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Die katholische Wallfahrts und ehemalige Pfarrkirche St Hildegard und St Johannes der Taufer wird meist nur als St Hildegard bezeichnet Sie befindet sich in Eibingen einem Ortsteil von Rudesheim am Rhein und wurde auf den Uberresten der ehemaligen Klosterkirche der hl Hildegard errichtet deren Reliquien sich seit 1641 hier befinden Der Ostflugel die Umgebungsmauern und die Bodendenkmaler des alten Klosters blieben uberwiegend erhalten St Hildegard EibingenSt Hildegard ist heute eine Filialkirche der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau einer Pfarrei neuen Typs Seit 2015 ist der sogenannte Rheingauer Dom in Geisenheim auch Pfarrkirche von Eibingen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Neubau 3 Ausstattung 4 Orgeln 4 1 Hauptorgel 4 2 Chororgel 5 Das alte Kloster Eibingen und die Abtei St Hildegard 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Reliquienschrein der Hl Hildegard von 19291148 stiftete die Adlige Marka von Rudesheim an diesem Ort ein Augustiner Doppelkloster Das nach Brandschatzung durch die Truppen Friedrich Barbarossas leerstehende Gebaude wurde 1165 durch Hildegard von Bingen mit Benediktinerinnen neubesiedelt Anders als im Schwesternkloster Rupertsberg wurden hier nicht nur adelige sondern auch nichtadelige Frauen aufgenommen 1575 lebten nur noch drei Schwestern im Kloster die schliesslich in das nahegelegene Kloster Marienhausen der Zisterzienserinnen bei Aulhausen umsiedelten So konnten vor der Reformation fliehende Augustiner Chorfrauen aus St Peter bei Bad Kreuznach in das Eibinger Kloster einziehen 1603 erreichte die Abtissin des Klosters Rupertsberg Cunigundis Freiin von Dehrn die Ruckgabe des Klosters Seitdem trugen die Abtissinnen den Titel von Rupertsberg und Eibingen Nach Zerstorung des Klosters Rupertsberg 1632 durch die Schweden im Dreissigjahrigen Krieg zogen die Nonnen nach Zwischenstationen in Koln und Mainz 1641 in Eibingen ein Abtissin Anna Lerch von Dirmstein konnte die Reliquie der heiligen Hildegard sowie Hildegards Reliquienschatz in das Eibinger Kloster retten Auch verschiedene Handschriften darunter das Buch Scivias der hl Hildegard wurden gerettet Ein teilweiser Neubau der Kirche und des Klosters erfolgte 1681 1684 durch Giovanni Angelo Barella aus Mainz unter der Abtissin Scholastica von Manteuffel 2 3 sowie 1736 1752 durch Johann Valentin Thomann ebenfalls aus Mainz Der Keller und tragfahiges Mauerwerk aus Hildegards Zeit blieben erhalten 1802 wurde das Kloster aufgehoben 1814 auf Beschluss der nassauischen Regierung geraumt Die gesamte Innenausstattung wurde an die gerade wiederaufgebaute Rochuskapelle bei Bingen verkauft Auch der uberwiegende Teil der Reliquien des hl Rupert von Bingen und seiner Mutter der hl Berta von Bingen gingen dorthin Die als der Eibinger Reliquienschatz bezeichnete Sammlung des von Hildegard zusammengetragenen Reliquienschatzes blieb aber in der Eibinger Kirche Die aufstehenden Teile des Sud und Westflugels des Klosters wurden 1817 abgebrochen Im Jahr 1831 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche Sie ersetzte die baufallige Dorfkirche von der auch das Patrozinium Johannes des Taufers ubernommen wurde Neubau Bearbeiten nbsp InnenansichtNach einem Brand in der Nacht vom 3 zum 4 September 1932 wurde die Kirche nicht wieder in altem barocken Stil aufgebaut Es entstand ein tonnengewolbter Ziegelbau in zeitgenossischer Form mit Aussenaltar nach Entwurfen der Frankfurter Architekten Hans 1872 1952 und Christoph Rummel 1881 1961 der auf den Grundmauern des alten Klosters errichtet wurde Hierbei sind Stilelemente der ehemaligen Klosterkirche ubernommen worden Die Einweihung erfolgte 1935 Der Ostflugel des ehemaligen Klosters dient seitdem als Pfarrhaus und der historische Keller als bischofliches Weingut des Bistums Limburg Die Hildegard Skulptur an der ausseren Sudecke der Kirche aus frankischem Muschelkalk aus dem Jahr 1957 stammt von Franz Bernhard aus Frankfurt Sie soll an die seit 1857 am Fest der heiligen Hildegard am 17 September durchgefuhrte Wallfahrt erinnern Ausstattung BearbeitenVon der ursprunglichen barocken Kirchenausstattung ist heute nichts mehr erhalten Vier Holzfiguren des ehemaligen Hochaltars von Johann Georg Biterich befinden sich heute in der katholischen Pfarrkirche St Bartholomaus in Fehlheim Das in Tuch und Schmuck gehullte Haupt die Behaltnisse mit Herz und Zunge und die mit durchsichtigem Stoff umgebenen Gebeine der heiligen Hildegard werden seit 1929 in einem Reliquienschrein aus vergoldetem Kupfer aufbewahrt Der Schrein wurde vom Benediktinermonch Radbod Commandeur aus Maria Laach entworfen und durch den Goldschmied Josef Kleefisch aus Koln gefertigt Im Jubilaumsjahr 1998 wurde er nach umfangreicher Innenrenovierung der Kirche in den Chorraum verlegt Der Schrein zeigt Reliefs von Heiligen die Hildegard verehrt hat und ihre Weggefahrtinnen Jutta und Hiltrud Vorne Benedikt von Nursia Apostel Petrus sowie Johannes der Taufer Rupert von Bingen Dazwischen allegorische Darstellung der Tugenden Gerechtigkeit Waage Tapferkeit Schwert Schild Klugheit Schlange Spiegel und Massigung Kruge mit Wasser und Wein Ruckseite Jutta von Sponheim Missionar Disibod sowie Martin von Tours Hiltrud vom Rupertsberg Dazwischen Name und Wappen der Auftraggeber des Schreins Augustinus Kilian Bischof von Limburg und Ildefons Herwegen Abt des Klosters Maria Laach Das lateinische Spruchband uber den Reliefs heisst ubersetzt Der Herr hat mich bekleidet mit dem Gewand des Heils mich umhullt mit dem Mantel der Freude wie eine Braut geziert mit ihrem Schmuck Uber dem Schrein bilden Kugeln einen Bogen Er erinnert an die Lichterscheinung uber dem Kloster Rupertsberg an Hildegards Todestag Unterhalb des Bogens sieht man zwei Pfauen als Paradiesvogel und Symbole fur die Auferstehung die am Brunnen mit dem Wasser des ewigen Lebens trinken Im Zuge der Innenrenovierung 1998 wurde auf der linken Seite des Kirchenraums eine Sakramentskapelle geschaffen in der sich der Tabernakel befindet Zu deren Ausgestaltung gehort ein Glasfenster des britischen Kunstlers Graham Jones der den Brennenden Dornbusch darstellt Gefertigt wurde das Fenster von den Glasstudios Derix in Taunusstein Der damalige Pfarrer von Eibingen und heutige Weihbischof in Limburg Thomas Lohr hat eine Erlauterung der kunstlerischen Deutung verfasst die neben dem Fenster zu lesen ist Die beiden Seitenaltare mit den Terrakottagruppen Maria und Josef schuf der in Lorch aufgewachsene Munchner Maler und Bildhauer August Weckbecker 1888 1939 im Jahr seines plotzlichen Ablebens 1939 4 Die Reliefs links und rechts vom thronenden Josef zeigen auf der rechten Seite die trauernden Maria und Josef uber dem Leichnam von Jesus Ein Augenmerk ist auf das linke Relief zu richten das die heilige Familie beim Alltag zeigt Josef arbeitet im Weinberg des Herrn und der kleine Jesus reicht ihm die Rebschere an ein typisches Bild aus dem Weinbau in den Eibinger Weinlagen rund um die Wallfahrtskirche Maria steht bei geoffneter Tur wohl an der Werkbank der Zimmerei von Josef und zeigt die Ernte in einem Korb auf dessen Rand ein Vogel zu sitzen scheint wahrend eine Hauskatze am Boden zu sehen ist eine typische Szene aus dem landlichen Leben in den 1930er Jahren Das Innere der heutigen Kirche mit Altarbild Kieselsteinmosaiken und den Fenstern wurde vom Kunstler Ludwig Baur aus Telgte gefertigt Die 1961 entstandenen Glasmalereien zeigen auf der linken Seite der Kirche drei Fenster mit je 7 Pflanzendarstellungen die von Hildegard von Bingen als besonders wirksam bezeichnet wurden Die sechs Fenster auf der rechten Seite sind frei nach ihren Visionen geschaffen Sie zeigen die Erschaffung die Erlosung und die Vollendung der Welt Hergestellt wurden die Fenster durch die Firma Hein Derrix aus Kevelaer Als Vorlage fur das 1965 zum 800 Grundungsjahr des Klosters erschaffene Mosaik des Altarbildes diente die Bildtafel 11 des Scivias Kodex Der Urquell des Lebens Die wahre Dreiheit in der wahren Einheit Das dreiteilige Mosaik Vita St Hildegardis mit Szenen aus dem Leben und Wirken der Heiligen stammt aus dem Jahr 1969 nbsp Altarbildmosaik des Ludwig Baur von 1965 nbsp Maria mit Jesuskind und Traube auf dem von August Weckbecker geschaffenen Marienaltar nbsp Josefsaltar des August Weckbecker nbsp St Hildegardfigur eines nicht bekannten Kunstlers nbsp Pieta nbsp Eibinger ReliquienschatzOrgeln BearbeitenHauptorgel Bearbeiten Die Hauptorgel wurde 1964 von der Bonner Orgelbaufirma Johannes Klais gefertigt Das Instrument hat 25 Register 1714 Pfeifen auf zwei Manualen und Pedal I Hauptwerk C g31 Quintadena 16 2 Principal 8 3 Rohrflote 8 4 Octave 4 5 Spillpfeife 4 6 Nasard 2 2 3 7 Gemshorn 2 8 Mixtur IV V9 Trompete 8 II Schwellwerk C g310 Holzgedackt 8 11 Salicet 8 12 Prinzipal 4 13 Hohlflote 4 14 Oktav 2 15 Larigot 1 1 3 16 Sesquialter II17 Scharff IV18 Krummhorn 8 Tremulant Pedalwerk C f119 Subbass 16 20 Prinzipal 8 21 Gedackpommer 8 22 Choralbass 4 23 Nachthorn 2 24 Rauschpfeife III25 Liebliche Posaune 16 Koppeln II I I P II PChororgel Bearbeiten nbsp Altarraum mit ChororgelDie Chororgel wurde als gebrauchtes Instrument erworben Es wurde in den 1950er Jahren von der Firma Bosch mit funf Registern erbaut Zwei Register wurden ausgetauscht um das Werk fur die Chorbegleitung zu optimieren Die heutige Disposition lautet Manual C f31 Holzgedackt 8 2 Principal 4 3 Salicet 4 4 Mixtur II III Pedal C f15 Subbass 16 Koppel Man P als Tritt Das alte Kloster Eibingen und die Abtei St Hildegard BearbeitenIn der Tradition des alten Klosters wurde 1900 1904 oberhalb von Eibingen die Abtei St Hildegard errichtet und von Benediktinerinnen der Abtei St Gabriel in Prag besiedelt In Eibingen befinden sich somit das alte und das neue Kloster der heiligen Kirchenlehrerin Hildegard Am 21 Juli 2021 hat sich der Forderverein Altes Hildegardis Kloster Eibingen und Umfeld gegrundet der sich u a zur Aufgabe macht das Dornroschen Dasein der alten Klosteranlage im Ortskern von Eibingen zu beenden Dies soll geschehen durch Beitrage zum baulichen Erhalt Ausgestaltung Renovierung und baulichen Erweiterung der alten Klosteranlage insbesondere durch die Freilegung von nachweislich noch vorhandenen Mauern des Sudflugels des alten Klosters Schaffung eines Hildegard Arboretums mit Erlauterungen zu dem Hildegardischen Werk Physica in seiner botanischen medizinischen und naturkundlichen Ausrichtung und mit einem Grunen Band der Hildegard das durch Bepflanzungen die beiden Orte namlich das Alte Hildegardis Kloster im Kern von Eibingen und die Abtei St Hildegard verbinden soll Literatur BearbeitenW Krammes B Jakobs H Graff Hrsg Die Kirchen im Mittelrheintal Fuhrer zu den Bauten des UNESCO Welterbes Mittelrhein Michael Imhof Verlag Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 237 6 Werner Schafke Der Rhein von Mainz bis Koln Dumont Kunst Reisefuhrer DuMont Buchverlag 1995 ISBN 3 7701 1142 7 Heike Koschyk Hildegard von Bingen Ein Leben im Licht 4 Auflage Aufbau Verlag 2011 ISBN 978 3 7466 2522 5 Hildegard von Bingen Wirkungsstatten Reihe Hagiographie Ikonographie Volkskunde 4 Auflage Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 8000 4 St Hildegard Rudesheim Eibingen Schnell Kunstfuhrer Nr 2308 2 Auflage Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6070 0 Matthias Schmandt Hildegard von Bingen und das Kloster Eibingen Revision einer historischen Uberlieferung In Nassauische Annalen 125 2014 S 29 52 Einzelnachweise Bearbeiten Die 13 Kirchorte der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau abgerufen am 20 Januar 2022 Regina Elisabeth Schwerdtfeger et al Die Benediktinischen Monchs und Nonnenkloster in Hessen 2004 S 139 Saint Hildegard Abtei St Hildegard Hildegard von Bingen Prophetin durch die Zeiten 1997 S 505 books google de Karl Busch August Weckbecker 1888 1939 Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1963 Seite 26 WerkverzeichnisWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Hildegard Eibingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Archivalien zum Kloster Eibingen im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Pfarrei St Hildegard Eibingen Memento vom 23 Juli 2012 im Internet Archive Kirchenbrand Die alte Pfarrkirche St Hildegard Memento vom 30 Dezember 2016 im Internet Archive Kloster Eibingen Abtei St Hildegard auf rheingau de49 98588 7 928229 Koordinaten 49 59 9 2 N 7 55 41 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Hildegard Eibingen amp oldid 235392994