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Wolhynien vo ˈlyː ni en selten auch Wolynien wolhyniendeutsch woliniendeitsch Wolinien voˈliːni en 1 ukrainisch Voli n Volynʹ russisch Voly n Volynʹ litauisch Voluine polnisch Wolyn ist eine historische Landschaft in der Westukraine Die ukrainische Verwaltungseinheit Oblast Wolyn umfasst nur einen Teil des historischen Wolhyniens zu dem auch Gebiete in Polen und Belarus Weissrussland gehorten Wolhynien gelb innerhalb der heutigen UkraineDas Gebiet soll seinen Namen von der im 11 Jahrhundert letztmals erwahnten danach untergegangenen Stadt bzw Burganlage Wolyn erhalten haben die westlich des Bugs bei Wolodymyr gelegen habe und der Hauptsitz des ostslawischen Stammes der Wolhynier gewesen sei Das Lodomerien im Namen des osterreichischen Kronlandes Galizien und Lodomerien ist eine latinisierte Form des Stadtnamens Wolodymyr 2 und damit von Wolhynien Allerdings lag es nie im osterreichischen Herrschaftsbereich der Name wurde einfach aus der ungarischen Konigstitulatur entnommen da Ungarn im Spatmittelalter eine Oberhoheit uber das Gebiet beanspruchte Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Anfange Kiewer Rus 2 2 Unabhangigkeit 2 3 Furstentum Galizien Wolhynien 2 3 1 12 Jahrhundert 2 3 2 Danilo 2 3 2 1 Innere Struktur des Furstentum Galizien Wolhynien 2 4 Teil von Litauen und Polen 2 4 1 Dynastie Boleslaw von Masowien 2 4 2 Union von Polen Litauen 1385 86 2 4 3 In der polnisch litauischen Realunion 1569 1793 95 2 5 Russische Zeit 1793 95 1917 2 6 20 Jahrhundert 3 Erinnerung in Mecklenburg 4 Historische Verwaltungseinheiten mit dem Namen Wolhynien 5 Varia 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDas Land wird im Westen vom Bug begrenzt allerdings war fur die Gegend unmittelbar westlich der Ausdruck Waldwolhynien gebrauchlich Der nordliche Teil ist flach und mit Waldern sowie Sumpfen durchzogen im Suden befinden sich einzelne hugelige Auslaufer der Karpaten Der wichtigste Fluss ist der Prypjat der hier aber nur entspringt ansonsten verlaufen im Gebiet einige seiner Nebenflusse etwa Styr Horyn oder Slutsch Wichtige Stadte sind Kowel Luzk Nowowolynsk Riwne Kremenez Dubno Sarny Swjahel Korosten und Wolodymyr Am ostlichen Randbereich der Landschaft liegt Schytomyr Geschichte BearbeitenAnfange Kiewer Rus Bearbeiten Wolhynien ist Teil einer moglichen Urheimat der Ostslawen und das ursprungliche Stammesgebiet der Wolhynier deren Zentrum die heute zerstorte Burg Wolyn war Ab dem 9 Jahrhundert war die Region Teil der Kiewer Rus die Stadte Halytsch und Wolodymyr waren bedeutende Zentren des Reiches Unabhangigkeit Bearbeiten Durch den Tod Jaroslaws des Weisen 1054 kam es zu einer Teilung der Stadtstaaten der Kiewer Rus Der Herrschaftsbereich Jaroslaws 1019 1054 das Kiewer Reich wurde unter seinen funf Sohnen aufgeteilt Eines dieser Furstentumer war Wolhynien die Hauptstadt war Wolodymyr Die Teilung fuhrt allerdings zur Schwachung des Herrschaftsbereiches der Rus und zu einer Isolierung in Europa Die Erbfolge auf dem Kiewer Furstenstuhl war nach dem Senioratsprinzip geregelt Dies bedeutete dass stets der Senior der Dynastie vorstand Beim Tod des Kiewer Grossfursten war somit immer ein Nachrucken der jungeren Bruder erforderlich was seit 1068 zu standigen Bruderkriegen fuhrte Im Jahr 1078 wurde von Kiew aus das Bistum Wolodymyr gegrundet von dem 1156 das Bistum Halytsch spater Galizien abgetrennt wurde Furstentum Galizien Wolhynien Bearbeiten 12 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Maria Entschlafens Kathedrale in Wolodymyr 1154 1160 Im 12 Jahrhundert stand Wolhynien unter der Herrschaft der Rurikiden Ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Kiewer Reich und der spateren Geschichte der Ukraine bildet die Geschichte des russischen Furstentums Galizien Wolhynien In diesem neu verbundenen Furstentum im sudlichen Grenzland des Kiewer Reiches bildeten sich einige Besonderheiten heraus die sich lange in der Geschichte der Ukraine hielten Das Furstentum stand wie viele Furstentumer der Ostslawen unter mongolischer Oberherrschaft jedoch erheblich lockerer als im Nordosten Gleichzeitig unterhielt man enge Beziehungen zu den Landern Mitteleuropas Dies bedeutete aber auch standige Konflikte mit Polen und Ungarn andererseits gab es aber intensive Handelsverbindungen sowie Konsultationen in Politik und Kultur Als Fursten von Wolhynien regierten 1135 1142 Isjaslaw II 1157 1170 Mstislaw II 1173 1187 Roman der GrosseIm Jahr 1188 wurde Wolhynien mit Halytsch vereinigt und fortan von den Fursten von Galizien Wolhynien regiert Danilo Bearbeiten In den Jahren 1215 bis 1264 war Danilo Furst von Galizien Wolhynien Unter seiner Herrschaft erreichte das Furstentum den Hohepunkt seiner Macht Im Jahr 1253 wurde er von einem papstlichen Gesandten zum Konig der Rus rex Russiae gekront Mit der Ernennung Danilos zum Konig beabsichtigte Papst Innozenz IV seine Macht in der Region zu festigen damit verbanden sich eine Kirchenunion und ein Kreuzzug gegen die Mongolen welcher allerdings scheiterte und das Land den Mongolen tributpflichtig machte Auch die angestrebte Kirchenunion hielt nur wenige Tage Dennoch bestanden noch Verbindungen nach Kiew Zu Beginn des 14 Jahrhunderts verlegte der Metropolit seinen Sitz von Kiew nach Wladimir im Nordosten der Kiewer Rus Daraufhin durfte Danilos Enkel mit Genehmigung des Patriarchen von Konstantinopel eine selbststandige Metropolie Bistum in Halytsch grunden Innere Struktur des Furstentum Galizien Wolhynien Bearbeiten Im Furstentum Galizien Wolhynien zeigten sich erhebliche Gegensatze zur Kiewer Rus Zum einen blieben die Stadte hier ein wichtiger Faktor so erlebte im Zusammenhang mit der Pax Mongolica der Handel zwischen Ost und West erneut einen erheblichen Aufschwung Die Stadte Galiziens und Wolhyniens spielten eine bedeutende Rolle und nahmen am Aufschwung teil Unter den Neugrundungen waren Cholm poln Chelm und Lwiw die wichtigsten Ebenso wie polnische und ungarische Herrscher riefen auch Danilo und seine Nachfolger deutsche Kaufleute und Handwerker ins Land die recht fruh einen bedeutenden Teil der stadtischen Oberschicht ausmachten Aus den steppennahen Gebieten zogen Ostslawen und Armenier nach Westen so dass manche Stadte des Furstentums von mehreren ethnisch religiosen Gruppen bewohnt waren Die sozio politische Struktur des Furstentums Halytsch im 12 Jahrhundert war ebenso wenig auf den Fursten ausgerichtet wie in Wladimir Susdal und Wolhynien Die ostslawischen Bojaren der Adel waren hier starker an der Herrschaft beteiligt was mit einer regionalen Verwurzelung und mit Einflussen aus Polen und Ungarn zusammenhangen durfte Dieses standische Element das eine Zentralgewalt einschrankte hatte allerdings auch Einfluss auf den politischen Zerfall Galiziens und Wolhyniens 1289 1300 Mstislaw Danylowitsch Furst von Luzk bis 1315 Wladimir III Furst von Wolhynien 1308 1323 Andrei Galizien Furst von Galizien und WolhynienTeil von Litauen und Polen Bearbeiten Dynastie Boleslaw von Masowien Bearbeiten nbsp Die Liubartas Burg in Luzk 1340 1383 Im Verlaufe der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts wurden die Gebiete zum Streitobjekt ihrer westlichen Nachbarn Im Jahre 1323 starb die regierende Dynastie aus und der Neffe des letzten Fursten Boleslaw von Masowien wurde Herrscher uber das Furstentum Galizien Wolhynien Er war sowohl mit der polnischen als auch mit der litauischen Herrscherfamilie des Grossfurstentums Litauen verwandtschaftlich verbunden Als Boleslaw von Masowien im Jahre 1340 wegen angeblicher Bevorzugung der Katholiken von seinen Bojaren vergiftet wurde brach ein Kampf zwischen den beiden aufstrebenden osteuropaischen Grossmachten um das Erbe Galiziens Wolhyniens aus Nach langeren Kriegen mit wechselndem Erfolg fiel der grosste Teil des Furstentums Halytsch und Cholm an Polen Wolhynien Podlachien und einige andere Gebiete fielen an Litauen Union von Polen Litauen 1385 86 Bearbeiten Die Integration der ukrainischen Lander in das Grossfurstentum Litauen vollzog sich langsamer als die Integration Galiziens in das Konigreich Polen Das Jahr der polnisch litauischen Union 1385 1386 bedeutete jedoch einen Wendepunkt fur Wolhynien Der litauische Grossfurst Jagajlo heiratete die Thronerbin Hedwig bestieg den polnischen Konigsthron und nahm den romisch katholischen Glauben an Fur die Litauer bedeutete dies den Glauben der romischen Christen anzunehmen die Ostslawen und somit auch Wolhynen mussten ihre Zugehorigkeit zur Orthodoxie jedoch nicht aufgeben Jagajlo eroberte 1387 Galizien wieder von den Ungarn zuruck und konnte den Deutschen Orden 1410 bei Tannenberg entscheidend zuruckschlagen Die polnisch litauische Union von 1385 86 bedeutete nicht den Untergang des Grossfurstentums Litauen zu dem Wolhynien gehorte es blieb bis weit ins 15 Jahrhundert eigenstandige Grossmacht Unter Grossfurst Vytautas 1392 1430 erlebte Litauen einen Hohepunkt seiner Machtentfaltung Vytautas versuchte seine Zentralgewalt zu festigen und die ukrainischen Furstentumer und somit auch Wolhynien starker zu integrieren Die administrative Eingliederung Wolhyniens setzten seine Nachfolger fort im religiosen und kulturellen Bereich aber blieb die traditionelle Toleranz erhalten nbsp Heiliges Himmelfahrtskloster in PotschajiwIm Grossfurstentum Litauen wurden die Privilegien des polnischen Adels zunachst nur auf Katholiken ubertragen so dass viele orthodoxe Adlige konvertierten Dieser politische Druck zur Konversion zeigte sich vornehmlich in Litauen in den ukrainischen Furstentumern und in Wolhynien jedoch konnte der Adel bis Mitte des 16 Jahrhunderts eine Breite Schicht ostslawischer Orthodoxer halten Im Jahre 1529 konnten diese komplizierten Rechte und Privilegien der einzelnen Stande im Grossfurstentum Litauen fixiert werden Das Statut verband westliche und ostslawische Elemente miteinander und blieb in seinen Grundzugen bis weit ins 19 Jahrhundert in Kraft In der polnisch litauischen Realunion 1569 1793 95 Bearbeiten Ab 1569 gehorte Wolhynien zum polnisch litauischen Staat es entstand die Woiwodschaft Wolhynien Wolyn mit der Hauptstadt in Luzk Luck die bis 1795 Bestand haben sollte Russische Zeit 1793 95 1917 Bearbeiten nbsp Deutsche Kolonie Selona nbsp Horodok bei Riwne um 1900 1793 wurde Wolhynien im Zuge der Teilungen Polen Litauens in Ost und West geteilt Der Osten fiel 1793 mit der Zweiten Teilung Polens an Russland Wolhyniens Westen kam dann nach der Dritten Teilung Polens 1795 ebenfalls zu Russland Die Freilassung der Leibeigenen durch den russischen Zaren im Jahr 1861 bescherte Wolhynien einen plotzlichen Arbeitskraftemangel Viele Eigentumer konnten ihre Arbeitskrafte nicht mehr bezahlen und verkauften ihr Land So wurde die Ansiedlung von Deutschen massiv unterstutzt 3 Zwei deutsche Kolonien waren bereits 1797 bzw 1816 gegrundet worden Von 1862 bis 1864 aber auch bis in die 1890er Jahre stromten Deutsche ins Land 1914 lebten etwa 250 000 Wolhyniendeutsche im Land Ausserdem wurden von der osterreichisch ungarischen Regierung 16 000 Tschechen im Grenzgebiet zu Russland angesiedelt Die Wolhynientschechen brachten den Hopfen ins Land Bis 1945 stellten sie eine Minderheit dar 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Galizien und Wolhynien in der ZwischenkriegszeitIm Laufe des Ersten Weltkrieges wurden vom 5 bis 15 Juli 1915 alle etwa 240 000 Deutschen aus diesem Gebiet zwangsausgesiedelt mit Ausnahme der Familien die ein Mitglied bei der russischen Armee hatten Ein Grossteil wurde nach Sibirien deportiert 1918 durften die Bewohner zuruckkehren Bis 1924 kehrten etwa 120 000 Bewohner nach Wolhynien zuruck Durch eine Offensive der Mittelmachte kam es zu Kampfen in Wolhynien Die neue Stellungsfront verlief in Sud Nord Richtung von der Bukowina Czernowitz osterr durch Ostgalizien und Wolhynien Tarnopil russ Dubno osterr uber Pinsk Baranowitschi heute Belarus beide deutsch Smorgon Dwinsk beide russ die Duna abwarts bis zum Rigaischen Meerbusen Im Jahr 1921 wurde Wolhynien zwischen Polen westlicher Teil und der sowjetischen Ukraine Osten geteilt Es wurde wieder eine Woiwodschaft Wolhynien eingerichtet Als Folge der Aufteilung Polens im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler Stalin Paktes wurde Wolhynien ab September 1939 sowjetisches Staatsgebiet Die ansassige deutsche Bevolkerung im ehemaligen polnischen Teil wurde noch 1939 mit der Aktion Heim ins Reich zum uberwiegenden Teil in den Reichsgau Wartheland umgesiedelt Diese Gruppe umfasste etwa 65 000 Personen Die praktische Durchfuhrung lag bei der Volksdeutschen Mittelstelle VoMi einer SS Organisation 4 Hauptartikel Massaker in Wolhynien und Ostgalizien Im Zweiten Weltkrieg fanden Massaker an polnischen und judischen Einwohnern statt Unter den Augen der deutschen Wehrmacht verubten ukrainische Nationalisten vom 9 Februar 1943 bis Kriegsende zahllose Massaker an der polnischen Zivilbevolkerung zunachst in Pawliwka Die wolhynientschechische Minderheit war von Massakern durch deutsche Einheiten betroffen beispielsweise am 13 Juli 1943 in Cesky Malin Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel das gesamte Wolhynien an die Sowjetunion die uberlebenden Polen wurden vertrieben Seit 1992 gehort Wolhynien zum grossten Teil zur Ukraine wobei es in die Verwaltungseinheiten der Oblast Wolyn der Oblast Riwne und der Oblast Schytomyr aufgeteilt ist und zu einem kleineren Teil zu Belarus Erinnerung in Mecklenburg BearbeitenVon 1946 bis 1949 kamen 73 wolhyniendeutsche Familien ins mecklenburgische Linstow Sie errichteten ihre traditionellen strohgedeckten Holzhauser von denen die meisten spater umgebaut wurden Eines dieser alten Hauser beherbergt seit 1993 das Wolhynier Umsiedler Museum Alljahrlich treffen sich in Linstow Wolhyniendeutsche Historische Verwaltungseinheiten mit dem Namen Wolhynien BearbeitenWoiwodschaft Wolhynien in Polen Litauen Gouvernement Wolhynien im Russischen Reich Woiwodschaft Wolhynien der II Polnischen Republik Reichskommissariat Ukraine Generalbezirk Wolhynien PodolienVaria BearbeitenNach dieser Region wurde das Wolhynische Fieber benannt eine bakterielle Infektion die durch Parasiten ubertragen wird Siehe auch BearbeitenBessarabien Budschak Jedisan Taurien Liste deutscher Bezeichnungen ukrainischer OrteWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolhynien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wolhynien Seite zur Familienforschung mit Geschichte der Wolhyniendeutschen Archivsammlung uber Galizien und Wolhynien in polnischer und ukrainischer Sprache Begegnung mit Wolhynien Seite mit einer Sammlung von Beitragen zur Geschichte der Region Wolhynien z T auch Galizien Historische KarteEinzelnachweise Bearbeiten In Meyers Grossem Konversations Lexikon 6 Auflage 20 Band Leipzig Wien 1909 wird auf S 744 unter dem Lemma Wolynien die Schreibweise Wolhynien als unrichtig bezeichnet The Encyclopaedia Britannica A Dictionary of Arts Sciences and General Literature R S Peale amp Company 1890 S 26 google de abgerufen am 7 April 2022 Mitteilungen und Nachrichten fur die evangelische Kirche in Russland 26 Band Jahrgang 1870 S 278 Stephan Doring Die Umsiedlung der Wolhyniendeutschen in den Jahren 1939 bis 1940 Lang Frankfurt a M u a 2001 ISBN 3 631 37720 7 Orte und Stadte der historischen Landschaft Wolhynien Luzk Kowel Nowowolynsk Wolodymyr Dubno Kiwerzi Riwne Kremenez Roschyschtsche Kamin Kaschyrskyj Ostroh Ljuboml Isjaslaw Starokostjantyniw Manewytschi Swjahel Schytomyr Owrutsch Normdaten Geografikum GND 4079380 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolhynien amp oldid 234278993