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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Rheingau Begriffsklarung aufgefuhrt Der Rheingau ist eine Kulturlandschaft im Sudwesten Hessens die sich rechtsrheinisch zwischen Walluf und Lorchhausen und von dort bis zum Taunushauptkamm erstreckt Der Rhein der hier die Grenze zwischen Hessen und Rheinland Pfalz bildet wird bei Wiesbaden aus seiner allgemeinen Nordrichtung abgelenkt und fliesst fur etwa 25 Kilometer nach Westen bevor er sich beim Binger Loch wieder nordwarts wendet Die dominierende Gelandeform ist daher der Sudhang was insbesondere dem Weinanbau im Rheingau zugutekommt Mit dem Flussabschnitt zwischen Rudesheim und Lorch dem sudlichen Ende des 130 Kilometer langen Durchbruchstals des Mittelrheins durch das Rheinische Schiefergebirge gehort der Rheingau aber auch zum Welterbe Oberes Mittelrheintal Dieses bereicherte er durch zahlreiche historische Statten und Denkmaler Naturraumlich zahlt der Rheingau zum Rhein Main Tiefland und bildet die Haupteinheit 236 Kartenausschnitt mit dem ehemaligen Rheingaukreis von 1905Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Landschaft 1 2 Klima 1 3 Boden 2 Geschichte 3 Weinbau 4 Sehenswurdigkeiten 5 Kultur 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenLandschaft Bearbeiten nbsp Weinberg Hollenberg in AssmannshausenDie Region ist dreigeteilt Direkt am Rhein befinden sich flach abfallende lossbedeckte Weinberge Dorfer und Weinguter Die alte Kulturlandschaft besitzt viele historische Burgen Schlosser Kirchen und Kloster die den Rheingau auch fur den Tourismus attraktiv machen Oberhalb der Weinberge geht der Rheingau in das so genannte Rheingaugebirge mit dem Hinterlandswald uber Der Quarzitrucken mit der hochsten Erhebung des Rheingaus der Kalten Herberge 619 m einer bewaldeten Kuppe oberhalb von Hallgarten fallt mit vielen kleinen Bachtalern ab ins Wispertal Diese Landschaft ist mit Schluchtwaldern Hochmooren und Wiesenbachen bedeckt Zwischen Rudesheim am Rhein und Lorch fliesst der Rhein zwischen hohen bewaldeten Bergrucken in Richtung Norden Dieser Abschnitt des Mittelrheintals Inbegriff der Rheinromantik zu Goethes Zeiten ist gepragt durch Felsgruppen Trockenwalder und kleinere Weinbaugebiete die an die Ortschaften angrenzen Hier gedeihen einige der bekanntesten Weine Deutschlands nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Rhein Panorama Blick vom Niederwalddenkmal bei Rudesheim Klima Bearbeiten Das Klima im Rheingau ist gepragt durch trocken warme Sommer und milde Winter In den Ortslagen nahe dem Rhein wachsen in den Garten mediterrane Geholze Feigenbaume Oliven Wollmispeln Eukalypten Palmen Aprikosen und Pfirsiche an den Rhein Steilhangen herrscht eine an die Trockenheit angepasste Vegetation vor Die durchschnittlichen Tagestemperaturen in den Sommermonaten liegen bei uber 19 C im Winter selten unter 1 C Die Jahresniederschlagsmenge betragt zwischen 450 mm in einigen Orten am Rhein und uber 1000 mm auf der Kalten Herberge Boden Bearbeiten Der Rheingau umfasst eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Boden Man unterscheidet im Wesentlichen Boden aus Loss und Losslehm diese Boden sind am weitesten verbreitet alle Lagen des ostlichen und mittleren Rheingaus und die tieferen Lagen von Lorch Boden aus Quarzit Taunusquarzit hohere Lagen des ostlichen und mittleren Rheingaus sowie bei Lorch Boden aus Tonschiefer Hunsruckschiefer und aus Phyllit ersterer in Rudesheim am Rudesheimer Berg und Lorch letzterer in Assmannshausen Kiedrich Martinsthal und Rauenthal Boden aus Sanden Tonen und Tonmergeln des Tertiars verbreitet in allen Weinbaugemeinden zwischen Wicker und Rudesheim Boden aus jungen Schwemmsedimenten verbreitet in den tiefen Lagen von Rhein und MainQuellen fur weitergehende Informationen befinden sich unter den Weblinks Geschichte Bearbeiten nbsp Ausdehnung des Rheingaus in seinen ursprunglichen Grenzen bis in den Odenwald hier im Jahr 1000 im Herzogtum WestfrankenIm alten Frankenreich war der Rheingau ein Gau der im Auftrag des Konigs von den Rheingrafen verwaltet wurde In seiner ursprunglichen Ausdehnung umfasste er den spateren Unterrheingau der in der Folge den Namen Rheingau behielt den Konigssondergau heute in etwa das Gebiet der Landeshauptstadt Wiesbaden und des westlichen Main Taunus Kreises sowie den Oberrheingau sudlich des Untermains Ostlich lagen der Niddagau und der Maingau und nordlich der Lahngau Bereits in der karolingischen Zeit geriet der Rheingau zunehmend unter Einfluss des Erzbistums Mainz So lasst die Grundung der Abtei Bleidenstadt im Taunus durch Erzbischof Lullus bereits auf einen erheblichen Einfluss schliessen Mit Hrabanus Maurus ist 850 erstmals ein Mainzer Erzbischof erwahnt der im Rheingau uber eine Residenz verfugte Im Jahr 983 nahm Erzbischof Willigis am Reichstag Ottos II in Verona teil wo ihm dieser am 13 Juni die sogenannte Veroneser Schenkung machte Die Schenkung sprach dem Erzbistum Gebiete von Ingelheim bis nach Heimbach und Kaub das Gebiet beiderseits der unteren Nahe sowie den rechtsrheinischen Rheingau als Lehen zu Sie war Grundlage fur einen grossen Teil des spateren Kurstaates Kurmainz uber den der Erzbischof als Landesherr regierte Er drangte den Einfluss der Rheingrafen nach und nach zuruck Die Erzbischofe brachten die lokalen Adligen zunehmend in ihre Abhangigkeit Unter Erzbischof Adalbert I besass Kurmainz ab 1130 die uneingeschrankte Herrschaft uber den Rheingau Als Verwaltungseinheit bestand in Kurmainz das Vizedomamt Rheingau Ein wichtiges Instrument der Durchsetzung Mainzer Politik im Rheingau war die Grundung von Klostern Die ersten der rund ein Dutzend waren Johannisberg zwischen 1106 und 1108 Eberbach erstmals 1116 und Mittelheim 1158 Die unter Erzbischof Balduin begonnene Kurfurstliche Burg Eltville entwickelte sich zu einer wichtigen Residenz der Erzbischofe Der Rheingau war 600 Jahre lang bis zum Ende des 18 Jahrhunderts vom Rheingauer Gebuck einer aus gebuckten Buchen bestehenden naturlichen Grenzbefestigung umschlossen Im Jahr 1525 erreichte der Deutsche Bauernkrieg den Rheingau 1 Die Bauern lagerten auf der Wacholder Heide vor dem Kloster Eberbach Von dort aus plunderten sie Vorrate des Klosters Sie forderten unter anderem die Auflosung der Kloster im Rheingau Die aufstandischen Bauern erzwangen eine Erklarung der zufolge die Rheingauer Kloster keine Monche mehr aufnehmen durften Nach dem Herannahen der Truppen des schwabischen Bundes ergaben sich die Bauern Die Erklarung wurde gegenstandslos Neun Radelsfuhrer der Bauern wurden enthauptet Die bisherigen Privilegien des Rheingaus Rheingauer Weistum wurden aufgehoben und das Volk zur Zahlung von funfzehntausend Gulden Sondersteuern verpflichtet nbsp Traubenleser und Kellermeister aus dem unteren Rheingau um 1900Nach Auflosung des Kurstaates ging der Rheingau 1803 an Nassau Usingen und war zur Zeit des Herzogtums Nassau in die Amter Eltville und Rudesheim gegliedert Nach der Annexion des Herzogtums durch Preussen wurde im Marz 1867 der Rheingaukreis als Landkreis im Regierungsbezirk Wiesbaden der preussischen Provinz Hessen Nassau geschaffen Nach einer Teilung des ursprunglichen Grosskreises im Jahr 1886 war das verbliebene Gebiet des Rheingaukreises identisch mit dem Rheingau zu kurmainzischer Zeit Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde der Rheingaukreis zum 1 Januar 1977 mit dem Untertaunuskreis zum Rheingau Taunus Kreis zusammengeschlossen Seitdem ist Rheingau kein Begriff mehr fur eine politische Verwaltungseinheit Er ist jedoch nach wie vor Name einer Kulturlandschaft zu der ihre Bewohner eine Verbundenheit bewahrt haben Dies zeigt sich etwa an der Selbstbezeichnung Rheingauer die gegenuber Aussenstehenden verwendet wird Weinbau Bearbeiten nbsp Der Spatlesereiter im Hof von Schloss Johannisberg Geisenheim Hauptartikel Rheingau Weinanbaugebiet Die klimatischen Bedingungen begunstigen den Weinbau der in der Region schon zur Zeit Karls des Grossen betrieben wurde Rheingauer Weine insbesondere der Rheingauer Riesling geniessen einen Spitzenruf in aller Welt Das in 3 Abs 1 Nr 9 Weingesetz genannte bestimmte Weinbaugebiet Rheingau ist weiter gefasst als der Rheingau an sich so umfasst es beispielsweise auch Lagen in Hochheim am Main So herausragend der Rheingau unter dem Gesichtspunkt der Qualitat auch ist hinsichtlich seiner Grosse gehort er mit seinen 3100 Hektar Rebflache zu den kleinsten deutschen Anbaugebieten und rangiert an siebter Stelle Knapp 2 5 der deutschen Weinernte werden hier erzeugt insgesamt etwa 20 Millionen Liter Wein pro Jahr davon 85 Weisswein Der Durchschnittsertrag liegt bei 6700 Litern pro Hektar das ist deutlich weniger als der deutsche Durchschnitt von rund 9500 Litern Unter den Rebsorten nimmt der Riesling mit knapp 80 die unangefochtene Spitzenstellung ein wahrend auf den Spatburgunder rund 12 5 und auf den Muller Thurgau lediglich 2 entfallen Die Rieslinge aus dem ostlichen und mittleren Rheingau sind sofern sie von den tiefer gelegenen Lagen auf sandigen Lehmboden stammen stets voller kraftiger und im Alter erdiger als jene die in Rudesheim auf Schieferverwitterung wachsen Diese sind eleganter und schillernder Eine Ausnahme bilden die Weine aus Lorch Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard von Bingen in der Pfarrkirche von EibingenDer Rheingau hat als Kulturland zahlreiche Sehenswurdigkeiten zu bieten darunter kulturgeschichtlich interessante Schlosser Burgen Kloster und Kirchen teilweise mit Weingutern Gastronomie und Hotellerie darunter Schloss Reinhartshausen in Eltville Erbach Kloster Eberbach in Eltville am Rhein Schloss Vollrads in Oestrich Winkel Burg Schwarzenstein in Geisenheim und Schloss Johannisberg in Geisenheim Johannisberg mit seiner Basilika Auch eine Universitat und eine Internatsschule sind im Rheingau in Schlossern untergebracht In Schloss Reichartshausen in Oestrich Winkel befindet sich die EBS Universitat fur Wirtschaft und Recht in Schloss Hansenberg die Internatsschule Schloss Hansenberg fur Hochbegabte Sehenswert sind die Altstadte von Rudesheim mit der weltberuhmten Drosselgasse Eltville mit der kurfurstlichen Burg der katholischen Pfarrkirche St Peter und Paul sowie Kiedrich das gotische Weindorf im Rheingau mit seiner ehem Pfarrkirche St Valentinus weiterhin die alteste evangelische Kirche des Rheingaus die Johanneskirche in Eltville Erbach das Niederwalddenkmal oberhalb Rudesheims und der Oestricher Kran der letzte erhaltene Weinladekran am Rheinufer Die Kalte Herberge bei Hallgarten ist die hochste Erhebung im Rheingau Ab Rudesheim beginnt das Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal 2 Hier besonders sehenswert das Weinstadtchen Lorch mit der reich ausgestatteten gotischen St Martinuskirche mit dem grossten und altesten monochrom konzipierten Schnitzaltars Deutschlands dem Lorcher Hochaltar Das ebenfalls in Lorch stehende Hilchenhaus gilt als bedeutendster Renaissance Bau im Welterbe des Oberen Mittelrheintales Daneben gibt es noch weitere sehenswerte Burgen und Schlosser sowie Kloster und Kirchen nbsp Schloss Johannisberg mit Basilika Johannisberg nbsp Rheingauer Dom Geisenheim nbsp Oestricher Kran Oestrich Winkel nbsp Johanneskirche Eltville Erbach nbsp Kurfurstliche Burg Eltville nbsp Pfarrkirche St Peter und Paul Eltville nbsp Kloster Eberbach Eltville nbsp Niederwalddenkmal oberhalb Rudesheims nbsp Schloss Reinhartshausen Eltville Erbach nbsp Schloss Vollrads Oestrich Winkel nbsp Drosselgasse Rudesheim nbsp Kirche St Valentinus Kiedrich nbsp Hilchenhaus in Lorch nbsp Lorcher Hochaltar von 1483 in St Martin Lorch Kultur BearbeitenRheingau Musik Festival Rheingauer Platt Rheingau Literatur Festival WeinLese Magazin fur Kultur und Lebensart VivArt Wiesbaden und RheingauLiteratur BearbeitenKarl Rolf Seufert Die geistigen Strome sind nie versiegt In Der Hessische Minister fur Landwirtschaft und Forsten Freundeskreis Kloster Eberbach e V Hrsg Eberbach im Rheingau Zisterzienser Kultur Wein Der Hessische Minister fur Landwirtschaft und Forsten Wiesbaden Eltville 1986 S 9 40 Dirk M Becker vivat Wiesbaden und Rheingau Spaziergange zwischen Tradition und Moderne Universum Verlag 2006 ISBN 3 89869 141 1 Baedeker Wiesbaden Rheingau Karl Baedeker Ostfildern Kemnat 2001 ISBN 3 87954 076 4 Oliver Bock Rheingau von A bis Z Societats Verlag ISBN 3 7973 0921 X Oliver Bock Rheingauer Weinschmecker Societats Verlag Oliver Bock Der Rheingau Des Stromes Goldene Mitte Societats Verlag Alfred Zirwes Im Rheingau unterwegs Societats Verlag Hans Ambrosi Wolfgang Blum Rheingau pur Verlagsgruppe Rhein Main Herbert Michel Rheingauer Dialekt Gesellschaft zur Forderung der Forschungsanstalt Geisenheim anlasslich deren 125 jahrigen Bestehens ISBN 3 9805265 1 8 Magazin fur Kultur und Lebensart vivat Wiesbaden und Rheingau Universum Verlag Wiesbaden C u F Lange Das Weinlexikon Fischer Verlag 2003 ISBN 3 596 15867 2 Richard Henk Rheingau Brausdruck Heidelberg ISBN 3 921524 90 3 Martin Mosebach Der Rheingau In ein Essay in Deutsche Landschaften S Fischer Verlag 2003 ISBN 3 10 070404 5 Emil Rittershaus Die Rheingauer Glocken In Die Gartenlaube Heft 1 1878 S 7 Volltext Wikisource Gedicht Alfred Zirwes Im Rheingau Gebirge unterwegs Societats Verlag ISBN 3 7973 0839 6 Alfred Zirwes Auf Kur in den Rheingau Selbstverlag ISBN 3 00 015910 X Walter Hell Vom Mainzer Rad zum Hessischen Lowen Aufsatze zur Rheingauer Geschichte Sutton Verlag Erfurt 2008 ISBN 978 3 86680 356 5 Gunter Schenk Rheinhessen Rheingau Handbuch fur individuelles Entdecken Reise Know How Verlag Peter Rump Bielefeld 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rheingau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Rheingau Reisefuhrer nbsp Wiktionary Rheingau Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Der Rheingau Der Rheingau aus der Luft fotografiert Rheingauer Weinzeitung 1903 1951 digital Literatur uber Rheingau nach Register nach GND In Hessische Bibliographie Landschaftssteckbrief Rheingau des Bundesamtes fur Naturschutz Hinweise Informationen zu den Boden im Rheingau Terroir Hessen Weinbaustandortviewer des HLNUG Hessisches Landesamt fur Naturschutz Umwelt und Geologie bezuglich der Boden in den Weinbaugebieten des RheingausEinzelnachweise Bearbeiten Karl Rolf Seufert Die geistigen Strome sind nie versiegt In Der Hessische Minister fur Landwirtschaft und Forsten Freundeskreis Kloster Eberbach e V Hrsg Eberbach im Rheingau Zisterzienser Kultur Wein Der Hessische Minister fur Landwirtschaft und Forsten Wiesbaden Eltville 1986 S 9 40 Hessen will Bundesgeld fur Welterbestatten Frankfurter Rundschau vom 31 Marz 2009Normdaten Geografikum GND 4049757 4 lobid OGND AKS VIAF 240794580 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rheingau amp oldid 236878837