglichen Gebrauch bestimmte grosse Topfe bekamen grobe Granitsplitter und fein zerkleinerte Gefassscherben als Magerung beigemengt Die Keramik lasst sich in Amphoren Becher runde Schusseln kleinere langliche Schusseln weitmundige Topfe und kleine Tassen gliedern Die Topfe wurden mit Fischgratenmustern Schnur Strichbundel Zahnstockverzierungen und Wulstringen geschmuckt Am haufigsten wurde der obere Teil verziert Im spaten Neolithikum entstanden in Litauen befestigte Siedlungen Sie besassen eine Einhegung aus zwei oder drei parallelen Reihen eingeschlagener Pfahle die die Siedlung in einem unregelmassigen Bogen umgaben Die Wohnbauten waren eckige Pfostenkonstruktionen oder ovale etwas in den Boden eingesenkte Unterkunfte Die Feuerstellen waren in kleinen Vertiefungen angelegt und besassen keine Steinsetzungen Die Jagd hatte nach wie vor hohen Stellenwert Davon zeugen Pfeil und Lanzenspitzen die in allen Siedlungen vorkommen sowie Gerate aus Holz Bogen und Lanzen Stein und Tierknochen Aus den Knochen kann man schliessen dass im fruhen Neolithikum hauptsachlich Elche und Wildschweine in der mittleren Jungsteinzeit Hirsche Rehe Wildschweine und Wisente und in der spatesten Phase Hasen Pferde und Wisente gejagt wurden In allen Perioden erlegte man Pelztiere Vogel und Robben Im Neolithikum entwickelte sich der Fischfang besonders stark Man fing vor allem in Flussen und Seen Hechte und Zander aber auch Bleie Schleie und Welse an den Kusten Dorsche Flundern und Thunfische Dabei wurden einfache aus dem Mesolithikum ubernommene Fischfanggerate wie Harpunen Fischstecher aus Holz Lanzen und holzerne Schlagel verwendet Daruber hinaus benutzten die Fischer Netze und Reusen Die Netze wurden aus Lindenbast geknupft Der obere Teil des Netzes wurde von Schwimmern gehalten die aus Birken oder Kieferrinde hergestellt waren Der untere Netzteil wurde mit Senksteinen beschwert Der Fischfang ist ohne Einbaume die aus einem ausgehohlten Baumstamm angefertigt wurden kaum vorstellbar Daneben war das Sammeln vorwiegend von Hasel und Wassernussen eine wichtige Nahrungsquelle In der Siedlung von Nidden fand man verkohlte Wildapfel Wahrscheinlich wurden sie als Vorrat getrocknet Knollen und andere pflanzliche Nahrungsmittel wurden mit Spaten aus Geweih und Holz ausgegraben Der Beginn eines vergleichsweise rudimentaren Ackerbaus lasst sich in Litauen fur das mittlere und spatere Neolithikum nachweisen Wichtige Belege sind Furchenstocke aus Eschenholz Sie waren zum Furchenziehen aber nicht zum Umbrechen von Brachland geeignet Dazu verwendete man Steinhacken In den jungsteinzeitlichen Siedlungen wurden neben den Knochen des Hundes auch die von Rindern Schafen Ziegen und Schweinen gefunden die Ruckschlusse auf die Viehhaltung zulassen Im Vergleich zu den Knochen der Jagdtiere bilden sie nur einen geringen Teil Gerate aus Holz wie Loffel Kellen Morserkeulen und Schusseln fanden im Haushalt Verwendung Aus Birkenrinde flocht man Korbe Fasern wurden aus Linden und Weidenbast gewonnen seit der Mitte des Neolithikums auch aus Hanf Man fand Fragmente von Matten sowie ihre Abdrucke auf den Boden von Gefassen Zum Spinnen waren holzerne Spinnrocken und Spinnwirtel in Gebrauch An den Gefasswanden fand man Stoffabdrucke in der Siedlung Sventoji 2B sogar einen Stofffetzen Bernsteinschmuck war vor allem an der Kuste beliebt Er besteht zumeist aus ovalen viereckigen und trapezformigen Anhangern die zum Teil mit Punktreihen verziert sind Zu den haufigsten Schmuckgegenstanden zahlen linsenformige Knopfe mit V Bohrung und rohrenformige Perlen Zu den meist realistischen Kunsterzeugnissen gehoren Ritualstabe mit Elchkopfen die auf eine von der Schnurkeramik unabhangige Tradition verweisen Der Kunstler der den sorgfaltig geschliffenen Stab aus Sventoji 2B fertigte kannte die Anatomie des Tieres sehr gut Auch Abbildungen von Menschen die viel schematischer als die von Tieren sind kommen haufig vor Es sind kleine Amulette oder eingeritzte stilisierte Formen an Gefasswanden oder grossere Holzskulpturen Zu den eindrucksvollsten gehort eine zwei Meter grosse Skulptur aus der Siedlung Sventoji 2B Sie wurde aus einem Schwarzerlenpfosten gefertigt Die Rinde fehlt nur am langgezogenen Gesicht und Halsbereich der Plastik An der Stirn ist noch die Wolbung des Pfostens zu erkennen Die Augenhohlen sind von den Brauen bis zum Kinn eingetieft und formen die schmale Nase Anstatt des Mundes ist eine Kinnwolbung zu erkennen Im fruhen und mittleren Neolithikum begrub man die Toten in den Siedlungen oder in nachster Nahe Die Verstorbenen wurden in ausgestreckter Lage in unterschiedlicher Orientierung beigesetzt In vier Grabern der Narwa Kultur lag eine lanzettformige Pfeilspitze aus Feuerstein geschliffene Knochenmeissel ein Knochendolch und die zugespitzten Hauer eines Wildschweinkeilers Zwei Skelette waren mit Ocker bestreut Im Jungneolithikum wurden Bestattungen auch in Hockerlage vorgenommen Bronzezeit und fruhe Eisenzeit Bearbeiten 15 Jahrhundert v Chr bis 1 Jahrhundert n Chr Obwohl die Bronzezeit in Mitteleuropa fruh einsetzte erreichten die Kenntnisse uber Metalle das Baltikum erst mit sehr grosser Verspatung Metallvorkommen gab es im Ostseeraum nicht und ein nennenswerter Tauschhandel mit den Metallurgiezentren existierte nicht Zwar war Bernstein bereits in der spaten Jungsteinzeit ein begehrter Rohstoff aber der nennenswerte Export begann im 16 Jahrhundert v Chr Davon profitierte jedoch nur das Gebiet der ergiebigsten Bernsteinvorkommen an den Kusten Ostpreussens Bernstein war so begehrt dass bronzene Axte Armringe Dolche Gewandnadeln und sogar Goldschmuck hierher gelangten Das Baltikum teilte sich kulturell in zwei Zonen die bis ins Mittelalter fortbestanden Ostpreussen und die litauisch lettische Kuste wurden durch den Bernstein wirtschaftliches Einzugsgebiet Mitteleuropas und empfingen von dort kulturelle Impulse Das heutige Litauen und Lettland waren den Einflussen weniger ausgesetzt und verharrten in archaischen Lebensformen Diese Lebensformen hielten sich in einigen Bereichen bis ins 19 Jahrhundert in bemerkenswert reiner Form wofur das Litauische eine sehr urtumliche indoeuropaische Sprache ein Beispiel ist Der ostbaltische Raum der Kreis der Burgbergkulturen hat kaum Bronzegerate aufzuweisen Er umfasst verschiedene namenlose Gruppierungen im Verbreitungsbereich baltischer Gewassernamen Diese Gruppen siedelten in kleineren oder grosseren befestigten Siedlungen beziehungsweise auf den starker befestigten so genannten Burgbergen Die Bevolkerung errichtete Pfostenbauten anstelle der in die Erde eingetieften Hutten und lebte vorwiegend von Viehzucht und Jagd Kulturelle Unterschiede machen sich lediglich in der Topferei bemerkbar Die Keramik ist schlicht und nur im Oberteil strichverziert weshalb man im 1 Jahrtausend v Chr von Strichkeramikkultur spricht Ihre Verbreitung erstreckt sich von der Beresina im Osten einem Nebenfluss des Dnepr bis nach Kurland im Westen In Litauen gibt es Hunderte befestigter Siedlungen der Strichkeramikkultur die uber Jahrhunderte oder ein Jahrtausend kontinuierlich bewohnt waren Sie liegen bevorzugt an Steilufern uber Seen oder Flussufern und sind von unterschiedlicher Grosse mit Flachen zwischen 100 und 5000 m Altere Hugelsiedlungen waren mit Palisaden eingezaunt Die eisenzeitlichen Burgberge befestigte man mit Graben und Wallen die aus Stein Erde und Holz bestanden und sich teilweise auffallend gut erhalten haben Aber selbst wenn sie heute ziemlich zerstort sind stellen sie doch die wichtigste Quelle fur Leben und wirtschaftlichen Tatigkeiten der Litauer dar denn die in den Ebenen liegenden Siedlungen sind durch den Ackerbau inzwischen fast vollig vernichtet worden und Graber der Burgbergkultur sind so gut wie unbekannt Grosste Bedeutung fur die Ernahrung besass weiterhin die Viehhaltung Der Haustieranteil am Knochenmaterial betragt in Norkǔnai 78 in Sokiskiai 87 und in Nevieriske sogar 93 Uberwiegend wurden Schweine etwa 50 und Rinder knapp 30 gehalten seltener Kleinvieh und Pferde Gejagt wurden Bar Biber Elch Hirsch und Wildschwein die zudem Felle Geweih Leder und Pelze lieferten Erganzt wurde die Speisekarte durch Fische worauf Angelhaken Harpunen aus Knochen und tonerne Netzsenker hinweisen Da Metalle noch unerreichbarer Luxus waren verwendete man auch im 1 Jahrtausend v Chr Knochen und Steinwerkzeuge Als typisch kann der vom Ende des 2 Jahrtausends v Chr bis zum 1 Jahrhundert n Chr besiedelte Burgberg von Nevieriske gelten von dem etwa 250 Steingerate stammen darunter 92 Beile und 40 Schaftlochaxte einschliesslich unfertiger Exemplare die die Herstellung vor Ort belegen aber nur ein Mahlstein Ahnlich sieht der Bestand auf anderen Burgbergen aus Die seltenen Mahlsteine sind Hinweis darauf dass in dieser Periode wenig Getreide angebaut wurde Offensichtlich beschaffte sich pflanzliche Nahrung in diesem Stadium wie in den Jahrtausenden zuvor durch Sammeln Die Mehrzahl der Funde besteht aus Schmuckgegenstanden aus Knochen Waffen und Werkzeugen Aus vertrautem Material fertigte man Axte Dolche Meissel Pfrieme Pfeil und Lanzenspitzen Schmuck ist vorwiegend durch Ziernadeln vertreten von denen einige bronzene Exemplare zum Vorbild haben Auf den Burgbergen fanden sich auch Bronzenadeln oder deren Bruchstucke Zwischen 1500 und 1000 v Chr sind Gerat und Schmuck aus Metall noch selten Wahrend der fruhen Eisenzeit werden bronzene Axte Anhanger Arm und Halsringe Lanzenspitzen Nadeln und Sicheln haufiger Es handelt sich ursprunglich um Importe aber Bruchstucke von Gussformen und kleine Schmelztiegel belegen die Anwesenheit von Bronzeschmieden die es verstanden Altmetall auf den Burgbergfunden zu verarbeiten Wie die Metallanalyse bestatigte ahnelt das baltische Material der in Mitteleuropa verwendeten Bronze In den jungsten Kulturschichten der Burgberge treten erst sparlich auch Eisengegenstande Messer Pfrieme gelegentlich Fibeln sowie Eisenschlacken auf Es wird angenommen dass die Ahnen der Balten ca 3000 2500 v Chr die heutigen baltischen Gebiete erreichten und die Ansassigen assimilierten Woher diese kamen ist umstritten wie auch die Frage nach der Urheimat der Indogermanen von denen sie abstammen Das Territorium in dem die Balten siedelten umfasste etwa 800 000 km von der Ostsee bis zur oberen Wolga und zum Dnepr Schatzungen gehen von einer Bevolkerung von etwa 500 000 Menschen aus Eine Differenzierung der Balten in Ostbalten und Westbalten ist ab der Zeitenwende anzunehmen Sie erfolgt nach rein sprachlichen Gesichtspunkten und ist umstritten Die erste Erwahnung der Westbalten stammt vom romischen Historiker Tacitus der Ende des ersten Jahrhunderts in seiner ethnographischen Schrift Germania die Aestii gentes Aestiorum erwahnte und ihr Siedlungsgebiet an der Ostseekuste nordlich der Slawen verortete Erst nach der ersten Jahrtausendwende n Chr bildeten sich die heute bekannten baltischen Stamme Pruzzen Schemaiten Jotwinger Nadrauer Skalwen Kuren Semgallen Selonen Galinden Latgallen Letten und Litauer Letztere lebten im Gebiet zwischen dem Oberlauf der Memel und der Neris Mittelalter bis 1300 Bearbeiten nbsp Kernave Burghugel nbsp Litauische Schwerter 13 Jahrhundert nbsp Die Siedlungsgebiete der baltischen Volker kurz vor der um 1200 einsetzenden ChristianisierungLitauen war zwischen etwa 850 n Chr und 1230 ein Teil der Kiewer Rus und wurde von Rurikiden regiert Bis dahin lebten die litauischen Stamme unter kleinen Fursten Sie hatten eine strenge Kasteneinteilung in Priester Fursten preuss Reiks oder Rekis lit kunigas lett kungs Krieger Grundbesitzer freies Volk und Leibeigene Geschriebene Gesetze oder Rechtssammlungen gab es damals nicht Die oberste Gewalt befand sich in der Hand des ersten Priesters Kriwe Kriweito lit Krivis Krivaitis Mord und Diebstahl wurden sehr streng bestraft Hauptbeschaftigung waren Ackerbau und Handel mit den Schweden und Slawen Der Name Litauen als Litua erscheint in schriftlichen Quellen zum ersten Mal im Jahre 1009 in den Quedlinburger Annalen im Zusammenhang mit dem Monch Bruno von Querfurt der das dortige Volk zum Christentum bekehren wollte nbsp Passage aus den Quedlinburger Annalen mit Erwahnung Litauens 31v Sanctus Bruno qui cognominatur Bonifacius archiepiscopus et monachus XI suae conversionis anno in confinio Rusciae et Lituae a paganis capite plexus cum suis XVIII VII Id Martii petiit coelos Der heilige Bruno der den Beinamen Bonifacius hat Erzbischof und Monch wurde im elften Jahre seiner Konversion im Grenzgebiet Russlands und Litauens von Heiden mit achtzehn Seinigen am 9 Marz enthauptet und zog gen Himmel Quedlinburger Annalen 5 Im 13 Jahrhundert begann deutlich spater als bei den slawischen Nachbarvolkern und begunstigt durch den Machtverlust der Kiewer Rus die Staatenbildung der litauischen Stamme Ein erster wichtiger Schritt zur Einigung ist das Beistandsabkommen von 20 litauischen Fursten mit Galizien Wolhynien im Jahre 1219 Bereits in diesem Dokument findet der Name von Mindaugas als einer der machtigen Fursten Erwahnung Er wurde der erste wichtige Herrscher der Litauer und konnte die Herrschaft Litauens nach Osten ausdehnen Auf dem Gebiet des heutigen Litauen befand er sich allerdings in Konkurrenz mit dem Fursten der Samogitien Vykintas Er paktierte daher kurzzeitig mit dem Deutschen Orden der seit dem Ende des Schwertbruderordens im Jahre 1236 Litauens Nachbar im Norden Livland und im Sudwesten Preussen war Er liess sich 1251 taufen und wurde 1253 zum Konig von Litauen gekront Damit entzog er dem Deutschen Orden die Legitimitat unter dem Vorwand der Missionierung gegen Litauen militarisch vorzugehen Zudem trat er dem Orden seine Gebiete in Samogitien und Schalauen ab und versprach ihm fur den Fall seines Todes sein ganzes Reich Dies machte er ruckgangig nachdem die bislang mit ihm verfeindeten Samogiten unter Treniota dem Deutschen Orden 1260 in der Schlacht an der Durbe in Kurland eine schwere Niederlage beibringen konnten Er schwor wohl dem christlichen Glauben ab und konnte zusammen mit Treniota und unterstutzt durch Aufstande der Semgallen in Lettland und der sudlich Litauens siedelnden heidnischen Prussen das litauische Herrschaftsgebiet gegen den Deutschen Orden sichern Weitere Erfolge wurden durch innere Machtkampfe in Litauen verhindert die mit der Ermordung Mindaugas durch Treniota begannen und erst durch die Ernennung von Traidenis zum litauischen Grossfursten im Jahr 1270 beendet wurden Grossfurstentum Litauen Aufstieg zur Grossmacht im 14 15 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Grossfurstentum Litauen nbsp Litauens Expansion nach Sudosten unter den Grossfursten Mindaugas I Vytenis Algirdas und Vytautas die territoriale Entwicklung wahrend des SpatmittelaltersIm 14 Jahrhundert erfolgte insbesondere unter Grossfurst Gediminas und unter seinen Sohnen Algirdas und Kestutis der Aufstieg Litauens zur europaischen Grossmacht 1323 grundete Gediminas die Hauptstadt Vilnius Nach dem Einfall der Tataren in Osteuropa und der Zerschlagung der Kiewer Rus hatten sich viele ostslawische Fursten dem Grossfurstentum Litauen angeschlossen andere wurden Litauen tributpflichtig Belarus Teile der Ukraine und Westrusslands standen jetzt unter litauischer Herrschaft Deshalb spielte im Laufe der Zeit die ostslawische Sprache und Kultur im Grossfurstentum Litauen eine Rolle Da es hier bereits eine Schriftsprache gab wurde diese als Amts Schriftsprache das sogenannte Kanzleislawische des Grossfurstentums genutzt An der Westgrenze konnten Gediminas und sein Sohn Kestutis die standigen Vorstosse der Ordensritter siehe Litauerkriege des Deutschen Ordens parieren die von Preussen her immer wieder Reisen tief in litauisches Gebiet unternahmen die Litauer aber nie entscheidend schwachen konnten Nach dem Tod des polnischen Konigs Kasimir III des Grossen Kazimierz III Wielki eroffnete sich 1385 86 fur Jogaila den Sohn des Algirdas die Moglichkeit durch den Ubertritt zum Christentum die polnische Konigskrone durch die Heirat mit Kasimirs Enkelin Jadwiga Andegawenska Hedwig von Anjou zu erwerben Jogaila liess sich also taufen verband sich in der Union von Krewo ehelich mit Polens Konigin und bestieg als Konig Wladyslaw II Jagiello den polnischen Thron Damit begrundete er das Herrscherhaus der Jagiellonen und ein Lehnsverhaltnis zwischen dem polnischen und litauischen Herrscher in Personalunion 1387 gilt daher als Jahr der endgultigen Taufe Litauens wobei fur Teile Niederlitauens erst 1413 als Datum der Christianisierung gilt Der Personalunion von Krewo zog eine Reihe weiterer immer stabilerer Unionen 1401 1413 1432 1499 1501 zwischen beiden Landern nach sich Jogailas Versuche schon zu seiner Regierungszeit beide Reiche zu vereinen wurden von seinem Mitregenten Vytautas erfolgreich vereitelt Nach jahrelangen Streitereien mit seinem Cousin Vytautas um die Macht im litauischen Grossfurstentum in denen sich Jogaila militarisch nicht gegen den mit dem Deutschen Orden paktierenden Vytautas durchsetzen konnte einigten sich die beiden Cousins 1401 auf die Machtteilung Jogaila Wladyslaw II Jagiello war als polnischer Konig fur den Westen die polnischen Gebiete und Vytautas als litauischer Grossfurst fur den Osten zustandig Die Personalunion hatte fur die orthodoxe Bevolkerung einschneidende Folgen Zwar blieb der Status quo erhalten doch in Folge wurden die Orthodoxen schlechter gestellt als die katholischen Polen und jetzt auch Litauer Zuerst beschrankte sich die Christianisierung auf die Fursten und die heidnische Bevolkerung in den litauischen Gebieten und liess die Bevolkerung in den Herrschaftsgebieten der ehemaligen Rus unbehelligt Im Rahmen der westkirchlichen Mission und Einflusserweiterung wurde jedoch Litauen von Rom und vom Konigreich Polen instrumentalisiert Dies rief eine Reihe von Konflikten mit dem Grossfurstentum Moskau hervor das sich als Verteidiger der Interessen der orthodoxen Bevolkerung positionieren konnte Das Grossfurstentum Litauen sah sich als rechtmassiger Erbe der Rus magnus dux Littwanie Samathie et Rusie und wurde zum Konkurrenten des Grossfurstentums Moskau bei der Sammlung der russischen Erde Besonders Vytautas verfolgte ehrgeizige Plane zur Eroberung der Rus um sich der Oberherrschaft der seit 1386 bestehenden Union mit Polen zu entziehen Die litauische Ostexpansion endete aber 1399 nach der Niederlage gegen die Tataren in der Schlacht an der Worskla Vytautas gab den Plan auf die Herrschaft uber die ganze Rus fur sich zu gewinnen Dem folgte eine Umorientierung in der Aussenpolitik nach Westen Mit vereinten Kraften zusatzlich bekamen sie Unterstutzung aus Ungarn gingen Vytautas und Jogaila in der Folgezeit gegen den Deutschen Orden vor Es gelang die Westgrenze zu befrieden Grundstein fur den militarischen Erfolg bildete die Schlacht bei Tannenberg am 15 Juli 1410 litauisch Zalgiris bei der die Streitmacht des Deutschen Ordens in Preussen vernichtend geschlagen wurde Das Heeresaufgebot des Livlandischen Ordenszweiges nahm an dieser Schlacht aufgrund eines separaten Waffenstillstandes nicht teil Danach konnte Vytautas der bis zu seinem Tod 1430 regierte sich nach Suden und Osten orientieren und das Herrschaftsgebiet Litauens bis an die Ufer des Schwarzen Meeres ausdehnen Durch die Schwache der Rus Nachfolgefurstentumer und die Siege gegen den Orden bildete die Personalunion Polen Litauen im 15 und 16 Jahrhundert das machtigste politische Gebilde des ostlichen Europas wenn sich auch durch die Vorstosse des Moskauer Grossfursten Iwan III Litauen seit 1494 auf den Ruckzug befand und die Ostgrenze nach der Eroberung Smolensks 1514 durch die Moskauer auf den Dnepr und den Sos zuruckverlegen musste Staatenunion Polen Litauen im 15 18 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Polen Litauen nbsp Grossfurstentum Litauen als Teil des Doppelstaats Polen Litauen um 1618Nachdem Vytautas kinderlos gestorben war konnte Jogaila 1434 seinen Sohn Kasimir als litauischen Grossfursten platzieren In den folgenden 100 Jahren verstarkte sich der polnische Einfluss durch diese enge Anbindung der spatere polnische Konig regierte das Grossfurstentum Litauen mehr und mehr Gleichzeitig stieg das Grossfurstentum Moskau zu einer neuen bedrohlichen Macht an der Ostgrenze auf Das Grossfurstentum Litauen wurde durch die Attacken Moskaus u a Livlandischer Krieg 1558 1582 83 erheblich geschwacht In der unter dem Druck der Moskauer Westexpansion erfolgten Realunion von Lublin von 1569 wurde Litauen unter der koniglichen Krone ein Teil Polens Diese Realunion bildete auch fur die Geschichte der damals litauischen Ukraine eine deutliche Zasur Die ukrainischen Lander die drei Woiwodschaften Wolhynien Kiew und Podlachien fielen an den polnischen Reichsteil Beide Lander erhielten einen gemeinsamen Herrscher Senat und Reichstag Der Monarch wurde in Polen gewahlt und in Krakau gekront Jeder dritte Reichstag musste auf litauischem Boden stattfinden Aussenpolitik und Munze bildeten Unionsangelegenheiten Recht Justiz Verwaltung Finanzen und Militarwesen regelten Polen und Litauen weiterhin selbstandig Dadurch blieb das litauische Statut von 1566 bestehen In der Landesverwaltung behielt der litauische Adel das Recht auf Amterbesetzung und Steuererhebung Auch die Militareinheiten blieben weiterhin auf der Grundlage der litauischen Adelsfahne organisiert Die erhalten gebliebenen Privilegien verhinderten nicht die Polonisierung des litauischen Adels Bereits im litauischen Statut von 1566 stand Polnisch gleichberechtigt neben Litauisch und Latein Der Text der Unionsakte von Lublin war ausschliesslich in polnischer Sprache abgefasst 1696 wurde Polnisch im litauischen Reichsteil zur Kanzleisprache und zur lingua franca des litauischen Adels und Klerus Damit war die Polonisierung abgeschlossen Der Ubertritt des schemaitischen Adels zur Union mit Schweden von 1655 oder die Wahl des litauischen Magnaten Michael Korybut Wisniowiecki zum Konig von Polen und Litauen 1669 1673 hatte fur den litauischen Adel keine national verbindende Wirkung mehr nbsp Verwaltungsgliederung des Grossfurstentums Litauen im 17 JahrhundertDurch die Bildung der Union mit Polen und die Polonisierung fiel die Geschichte Litauens zwischen dem 16 und 18 Jahrhundert zu grossen Teilen mit der Geschichte der polnischen Adelsrepublik zusammen 6 Diese war durch standige Auseinandersetzungen mit Russland Schweden und dem Osmanischen Reich gepragt Wahrend die Adelsrepublik im Livlandischen Krieg und im Polnisch Russischen Krieg von 1609 bis 1618 zunachst Erfolge verzeichnen konnte musste sie gegenuber Schweden immer wieder Niederlagen einstecken Im Zweiten Nordischen Krieg von 1655 bis 1660 stand die Adelsrepublik kurz vor ihrer Zerstorung Im Frieden von Oliva musste Polen Litauen endgultig auf Estland Livland zu Gunsten Schweden verzichten Alle Anspruche der polnischen Vasa auf die schwedische Krone mussten fallen gelassen werden und das Herzogtum Preussen an Brandenburg abgetreten werden Im Vertrag von Andrussowo mit Russland 1667 verlor Polen Litauen Smolensk Severija Czernichow und die linksufrige Ukraine mit Kiev an Russland Nach dem Grossen Nordischen Krieg 1700 1721 geriet Polen Litauen in die aussenpolitische Abhangigkeit zum Kaiserreich Russland Litauen war eines der Zentren judischer Kultur in Osteuropa mit eigenen Schulen einer grossen Bibliothek und zahlreichen Bibelschulen Der Wohlstand und die relative Rechtssicherheit der Juden wurde nach 1648 nachhaltig erschuttert als sie wahrend der Kosakenaufstande den sog Chmelnyzkyj Aufstand schwere Pogrome erleiden mussten Es folgte eine Ausschliessung der Juden die ein Bild der judischen Sonderexistenz erzeugte die so bisher nicht existiert hatte und zu immer neuen Verfolgungen fuhrte In der ersten Polnischen Teilung von 1772 verlor die Adelsrepublik ein Drittel ihres Territoriums und ihrer Bevolkerung Russland gewann litauische Gebiete bis zur Duna und zum Dnepr mit einer vorwiegend belarussisch bauerlichen und einer von Juden gepragten stadtischen Bevolkerung sowie einer kleinen Adelsschicht In der Zweiten Teilung erhielt das Russische Kaiserreich u a den Rest des verbliebenen Litauens Gegenuber der neu gewonnenen Bevolkerung verhielt sich die Regierung in St Petersburg unterschiedlich Grundsatzlich herrschte religiose Toleranz Die polnische Amts und Gerichtssprache und das litauische Statut von 1566 blieben erhalten Polnische Institutionen wie z B der Sejm wurden jedoch abgeschafft Der polnisch litauische Adel konnte unter bestimmten Bedingungen in den russischen Adelsstand ubertragen werden So besetzte der litauische Adel auch die meisten Verwaltungsposten Mit der hoheren Geistlichkeit arbeitete die russische Regierung in Religionsfragen eng zusammen Auch das Burgertum wurde in seinen angestammten Rechten bestatigt Zu den Verlierern gehorten die Juden und die Bauern die noch mehr an die Leibeigenschaft gebunden wurden und ihre ohnehin nur wenigen verbrieften Rechte aus der Adelsrepublik verloren 19 Jahrhundert Anfang 20 Jahrhundert BearbeitenMit der dritten und endgultigen Teilung Polens von 1795 kam Litauen unter russische Herrschaft Nachdem Litauen zu einer Provinz des Russischen Reiches geworden war behielt der litauische Adel zunachst die Idee das Grossfurstentum innerhalb Russlands zu erhalten Dies wurde dennoch nie in die Tat umgesetzt Im Gegenteil litt das Land fur die Unterstutzung Napoleons im Jahr 1812 unter den Repressionen Russlands Im Jahr 1832 wurde als Reaktion auf den Novemberaufstand von 1830 1831 die Universitat Vilnius geschlossen Im Jahr 1863 schlug die zaristische Armee den bedeutenden Januaraufstand in Polen und Litauen nieder Russland verfolgte von nun an eine Politik der volligen Russifizierung Erstens wurde der Druck litauischer Texte in lateinischer Schrift verboten Diese mussten von jetzt an mit kyrillischem Alphabet geschrieben werden Zweitens mussten die litauischen Grundschulen schliessen und ausschliesslich russische Lehrer durften den Unterricht in Russisch abhalten Weiter wurden verstarkt russische Bauern nach Litauen ubergesiedelt wo sie Privilegien genossen Die Guter und Herrenhofe der litauischen Adligen die sich an den Aufstanden von 1831 und 1863 beteiligt hatten wurden beschlagnahmt und an russische Herren vergeben Die Behorden liessen viele katholische Kirchen schliessen oder wandelten sie in orthodoxe um nbsp Verwaltungseinteilung Litauens in Gouvernements im russischen Zarenreich Gouvernement Vilnius Wilna Gouvernement Kaunas Gouvernement Suwalki Gouvernement Minsk Gouvernement Kurland Gouvernement Hrodna Grodno Gouvernement WizebskIm 19 Jahrhundert verstarkten sich wie uberall in Europa auch in Litauen die nationalen Bewegungen und es erschienen vermehrt Bucher auf Litauisch Als Vater der litauischen Literatur gilt Kristijonas Donelaitis 1713 1780 der in den Jahren 1765 1775 sein Epos Jahreszeiten litauisch Metai schuf Er lebte und wirkte in Kleinlitauen Mazoji Lietuva nordliches Ostpreussen wo die litauische Bevolkerungsmehrheit in gewissem Rahmen ihre Kultur und Sprache behalten hatte Die neue Generation der Intellektuellen engagierte sich vor allem seit den 1880er Jahren fur die politische und historische Bildung der litauischen Nation Eine fuhrende Rolle spielte dabei der lange im Ausland lebende Jonas Basanavicius Er grundete die erste litauischsprachige Zeitung Ausra Die Morgenrote die zwischen 1883 und 1886 erschien Ein anderer Aktivist Vincas Kudirka gab von 1885 bis 1905 die Zeitung Varpas Glocke heraus In Zeiten des Druckverbotes mit lateinischen Lettern wurden diese und andere Werke im benachbarten Ostpreussen gedruckt und von den sogenannten knygnesiai Buchertrager ins Land geschmuggelt 1904 wurde das Druckverbot in lateinischer Schrift aufgehoben die Zensur blieb jedoch bestehen Die erste legale Zeitung Lietuviu laikrastis Die Zeitung der Litauer erschien am 24 November 1904 in Sankt Petersburg gefolgt von Vilniaus zinios Vilniusser Nachrichten am 10 Dezember 1904 Am 4 und 5 Dezember 1905 versammelte sich Didysis Vilniaus Seimas der Grosse Wilnaer Landtag und erklarte die Autonomie des litauischen Staates innerhalb des Russischen Reiches Folglich wurde die litauische Sprache wieder in den Schulen eingefuhrt Im Ersten Weltkrieg besetzte Deutschland 1915 die litauischen Gebiete und fasste sie unter der Federfuhrung des Generals Erich Ludendorff zu einer Verwaltungseinheit Ober Ost zusammen Gegen Ende des Weltkrieges wurde die formale Selbstandigkeit Litauens praktisch aber als Satellit des Deutschen Reiches als Konigreich unter Mindaugas II angestrebt Deutschland wollte Litauen als einen souveranen Staat nur dann anerkennen wenn es in okonomische und militarische Union mit dem Reich trate Am 11 Dezember 1917 erklarte die Taryba die Wiederherstellung des unabhangigen Staates Litauen mit der Hauptstadt Vilnius und mit Bindung an das Deutsche Reich Da Deutschland die Anerkennung hinauszogerte verkundete die Taryba am 16 Februar 1918 erneut die Unabhangigkeit Litauens ohne jegliche Verbindungen zu den anderen Staaten Dieser Tag ist nationaler Feiertag Erste Litauische Republik Bearbeiten nbsp Karte von Litauen bis 1923 nbsp Unabhangigkeitserklarung vom 16 Februar 1918Das Ende des Ersten Weltkriegs brachte die Grundung der Ersten Litauischen Republik deren Akte in Vilnius im heutigen Museum Signatarenhaus Litauen am 16 Februar 1918 signiert wurde Die junge Republik konnte sich jedoch nicht gegen die territorialen Anspruche Polens auf die mehrheitlich polnisch bewohnten Gebiete Litauens rund um Vilnius wehren die von Truppen des polnischen Marschalls Jozef Pilsudski 1920 im Polnisch Litauischen Krieg besetzt worden waren Die polnische Okkupation des ostlichen Litauens und Proklamation der Litwa Srodkowa wurde vom Volkerbund de facto anerkannt So wurde Kaunas zur vorubergehenden Hauptstadt Litauens Seinerseits annektierte Litauen am 10 Januar 1923 das Memelland also den nordlich der Memel gelegenen Teil Ostpreussens mit der Hafenstadt Memel heute Klaipeda Es war seit dem Ende des Ersten Weltkriegs vom Volkerbund verwaltet worden Am 8 Mai 1924 wurde diese Annexion in der Memelkonvention von den vorherigen Schutzmachten anerkannt 7 Wahrend der Zeit der ersten Republik gab es einen grossen Aufschwung in der litauischen Kultur und Bildung dessen Zentrum die Hauptstadt Kaunas war Am 17 Dezember 1926 kam Antanas Smetona durch einen Putsch an die Macht und loste das Parlament auf um fortan das Land autoritar zu regieren Er bestimmte Augustinas Voldemaras zum Ministerprasidenten Am 15 Mai 1928 wurde unter Umgehung des Parlaments eine neue Verfassung verabschiedet die dem Prasidenten grossere Machtbefugnisse gab Zu Beginn des Jahres 1929 berichtete die internationale Presse uber Massenverhaftungen in Litauen die sich vor allem gegen Sozialdemokraten richteten 8 1929 setzte Smetona Voldemaras ab und ubernahm die Fuhrung des Landes alleine Er wurde 1931 und 1938 wiedergewahlt und blieb bis zum 15 Juni 1940 im Amt Zweiter Weltkrieg BearbeitenErste sowjetische Besatzung Bearbeiten nbsp Territoriale Anderungen des litauischen Staatsgebiets 1920 1940 Heutige Grenze Litauens seit 1940 1945 1991 Grenze des Vilnius Gebietes polnisches Gebiet durch Litauen beansprucht basierend auf dem Sowjetisch Litauischen Friedensvertrag von 1920 durch die Sowjetunion im Gefolge des Hitler Stalin Pakts im September 1939 annektiert nbsp Sowjetische Militarbasen in Litauen eingerichtet in Folge des Sowjetisch Litauischen Beistandsvertrages unterzeichnet am 10 Oktober 1939 Memelland Memelland nach dem Vertrag von Versailles unter die Verwaltung des Volkerbundes gestellt durch Litauen im Januar 1923 annektiert Anschluss an das Deutsche Reich nach einem Ultimatum 22 Marz 1939 Suwalki Region Gebiet westlich des Flusses Sesupe litauisches Gebiet durch die Sowjetunion am 15 Juni 1940 besetzt das Deutsche Reich verzichtete auf seine Anspruche gegen eine Zahlung von 7 5 Millionen am 10 Januar 1941 Suwalki Dreieck polnisches Gebiet von Litauen beansprucht im September 1939 vom Deutschen Reich besetzt Sudliche Suwalki Region polnisches Gebiet von Litauen beansprucht durch die Sowjetunion im September 1939 besetzt Vilnius Wilna Gebiet Westliches Vilnius Wilna Gebiet an Litauen aufgrund des Sowjetisch Litauischen Beistandsvertrags vom 10 Oktober 1939 Westliches Vilnius Wilna Gebiet an die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik am 6 November 1940 ubergeben Ostliches Vilnius Wilna Gebiet zu keiner Zeit Teil des modernen Litauen nbsp Einmarsch sowjetischer Soldaten in Litauen Juni 1940 Im Marz 1939 musste Litauen nach einem deutschen Ultimatum das Memelgebiet wieder an Deutschland abtreten 9 Folgend unterzeichneten Deutschland und Litauen einen Nichtangriffspakt Im Hitler Stalin Pakt war Litauen zunachst dem deutschen Einflussgebiet zugeteilt worden Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es jedoch eine Revision dieses Vertrages durch den Deutsch Sowjetischen Grenz und Freundschaftsvertrag mit einer Abanderung der Einflussbereiche Deutschland erhielt Teile Ostpolens Litauen wurde der Sowjetunion zugesprochen Sofort ubte die Sowjetunion Druck auf das kleine Land aus und forderte Litauen ultimativ auf militarische Basen der Roten Armee im Land zuzulassen Nach dem sowjetischen Ultimatum erlegte die Sowjetunion Litauen am 10 Oktober 1939 einen Scheinvertrag auf der das Ende der Souveranitat Litauens bedeutete 10 Litauen wurde das zuvor polnisch und ab September 1939 sowjetisch besetzte Gebiet von Vilnius einschliesslich der Stadt Vilnius zuerkannt und die Sowjetunion konnte zum angeblichen Schutz Litauens erste Truppen in Litauen stationieren und acht Flugplatze einrichten 11 Am 15 Juni 1940 marschierte die Rote Armee in Litauen ein und annektierte es Nach der Aggression wurde die Regierung Litauens nun durch moskautreue Personen wie Antanas Snieckus ersetzt die Litauische Sozialistische Republik erklart und um Aufnahme in die Sowjetunion ersucht Am 3 August 1940 trat die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik der Sowjetunion bei Wahrend der zwolf Monate bis zum Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion Juni 1941 wurde Litauen mit den gleichen Massnahmen uberzogen wie die ubrigen sowjetisch besetzten Gebiete wer konterrevolutionarer antisowjetischer Gesinnung oder der Wirtschaftssabotage verdachtigt wurde insbesondere Mitglieder der militarischen politischen oder kulturellen Elite wurde inhaftiert in den sowjetischen Gulag deportiert und in vielen Fallen ermordet 12 Etliche Litauer erklarten sich angesichts des Terrors entgegen ihrer Selbstidentifikation zu Angehorigen der deutschen Minderheit die heim ins Reich ausgesiedelt wurde Am 22 Juni 1941 begann Deutschland den Deutsch Sowjetischen Krieg die angreifenden Truppen kamen vielerorts zugig voran Zeitgleich startete ein Aufstand der von Berlin gesteuerten LAF Lietuvos Aktyvistu Frontas gegen die abziehende Rote Armee Am 23 Juni wurde die Unabhangigkeit verkundet Gleichzeitig kam es in Kaunas und anderswo zu Pogromen der LAF gegen die judische Bevolkerung und gegen Kommunisten 13 siehe auch nachsten Abschnitt Als beim Anmarsch der Deutschen keine Zeit mehr blieb alle noch im Lande Internierten in die Sowjetunion zu deportieren ordnete Beria seit November 1938 Chef des NKWD in einem Geheimtelegramm vom 24 Juni 1941 an die nicht deportierbaren Untersuchungshaftlinge und bereits Verurteilten zu erschiessen Deutsche Besatzung Bearbeiten Hauptartikel Holocaust in Litauen Mit dem deutschen Blitzkrieg im Osten Litauen war innerhalb einer Woche vollstandig besetzt ruckte die judische Bevolkerung ins Visier der neuen Machthaber In den ersten Monaten des deutschen Uberfalls auf die Sowjetunion wurden bis November 1941 bei Gewaltexzessen unter Fuhrung des Rollkommandos Hamann unter SS Obersturmbannfuhrer Joachim Hamann unterstutzt von einem Bataillon litauischer Hilfspolizisten Pagalbines Policijos Tarnybos Batalionas landesweit etwa 175 000 Menschen ermordet 14 15 Massenverhaftungen von Kritikern und Minderheiten Verschleppungen und Deportationen von Zwangsarbeitern setzten ein das Land erlebte einen schnellen wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang Die nicht arbeitsfahigen Juden wurden bis Herbst 1941 zu Tausenden erschossen Schatzungen gehen von etwa 80 000 getoteten Juden allein in diesen vier Monaten aus Wehrmacht und Zivilverwaltung bemuhten sich um eine Verlangsamung der Judenvernichtung weil dringend Arbeitskrafte benotigt wurden Die verbliebenen etwa 45 000 Juden Litauens lebten uberwiegend in den Ghettos von Kaunas Vilnius und Siauliai und einigen kleineren Ghettos als so genannte Arbeitsjuden vgl Jager Bericht Mit Beginn des Vorruckens der Roten Armee wurden die Ghettos von Kaunas und Siauliai in Konzentrationslager umfunktioniert alle anderen Ghettos aufgelost und die Juden in Vernichtungslager deportiert Beim Ruckzug der deutschen Truppen wurden auch die verbliebenen Juden von Kaunas und Siauliai ermordet 16 Litauen unterstand wahrend der deutschen Besetzung der neu eingerichteten Zivilverwaltung des Reichskommissariats Ostland mit Sitz in Riga Das Land bildete den Generalbezirk Litauen mit Sitz in Kauen so die damals deutsche Bezeichnung fur Kaunas In Litauen wurde versucht das sogenannte Kegelbahnprojekt umzusetzen d h die gezielte Besiedlung bestimmter eroberter Ostgebiete mit deutschen Aussiedlern Zweite sowjetische Besatzung Litauische Sozialistische Sowjetrepublik 1945 bis 1990 Bearbeiten Im Herbst 1944 eroberte die Rote Armee Litauen zuruck erneut wurde eine kommunistische Regierung eingesetzt und die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik von 1940 wiederhergestellt Einige Litauer flohen mit den Deutschen nach Westen und emigrierten spater nach Australien Sud und Nordamerika wo sich Chicago zu einem Zentrum litauischer Emigration entwickelte Im Land kam es erneut zu einer Sauberungswelle mit Hinrichtungen Internierungen und Deportationen Viele Tausend gingen in den Widerstand und kampften bis etwa 1953 als Waldbruder litauisch misko broliai genannte Partisanen gegen die sowjetische Herrschaft und Russifizierung Insgesamt kostete der Zweite Weltkrieg etwa 200 000 litauischen Juden das Leben uber 30 000 weitere Litauer starben im anschliessenden Partisanenkampf gegen die Sowjets Die sowjetische Zeit brachte einen starken Zuzug von Personen verschiedener Nationalitaten aus anderen Teilen der Sowjetunion insbesondere in die praktisch verwaiste Hafenstadt Klaipeda und in die Hauptstadt Vilnius Es folgte eine starke Industrialisierung Litauens das noch bis zum Zweiten Weltkrieg vorwiegend bauerlich gepragt war Ziel der sowjetischen Herrscher war es moglichst viele Russen anzusiedeln und die Region zu russifizieren Trotz der Vorherrschaft Moskaus konnte Litauen einige Unabhangigkeit bewahren so blieb das Litauische Amtssprache und in Schulen Universitaten und im Fernsehen prasent Unabhangigkeit seit 1990 BearbeitenMit Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow anderte sich die Stimmung auch in Litauen Bereits 1988 grundete sich die Unabhangigkeitsbewegung Sajudis Im Februar 1990 fanden erstmals freie Wahlen statt die die Sajudis klar fur sich entscheiden konnte Am 11 Marz erklarte der neu gewahlte Oberste Sowjet Litauen als erste Unionsrepublik der UdSSR fur unabhangig und setzte die Vorkriegsverfassung wieder in Kraft Damit wurde der Anfang vom Ende der Sowjetunion eingelautet singende Revolution Gorbatschow erkannte die Sprengkraft der Entscheidung etwa fur den von ihm angestrebten Bundesstaat Er forderte wutend die Rucknahme der rechtswidrigen Akte was Vytautas Landsbergis verweigerte der als Vorstand von Sajudis und Parlamentsvorsitzender eine zentrale Rolle bei dem gewaltlosen Befreiungskampf spielte Daraufhin verhangte der Kreml eine Wirtschaftsblockade die Litauen an den Rand des Zusammenbruchs brachte auch deshalb weil Hilfe aus dem Westen ausblieb Gorbatschow stellte den Litauern ein Ultimatum Am 13 Januar 1991 Januarereignisse in Litauen 1991 versuchten moskautreue Krafte sich mit Unterstutzung sowjetischer Militars an die Macht zu putschen Dabei starben insgesamt 14 unbewaffnete Zivilisten die Parlament und Fernsehturm in Vilnius verteidigten uber 1000 wurden verletzt Der Putsch misslang Als Antwort auf die blutigen Ereignisse fand das Referendum am 9 Februar 1991 statt Bei einer Wahlbeteiligung von 85 stimmten 90 5 der Wahler fur ein unabhangiges Litauen Das islandische Parlament beschloss als erstes in der Welt Litauen als unabhangige Republik anzuerkennen Gorbatschow erklarte das Referendum fur ungultig das Fernsehgebaude blieb auf Weiteres besetzt Bei einem Uberfall der OMON Truppen auf einen litauischen Grenzposten wurden sieben Grenzer getotet Nach dem fehlgeschlagenen Augustputsch in Moskau 1991 von Seiten kommunistischer Hardliner wurde Litauens Unabhangigkeit innerhalb kurzester Zeit von uber 90 Staaten anerkannt Am 6 September drei Tage nach den USA erkannte die Sowjetunion die Souveranitat der baltischen Staaten Litauen Lettland und Estland an 17 Nach anfanglicher Wirtschaftskrise und politischer Instabilitat gewann die Reformpolitik zunehmend an Dynamik insbesondere nach der Uberwindung der Russlandkrise von 1998 Im Jahr darauf wurden Litauen und Lettland im Nachruckverfahren noch in die Reihe der EU Beitrittskandidaten aufgenommen 2003 sorgte eine Affare um den litauischen Prasidenten Rolandas Paksas fur Wirbel in der ihm Verwicklungen mit der organisierten Kriminalitat vorgeworfen wurden Am 19 Februar 2004 stimmte das litauische Parlament schliesslich mit 62 zu 11 Stimmen fur die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens Am 6 April 2004 wurde Staatsprasident Paksas entmachtet Am 13 Juni 2004 wurden gleichzeitig der neue Prasident und zum ersten Mal die Delegierten zum Europaischen Parlament gewahlt Der ehemalige Prasident Valdas Adamkus kandidierte wieder und gewann mit 51 89 der Wahlerstimmen gegen die ehemalige Ministerprasidentin Kasimira Danute Prunskiene 46 66 Die Wahlbeteiligung war mit 52 46 gering Am 29 Marz 2004 wurde Litauen Mitglied der NATO Am 1 Mai folgte der EU Beitritt Seit 21 Dezember 2007 ist Litauen Teil des Schengen Raums Der fur den 1 Januar 2007 geplante Beitritt zur Eurozone wurde aufgrund zu hoher Inflation zunachst auf unbestimmte Zeit verschoben und erfolgte erst zum 1 Januar 2015 Am 4 April 2015 erfolgte die OECD Ministerrat Entscheidung uber die Einladung zum Aufnahmeverfahren in den OECD Verbund aufgrund des OECD Wirtschaftsberichts 2016 zu Litauen in dem die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 25 Jahren als erfolgreich bewertet wurde 18 Der Beitritt Litauens erfolgte im Jahr 2018 19 Das Beitrittsabkommen wurde am 30 Mai 2018 unterzeichnet und einige Tage spater ratifiziert 20 Historisches Kartenmaterial BearbeitenHistorisches Kartenmaterial zu den baltischen Staaten aus dem Atlas To Freeman s Historical Geography Edited by J B Bury Longmans Green and Co Third Edition 1903 ist von der Universitat zu Texas Austin fur Bildungszwecke frei abrufbar je Datei 0 3 bis 0 4 MB Baltic Lands 1000 A D Baltic Lands 1220 A D Baltic Lands 1270 A D Baltic Lands 1350 1360 A D Baltic Lands 1400 A D Baltic Lands 1478 A D Baltic Lands 1563 A D Baltic Lands 1617 A D Baltic Lands 1701 A D Baltic Lands 1772 A D Baltic Lands 1795 A D Baltic Lands 1809 A D Literatur BearbeitenKultur und Stadthistorisches Museum Duisburg und Oberstadtdirektor Duisburg Hrsg Archaologische Schatze aus Litauen Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung Duisburg 1992 ISBN 3 923576 07 2 Sonja Birli Litauen Litauer In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 512 516 Wolfram Wette Holocaust in Litauen Krieg Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941 Zusammen mit Vincas Bartisevisium und Joachim Tauber Mit einem Geleitwort von Ralph Giordano Bohlau Verlag Koln 2003 ISBN 3 412 13902 5 Mathias Niendorf Das Grossfurstentum Litauen Studien zur Nationsbildung in der Fruhen Neuzeit 1569 1795 Veroffentlichungen des Nordost Instituts Band 3 Harrassowitz Wiesbaden 2006 ISBN 3 447 05369 0 Rezension Nijole Maslauskiene Inga Petraviciute Okupantai ir kolaborantai Pirmoji sovietine okupacija Okkupanten und Kollaborateure die erste sowjetische Besatzungszeit Verlag Margi rastai Vilnius 2007 ISBN 978 9986 09 324 4 litauisch englisch Christoph Dieckmann Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941 1944 2 Bande Wallstein Gottingen 2011 ISBN 978 3 8353 0929 6 Zugleich uberarbeitete Fassung der Dissertation Freiburg i Br 2003 Wolfram Wette Karl Jager Morder der litauischen Juden Vorwort von Ralph Giordano Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 596 19064 5 Katja Makhotina Erinnerungen an den Krieg Krieg der Erinnerungen Litauen und der Zweite Weltkrieg Vandenhoeck amp Ruprecht Kornwestheim 2016 ISBN 978 3 525 30090 9 Siehe auch BearbeitenListe der Herrscher von Litauen Islam in Polen Litauen und BelarusWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte Litauens Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marianne Butenschon Litauen Beck sche Reihe Lander Munchen 2002 ISBN 3 406 44789 9 Auszuge online Abgerufen 8 Dezember 2009 Jolanta Gelumbeckaite Die Litauische Postille 1573 Dokumente der litauischen Reformation Ausstellung im Kabinett der Herzog August Bibliothek 9 Marz 2003 bis 25 Mai 2003 Abgerufen 8 Dezember 2009 Alexander Slavinas Stalins Stiefel Kaunas im Sommer 1940 Eine Erinnerung an den Augenblick als Litauens Schicksal endgultig besiegelt schien In Die Zeit 16 Marz 1990 Abgerufen 8 Dezember 2009 Hellmuth Vensky Die baltischen Staaten feiern ihre Loslosung von der Sowjetunion vor 20 Jahren Noch immer ist das Verhaltnis zu Moskau angespannt In Die Zeit vom 10 Marz 2010 1 Einzelnachweise Bearbeiten Zwanzig Jahre Wiederherstellung der Unabhangigkeit Litauens Andreas Michael Klein Rita Lapiniene Konrad Adenauer Stiftung 2010 Die russischen Minderheiten in den baltischen Staaten Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags WD 2 3000 010 17 2017 Lawrence Guy Straus u a Hrsg Humans at the End of the Ice Age The Archaeology of the Pleistocene Holocene Transition Springer Science 2012 S 162 Karl Engel Die Kultur des Memellandes in vorgeschichtlicher Zeit Memel 1931 S 16 Teilauszug online Martina Giese Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 72 Die Annales Quedlinburgenses Hannover 2004 S 527 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Ralph Tuchtenhagen Geschichte der Baltischen Lander C H Beck Munchen 2005 S 52 www verfassungen de Anhang I der Konvention uber das Memelgebiet Statut des Memelgebiet Volltext Massenverhaftungen in Litauen Vossische Zeitung 3 April 1929 S 2 Matthias Dornfeldt Enrico Seewald Hundert Jahre deutsch litauische Beziehungen Husum 2017 ISBN 978 3 89876 901 3 darin S 151 159 Besetzung und Annexion des Memelgebiets 1940 metu SSRS veiksmu pries Lietuvos Respublika teisine kvalifikacija agresija okupacija ar aneksija Prof Dainius Zalimas Universitat Vilnius Boris Meissner Die Sowjetunion die baltischen Staaten und das Volkerrecht Verlag fur Politik und Wirtschaft Koln 1956 S 66 Stasys Jameikis Only eleven came back An eyewitness account of survival Baltic Research Foundation Hobart 2017 ISBN 978 0 646 96867 4 Wolfram Wette Karl Jager Morder der litauischen Juden Frankfurt a M 2011 Kap 9 Christoph Dieckmann Saulius Suziedelis Lietuvos zydu persekiojimas ir masines zudynes 1941 m vasara ir rudenį Saltiniai ir analize The persecution and mass murder of lithuanian jews during summer and fall of 1941 Sources and analysis Totalitariniu rezimu nusikaltimai lietuvoje Naciu okupacija Bd 3 Margi Rastai Vilnius 2006 ISBN 9986 09 280 9 litauisch teilweise englisch litauischer Paralleltext S 30 31 Christoph Dieckmann Saulius Suziedelis Lietuvos zydu persekiojimas ir masines zudynes 1941 m vasara ir rudenį Saltiniai ir analize Margi Rastai Vilnius 2006 S 50 Timm C Richter Hrsg Krieg und Verbrechen Situation und Intention Fallbeispiele Munchen 2006 ISBN 3 89975 080 2 S 53 ff Hannes Gamillscheg Morgens noch Illusion abends Tatsache Vor 20 Jahren beschleunigte die Unabhangigkeit Litauens das Ende des sowjetischen Imperiums In Frankfurter Rundschau vom 11 Marz 2010 S 8 OECD Wirtschaftsbericht 2016 zu Litauen vorgestellt Memento des Originals vom 30 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ahk balt org Kaip įstoti Lietuvai Verslo zinios Litauen ratifiziert OECD Beitritt In Die Deutsch Baltische Handelskammer in Estland Lettland Litauen ahk balt org abgerufen am 21 November 2018 Geschichte neuzeitlicher Staaten in Europa Geschichte Europas45 europaische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen Albanien Andorra Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Danemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Island Italien Kasachstan Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Portugal Rumanien Russland San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechien Turkei Ukraine Ungarn Vereinigtes KonigreichEuropaisches Nichtmitglied der Vereinten Nationen VatikanstadtAbhangige Gebiete Alandinseln Faroer Gibraltar Guernsey Isle of Man JerseyUmstrittene Gebiete Kosovo TransnistrienGeschichte der Staaten von Afrika Asien Nordamerika Ozeanien Sudamerika Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte Litauens amp oldid 238360510