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Anthropomorphe Pfahlgotter anthropomorph menschengestaltig auch als Moorpfahle oder Pfahlgotzen Idole bezeichnet sind mehr oder minder grob figurlich bearbeitete Holzstamme die vermutlich Gottheiten darstellten Primar ist die zahlenmassige Verbreitung nach dem archaologischen Befund im germanischen Kultur beziehungsweise Siedlungsraum Nordwesteuropas verortbar jedoch gleichfalls fur den keltischen Bereich und fur westslawische Kulturen bis zur innereurasischen Grenze des Urals Der Fundniederschlag lasst sich seit der Mittelsteinzeit bis zum Fruhmittelalter zeitlich nachweisen Fotomontage des Idoltyps 2 aus dem Opfermoor Niederdorla in eine MoorumgebungDaruber hinaus ist der Begriff ein Sammelbegriff unter dem ebenfalls schlicht ausgeformte nicht menschengestaltige Kultpfahle gefuhrt werden Fundorte der Pfahlidole sind neben den Mooren beziehungsweise Opfermooren andere Opferplatze in prahistorischen romerzeitlichen und volkerwanderungszeitlichen germanischen keltischen und slawischen Siedlungsbereichen Im Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens in Weimar sind mehrere Pfahlgotter aus dem Opfermoor Niederdorla einem germanischen Moor und Seeheiligtum ausgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Germanische Kulturen 1 1 Fundplatze 1 2 Kulturhistorische Hintergrunde und Entwicklungen 1 3 Formen und materielle Substanz 1 4 Interpretationen 2 Keltische Kulturen 3 Slawische Kulturen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 AnmerkungenGermanische Kulturen BearbeitenFundplatze Bearbeiten Im mittleren und nordlichen Europa sind 18 Fundplatze von Holzidolen von der Bronze bis zur Eisenzeit bekannt Danemark verzeichnet neun Orte Broddenbjerg Idol Forlev Nymolle Deutschland verzeichnet sieben Orte Bad Doberan Braak Bosau Johannisberg Oberdorla Possendorf Westerwanna und Wittenmoor Schweden verzeichnet zwei Orte Grimstad und Nordmyra Kulturhistorische Hintergrunde und Entwicklungen Bearbeiten nbsp Holzidol aus dem Moor von Broddenbjerg bei Viborg in DanemarkFur die germanischen Kulturen ist der Brauch seit der Bronzezeit nachweisbar als zeitlich fruhestes ansetzbares Objekt gilt das sogenannte Gotterpaar von Braak 1 Die heutigen Fundorte dieser Formen von Kultpfahlen hangen mit der konservierend wirkenden Umgebung einzelner Moor und Seeorte zusammen Eine Deutung auf eine ursprungliche Verbreitung beziehungsweise eine Beschrankung auf die Lokalitaten der Opfermoore und Seen lassen die heutigen Fundorte nicht zu Obwohl die Germanen bis ins 1 Jahrtausend fur Opferhandlungen bevorzugt feuchte Niederungsorte nutzten in deren Kontext eben die Pfahlgotter eingebunden waren zeigt der Fund eines Idols in Bad Doberan auf trockenem Grund vermutlich das tatsachliche Spektrum einer allgemeinen Verortung an 2 3 Auffallig ist die stark abstrahierende Gestaltung und Wirkung der Pfahlgotter im Gegensatz zu sonstigen kunsthandwerklich bearbeiteten Gegenstanden aus den zeitlichen Kontexten Tacitus behauptete die Germanen hatten weder menschengestaltige Gotterbilder beziehungsweise Idole noch ein Bedurfnis nach diesen In seiner Germania beschreibt er jedoch abweichend dass beim Nerthuskult durchaus ein Idol ein Gotterbild Verwendung fand Ceterum nec cohibere parietibus deos neque in ullam humani oris speciem adsimulare ex magnitudine caelestium arbitrantur lucos ac nemora consecrant deorumque nominibus appellant secretum illud quod sola reverentia vident Ausserdem meinen sie dass es der Grosse der Himmel nicht wurdig sei die Gotter in Wanden einzuschliessen oder auch nur im entferntesten dem menschlichen Aussehen nachzubilden Sie weihen die Lichtungen und heiligen Haine und sie rufen mit den Namen der Gotter jenes Geheimnisvolle an das sie in grosser Verzuckung betrachten tacitus germania 9 6 est in insula Oceani castum nemus dicatumque in eo vehiculum veste contectum attingere uni sacerdoti concessum is adesse penetrali deam intellegit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur laeti tunc dies festa loca quaecumque adventu hospitioque dignatur non bella ineunt non arma sumunt clausum omne ferrum pax et quies tunc tantum nota tunc tantum amata donec idem sacerdos satiatam conversatione mortalium deam templo reddat mox vehiculum et vestis et si credere velis numen ipsum secreto lacu abluitur Auf einer Insel des Ozeans ist ein heiliger Hain und darin ein geweihter mit einem Tuch bedeckter Wagen Beruhren darf ihn allein der Priester Dieser erkennt es wenn die Gottin im Heiligtum ist und geleitet ihren mit Kuhen bespannten Wagen in tiefer Ehrfurcht Frohlich sind dann die Tage Feste an allen Orten die die Gottin ihres Besuches und Aufenthaltes wurdigt Kein Krieg wird gefuhrt keine Waffen ergriffen eingeschlossen ist jedes Schwert aber Frieden und Ruhe kennt man nur liebt man nur bis derselbe Priester die Gottin die des Verkehrs mit den Sterblichen satt geworden ist ihrem Heiligtum zuruckgibt Hierauf werden Wagen und Tucher und wenn man es glauben mag die Gottheit selbst in einem einsamen See gewaschen Den Dienst verrichten Sklaven die auf der Stelle derselbe See verschlingt tacitus germania kap 40 Unter dem Gesichtspunkt des romischen Verstandnisses von Gotterbildern mit menschlichem Antlitz aus der mediterranen Hochkultur heraus wurden solche germanischen Zeugnisse nicht wahrgenommen oder gar nicht als kategorisch identisch erachtet wenn uberhaupt solche von Romern gefunden beziehungsweise dann daruber berichtet wurde Der germanische Begriff der Gotterbezeichnung Ase von der gemeingermanischen Wurzel ans ansuz abgeleitet hat die Bedeutung fur Balken oder Pfosten Eine namentliche Zuordenbarkeit der Pfahlgotter zu den spater namentlich belegten Gottheiten ist jedoch nicht moglich und als rein spekulativ abzulehnen Dass die Gotter im Plural als Gruppe die Asen Ansen gotisch angesprochen werden als Sammlung der gottlichen Macht und Fahigkeiten zeigt vermutlich die Herkunft von den namenlosen und wohl auch unpersonlich gedachten Pfahlgottern an 4 Neben den anthropomorphen menschengestaltigen Pfahlen wurden auch grobe einfache unbearbeitete Holzpfahle errichtet und verehrt Solche Kultpfahle wurden nach einigen archaologisch fixierten Fundsituation in Steinhaufen errichtet wie beispielsweise das phallische Idol aus dem Moor beim danischen Broddenbjerg Broddenbjerg Idol 5 4 Zum Vergleich hatte ein altnordischer Begriff aus der Wikingerzeit fur einen Opferplatz oder Heiligtum hǫrgr auch die Bedeutung von einem Steinhaufen 6 Vadir minar gaf ec velli at tveim tremǫnnom reccar that thottuz er their rift hǫfdo neiss er nocqvidr halr Zwei Holzmannern auf der Heide draussen gab ich weg mein Gewand Lebend schienen sie als sie die Lumpen hatten der Nackte gilt nichts Havamal 62 49 Ebenfalls zeigen spatere teilweise literarische Bezuge die Verehrung von menschengestaltigen und schlichten Kultpfahlen an Im eddischen Gedicht der Havamal werden offensichtlich gemeinte Idole als altnordisch tremǫnnom Holzmanner bezeichnet Klerikale Missionsschriften deren Quellwert nur bedingt als authentisch und eher als christlich apologetisch zu sehen ist berichten von Idolen die aus Metall Erz Stein oder Holz gefertigt waren 7 Zur Wikingerzeit berichtete der arabische Kaufmann Ibn Fadlan von einem Besuch bei schwedischen Wikingern in Rusland im fruhen 10 Jahrhundert uber deren Opferbrauche Sobald sie in den Hafen mit ihren Schiffen einliefen brachten die Wikinger Lebensmittel und Bier zu einem hohen Holzpfahl mit einem geschnitzten Mannergesicht Dieses Idol sei umringt von kleineren ebenfalls anthropomorphen Pfahlen Eine vergleichbare Situation findet sich in sakralen Fundorten wie den Opfermooren in Deutschland und Sudskandinavien 4 In diesem Kontext stehen ebenfalls pragnante Passagen in den nordischen Sagas in welchen bestimmte Kultpfahle sogenannte ondvegissulur Hochsitzsaulen sowie menschengestaltige Pfahle Idole die namentlich Gottheiten darstellten oder gestiftet waren wie besonders den Gottern Freyr und Thor Bei diesen Textausschnitten tritt wie bei den kontinentalen Missionsberichten deutlich die christlich gepragte Perspektive der Autoren hervor bedingt durch die zeitliche Differenz der Niederschrift aus dem 12 14 Jahrhundert zur vergangenen heidnischen Epoche Ein Bindeglied zwischen den archaologischen Funden von Idolen und Kultpfahlen aus der romischen und nachromischen Eisenzeit hin zu den literarischen Uberzeichnungen aus der Wikingerzeit beziehungsweise deren weiterentwickelten Ausformungen mag der Fund eines Pfostenloches im Bereich des Kultbaus aus dem nordenglischen Yeavering sein Im Bereich der kultischen Einhegung des zentralen Kultortes unweit des anglischen Konigsitzes aus dem 6 7 Jahrhundert wurde ein quadratisches Pfostenloch entdeckt dessen Seitenlange 56 cm bei einer ungefahren Tiefe von 1 3 m betragt Dies verdeutlicht dass der vermutete Kultpfahl eine bedeutende Grosse hatte Formen und materielle Substanz Bearbeiten nbsp Opfermoor von Niederdorla mit stilisiertem IdolTypologisch lassen sich die anthropomorphen Pfahlgotter nach Gunter Behm Blancke in vier Gruppen ordnen 8 9 Idoltyp 1 Unterschiedlich geformter Stock oder Pfahle die als Phallus gestaltet oder mit einem solchen ausgestattet wurden beziehungsweise ansteckbar waren Oberdorla Possendorf Idoltyp 2 Aus einer Astgabel mit einer Axt grob als mannlich oder weiblich Idol von Rebild Skovhuse gestaltet mit abgesetztem gerundetem oder zugespitzten Kopf und fehlenden oder angesetzten Armen Mit Phallus versehene Astgabelidole finden sich mehrheitlich in Norddeutschland Braak und Danemark Broddenbjerg bei Viborg Ejsbol Forlev Nymolle weibliche Formen besonders in Oberdorla Grossen von ungefahr einem bis fast drei Metern Lange Idoltyp 3 Aus dicken Brettern herausgearbeitet mannliche Idole sind schlicht mit rechteckigem Korpus gestaltet Kopf und Schultern durch Kerbschnitt grob zur Kenntlichmachung abgesetzt Weibliche Idole deutlich detailreicher betonte breite Huften mit angedeuteter Vulva stark wiedergegebene Schultern und Bruste Bei beiden Geschlechtstypen sind die Kopfe gesichtslos gestaltet Wittemoor Oberdorla Idoltyp 4 Kantholzartig mit abgesetztem Kopf und hermenartig gestaltet Oberdorla Bevorzugt verwendet wurde eichenes Kernholz vermutlich weil es sich an den meist feuchten Standorten am langsten hielt Das Dagenham Idol auch Gotze von Dagenham genannt wurde 1922 in einem Sumpf in Dagenham einem Vorort von London nahe der Themse gefunden Die etwa von 2250 v Chr stammende Figur ist 48 5 cm hoch und besteht aus Kiefernholz Interpretationen Bearbeiten nbsp Idole aus dem Wittemoor bei dem niedersachsischen Oldenburg beiderseits eines Bohlenweges gefundenZur religionsgeschichtlichen und phanomenologischen Deutung sind zwei grundsatzliche wissenschaftliche Annahmen relevant abseits einer rein sakralen Deutung wird das Spektrum in den profanen Bereich erweitert Beachtenswert ist dass bisherige Deutungen in einem tradierten forschungsgeschichtlichen Kontext stehen beziehungsweise standen 10 Grundsatzlich ist es moglich anzunehmen dass die Pfahlgotter als eine Vorstufe der spater namentlich genannten und vergeistigten Gotter zu sehen sind Dem steht jedoch gegenuber dass solche Idole zum Teil bis in die Zeit der Volkerwanderung und der spatheidnischen Wikingerzeit verehrt wurden und nicht jeder Fruchtbarkeitskult oder Ritus einer namentlich bestimmten Gottheit gewidmet wurde oder dies dezidiert belegbar ist Zum einen wird ein Fruchtbarkeitkultus durch die Darstellung der Figuren als mannlich und weiblich durch die zum Teil deutlich herausgearbeiteten primaren wie sekundaren Geschlechtsmerkmale angenommen sowie besonders durch die Funde von Resten aus Opferhandlungen Tonscherben und Tier seltener Menschenknochen deuten auf eine schlichte agrarische bauerliche Opfergemeinschaft hin 11 Zum anderen ist die Verehrung von diversen kultischen Pfahlen nicht nur germanisches sondern weiterreichend indogermanisches Gemeingut Die Verehrung einer Weltachse Weltensaule oder Weltenbaum wird hierbei als ursachliches Motiv basierend auf einem alteren Baumkult gedeutet der zudem in ausserindogermanischen Kulturen ebenfalls ein bedeutendes kultisch religioses Element ist Die Irminsul bei den Sachsen zur karolingischen Zeit oder die Weltesche Yggdrasil aus den mittelalterlichen altislandischen Eddadichtungen als spatestes Zeugnis sind im germanischen Kontext die bekanntesten Ausformungen 12 Heiko Steuer merkt an dass bei den Brettidolen des Wittemoors und folglich auch bei anderen desselben Typs nicht grundsatzlich von einem sakralen Hintergrund zur Errichtung auszugehen ist sondern dass hierbei durchaus andere Motive im profanen Lebensumfeld angesiedelt ursachlich ausschlaggebend waren Neben der Funktion als allgemeine Heilszeichen und im Speziellen als schutzgebende oder schadenabwehrende Zeichen Apotropaische Handlung besteht die einfache Funktion einer ornamentalen Ausschmuckung Zusammenfassend ist nach Bernhard Maier feststellbar dass sich eine exakte Funktion der anthropomorphen Pfahlgotter und Idole innerhalb der germanischen Religion letztlich nicht exakt ermitteln lasst Dies aus zwei wesentlichen Grunden Erstens seien zwar einige Exponate aus unterschiedlichen Zeiten gefunden worden seien aber doch wohl als Ausnahmefunde zu werten und daher seien uber die Verbreitung nur Annahmen moglich Als zweiter Grund wird angefuhrt dass die religiosen Vorstellungen in schriftlicher Form kaum uberliefert sind und in dieser Form kaum belastbaren Quellenwert haben 13 Keltische Kulturen BearbeitenIm keltischen Siedlungsbereich sind verhaltnismassig wenige Holzidole aufgefunden worden Durch die Uberschneidung mit dem germanischen Kulturkreis besonders im Kulturverband des Nordseeraumes 14 sind manchmal exakte Zuweisungen nicht moglich In einem Schacht Opfergrube der Viereckschanze bei Fellbach Schmiden wurde das Bruchstuck einer anthropomorphen Figur aus Eichenholz entdeckt die eine Person zeigen deren Hande die Lenden zweier Schafbocke umfassen Die Bocke flankieren die offenbar sitzende Menschenfigur 15 Bei Marcus Annaeus Lucanus ist ein Bericht zu finden der einen Kulthain in der Nahe von Massilia Marseille beschreibt in dem sich grob behauene holzerne Idole befinden sollen die mit dem Blut von Menschenopfern beschmiert waren 16 Trotz des Zweifels an diesem Bericht sind solche Idole auch archaologisch belegt manchmal in Form von steinernen Repliken Bei Euffigneix Departement Haute Marne wurde eine derartige Replik eines Xoanons Holzstele entdeckt bei der der Bildhauer die Astlocher als seitliche Augen nachgebildet hat Im Kultviereck von Libenice bei Kolin wurden zwei Ahornpfahle mit Bronzetorques gefunden die in die romische Kaiserzeit datiert werden Im Genfer Hafenbecken fand man eine 3 m hohe Eichenholzskulptur eines Schutzgottes der einen Kapuzenmantel cucullus tragt Einige primitiv bearbeiteten Holzstelen wurden an Kultorten von Quellgottinnen entdeckt so fur die sogenannte Sirona von Pforzheim 17 Eine latenezeitliche Eichenholzstatue wurde im Mundungsbereich der Rhone in den Genfersee bei Villeneuve in der Schweiz entdeckt Anhand von drei in einem Spalt der Figur steckenden keltischen Silbermunzen aus dem 2 Jahrhundert v Chr konnte die Statue datiert werden Vermutet wird eine keltische Gottheit spates 2 bis Mitte 1 Jahrhundert v Chr die offenbar in einem Zusammenhang mit der Rhone oder dem Genfersee steht Die Statue ist 1 25 m hoch und mit einer Tunika bekleidet 18 In Irland fand man ein holzernes Kultbild bei Ralaghan County Cavan das ursprunglich in die Eisenzeit nach neueren Forschungen aber in die spate Bronzezeit datiert wurde 19 Bei Bodenarbeiten wurde 1880 in der Nahe von Ballachulish in Schottland eine fast lebensgrosse weibliche Figur gefunden Die Figur war aus einem Eichenstamm geschnitzt mit deutlicher Auspragung des Schambereichs besonderes Merkmal sind Quarzitsteine die als Augen eingesetzt wurden Die weiteren Untersuchungen ergaben dass man die Figur in einer rituellen Beisetzung deponierte Die Figur war zusammen mit anderen Fundstucken innerhalb einer Einhegung aus Rutenpflechtwerk deponiert worden analog zu Fundsituationen auf dem Kontinent Die Datierung nach der Radiokarbonmethode ergab einen Deponierungszeitraum der Figur von 700 bis 500 v Chr 20 Ein weiterer Beleg fur anthropomorphe Idole im Keltikum ist der Fund einer vermutlich mannlichen holzernen 58 cm hohen Figur beim zentralfranzosischen Ort Montbouy westlich von Orleans im Departement Loiret Die Figur gilt als eine Weihestatue da sie in einem Brunnen eines kaiserzeitlichen Tempelbezirks gefunden wurde 21 22 Slawische Kulturen Bearbeiten nbsp Plastik eines slawischen Pfahlgottes aus Altfriesack Brandenburg Neues Museum BerlinAnthropomorph gestaltete Holzbohlen der Westslawen in den Siedlungszonen des Elberaums wie beispielsweise die Funde von Gross Raden Tempel Ralswiek Tempel Altfriesack und Neubrandenburg stellen moglicherweise Gottheiten dar die vergleichbar mit Funden aus der Germania Wittemoor apotropaische Funktionen hatten Archaologisch eindeutige Formen treten erst seit dem 10 Jahrhundert auf 23 Inmitten der Burg ist ein ebener Platz auf dem sich ein aus Holz erbauter Tempel erhob von feiner Arbeit ehrwurdig nicht nur durch die Pracht der Ausstattung sondern auch durch die Weihe des in ihm aufgestellten Gotzenbildes Der aussere Umgang des Tempels erstrahlte durch seine sorgfaltig gearbeiteten Skulpturen er war mit rohen und unbeholfenen Bildwerken verschiedener Art geschmuckt Fur den Eintretenden war ein einziger Eingang offen Das Heiligtum selbst war von zwei Einhegungen umschlossen Die aussere aus Wanden zusammengefugt war mit einem purpurnen Dach bedeckt die innere auf vier Pfosten gestutzt erglanzte statt der Wande durch Vorhange dieser Teil hatte ausser dem Dach und dem wenigen Tafelwerk mit dem ausseren nichts gemein Saxo Grammaticus 14 39 Die Beschreibung des Tempels von Arkona 24 Diese verglichen mit germanischen und keltischen Kulturen spat ausgebildeten Formen deuten auf eine diesbezuglichen Einfluss auf die slawischen insbesondere die westslawischen Kulturen hin In Bezug der formalen Gestaltung der anthropomorphen Idole unterscheidet Sebastian Brather zwischen den Brettidolen und denen aus einem Pfahl gearbeiteten Formen In ersteren sieht er eher als Votivbilder gedacht vorliegen als beispielsweise die eigentlichen sich im Tempelgebaude befindlichen Gotterfiguren wie sie durch Saxo und andere Thietmar von Merseburg beschrieben wurden Eine Identifikation einzelner Idole mit individuellen Gottheiten ist nicht moglich oder wenn dann sehr spekulativ Wie fur Kelten und Germanen bestand keine einheitliche normierte Religion der Slawen sondern ist gleichfalls von dezentralisierten und lokal organisierten Kultzentren und Formen auszugehen innerhalb derer die Anthropomorphen Holzidole einbezogen wurden 25 Nach Leszek Slupecki ist der Fund von der Fischerinsel bei Neubrandenburg eines der bezeichnendsten Beispiele slawischer Idole Die doppelkopfige mannliche Buste ist auf einem behauenen Eichenpfahl gesetzt und hat eine Hohe von 178 cm Die Herstellungs Aufstellungszeit wird von Sebastian Brather auf das 11 bis 12 Jahrhundert taxiert 26 Der Fund ist der bisher einzige Beleg mehrkopfiger Idole und allgemein von mehrkopfigen Skulpturen im Bereich der slawischen Kulturen Gleichwohl betont Slupecki dass die Fundortsituation der Fischerinsel kein gesondert ersichtliches Heiligtum beziehungsweise einen Tempel zeigt wie beispielsweise die Fundsituation der Brettidole des Tempelbezirks von Gross Raden Die Mannlichkeit der Figur wird betont dargestellt durch die Ausformung des Barts und die Augen und Nasenpartien sind gleichfalls hervorgehoben 27 Siehe auch BearbeitenAnthropomorphismus Germanische Religion Keltische Religion Holzidol aus dem Schigir MoorLiteratur BearbeitenGunter Behm Blancke Kult und Ideologie In Bruno Kruger Hrsg Die Germanen Geschichte und Kultur der germanischen Stamme in Mitteleuropa Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 4 Akademie Verlag Berlin 1983 Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1997 ISBN 3 7001 2609 3 Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage de Gruyter Berlin New York 2008 ISBN 978 3 11 020609 8 Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 61 Torsten Capelle Bernhard Maier Idole Idolatrie In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 15 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 325 330 Torsten Capelle Anthropomorphe Holzidole in Mittel und Nordeuropa In Scripta minora Kungl Humanistiska Vetenskapssamfundet i Lund 1 1995 96 Almquist amp Wiksell Stockholm 1995 ISBN 91 22 01705 4 S 1 68 Hajo Hayen Holzerne Kultfiguren am Bohlenweg XLII IP im Wittenmoor Gemeinde Berne Landkreis Wesermarsch In Niedersachsischer Landesverein fur Urgeschichte Hrsg Die Kunde N F Nr 22 1971 ISSN 0342 0736 S 88 123 Friedrich Heiler Erscheinungsformen und Wesen der Religionen Kohlhammer Stuttgart 1961 Bernhard Maier Die Religion der Kelten Gotter Mythen Weltbild Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 48234 1 Bernhard Maier Lexikon der keltischen Religion und Kultur Kroners Taschenausgabe Band 466 Kroner Stuttgart 1994 ISBN 3 520 46601 5 Rudolf Much Die Germania des Tacitus 3 Auflage bearbeitet und herausgegeben durch Wolfgang Lange unter Mitarbeit von Herbert Jankuhn Universitatsverlag Winter Heidelberg 1967 Michael Muller Wille Opferkulte der Germanen und Slaven Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1443 3 Rudolf Simek Religion und Mythologie der Germanen WBG Theiss Darmstadt 2003 ISBN 3 406 50835 9 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X Heiko Steuer Uber anthropomorphe Moorpfahle der vorromischen Eisenzeit In Wolf Rudiger Teegen Rosemarie Muller Rosemarie Cordie Olaf Dorrer Heiko Steuer Hrsg Studien zur Lebenswelt der Eisenzeit Festschrift fur Rosemarie Muller de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 978 3 11 019010 6 Erganzungsband 53 zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Leszek Pawel Slupecki Slavonic Pagan Sanctuaries Institute of Archaeology and Ethnology Polish Academy of Sciences Warschau 1994 Anmerkungen Bearbeiten Rudolf Simek Religion und Mythologie der Germanen WBG Darmstadt 2003 S 102f Ders in Lexikon der germanischen Mythologie Kroner Stuttgart 2006 S 335 Heiko Steuer Uber anthropomorphe Moorpfahle der vorromischen Eisenzeit de Gruyter Berlin New York 2006 S 69 Michael Muller Wille Opferkulte der Germanen und Slaven Theiss Stuttgart 1999 S 7 8 28 a b c Rudolf Simek Religion und Mythologie der Germanen WBG Theiss Darmstadt 2003 ISBN 978 3 8062 2938 7 S 103 Rudolf Much Die Germania des Tacitus Winter Heidelberg 1967 S 182 Walter Baetke Worterbuch zur altnordischen Prosaliteratur WBG Darmstadt 1976 S 300 Torsten Capelle Bernhard Maier Idole Idolatrie In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 15 de Gruyter Berlin New York 2000 S 325 Gunter Behm Blancke Kult und Ideologie In Bruno Kruger et al Hrsg Die Germanen Akademie Verlag Berlin 1983 S 381f Rudolf Simek Religion und Mythologie der Germanen WBG Theiss Darmstadt 2003 ISBN 978 3 8062 2938 7 S 104 Mit diversen Abbildungen Heiko Steuer Uber anthropomorphe Moorpfahle der vorromischen Eisenzeit de Gruyter Berlin New York 2006 S 69 70 Rudolf Much Die Germania des Tacitus Winter Heidelberg 1967 S 184 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroner Stuttgart 2006 S 335 Torsten Capelle Bernhard Maier Idole Idolatrie In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 15 de Gruyter Berlin New York 2000 S 330 Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur Wien 1997 S 937 Bernhard Maier Die Religion der Kelten Gotter Mythen Weltbild S 151 beschrieben bei Dieter Planck Die Viereckschanze von Fellbach Schmiden Stuttgart 1985 S 341 f Marcus Annaeus Lucanus Pharsalia bellum civile III 399 413 Lucus erat longo numquam violatus ab aevo obscurum cingens conexis aera ramis et gelidas alte summotis solibus umbras Hunc non ruriculae Panes nemorumque potentes Silvani Nymphaeque tenet sed barbara ritu sacra deum structae diris altaribus arae omnisque humanis lustrata cruoribus arbor Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur Wien 1997 S 937 Susanne Sievers Otto Helmut Urban Peter C Ramsl Lexikon zur Keltischen Archaologie A K und L Z Mitteilungen der prahistorischen Kommission im Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2012 ISBN 978 3 7001 6765 5 S 1945 f Barry Raftery Pagan Celtic Ireland London 1994 S 185 f Bildtafeln 73 75 Ian Armit Celtic Scotland B T Batsford Ltd London 1997 ISBN 0 7134 7538 2 S 87f Torsten Capelle Anthropomorphe Holzidole in Mittel und Nordeuropa Lund Stockholm 1995 S 25 f Abbildung bei Torsten Capelle Anthropomorphe Holzidole in Mittel und Nordeuropa Lund Stockholm 1995 S 27 Fig 21 Leszek Slupecki Slavonic Pagan Sanctuaries Warsaw 1994 S 199 Fig 76 Sebastian Brather Die Archaologie der westlichen Slaven Berlin New York 2008 S 318 ff 325 Ubersetzung nach Sebastian Brather Die Archaologie der westlichen Slaven Berlin New York 2008 S 322 Leszek Slupecki The Temple in Rhetra Ridegost West Slavic pagan ritual as discribed at the beginning of eleventh century In Anders Andren Kristina Jennbert Catharina Raudvere Hrsg Old Norse Religion in long term perspectives Origins Changes and Interactions Nordic Academic Press Lund 2006 ISBN 978 91 89116 81 8 S 224 228 Abbildungen bei Sebastian Brather Die Archaologie der westlichen Slaven Berlin New York 2008 S 326 Abb 86 Leszek Slupecki Slavonic Pagan Sancutarys Warschau 1994 S 205 Fig 81 Leszek Slupecki Slavonic Pagan Sancutarys Warschau 1994 S 205 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anthropomorpher Pfahlgott amp oldid 229925077