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Als Pfostengrube oder Pfostenloch bezeichnet man in der Archaologie die Uberreste der Eingrabung in die ehemals ein senkrecht stehender Holzpfosten gestellt wurde um ihm Halt zu geben Entsprechend der heutigen Holzmastenbauart waren die Pfosten meist Teil eines Bauwerks und die Eingrabung Pfostensetzung diente der Stabilisierung und Fundamentierung Schematisches Profil einer Pfostengrube 1 anstehende geologische Schicht 2 Verfullung der Pfostengrube 3 Pfostenstandspur Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Untersuchungsmethoden 3 Bedeutung 4 Forschungsgeschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Profil einer ausgegrabenen Pfostengrube mittig geschnitten nbsp Stratum einer Pfostengrube als dunkle Bodenverfarbung mit einem Baumstamm zur Veranschaulichung des einstigen PfostensVor und fruhgeschichtliche Hauser sind zumindest in den gemassigten Breiten meist in Pfostenbauweise errichtet worden Dabei gaben eingegrabene Wandpfosten der Konstruktion Halt und trugen den Dachstuhl Schon bei mittleren Pfostenstarken konnte aber ein wandhoher Pfosten nicht mehr in den Boden gerammt werden Wesentlich einfacher und effektiver war daher das Eingraben Dazu wurde eine moglichst schmale meist rundliche Grube ausgehoben in die der Pfosten hineingestellt werden konnte Der verbliebene Raum um den Pfosten herum wurde dann wieder mit Erde aufgefullt Dabei wurden manchmal auch Steine in die Grube gedruckt um den Pfosten besser zu fixieren Keilsteine bis die Grube vollstandig verfullt war Ausser fur Gebaude wurden Pfostengruben auch fur Zaunpfosten einzelne Pfahle usw angelegt Der gewachsene Boden unterscheidet sich gewohnlich in Farbe und Konsistenz deutlich von der an der Oberflache liegenden Humusschicht Grabt man nun ein Loch so entspricht die spater wieder eingefullte Erde selten genau wieder dem ungestorten Boden Es gerat z B Humus mit in die Verfullung Zumindest wird die entnommene Erde durch die Zwischenlagerung an der Oberflache mehr oder weniger mit anderer Erde vermischt Dadurch ist die wieder verfullte Pfostengrube bei genauer Beobachtung anhand der Farbe und der Konsistenz auch nach Jahrtausenden zu erkennen In extremer Form trifft dies auf Pfostengruben zu die in Gesteinsschichten eingehauen werden mussten Meist zeichnen sich Pfostengruben als runde dunkle Flecken im helleren Boden ab etwa im Loss oder Sandboden Der Pfosten selbst bleibt nur in Ausnahmefallen erhalten bei Feuchtbodenbedingungen oder wenn der Pfosten durch einen Brand bis in den Boden hinein verkohlt ist Gewohnlich vergeht das Holz im Boden hinterlasst aber dadurch eine dunklere Farbung und einen humosen Boden Unter gunstigen Bedingungen kann man anhand dieser Verfarbung den Umriss des Pfostens als Pfostenstandspur erkennen Untersuchungsmethoden BearbeitenUm die Bodenverfarbung einer Pfostengrube zu erkennen muss bei der archaologischen Ausgrabung der Boden mit scharfen Werkzeugen abgezogen werden Der Pflughorizont mit dem Oberboden wird oft mit einem Bagger abgetragen da in diesem durchmischten Boden keine archaologischen Befunde erhalten sind Die in der Flache festgestellten Befunde werden dokumentiert unter anderem in einem eingemessenen Plan im Foto und in einer Beschreibung Sinnvollerweise werden die Pfostengruben in der Mitte geschnitten das heisst zur Halfte abgegraben so dass ein Profil entsteht Dieses wird ebenfalls dokumentiert und beschrieben Anhand der Verteilung in der Flache und dem Durchmesser und der Tiefe verschiedener Pfostengruben konnen auf dem scheinbar wirren Plan manchmal Grundrisse von Gebauden erkannt werden Anhand unterschiedlicher Pfostenstarken und Eingrabungstiefen konnen dicke dachtragende Hauspfosten von dunneren flach eingegrabenen Pfosten wie etwa von Innenwanden Stallboxen usw unterschieden werden nbsp Romisches Badegebaude von Wurmlingen bei der archaologischen Grabung 1995 deutlich erkennbare Pfostengruben einer nachfolgenden alemannischen InnenbebauungDie Datierung erfolgt uber in die Pfostengruben geratenen Artefakte zumeist Scherben und eventuelle Uberschneidungen mit jungeren oder alteren Befunden nur selten uber naturwissenschaftliche Datierungen des Pfostens selbst Allerdings sind datierbare Funde in den vergleichsweise kleinen Pfostengruben wesentlich seltener als etwa in den Vorrats oder Abfallgruben auch ist unklar ob sie vor wahrend oder nach dem Bau des Gebaudes in den Boden gelangten Bedeutung BearbeitenDa die Hauser aus Holzbalken und lehmverputztem Flechtwerk uber die Jahrhunderte normalerweise aber schon nach wenigen Jahrzehnten vollstandig vergangen sind sind Pfostengruben meist der einzige Uberrest des Hauses aus dem auf Grundriss und Bauweise geschlossen werden kann Sie bilden damit fur weite Gebiete der Ur und Fruhgeschichte die einzige Moglichkeit Siedlungen deren Aufbau Grosse und Entwicklung zu rekonstruieren Das Erkennen von Pfostengruben ist daher die Grundlage der Siedlungsarchaologie Das Rekonstruieren von Holzbauten anhand von Pfostengruben ist heute eine Standardmethode in der Archaologie Forschungsgeschichte BearbeitenPfostengruben wurden erstmals in den 1890er Jahren bei der Erforschung des romischen Limes im Rheinland nachgewiesen und zwar in Form von Eckpfosten romischer Wachturme Bei den Grabungen im Romerlager Haltern unter der Leitung von Carl Schuchhardt die 1899 begannen wurde erstmals in grosserem Umfang auf Spuren von Holzbauten geachtet In einem Vortrag bei Kaiser Wilhelm II am 18 Januar 1904 uber die Grabungen im Romerlager Haltern erklarte Schuchhardt das Phanomen der Pfostengruben mit einem Ausspruch von Georg Loeschcke Nichts ist dauerhafter als ein ordentliches Loch Rudolf Portner formulierte es 1961 noch deutlicher Erst seit Haltern weiss man dass nichts so dauerhaft ist wie ein Loch und dass Erdverfarbungen im Boden der gleiche urkundliche Wert zukommt wie den Handschriften der Historiker 1 2 Grosse Erfolge konnte Schuchhardt dann bei der Ausgrabung der Romerschanze bei Potsdam erzielen Carl Schuchhardt und Albert Kiekebusch waren massgeblich fur die Verbreitung der Methode auch gegen anfangliche Widerstande und verfassten in ihren Grabungspublikationen ausfuhrliche Beschreibungen zu Entstehung und Aussehen von Pfostengruben im archaologischen Befund An den Grabungen in der Romerschanze nahm auch Gerhard Bersu teil der spatere Vorsitzende der Romisch Germanischen Kommission Er floh wegen Diskriminierungen wahrend des Nationalsozialismus 1938 nach England und leitete dort wahrend seiner Internierung als feindlicher Auslander wahrend des Krieges archaologische Ausgrabungen Dadurch fand das Erkennen von Pfostengruben und damit der Nachweis oberirdischer Holzgebaude Eingang auch in die britische Archaologie 3 Literatur BearbeitenHans Jurgen Eggers Einfuhrung in die Vorgeschichte 3 Auflage Munchen Zurich 1986 S 220 226 Carl Schuchhardt Die Romerschanze bei Potsdam nach den Ausgrabungen von 1908 und 1909 In Prahistorische Zeitschrift 1 1909 S 209 238 v a S 215 f Albert Kiekebusch Die Ausgrabung eines bronzezeitlichen Dorfes bei Buch in der Nahe von Berlin In Prahistorische Zeitschrift 2 1910 S 371 ff v a S 375 380 Philip Barker Techniques of Archaeological Excavation 3 Auflage London 1993 S 22 27 Zimmermann W H Pfosten Stander und Schwelle und der Ubergang vom Pfosten zum Standerbau Eine Studie zu Innovation und Beharrung im Hausbau Zu Konstruktion und Haltbarkeit prahistorischer bis neuzeitlicher Holzbauten von den Nord und Ostseelandern bis zu den Alpen Probleme der Kustenforschung im sudlichen Nordseegebiet 25 9 241 1998Weblinks BearbeitenCarl Schuchhardt praehistorische archaeologie deEinzelnachweise Bearbeiten Rudolf Asskamp Romerpark Aliso Vergangenheit Gegenwart Zukunft PDF 2 0 MB in Archaologie in Westfalen Lippe 2012 S 279 282 nichts ist so dauerhaft wie ein Loch archaeologie online de 18 Juni 2010 Ch Evans Archaeology and modern times Bersu s Woodbury 1938 amp 1939 In Antiquity 63 1989 436 ff Normdaten Sachbegriff GND 1062752503 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfostengrube amp oldid 226970746