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Rolandas Paksas anhoren 10 Juni 1956 in Telsiai ist ein litauischer Politiker Er war Burgermeister von Vilnius 1997 99 und 2000 Ministerprasident 1999 und 2000 01 Prasident der Republik Litauen 2003 2004 und Mitglied des Europaischen Parlaments 2009 2019 2002 03 und 2004 16 fuhrte er die rechtspopulistische Partei Tvarka ir teisingumas Paksas bei den litauischen Prasidentschaftswahlen 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Berufliche Laufbahn 2 Politische Laufbahn 2 1 Burgermeister und Ministerprasident 2 2 Wahl zum Prasidenten 2 3 Paksagate 2 4 Juristische Konsequenzen 2 5 Nach der Prasidentschaft 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBerufliche Laufbahn BearbeitenNach dem Abitur 1974 an der Mittelschule in Telsiai absolvierte Paksas 1979 ein Diplomstudium zum Bauingenieur mit einer Spezialisierung fur Industrie und Wohnbau am Institut fur Bauingenieurwesen in Vilnius Anschliessend arbeitete er bis 1985 als Fluglehrer Er absolvierte 1984 ein Diplomstudium als Pilot Ingenieur an der Akademie fur Zivilluftfahrt in Leningrad heute Sankt Petersburg Von 1985 bis 1992 war er Vorsitzender des Luftfahrtklubs Darius und Girenas in Vilnius Er war in dieser Zeit Mitglied des sowjetischen und spater des litauischen Teams im Kunstflug und gewann mehrere internationale Wettbewerbe Nach der Unabhangigkeit Litauens und der Umstellung auf die Marktwirtschaft wurde Paksas Direktor der Baufirma UAB Restako in Vilnius Politische Laufbahn BearbeitenBurgermeister und Ministerprasident Bearbeiten Paksas politische Laufbahn begann 1997 als er fur den konservativen Vaterlandsbund Tevynes Sajunga in den Stadtrat von Vilnius und daraufhin prompt zum Burgermeister der litauischen Hauptstadt gewahlt wurde Bereits zwei Jahre spater war er so popular dass er als Nachfolger von Gediminas Vagnorius zum Ministerprasidenten Litauens gewahlt wurde Nach nur funf Monaten im Amt erklarte er allerdings wegen der umstrittenen Privatisierung der Erdolraffinerie Mazeikiu Nafta seinen Rucktritt In der Folge trat er aus dem Vaterlandsbund aus und der Liberalen Union LLS bei Aufgrund seiner grossen Popularitat kam die Liberale Union bei den Kommunalwahlen im Marz 2000 in Vilnius auf 18 der 51 Mandate und Paksas wurde im April von einer Koalition aus LLS Vaterlandsbund und der Polnischen Wahlaktion erneut zum Burgermeister von Vilnius gewahlt 1 Bei den folgenden Parlamentswahlen im Oktober 2000 wurde die LLS unter Paksas Fuhrung mit 34 Sitzen zur grossten Fraktion im litauischen Parlament dem Seimas Paksas wurde daraufhin von einer Koalition aus LLS Sozialliberalen und kleineren Parteien erneut zum Ministerprasidenten gekurt Auch seine zweite Amtszeit war nur von kurzer Dauer im Streit um die Wirtschaftspolitik kundigten die Sozialliberalen die Koalition bereits im Juni 2001 auf der Sozialdemokrat Algirdas Brazauskas wurde neuer Premierminister Anfang 2002 uberwarf sich Paksas auch mit seiner neuen Partei der Liberalen Union insbesondere mit seinem Nachfolger als Burgermeister von Vilnius Arturas Zuokas Zusammen mit Gefolgsleuten grundete er im Marz 2002 die Liberaldemokratische Partei und wurde deren Vorsitzender Wahl zum Prasidenten Bearbeiten nbsp Staatsprasident Paksas im Marz 2003Mit dieser ganz auf ihn ausgerichteten Partei im Rucken gelangte er am 22 Dezember 2002 uberraschend in die Stichwahl um das Amt des litauischen Prasidenten Noch uberraschender war sein Sieg in der Stichwahl am 5 Januar 2003 gegen den amtierenden Prasidenten Valdas Adamkus Paksas inszenierte sich im Wahlkampf gegen den damals 76 jahrigen Amtsinhaber erfolgreich als junger unverbrauchter Kandidat der Veranderung und des Aufbruchs sowie als Anwalt der kleinen Leute damit konnte er besonders in den landlichen Regionen punkten Bei insgesamt 54 der Stimmen gewann er bis auf die Wahlkreise Vilnius Stadt Kaunas Stadt Kaunas Land Palanga und Birstonas alle Wahlkreise fur sich 2 Da die Prasidentschaft nicht mit einem Parteiamt vereinbar ist legte er den Vorsitz der LDP dafur nieder Paksagate Bearbeiten Bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Staatsprasident im Marz 2003 wurden in der Presse Verfehlungen und Peinlichkeiten des neuen Prasidenten diskutiert Die umstrittene Verleihung der litauischen Staatsburgerschaft an seinen Hauptsponsor im Wahlkampf Juri Borissow kurz nach seinem Amtsantritt wurde im November 2003 wieder zur Sprache gebracht als ein Bericht des Sicherheitsdienstes VSD den Prasidenten und seine Mitarbeiter in die Nahe zweifelhafter russischer Geschaftsleute ruckte Nach umfangreichen parlamentarischen Untersuchungen setzte das litauische Parlament im Marz 2004 ein Amtsenthebungsverfahren wegen schweren Verstosses gegen die Verfassung sowie Bruchs des Amtseids in Gang Vorgeworfen wurden ihm die Unrechtmassigkeit der Verleihung der Staatsburgerschaft an Borissow die unrechtmassige Weitergabe von Staatsgeheimnissen als er jenen Borissow vor gegen ihn aufgenommene geheimdienstliche Ermittlungen warnte und die Einflussnahme seiner Berater auf Aktiengeschafte zweier Strassenbaufirmen zu Gunsten von ihm nahestehenden Personen Nachdem die Vorwurfe vom Verfassungsgericht Litauens als schwere Verletzung der Verfassung bestatigt worden waren kam es am 6 April 2004 zu einem Votum im Parlament bei dem sich in geheimer Abstimmung eine knappe 3 5 Mehrheit erforderliches Quorum fur seine Amtsenthebung aussprach Politisch schwerer als die komplizierten juristischen Argumente wog zum Schluss Paksas ubersturzte Entscheidung vom 23 Marz ausgerechnet den ausserst umstrittenen Borissow zu seinem Berater in Offentlichkeitsfragen zu ernennen eine Entscheidung die er unter dem Eindruck des gewaltigen Echos in der Offentlichkeit innerhalb von 24 Stunden wieder zurucknahm und selbst als Fehler bezeichnete Paksas selbst bezeichnete die Vorwurfe bis zuletzt als Komplott und bezichtigte seine Gegner eines versuchten Staatsstreichs Er kundigte an bei der nach der Amtsenthebung falligen Neuwahl des Staatsprasidenten erneut fur das Amt zu kandidieren Der oberste Wahlausschuss des Landes erklarte diese Kandidatur im April 2004 fur zulassig jedoch entschied das Verfassungsgericht am 25 Mai 2004 dass Paksas kunftig keine hohen offentlichen Amter mehr bekleiden durfe womit er von der Prasidentenwahl ausgeschlossen war Juristische Konsequenzen Bearbeiten Am 13 Dezember 2005 sprach das Oberste Gericht Litauens Rolandas Paksas vom strafrechtlich relevanten Punkt des Verrats von Staatsgeheimnissen frei Seine Verfehlungen wurden somit allein in der Verletzung seiner Amtspflichten gesehen d h auf der politischen Ebene Dies bedeutet allerdings dass er auf Lebenszeit von allen offentlichen Amtern die den Amtseid erfordern ausgeschlossen bleibt Dagegen hat Paksas Beschwerde beim Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte eingelegt mit dem Argument der Litauische Verfassungsgerichtshof bzw das Parlament hatten seine Amtsenthebung uber einen strafrechtlichen Vorwurf begrundet fur den allein die Strafgerichte zustandig seien und von dem er freigesprochen wurde Die Beschwerde wurde der Republik Litauen zur Stellungnahme ubermittelt Der Gerichtshof hat den Fall am 28 April 2010 vor der grossen Kammer angehort In seinem am 6 Januar 2011 verkundeten Urteil 3 stellte der Europaische Gerichtshof fur Menschenrechte fest dass das Urteil des Litauischen Verfassungsgerichtshofes vom 25 Mai 2004 sowie eine darauf gestutzte Gesetzesnovelle die Paksas von jedem gewahlten Amt auf Lebenszeit ausschloss gegen die Menschenrechtskonvention verstossen Zwar habe es sich nicht um strafrechtliche Vorwurfe im Sinne des Artikel 6 Absatz 1 EMRK gehandelt Jedoch sei insbesondere der unbefristete Verlust des passiven Wahlrecht zum Seimas mit dem Recht auf freie Wahlen Artikel 3 des Zusatzprotokolls zur EMRK nicht vereinbar Gegen die vorherige Regelung die das passive Wahlrecht in so einem Fall fur funf Jahre aberkannte hatte der Gerichtshof nichts einzuwenden Nach der Prasidentschaft Bearbeiten nbsp Paksas im Jahr 2010Im Oktober 2004 ubernahm Paksas erneut den Vorsitz der von ihm gegrundeten Liberaldemokratischen Partei Litauens die sich 2006 in Tvarka ir teisingumas Ordnung und Gerechtigkeit umbenannte Beim Parteikongress am 8 Februar 2009 wurde er mit klarer Mehrheit in seinem Amt als Vorsitzender bestatigt 576 von 590 Stimmen keine Gegenstimme 4 Bei den Wahlen zum Europaischen Parlament im Juni 2009 kandidierte Paksas auf Listenplatz 1 und zog als einer von zwei gewahlten Mandataren seiner Partei ins Europaparlament ein 5 Dort schloss er sich der EU skeptischen Fraktion Europa der Freiheit und der Demokratie EFD an und wurde deren stellvertretender Vorsitzender Paksas gehorte in der Legislaturperiode bis 2014 dem Petitionsausschuss dem Ausschuss fur Wirtschaft und Wahrung bis 2012 bzw dem Ausschuss fur Industrie Forschung und Energie 2012 2014 den Sonderausschussen zur Finanz Wirtschafts und Sozialkrise 2009 2011 sowie gegen organisiertes Verbrechen Korruption und Geldwasche 2012 2013 an Ausserdem war er Delegierter fur die Beziehungen zur Volksrepublik China Bei der Europawahl 2014 wurde Paksas als EU Parlamentarier bestatigt In der Legislaturperiode bis 2019 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Europa der Freiheit und der direkten Demokratie EFDD und stellvertretender Vorsitzender der Delegation in der Parlamentarischen Versammlung Euronest Ausserdem gehorte er weiter dem Ausschuss fur Industrie Forschung und Energie an und war Delegierter fur die Beziehungen zur Schweiz Norwegen Island und den Europaischen Wirtschaftsraum sowie fur Armenien Aserbaidschan und Georgien Nach dem ersten Wahlgang der litauischen Parlamentswahl im Oktober 2016 trat Paksas vom Parteivorsitz zuruck 2018 verliess er die Partei ganz Zur Europawahl 2019 kandidierte Paksas als unabhangiger Bewerber scheiterte aber mit 4 0 der Stimmen an der Wiederwahl Familie BearbeitenPaksas war Einzelkind Er ist mit Laima Paksiene 1961 6 verheiratet und hat die Tochter Inga Stumbriene 1983 7 Absolventin des Masterstudiums der Rechtswissenschaft an der Mykolo Riomerio universitetas und den Sohn Mindaugas Absolvent der ISM Vadybos ir ekonomikos universitetas Literatur BearbeitenEgidijus Sileikis Das Anklageverfahren gegen den Staatsprasidenten Litauens Rolandas Paksas in WGO Monatshefte fur Osteuropaisches Recht Bd 46 2004 Nr 4 S 266 278 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rolandas Paksas Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rolandas Paksas in der Abgeordneten Datenbank des Europaischen ParlamentsEinzelnachweise Bearbeiten Neue Koalition nach Kommunalwahlen in Vilnius Meldung von rferl org 3 April 2000 englisch Ergebnisse der Stichwahl um das litauische Prasidentenamt am 5 Januar 2003 Memento vom 26 April 2008 im Internet Archive englisch Urteil vom 6 Januar 2011 Paksas Litauen Nr 34932 04 Wiederwahl von Paksas zum Parteivorsitzenden der Tvarka ir Teisingumas Nachricht auf delfi lt lit 8 Februar 2009 Abgeordnete aus Litauen im Europaparlament 2009 2014 Gimtadienį svencianti Laima Paksiene pasidalijo patirtimi kaip surasti laime ir ramybe zmones lt 20 Marz 2017 abgerufen am 13 April 2017 litauisch Inga Stumbriene tv3 lt 5 Oktober 2015 abgerufen am 13 April 2017 litauisch Prasident der Republik Litauen seit 1990 Vytautas Landsbergis de facto Algirdas Brazauskas Valdas Adamkus Rolandas Paksas Arturas Paulauskas kommissarisch Valdas Adamkus Dalia Grybauskaite Gitanas Nauseda VorgangerAmtNachfolgerGediminas VagnoriusAndrius KubiliusPremierminister von Litauen 18 Mai 1999 27 Oktober 199927 Oktober 2000 20 Juni 2001Andrius KubiliusEugenijus GentvilasAlis VidunasJuozas ImbrasasBurgermeister von Vilnius April 1997 Juni 1999April 2000 November 2000Juozas ImbrasasArturas ZuokasNormdaten Person GND 131421573 lobid OGND AKS LCCN n2004103838 VIAF 43696981 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paksas RolandasKURZBESCHREIBUNG litauischer Politiker MdEP Premierminister 2000 2001 und Prasident von Litauen sowie MdEPGEBURTSDATUM 10 Juni 1956GEBURTSORT Telsiai Litauische SSR Abgerufen von https 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