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Loss Hauptschreibweise oder Loss ist ein homogenes ungeschichtetes hellgelblich graues Sediment das vorwiegend aus Schluff besteht Haufig wird daneben ein gewisser Karbonatanteil als wichtiges Kriterium zur Charakterisierung angesehen 1 Loss wurde uberwiegend von Wind abgelagert veranderte sich danach aber meist weiter Losswand bei Dirmstein Pfalz Losswand bei Vicksburg Mississippi Loss bedeckt etwa zehn Prozent der Erdoberflache und ist vor allem in der gemassigten Klimazone verbreitet Er wurde zum grossten Teil in den quartaren Kaltzeiten gebildet und ist Ausgangssubstrat fur die ackerbaulich gunstigsten Boden weltweit Daruber hinaus werden Losse und darin eingeschaltete fossile Boden Palaoboden als Archive fur die Rekonstruktion quartarer Umweltveranderungen erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft Aussprache und Schreibweise 2 Forschungsgeschichte 3 Kontroverse Definitionen 4 Eigenschaften 5 Entstehung 6 Loss Lossderivate und Losssedimente 7 Verbreitung 7 1 Deutschland 7 2 Osterreich 7 3 Schweiz 7 4 Hauptverbreitungsgebiete in Europa 7 5 Losslandschaft in China 7 6 Loss in Amerika 8 Heutige Bedeutung 8 1 Natur 8 2 Landwirtschaft 8 3 Gefahrdung 8 4 Quartarforschung 8 5 Alternativmedizin 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseWortherkunft Aussprache und Schreibweise BearbeitenDer Begriff Loss erschien erstmals 1821 im Zusammenhang mit Lossablagerungen im Rheintal 2 und wurde 1823 von Karl Casar von Leonhard in die geologisch mineralogische Literatur eingefuhrt 3 4 Er hat dabei wahrscheinlich den mundartlichen Ausdruck Losch lockerer Boden von alemannisch losch lose locker abgewandelt 5 Im suddeutschen Sprachraum wird Loss loːs mit langem Vokal ausgesprochen wahrend im Norddeutschen die Aussprache Loss lœs mit kurzem Vokal ublich ist Die Heysesche Regel wonach der stimmlose s Laut nach langem Vokal als ss und nach kurzem Vokal als ss geschrieben wird fuhrt in diesem Fall zu zwei verschiedenen Schreibweisen die beide zulassig sind Sowohl Duden 24 Auflage als auch Wahrig Worterbuch der deutschen Sprache Ausgabe 2007 geben Loss als Hauptschreibweise und Loss als zweite Schreibweise an Der Terminus ist als Fachbegriff in viele Sprachen eingegangen englisch loess franzosisch lœss niederlandisch loss Forschungsgeschichte BearbeitenLoss wurde 1852 von Ernst Heinrich von Dechen im Siebengebirge beschrieben Im 19 Jahrhundert gab es noch uberwiegend die Auffassung Loss sei eine Ablagerung von Eisrand Stauseen in der Eiszeit Felix Wahnschaffe Gustav Steinmann Friedrich Klockmann August Leppla u a bzw noch fruher von Fluss oder Meeresablagerungen Den aolischen Ursprung als Steppenstaub vertrat zuerst Ferdinand von Richthofen 1877 nach Beobachtungen auf seiner China Reise 1868 bis 1872 und dann 1888 Adolf Sauer und Theodor Siegert nach Beobachtung rezenter Lossbildung in Sachsen 6 Die Erkenntnis des aolischen Ursprungs setzte sich aber nur langsam durch Felix Wahnschaffe bekannte sich zum Beispiel erst 1908 dazu 7 Albrecht Penck stellte 1884 erstmals eine Verbreitungskarte auf und interpretierte Loss als mehrfach umgelagerten verwehten eiszeitlichen Flusslehm 8 Es gab auch eine Diskussion daruber ob Loss interglazial oder periglazial gebildet wurde die periglaziale Bildung wies aber uberzeugend Wolfgang Soergel nach der auch die zeitliche Feingliederung untersuchte 9 Kontroverse Definitionen BearbeitenLange Zeit wurde die Entstehung von Loss kontrovers diskutiert Stark vereinfachend betrachtet ergibt sich ein Gegensatz zwischen der sedimentologischen Betrachtung nach der Loss als Ablagerung von Mineralstaub ein aolisches Sediment ist und der bodenkundlichen Perspektive nach der die typische strukturelle Veranderung unabhangig vom Ausgangssubstrat das entscheidende Element der Lossentstehung ist 10 Es besteht aber derzeit Einigkeit daruber dass der Loss ein aolisches Sediment ist das in Bereichen mit Steppenvegetation abgelagert wird 11 12 Kontroversen entstehen bei der Frage ob nicht aolische Sedimente mit typischem Lossgefuge als Loss bezeichnet werden durfen Eigenschaften Bearbeiten nbsp Lossklumpen mit Kalkkonkretionen nbsp Losskindl Osteokolle nbsp Rheinaue sudlich von Worms als Ackerboden genutzter SchwemmlossLoss besteht zum grossten Teil aus Schluff Der Tongehalt ist bei frischem Loss sehr variabel 5 bis uber 20 Prozent und kann durch Verwitterung noch ansteigen Loss ist mit stark wechselnden Anteilen Feinsand durchmischt dessen Anteil am Gemenge betragt im Durchschnitt 20 kann aber auch hoher liegen Bei Sandgehalten uber 50 aber noch reichlich vorhandenem Schluff spricht man von Sandloss der regional auch als Flottsand bezeichnet wird Dennoch gilt Loss als gut sortiertes Sediment Mineralogisch besteht Loss zum grossten Teil 50 bis 80 Prozent aus Quarzkornern mit 8 bis 20 Prozent kalkigen Bruchstucken Beimengungen von Eisenhydroxiden farben Loss gelblich bis gelblich rot Andere Minerale wie Feldspate vulkanische Glaser oder mafische Minerale kommen in der Regel in geringen Mengen vor konnen jedoch regional auch dominant werden wie in Argentinien oder auf der Nordinsel Neuseelands Loss ist gewohnlich ungeschichtet unverfestigt und sehr poros Die porose Struktur von Loss wird haufig durch ehemalige Graswurzeln erklart die sich im abgelagerten Mineralstaub bildeten Konkretionen von Kalk im Loss entstehen durch Losung und Wiederausfallung der fein verteilten kalkigen Bruchstucke und werden als Losskindl oder Lossmannchen bezeichnet Bei Umlagerung von Loss durch Wasser kann das Substrat eine Schichtung erhalten und wird dann Schwemmloss genannt Allgemein werden Sedimente die durch Umlagerung aus Loss entstanden sind ebenso wie entkalkter Loss als Lossderivate bezeichnet Die Einzelpartikel im Loss haben eine vorherrschend eckige Form Daher ruhrt seine hohe Standfestigkeit welche die Bildung von Losswanden an Flussufern in Hohlwegen und die Entstehung von Ackerterrassen begunstigt Entstehung BearbeitenLoss entsteht wenn Schluff und feinster Sand bei fehlender Vegetationsdecke ausgeweht werden und sich nach einem langeren Transport einige zehn bis mehrere hundert Kilometer in Bereichen mit dichterer Vegetation wieder ablagern Nach der Ablagerung werden die Einzelminerale in der Regel durch den leicht mobilisierbaren Kalk oder Tonanteil miteinander verkittet Uberwiegend ist die Lossbildung auf die pleistozanen Kaltzeiten beschrankt in Ostasien beispielsweise ist sie aber bis heute aktiv Loss kann sich auch unter warm trockenen Klimabedingungen bilden wenn aus Wusten Staub ausgeblasen wird und sich in den Randgebieten in denen wieder Vegetation gedeihen kann ablagert 13 In Mitteleuropa wurde Loss in den Kaltzeiten gebildet als infolge der ganzjahrig niedrigen Temperaturen kaum Vegetation existierte die Vorlandgebiete der Gletscher sowie die Flussauen waren sogar weitgehend frei von Bewuchs Die grossten Lossvorkommen Mitteleuropas finden sich in Beckenlagen im Bereich grosserer Flusse wie Rhein Main und Donau Verantwortlich fur die Mobilisierung des Mineralstaubs aus den Gletschervorfeldern und Flussauen waren sowohl die vorherrschenden Westwinde als auch die in den Eiszeiten haufigen trocken kalten Fallwinde vom alpinen Eispanzer und dem nordischen Inlandeis Wahrend Sand beim aolischen Transport nur relativ kurze Transportstrecken zurucklegen konnte und in Form von Binnendunen haufig in unmittelbarer Nahe zur Ausblasungsquelle zu finden ist wurde feineres Material deutlich weiter verbracht und grossflachig in den Beckenlagen abgelagert mit den grossten Machtigkeiten an ostexponierten Hangen in Lee In den hoheren Lagen der Mittelgebirge ist aolisch akkumulierter Mineralstaub eine wichtige Komponente der periglazialen Lagen Loss Lossderivate und Losssedimente BearbeitenBereits wahrend aber auch nach der Ablagerung kann Loss durch andere Prozesse als Wind umgelagert werden Je nach Prozess unterscheidet man Kriechloss schwach am Hang umgelagert Fliessloss durch Solifluktion umgelagert enthalt meist ein Grobskelett des unter dem Loss anstehenden Materials Schwemmloss durch Abspulung umgelagert Hangrutschungsloss Infusionsloss Ablagerung unter aquatischen Bedingungen 14 Kryoturbationsloss durch Frostwechsel durchmischt Weiterhin greift die Verwitterung vor allem die oberen Bereiche des Losses an Dadurch werden der Kalk gelost und Tonminerale gebildet Es entsteht Losslehm Alle genannten Abarten des Losses bezeichnet man als Lossderivate Als ubergeordnete Bezeichnung die sowohl den frischen Loss als auch die Lossderivate umfasst wurde 2002 der Begriff Losssedimente engl loess sediments in die Fachliteratur eingefuhrt Auf die etwas umstandlichen Begriffe Loss im engeren Sinne und Loss im weiteren Sinne die vorher verwendet wurden kann daher verzichtet werden nbsp Verteilung der Vegetationszonen wahrend des Kaltemaximums der letzten Kaltzeit im Zeitraum 24 500 bis 18 000 v Chr in Europa 15 gelbe Schraffur Losswuste weiss Vergletscherung weisse Punktlinie Sudgrenze des Permafrostbodens rosa Strichellinie Sudgrenze der Tundra grune Linie Steppe Baumgrenze Verbreitung Bearbeiten nbsp Loss am KaiserstuhlLoss ist ein sehr weit verbreitetes Sediment und kommt je nach Definition mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten vor Etwa 10 Prozent der Landoberflache der Erde sind mit Loss bedeckt Hauptverbreitungsgebiete sind dabei die mittleren Breiten In den Tropen und den hohen Breiten gibt es nur vereinzelt Lossvorkommen Die mitteleuropaische Losszone erstreckt sich von Belgien bis in die Westukraine In den Lossgebieten Mitteleuropas tritt Loss mit durchschnittlichen Machtigkeiten zwischen 3 und 10 m auf er kann aber in gunstigen Lagen Windschatten mehrere zehn Meter machtig werden Vom chinesischen Lossplateau sind Lossmachtigkeiten bis 400 m bekannt Deutschland Bearbeiten nbsp Lossboden in Sachsen rot auf einer Karte von 1930Lossgebiete werden in Suddeutschland auch als Gaulandschaften in Norddeutschland als Borden bezeichnet Volkstumliche Bezeichnungen fur Loss in Sudwestdeutschland Ortenau Kaiserstuhl sind Leimen oder Mergel Geologisch gesehen sind Mergel jedoch tonhaltige Karbonate Die deutschen Lossgebiete nordlich der Mittelgebirge gehoren zur mitteleuropaischen Losszone Naturraumliche Grossregion 2 Ordnung Lossborden am Nordrand der nordlichen Mittelgebirgsschwelle von West nach Sudost Lubbecker Lossland Nordrhein Westfalen im aussersten Westen Niedersachsen Niedersachsische Borden Niedersachsen Buckebergvorland Calenberger Lossborde Braunschweig Hildesheimer Lossborde Nordliches Harzvorland NI Sachsen Anhalt von Nord nach Sud Ostbraunschweigisches Hugelland Harzrandmulde Mitteldeutsches Schwarzerdegebiet Sachsen Anhalt Magdeburger Borde Nordostliches Harzvorland Ostliches Harzvorland Kothener Ebene Altenburg Zeitzer Lossgebiet ST Thuringen Sachsen in SN unter Ostthuringisches Losshugelland Sachsisches Lossgefilde Sachsen Leipziger Tieflandsbucht Nordsachsisches Platten und Hugelland Mittelsachsisches Losshugelland Mulde Losshugelland Erzgebirgsbecken Grossenhainer Pflege Dresdener Elbtalweitung Ostliches Erzgebirgsvorland Westlausitzer Hugel und Bergland Oberlausitzer Gefilde nbsp Loss an einer Bodenerlebnisstation in Sulzbach bei Frankfurt erklart Ostliche Oberlausitz Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges Nordrhein Westfalen von West nach Ost Julicher Borde N und Zulpicher Borde S Vorgebirge im Lee der Ville Mittelrheinische Bucht Rhein Ahr Terrassen und Linzer Terrasse Burscheider Lossterrassen am Ostrand der Kolner Bucht Pleiser Hugelland Vestischer Hohenrucken N und Westenhellweg S Hellwegborden mit Soester Borde Mittelmeer Mjosen Zone von Nordost nach Sudwest Leine Ilme Senke Niedersachsen darunter Einbeck Markoldendorfer Becken im Norden Hessische Senke NI Hessen Neustadter Sattel HE Amoneburger Becken HE Giessener Becken Oberrheinisches Tiefland Wetterau HE Rheingau HE Mainzer Becken bzw Rheinhessen Rheinland Pfalz Vorderpfalz Mittelhardt Rheinland Pfalz weitere Beckenlagen in Mittelgebirgen alphabetisch Dasseler Becken Niedersachsen westlich des Leinegrabens Goldene Mark Eichsfeld ostlich des Leinegrabens Limburger Becken Hessen Rheinland Pfalz Ravensberger Hugelland Nordrhein Westfalen Thuringer Becken Thuringen Warburger Borde Ostwestfalen westlich des Nordens der Hessischen Senke Sudwestdeutsches Stufenland Kraichgau Filderebene in Baden Wurttemberg Gau Baden Wurttemberg bestehend aus Korn Schlehen Hecken und Strohgau Frankische Gaulandschaften Gauplatten im Maindreieck und Ochsenfurter Gau und Gollachgau Grabfeld Gauboden bzw Dungau Niederbayern Osterreich Bearbeiten nbsp Losswand bei GrossebersdorfDie bayerischen Lossgebiete setzen sich nach Osten ins Innviertel Osterreichs fort 90 Prozent der Lossablagerungen Osterreichs liegen in Niederosterreich insbesondere im Weinviertel Die Ablagerungen im Bereich Krems erreichen bis zu 40 m Machtigkeit Weltberuhmt sind die niederosterreichischen Losse fur steinzeitliche Funde wie die Venus von Willendorf die Venus vom Galgenberg oder die Zwillingsgraber von Krems Wachtberg Die Lossprofile von Paudorf Furth bei Gottweig und Stillfried sind bekannte ehemalige Typlokalitaten der Lossforschung Im Suden der Steiermark finden sich ebenfalls Lossablagerungen Schweiz Bearbeiten Nur wenige Gebiete der Schweiz waren nicht vergletschert oder von grossen Flusssystemen durchzogen Lossvorkommen finden sich nur im aussersten Norden um Basel Baden und Schaffhausen 16 17 Hauptverbreitungsgebiete in Europa Bearbeiten Losssedimente sind uber weite Teile Eurasiens verbreitet 18 konzentrieren sich jedoch auf Nordfrankreich Belgien Sudniederlande ubergehend in Niederrheinisches Lossgebiet Sudpolen Schlesien Kleinpolen in Fortsetzung des sachsischen Lossgebiets das Karpatenbecken mit weiten Teilen Ungarns der Vojvodina Serbien und West Rumanien in Fortsetzung des niederosterreichischen Lossgebiets 19 Sudrumanien Moldawien Ukraine sudliches RusslandLosslandschaft in China Bearbeiten nbsp Losslandschaft bei Hunyuan Stadt Datong in der chinesischen Provinz ShanxiDie machtigsten Lossdecken findet man in Ostasien insbesondere in China Der verfestigte Flugstaub aus innerasiatischen Steppen ist gelbbraun und ausserst nahrstoffreich Nirgendwo auf der Welt hat sich Loss in grosseren Mengen abgelagert Entlang des Huang He chin Gelber Fluss der seinen Namen von den mitgefuhrten Sedimenten hat steht er in Decken von bis zu 400 Metern an Weltweit verfugt kein Fluss uber eine starkere Sedimentfracht es sind fast 40 Kilogramm pro Kubikmeter Wasser Der mitgefuhrte Schlamm lagert sich im Flussbett ab Auf Grund dieser Sedimentation erhoht der Gelbe Fluss sein Bett und muss durch immer hohere Deiche eingedammt werden Bei Kaifeng und Zhengzhou liegt der Wasserspiegel schon zehn Meter uber dem Umland Die Lossschichten im Bergland der Provinzen Henan Shaanxi Shanxi und Gansu sind bis zu 300 m machtig Loss in Amerika Bearbeiten Sowohl in Nord als auch in Sudamerika gibt es mit den Prarien beziehungsweise der Pampa weltweit bekannte Landschaften die vom Loss gepragt wurden Fur die Landwirtschaft der betreffenden Staaten vor allem die USA und Argentinien spielen sie eine zentrale Rolle Heutige Bedeutung BearbeitenNatur Bearbeiten nbsp Losswand die eine grosse Zahl an Brutrohren aufweist nbsp Loss Lowenzahn Taraxacum serotinum Fur zahlreiche Pflanzen und Tiere ist Loss von grosser Bedeutung Beispielsweise findet sich eine enorme Anzahl von Bienen und Wespenarten die in Losswanden ihre Nester anlegen Auch Vogelarten wie Mauersegler oder Bienenfresser letztere vereinzelt in Suddeutschland nisten an oder in Losswanden Der Loss Lowenzahn Taraxacum serotinum benotigt Lossuntergrund und kann auf senkrechten Lossmauern wurzeln Landwirtschaft Bearbeiten Lossgebiete sind sehr fruchtbar und gehoren in Mitteleuropa zum Altsiedelland Die Fruchtbarkeit ruhrt aus der kleinen aber nicht zu feinen Korngrosse des Gesteins her die den enthaltenen Mineralreichtum leicht zuganglich macht Der Porenreichtum des Losses seine gute Durchluftung und seine guten Eigenschaften als Wasserspeicher erleichtern die Bodenbildung Auf Loss entstehen tiefgrundige leicht zu bearbeitende und enorm leistungsfahige Braunerden Parabraunerden und Schwarzerden Diese Boden und ihre Verbreitungsgebiete sind fur die Agrarwirtschaft besonders wichtig Bei hoheren jahrlichen Niederschlagen konnen aus Loss auch Fahlerden und Pseudogleye entstehen Man schatzt dass weltweit etwa 80 des Getreides auf Loss wachst Lossboden als Sammelbegriff fur die genannten Bodentypen wurde im Jahr 2021 zum Boden des Jahres ernannt 20 Bei der Rekultivierung des Rheinischen Braunkohlereviers wurde der gesondert abgeraumte Loss auf die wiedergewonnenen landwirtschaftlich genutzten Flachen aufgeschuttet oder im Polderverfahren aufgeschwemmt Loss begunstigte die Entstehung der chinesischen Hochkultur Seine Eigenschaften erleichterten die Landwirtschaft denn Loss ist nicht nur sehr fruchtbar sondern auch mit einfachem Werkzeug zu bearbeiten Gefahrdung Bearbeiten Die landwirtschaftliche Nutzung und insbesondere das Pflugen zerstort das Bodengefuge in Boden aus Loss Da er aufgrund seiner kleinen Kornung leicht abgeschwemmt wird vgl Hjulstrom Diagramm ist der Boden nach der Gefugezerstorung durch Erosion gefahrdet Brache oder weitstandiger Anbau von Feldfruchten haben die gleiche Wirkung Schweres landwirtschaftliches Gerat verdichtet zudem den Unterboden so dass Wasser weniger leicht eindringt und mit dem Oberflachenabfluss auch die Bodenerosion zunimmt Vielerorts haben sich altangelegte Fahrwege tief in den Loss eingeschnitten und so in Loss Regionen oft Losshohlwege geschaffen Quartarforschung Bearbeiten Loss bietet ein Archiv pleistozaner Klima und Umweltzustande und wird im Hinblick auf deren Veranderungen erforscht Die Abfolge textureller struktureller und chemischer Veranderungen lasst Ruckschlusse auf vergangene Zustande und Entwicklungen zu Wichtig sind dabei besonders Palaoboden Im unter trocken kalten vegetationsarmen Verhaltnissen abgelagertem Loss zeigt namlich Bodenbildung langere Phasen geomorphologischer Stabilitat an bei hoheren Niederschlagen und Temperaturen sowie dichterer Vegetation verwittert das Sediment stetig und differenziert sich durch weitere bodenbildende Prozesse Nach der Uberdeckung mit Loss sind die bodenkundlichen Charakteristika archiviert und lassen die Rekonstruktion der Bildungsbedingungen zu Durch die Untersuchung vieler lokaler Auspragungen dieser sogenannten Loss Palaoboden Sequenzen lasst sich ermitteln welche regionalen Auswirkungen globale Klimaveranderungen bewirkt haben Alternativmedizin Bearbeiten In der Alternativmedizin wird Loss durch Erhitzung zu Heilerde verarbeitet 21 Literatur BearbeitenI J Smalley Loess Lithology and Genesis John Wiley amp Sons Chichester 1976 ISBN 0 470 79901 3 I J Smalley Loess A Partial Bibliography Geo Abstracts Norwich 1980 ISBN 0 86094 036 5 K Pye Aeolian dust and dust deposits Academic Press London 1987 ISBN 0 12 568690 0 C Fleischer Mutel Fragile Giants A Natural History of the Loess Hills A Bur Oak Original Univ of Iowa Pr 1989 ISBN 0 87745 257 1 L Zoller Wurm und Rissloss Stratigraphie und Thermolumineszenz Datierung in Suddeutschland und angrenzenden Gebieten Habilitationsschrift Heidelberg 1995 PDF 3 9 MB M Pecsi G Richter Loss Herkunft Gliederung Landschaften In Zeitschrift fur Geomorphologie N F Supplementband 98 1996 R Koch H Neumeister Zur Klassifikation von Losssedimenten nach genetischen Kriterien In Zeitschrift fur Geomorphologie N F 49 2 2005 S 183 203 V Gornitz Hrsg Encyclopedia of paleoclimatology and ancient environments Springer Verlag Dordrecht 2009 ISBN 978 1 4020 4551 6 D R Muhs Loess deposits origins and properties In S A Elias Hrsg Encyclopedia of Quaternary Science Rotterdam 2007 S 1405 1418 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Loss Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Lossbedeckung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Loss Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karte Lossverbreitung auf der Erde Loss in Nordamerika englisch 2007 Neue Losskarte Europas Helmholtz Zentrum fur Umweltforschung Einzelnachweise Bearbeiten M Pecsi Loess is not just the accumulation of dust In Quaternary International Band 7 8 S 1 21 doi 10 1016 1040 6182 90 90034 2 elsevier com abgerufen am 13 April 2017 Loss In Encyclopaedia Britannica Loss In Karl Casar von Leonhard Geologie oder Naturgeschichte der Erde Band 3 S 454 ff Dr Jutta Weber Dr Horst Eichler Geotop 2011 Der Loss vom Haarlass In Broschure Geo Naturpark Bergstrasse Odenwald 2016 abgerufen am 12 Januar 2021 Loss Loss bei Duden online Uber Ablagerung recenten Losses durch den Wind In Zeitschrift der Deutsche Geologischen Gesellschaft 40 1888 S 575 582 Otfried Wagenbreth Geschichte der Geologie in Deutschland Enke 1999 ISBN 3 13 118361 6 S 125 Albrecht Penck Uber den Loss in Deutschland In Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 35 Heft 2 1883 S 394 396 Wolfgang Soergel Losse Eiszeiten und palaolithische Kulturen G Fischer Jena 1919 Tobias Sprafke Igor Obreht Loess Rock sediment or soil What is missing for its definition In Quaternary International Kukla Loessfest Band 399 18 April 2016 S 198 207 doi 10 1016 j quaint 2015 03 033 sciencedirect com abgerufen am 13 April 2017 Andrej E Dodonov Loess of Central Asia Geo Journal 24 2 1991 S 185 194 https www spektrum de lexikon geographie loess 4811 Ian Smalley Slobodan B Markovic Zorica Svircev Loess is almost totally formed by the accumulation of dust In Quaternary International The Second Loessfest 2009 Band 240 Nr 1 2 1 August 2011 S 4 11 doi 10 1016 j quaint 2010 07 011 sciencedirect com abgerufen am 13 April 2017 P Sumegi K Nafradi D Molnar Sz Savai Results of paleoecological studies in the loess region of Szeged Othalom SE Hungary In Quaternary International Loess and Dust Contributions in honour of Ian Smalley Band 372 22 Juni 2015 S 66 78 doi 10 1016 j quaint 2014 09 003 sciencedirect com abgerufen am 13 April 2017 Peter U Clark Arthur S Dyke Jeremy D Shakun Anders E Carlson Jorie Clark Barbara Wohlfarth Jerry X Mitrovica Steven W Hostetler A Marshall McCabe The Last Glacial Maximum In Science Band 325 Nr 5941 2009 S 710 714 Sandwand fur die Uferschwalben bei Giebenach Auf Verein Naturnetz Untersuchungen an Lossen der Nordschweiz von Gouda Hassanein Gauda von 1958 auf Geographica Helvetica D Haase J Fink G Haase R Ruske M Pecsi Loess in Europe its spatial distribution based on a European Loess Map scale 1 2 500 000 In Quaternary Science Reviews Band 26 Nr 9 10 1 Mai 2007 S 1301 1312 doi 10 1016 j quascirev 2007 02 003 sciencedirect com abgerufen am 13 April 2017 Heiko Lindner Frank Lehmkuhl Christian Zeeden Spatial loess distribution in the eastern Carpathian Basin a novel approach based on geoscientific maps and data In Journal of Maps Band 13 Nr 2 6 Februar 2017 S 173 181 doi 10 1080 17445647 2017 1279083 Lossboden Boden des Jahres 2021 29 November 2020 abgerufen am 12 April 2021 deutsch Heilpraxisnet de GbR Heilerde Boden des Jahres in Deutschland Schwarzerde 2005 Fahlerde 2006 Heide Podsol 2007 Braunerde 2008 Kalkmarsch 2009 Stadtboden 2010 Vega 2011 Moor 2012 Plaggenesch 2013 Weinbergsboden 2014 Stauwasserboden 2015 Grundwasserboden 2016 Gartenboden 2017 Felshumusboden 2018 Kippenboden 2019 Wattboden 2020 Lossboden 2021 Pelosol 2022 Ackerboden 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Loss amp oldid 234915266